22. September, Teil II: Mehr Spotted Cats - aber anders
Zum landschaftlich Spektakulärsten, was die Masai Mara zu bieten hat, zählt der Mara River. Wenn sein Ufer nicht gerade im Übermaß von Autos bevölkert ist, weil sich ein mögliches Crossing anbahnt, sind Setting und Stimmung entlang des Stroms grandios. Und wo Wasser ist, ist ohnehin Leben - wenn auch zuweilen ein ziemlich bequemes.
Ziemlich beste Freunde
Aber eben auch manchmal das Gegenteil davon, die Hochzeit der Crossings hat deutliche Spuren hinterlassen. Nicht alle Tieren kommen beim gewagten Versuch der Flussüberquerung ungeschoren davon, und an einer Kehre haben sich etliche verendete Gnus angestaut. Die gestopften Krokodile, in der Mara aufgrund des Nahrungs-Überangebots im XXL-Format, interessiert das nicht die Bohne.
Anders als die nimmersatten Geier, die von Kadaver zu Kadaver fliegen und am liebsten alles für sich hätten.
Sie kriegen auch im Überfluss den nackten Hals nicht voll und bekämpfen sich so heftig, dass sie nicht nur Federn lassen, sondern sogar Fetzen von Fleisch.
So viele Geier auf einem Haufen haben wir noch nie gesehen. Was kein Wunder ist, denn sie leben im Schlaraffenland. Ein Großteil der Gnus hat sich vorerst in Richtung Serengeti verabschiedet, doch das Ende der Crossings ist noch nicht erreicht - und somit kein Engpass in Sicht.
Eine Schlange begegnet uns (Grass Snake?)...
...und schon fast zurück im Camp stoppen wir an einem einzelnen Baum, der uns seit Tagen fasziniert. Er ist für Mara-Verhältnisse außerordentlich groß und belaubt und damit ein Hotspot für Vögel aller Art.
Mit der Kamera sind sie zwischen all den Zweigen kaum zu erwischen, doch dann endlich: ein Amethystglanzstar, eine Erstsichtung für uns.
Der schöne Vogel hat sichtlich Mühe, sein Mittagessen zu vertilgen, das wir nicht näher definieren können. Aber wir freuen uns sehr über diese Sichtung.
Viel kann an diesem Tag eigentlich nicht mehr kommen. Denken wir. Doch falsch gedacht. Das Beste kommt zum Schluss. Zwei Autos stehen nah der Stelle, wo wir zwei Tage zuvor die Servale beobachtet hatten. Sie werden wohl umgezogen sein, meint Livingstone, und wir riskieren einen näheren Blick. Positionieren uns hinter einem der beiden Autos, denn nur aus einem bestimmten Winkel können wir in den hohlen Baumstamm vor uns hineinspähen. Darin, erläutern unsere Vorderleute, seien zwei kleine Servale.
Mein Adrenalinspiegel steigt, doch viel ist nicht zu sehen. Nur manchmal eine schattenhafte Bewegung im Baum. Das Paar vor uns ist seit Stunden hier und wartet darauf, dass sich die Kätzchen zeigen. Das sind ernüchternde Aussichten, denn das Licht ist an diesem Nachmittag dürftig und wird mit der Dämmerung nicht besser.
Vielleicht, wenn die Mutter von der Jagd heimkehrt? Ich wende mich an Livingstone. Doch der hat seine eigene Theorie. "I think this guy is too close", sagt er und zeigt das Auto vor uns, dessen Crew schließlich die Geduld verliert. Sie fahren. Und sind kaum weg, da stecken die Servale die Köpfchen aus dem Versteck.
Jetzt zeigt sich: Es sind nicht die Katzen, die wir zwei Tage zuvor beobachtet haben. Diese sind noch viel kleiner - und einfach zum Klauen süß.
Livingstone ruft den anderen Guide per Funk zurück, und der macht auf dem Absatz kehrt. Fährt allerdings nicht in die vermeintliche Lücke vor uns, die er hinterlassen hat. Nicht aus Rücksicht auf uns, sondern weil ihm wohl dämmert, was das Problem gewesen war.
Er parkt nun seinerseits hinter uns, sehr zum Ärger seiner Gäste, die trotz langer Optiken mit ihrem Schicksal hadern. Was ich aber nur am Rande mitbekomme. Ich bin viel zu abgelenkt - und auch zu begeistert, um irgendein Haar in der Suppe zu finden an diesem abermals ereignisreichen Tag.