Netiquette

Stellen Sie sich vor, Sie haben sich in einem für Sie völlig fremden Land mit einer Kultur, die Ihnen neu und unvertraut ist, niedergelassen. Selbstverständlich wollen Sie niemanden versehentlich vor den Kopf stossen. Es ist für Sie also selbstverständlich, dass Sie sich die Zeit nehmen, die kleine Broschüre, die man Ihnen üblicherweise an der Grenze in die Hand gedrückt hat, kurz zu studieren.
Die Netiquette, ist eine solche Sammlung von Gepflogenheiten für ein neues Land: "Cyberspace". Sie finden das Land nirgends auf einer Karte, aber dennoch umfasst es die ganze Welt. Es ist ein virtueller Raum mit eigenen Gesetzen und Regeln. Wenn es hier eng wird, fehlt es nicht an Raum sondern an Übertragungskapazität der Datenleitungen, an Rechenzeit oder an Speicherplatz. Wie in der realen Welt ist der schonende Umgang mit den vorhandenen Ressourcen und die rücksichtsvolle Begegnung mit anderen "Bewohnern des Cyberspace" der beste Weg, um für alle die bestmögliche Umgebung zu schaffen und zu erhalten.
Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist es durchaus so, dass auch im virtuellen Raum die Gesetze der realen Welt volle Geltung haben. Der Schutz der Persönlichkeit oder der Urheberrechte gilt z. B. auch hier ohne Einschränkung. Die Netiquette, wie das ungeschriebene Gesetz des Cyberspace bezeichnet wird, ist als Ergänzung zu diesen Gesetzen zu verstehen. Ähnlich wie in jeder Kultur sind es neben den geschriebenen Gesetzen die ungeschriebenen Verhaltensregeln und der gesunde Menschenverstand, die den täglichen Umgang mit anderen einfach und angenehm machen. Die Netiquette soll Reibungsflächen vermindern und das Leben aller Beteiligten vereinfachen. Man bezeichnet diese letztlich nicht eindeutig definierten Regeln daher auch als "Knigge des Internets".

Benutzungseinschränkungen

Sind bei einem Server Benutzungseinschränkungen (z. B. zeitliche) angegeben, respektieren Sie dies. Ein Forums-Server ist eine Leistung, die jemand anders kostenlos erbringt. Wenn er seinen Rechner zu bestimmten Zeiten auch für andere Aufgaben braucht, ist es ein Gebot der Höflichkeit, darauf Rücksicht zu nehmen.

Cool bleiben

Ein E-Mail ist sehr schnell geschrieben. Danach kann es mit einem einzigen Knopfdruck abgeschickt werden und erreicht den Bestimmungsort meist kurze Zeit später. Dies kann leicht dazu führen, dass man sich im Ton vergreift und eine Meldung verschickt, die man nur etwas später bereits gar nicht mehr so geschrieben hätte. Warten Sie also lieber einen Moment mit dem Versenden, wenn Sie z. B. gerade verärgert sind.

Dateiformate

Bedenken Sie, dass der Empfänger einer binären Datei nicht zwingend mit demselben Betriebssystem, denselben Programmen und denselben Zeichensätzen arbeitet wie Sie. Fragen Sie nach, wenn Sie nicht sicher sind, ob der Adressat ein bestimmtes Dateiformat verarbeiten kann.

Diskussionsgruppen

Die meisten Regeln für die elektronische Post sind sinngemäss auch auf die Diskussionsgruppen (Newsgruppen) anwendbar. Hier muss aber beachtet werden, dass nicht ein eindeutiger Adressat vorhanden ist, sondern sich ein Beitrag immer "an die ganze Welt" richtet.

Fragen zusammenfassen

Wenn Sie auf eine Frage, die Sie gestellt haben, Antworten erhalten, fassen Sie diese am Schluss kurz zusammen und publizieren Sie diese Zusammenfassung in der entsprechenden Newsgruppe.

FAQ (Frequently Asked Questions = häufig gestellte Fragen)

Stellen Sie sich vor, während einer öffentlichen Fragestunde kommen laufend neue Leute herein. Jeder, der neu dazukommt, stellt wieder dieselbe Frage, die früher am Abend bereits dreimal beantwortet wurde. Für die bereits Anwesenden ist dies sehr mühsam. Ähnlich verhält es sich in den Newsgruppen. Bevor Sie eine Frage stellen, lesen Sie das FAQ-Dokument der entsprechenden Gruppe. Dort werden die von Anfängern am häufigsten gestellten Fragen kompetent beantwortet.

Freundlich

Ob Sie direkt an eine Person oder an eine "anonyme" Adresse schreiben, am Ende liest ein Mensch Ihre Meldung. Seien Sie also nicht rüde oder gar verletzend. Ein freundlicher oder wenigstens sachlicher Ton führt meistens weiter.

Herumschreien

Verwendet man nur GROSSBUCHSTABEN heisst dies, diese Worte werden laut und ärgerlich geschrieen. Wie im Alltag wird Herumschreien auch im "Cyberspace" als unhöflich empfunden.

Hervorhebung

Um Textstellen hervorzuheben, steht im E-Mail keine Variation des Zeichensatzes (fett, kursiv) zur Verfügung. Setzen Sie einfach einen Stern oder ein Ausrufezeichen vor und nach der hervorzuhebenden Stelle.

Keine Werbung

Missbrauchen Sie Newsgruppen nicht für Werbung. Ähnlich wie beim E-Mail bezahlt auch hier der Empfänger das Porto. Ausnahmen sind Newsgruppen, die ausdrücklich zum Zweck des Verkaufens eingerichtet wurden (forsale, marketplace, biz usw.).

Komprimieren

Wollen Sie binäre Dateien (z. B. eine Tabellenkalkulation oder eine Grafik) als Beilage mitschicken, stellen Sie sicher, dass eine möglichst effiziente Komprimierung verwendet wird. Bedenken Sie, dass eine Datei beim Versand bis doppelt so gross ist, wie das Original auf Ihrer Festplatte.

Kurz und bündig

Es ist in einem E-Mail durchaus üblich, sich kurz und bündig zu fassen und auf allzu grosse Floskeln zu verzichten. Fassen Sie dies nicht als Beleidigung auf. Der Absender meint es nicht böse.

Layout

Bedenken Sie, dass der Umbruch eines E-Mails, besonders bei Tabellen, beim Empfänger oft anders aussieht, als auf Ihrem Computer. Gehen Sie davon aus, dass Sie zwar riesige Meldungen produzieren, beim Empfänger aber meistens nur ein unleserlicher Zeichensalat ankommt. Kommen Sie nicht um eine Tabelle herum, begrenzen Sie die Zeilenlänge auf 40 bis 60 Zeichen und benützen Sie die Tabulatortaste nicht! Das Mitsenden einer Datei, die die Tabelle enthält, ist in jedem Fall die elegantere Lösung.

Mirrors

Viele wichtige Dateiarchive werden rund um den Globus auf so genannten "Mirrors" gespiegelt (Kopien auf verschiedenen Computern). Wenn Sie Dateien vom Netz herunterladen, benützen Sie als Quelle immer einen Computer, der möglichst nahe an Ihrem Anschluss liegt.

Nachtrag

Empfänger werden es Ihnen danken, wenn Sie das Netz und die beteiligten Computer nicht unnötig mit grossen Dateien belasten. Überlegen Sie sich, ob ein kleiner Nachtrag manchmal nicht effizienter sein könnte, als die vollständige Datei noch einmal zu versenden.

Provokation

Lassen Sie sich nicht provozieren. Es gibt Benutzer, die nichts Besseres zu tun haben, als andere durch beleidigende Bemerkungen herauszufordern und so wahre "Newsstürme" zu entfachen. Geben Sie solchen Leuten nicht die Befriedigung, ihr Ziel erreicht zu haben.

Proxy

Benützen Sie den FTP-Proxyserver Ihres Internet-Providers (hier lagern die meist verlangten Seiten!), wenn er Ihnen einen solchen zur Verfügung stellt. Auch hier wird Bandbreite gespart und Sie erhalten Ihre Dateien schneller.

Shareware

Es obliegt Ihnen, allfällige Copyrights und Lizenzbestimmungen zu beachten. Sollte ein Autor für seine Software eine Lizenzgebühr verlangen (Shareware), bezahlen Sie diese, wenn Sie das Programm einsetzen.

Smilies

E-Mail ist eine Mischung von Brief und gesprochenem Wort. Es wird meist ohne langes Überlegen und Ausfeilen von Formulierungen geschrieben. Dadurch kann es vorkommen, dass ein Satz, vor allem wenn er ironisch gemeint war, vom Empfänger völlig falsch verstanden wird. Um Missverständnissen vorzubeugen, werden daher oft so genannte Smilies oder Emoticons verwendet. Um :-) oder ;-) richtig lesen zu können, dreht man den Kopf um 90 Grad im Gegenuhrzeigersinn und merkt damit, dass der Absender sagen will "ich habe ein Lachen im Gesicht oder ich zwinkere, wenn ich dies schreibe". Es gibt Hunderte dieser Emoticons, aber allgemein gebräuchlich sind eigentlich nur die zwei oben erwähnten.

Sonderzeichen

Es fehlt nicht an Versuchen, Spezialzeichen wie z. B. Umlaute korrekt zu übermitteln. Leider sind aber noch lange nicht alle Programme dazu in der Lage. Bevor Sie eine riesige Datei verschicken, stellen Sie in einem kurzen Versuch mit einer kleinen Datei sicher, dass sie am Bestimmungsort auch wirklich wieder ausgepackt und benützt werden kann. Senden Sie nie eine grosse Zusatzdatei, wenn der Adressat nicht darauf vorbereitet ist. Es kann sonst passieren, dass Sie sein E-Mail-System aus Versehen vollständig blockieren.

Subject

Ein kurzer und prägnanter "Betreff" (Subject) erleichtert es dem Empfänger, Ihre Meldung schon vor dem Öffnen richtig einzuordnen.

Unterschrift

Wenn Sie eine "Unterschrift" (Signature) verwenden, also Zeilen, die automatisch an jede Meldung angehängt werden, halten Sie diese knapp. Mehr als vier Zeilen gelten als Verschwendung von Ressourcen des Empfängers.

Vorsicht Fälschung

Der als Absender eines E-Mails eingefügte Name lässt sich auch von einem Laien ohne weiteres beliebig einstellen ("fälschen"). Verlassen Sie sich also nicht auf entsprechende Angaben und benutzen Sie den gesunden Menschenverstand, wenn Ihnen ein E-Mail merkwürdig vorkommt. Fragen Sie zurück, bevor Sie z. B. jemandem einen Vorwurf machen oder auf einen fragwürdigen Handel eingehen.

Weiterverbreiten

Bedenken Sie, dass Text aus einem E-Mail sehr leicht übernommen und weiterverbreitet werden kann. Überlegen Sie sich also gut, was Sie schreiben. Insbesondere dann, wenn Sie sich über andere Leute äussern.

Werbung (Mail Spamming)

Der mit Abstand schlimmste Verstoss gegen die Netiquette ist der Versand von Werbe-E-Mails, die der Empfänger nie verlangt hat. Denken Sie daran, bei E-Mail bezahlt das "Porto" immer der Empfänger und verärgerte Adressaten werden mit Bestimmtheit nie Kunden.

Zeitverschiebung

Wenn Sie dringend auf Antwort warten, berücksichtigen Sie die Zeitverschiebung rund um den Globus. Bevor Sie also ein ärgerliches zweites Mail hinterher schicken, rechnen Sie kurz nach.

Herausgegeben vom Wirtschaftsinformatik-Fachverband