25.07. Puros nach Orupembe ins Land der „Lonely Stone Men“, die einsame Weite kann so
schön sein
Heute haben wir zum Frühstück keinen Besuch und fahren erst einmal einige Meter in die benachbarte „Bush Lodge“ um dort unseren Stellplatz und das Feuerholz zu zahlen. Die Lodge liegt ein wenig verdeckt am Rand des Flussbettes, wir zahlen dort und schauen sie uns jedoch nicht näher an. Das Comunnity Camp und die Bush Lodge scheinen zusammen zu gehören. Man hätte hier sicher am Abend einen Drink an der Bar bekommen.
Kurz nach der Lodge steht eine junge Giraffe auf dem Weg. In diesem Alter könnte man Sie sofort mit einem Kuscheltier verwechseln.
Da wir Puros über die D3707 in Richtung Nod-Westen verlassen wollen, fahren wir zuerst zurück nach Puros. Da mich unser Benzin Vorrat doch sehr beunruhigt, möchte ich nochmals im Shop nachfragen. Nach Aussage der Bardame sollte ja noch Jemand mit Benzin kommen.
Kleiner Einschub:
Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich bei meiner akribischen Planung den Spritverbrauch etwas unbeachtet gelassen habe. Bei unseren Reisen 2016 und 2018 hatten wir ebenfalls Strecken ohne offizielle Tankmöglichkeit, es hat sich jedoch immer ergeben, dass man irgendwo ein paar Liter bekommen hat. Es war nie ein Problem. Daher bin ich ein wenig blauäugig an diese Sache heran gegangen und habe mich darauf verlassen, in Puros ein wenig nachtanken zu können. Eine kleine Kritik geht hier auch an Bwana Tucke Tucke, die uns auf dieses Problem hätten hinweisen müssen. Man hätte 2 Kanister mitgenommen und die Sache wäre entspannt gelaufen. Schuld bin jedoch ich, denn mir war die Gefahr bewusst und ich habe es verdrängt.
Am Shop angekommen gibt es natürlich keinen Treibstoff aber ich kann wenigstens meine Biervorräte auffüllen. Auch einige merkwürdig aussehende Nudelsoßen finden den Weg in unsere Vorratsschublade. Inzwischen ist auch unser Freund Dachs aufgetaucht und es bildet sich eine kleine Gruppe vor dem Laden. Er fragt, ob wir einen kleinen Jungen verarzten könnten der sich den Arm verbrannt hat. Wir sind keine Ärzte, wollen uns die Sache aber mal anschauen. Ein kleiner Junge rennt los und holt schnell seinen verletzten Freund. Dieser zeigt uns seine nässende und leicht eiternde Brandwunde. Er ist sehr tapfer und hält die Schmerzen eisern aus. Glücklicher Weise haben wir Brandsalbe und Verbandsmaterial dabei und können so dem kleinen Kerl helfen. Bei der Verarztung verzieht er keine Miene und beobachtet nur sehr skeptisch, was wir mit seinem Arm machen.
Frisch verbunden zieht er danach mit seinem Freund von dannen. Er bekommt auch noch frisches Verbandszeug und Brandsalbe für die kommenden Tage. Dachs der alte Fuchs, nutzt sofort die Gelegenheit und fragt mich nach einer kleinen Spende für Ihn bzw. den Jungen, da er mit Ihm in den kommenden Tagen nach Sesfontein zu einem Arzt fahren möchte. Daran mag ich nicht recht glauben, lasse mich jedoch wieder einmal breitschlagen und geben ihm ein paar Scheine.
Noch über den kleinen Jungen nachdenkend suchen wir die Ausfahrt zur D3707. Es gibt hier ein Gewirr von Wegen und wir landen letztlich auf der Zufahrt zur Okahirongo Elephant Lodge. Mitten durch müssen wir fahren und können uns dabei das Lodge Gelände anschauen. Sie liegt recht steinig und staubig auf einer Anhöhe mit tollem Blick. Bei unserer Durchfahrt gab es rege Bauarbeiten an der Anlage.
Kurz nach Puros wird es sehr einsam, das Gelände wird weit und steinig. Berge und Grünzeug treten in den Hintergrund. So stelle ich mir die Marsoberfläche vor. Feiner Kies, Sand und kleine Steine in den verschiedenen Rottönen soweit das Auge reicht.
Ein Perlhuhn treffen wir in dieser lebensfeindlichen Landschaft, sonst können wir keine Tiere entdecken.
Wir nutzen die erste Gelegenheit und biegen Richtung Westen ab. Hier fahren wir zum Skeleton Coast Viewpoint und nehmen die wirklich steile Auffahrt in Angriff. Oben auf der Spitze dieses Aussichthügels parken wir unser Auto und genießen den 360° Rundumblick.
Trotz des leicht diesigen Wetters ist der Blick von hier oben phänomenal und die Sanddünen der Wüste schimmern in verschiedenen Farben. Wir essen eine Kleinigkeit und sehen unser erstes Steinmännchen dieser Reise. Ich möchte dem Erschaffer meinen Dank aussprechen, da es ein großer Spaß ist, nach diesen Kunstwerken Ausschau zu halten und man freut sich wie ein kleines Kind, wenn man einen gefunden hat. Sie sind eine Bereicherung des Kaokoveldes.
Wir halten und auf den westlichen Strecken und fahren entlang der Grenze zum Skeleton Coast Nationalpark. Die Strecke verändert immer wieder Ihr Gesicht und so geht es vorbei am Bärenfelsen über Kies, Sand und kleine Steine, breite Pisten und mit Felsen gesäumte Engstellen durch eine herrliche Wüstenlandschaft.
Mir gefällt dieses „Nichts“ besonders gut. An einer großen Ebene halten wir an, setzen oder legen uns einfach nur auf den Boden und bestaunen die Einsamkeit. Toll.
Der Boden scheint aus erodiertem Granit zu bestehen und glitzert in der Sonne in verschiedenen Farben.
Erst nach fast einer Stunde können wir uns dazu bewegen weiter zu fahren. Die Strecke bis nach Orupembe zieht sich am Ende ein wenig und wir sind froh als am Horizont die ersten Hütten auftauchen. Schnell finden wir den roten Shop No. 1 und freuen uns auf ein kaltes Bier. 2018 hatten wir hier eine witzige Pause mit einigen anderen verrückten Urlaubern. Leider werden wir dieses Jahr enttäuscht, der kleine Laden hat geschlossen.
Ich komme aber gleich zu einer alternativen Empfehlung hier in der Gegend.
Orupembe selbst, ist ein Ort der aus einzelnen, weit verstreuten, Hütten und Himbakrals besteht. Es hat nichts mit einem Dorf oder kleinem Ort gemeinsam.
Vom Shop No. 1 geht es noch ca. 1 Stunde weiter, bis zu unserem Ziel dem Marble Community Camp. Man durchfährt die landschaftlich sehr schönen Otjiha Plains und trifft hier wenige Antilopen und Strauße, jedoch Unmengen an Ziegen und Rindern.
Bis hier hin haben wir heute insgesamt noch vier weitere Steinmänner gefunden. Leider sind uns einige entgangen, denn Bele hatte in Ihrem Bericht noch weitere entdeckt.
Nach dem Durchfahren der Ebene kommen wir an eine Kreuzung. Rechts ist die Auffahrt zum Etambura Camp, hier haben wir erst in drei Tagen, zwei Nächte gebucht. Für uns geht es weiter zum Marble Camp. Hier zweigt auch die Strecke zum stillgelegten Steinbruch und weiter über den Jouberts Pass zur Rooidrom ab. Kurz vor dieser Abzweigung gibt es linker Hand eine unscheinbare Wellblechhütte.
Im Vorbeifahren entdeckt mein Sohn Moritz ein altes verrostetes Schild mit der Aufschrift „Cold Drinks and Pertrol“ oder so ähnlich. Ich dachte ich hätte ein Foto gemacht, kann es jedoch nicht finden. Ich sage noch zu meiner Familie, die werden doch nicht wirklich Benzin haben, und drehe bereits das Auto. Im kleinen Laden begrüßt uns eine nette Dame und wir erstehen erstmals etwas zu trinken. Wenn es eine Sache in ganz Namibia gibt, selbst an den entlegensten Orten, dann ist es kaltes Bier in verschiedenen Größen und Sorten. Namibia ist eben ein Land genau nach meinem Geschmack.
Meine zögerliche Frage nach Benzin wird lässig bejaht und ein kräftiger Kerl mit Gold Uhr taucht umgehend mit 20 Liter Super auf. Schnell mit dem Mund angesaugt und mit dem Schlauch umgefüllt fragt er mich, ob ich noch mehr benötige. Ich bejahe ungläubig und er fragt wie viel. Ich antworte und sage Ihm, naja so 60 Liter währen ein Traum. Er meint kein Problem und verschwindet mit seinem Wagen. Dieser ist mit ca. 20 Ziegen beladen und er brettert ordentlich von dannen. Hoffentlich verliert er keine seiner Ziegen von der Ladefläche. Wir vertreiben uns die Zeit und unterhalten uns mit der etwas schüchternen Shop Dame. Nach kurzer Zeit fragt Sie uns, ob wir in drei Tagen nach Etambura kommen würden, sie würden bereits auf uns warten. Ich kann diesen kleinen Laden, mit seiner netten Besitzerin, nur empfehlen.
Kurze Zeit später erscheint der Benzinhändler und wir befüllen unseren Dicken. Gerne bezahle ich hier einiges mehr und gebe noch eine Runde Bier aus. Während wir trinken, muss ich mich noch des Angebotes erwehren, eine Ziege zu erstehen. Er möchte sie mir unbedingt andrehen und meint, er würde sie schnell zerlegen. Das Angebot klingt verlockend, wir stehen jedoch nicht so auf Ziegenfleisch.
Wie sich herausstellt handelt es sich bei dem Treibstoff wohl um die Vorräte des Etambura Camps. Unverhofft kommt oft und unser Dicker ist wieder voll betankt. Erleichtert verteilen wir an die Kinder noch ein wenig Obst und fahren glücklich noch ein paar Meter bis zum Camp.
Mir fallen wegen des Benzins etliche Steine vom Herzen und ich bin froh, unsere Strecke weiter wie geplant, in Angriff nehmen zu können. Direkt oberhalb des Camps liegt das House On The Hill, dass von Weitem einen guten Eindruck macht. Hier würde ich mich das nächste Mal einquartieren.
Wir checken im Camp ein und können uns einen Stellplatz aussuchen. Wir sind die einzigen Gäste und bauen schnell unser Lager auf. Nach einer guten Dusche bereiten wir unser Abendessen zu und lassen am Lagerfeuer, den tollen aber auch sehr anstrengenden Tag, Revue passieren.
Kurze Bewertung:
Die Strecke entlang der Skeleton Coast ist wunderschön, der kleine Laden ist einen Besuch wert. Die Lage des Marble Camps hat uns nicht gefallen. Die Stellplätze sind sehr eng zusammen, man hat keine Aussicht und durch eine benachbarte Ansiedlung von Hütten ist es etwas laut. Der Camp Manager war bei unserer Ankunft voll wie ein Amtmann und fast nicht mehr in der Lage uns abzukassieren. Wir wollten bereits abends zahlen um am nächsten Morgen zügig los zu kommen. Die Ablutions waren in Ordnung. Hier übernachtet man nur als notwendigen Zwischenstopp.