27.07. Marienflusstal über die ungewollte Abkürzung
Manchmal muss man sich wundern. Wir dachten hier komplett alleine zu sein, mitten in der Nacht kam ein Auto an gerumpelt und zwei freundlich winkende Einheimische sind an uns vorbeigefahren. Sie hatten sich noch vergewissert, ob bei uns alles ok ist.
Am Morgen bereiten wir uns noch ein leckeres Frühstück, packen unsere Sachen und starten in den Tag. Auch hier merken wir, dass wir nicht so einsam waren wie gedacht. Einige Meter weiter gibt es einen sehr großen, jedoch zurzeit unbewohnten, Himba Kraal.
Wir fahren um die nächste Ecke und eine winkende Himba Familie springt auf die Piste. Wir halten an und verteilen noch etwas Obst an die Kleinen. Die Mutter zerrt jedoch Ihre Kinder sehr unsanft zur Seite und fragt extrem unhöflich nach Tabak. Den haben wir nicht dabei und so verlassen wir diese unfreundliche Frau.
Mein Sohn übernimmt heute die Navigation und ich zeige Ihm die Strecke die wir nehmen möchten. Es soll zurück über die rote Tonne in das Marienflusstal gehen. Hier haben wir vor, im Camp Syncro zu übernachten. Den Shortcut ins Marienflusstal möchte ich bewusst nicht fahren, da mich einige Berichte der letzten Jahre abgeschreckt haben. Nach kurzer Fahrzeit wundere ich mich jedoch über den Zustand des Weges und die seitlich in die Höhe wachsenden Berge. Hier stimmt was nicht, wir müssten eigentlich langsam in das „Tonnental“ zurückkommen. Eine kurze Überprüfung zeigt, dass wir uns doch im Shrortcut befinden. Moritz meint nur, es wäre doch der wesentlich kürzere Weg. Damit hat er natürlich recht. Der Weg wird immer schlimmer und schlängelt sich die Berge hoch.
Irgendwann geht es auch wieder Bergab und wir erreichen eine kleine Ebene.
Ich freue mich etwas zu früh und sage noch, der Shortcut ist nicht schlimm und das Marienflusstal nicht so schön wie ich es mir vorgestellt habe. Fünf Minuten später vergeht uns das Lachen, denn nun geht es erst richtig los. Auf einer Anhöhe biege ich um eine Kehre und es geht Bergab. Hier bleibe ich kurz stehen und schaue mir den Hang an. Kopfschüttelnd denke ich, hier kann man nicht runterfahren. Zurück geht es aber auch nicht mehr, also vorsichtig die Stufen und Absätze mit unserem Dicken runter gekraxelt.
Dies verläuft nur ohne Aufsetzen und Anecken, wegen der sehr guten Einweisung meiner Frau. Silke muss die halbe Strecke rückwärts durch dieses Geröll bewältigen und mir zeigen, wie ich fahren muss.
Hier in einer Schlucht entdecken wir zahlreiche ausgetrocknete Zebragerippe mit Fell. Warum ausgerechnet in dieser Schlucht so viele liegen ist mir ein Rätsel.
Auch ein Steinmännchen können wir entdecken.
Vom Stress und der Anspannung durchgeschwitzt erreichen wir einen Aussichtspunkt in das Marienflusstal. Es ist ein Traum. Dieses Tal, eingebettet durch Berge, mit rötlich schimmerndem Sand und dem goldenen Gras, durchsetzt von grünen Bäumen ist einfach nur schön. Wir stehen eine ganze Weile an diesem Platz und bewundern den Ort.
Die weitere Fahrt nach Norden zum Grenzfluss Kunene ist ein Genuss und wir cruisen auf dieser herrlichen Sandpiste dahin. Hier gibt es ein wenig mehr Leben und die hier heimischen Himba ziehen mit Ihren Herden, meist Rinder, durch das Tal.
Nach etwa einer Stunde fahrt durch das Tal, erreichen wir den Kunene und somit den nördlichsten Rand Namibias. Auf der anderen Flussseite liegt Angola. Wir checken im Camp Syncro ein und sind von diesem Ort sofort begeistert. Hübsche Stellplätze unter schattigen Bäumen mit sauberen Duschen und einem schönen Blick auf den Fluss.
Die sehr nette Betreiberin Maria zeigt uns das Camp und den Spielgefährten Ihrer Tochter, einen putzigen Hundewelpen.
Bei einem kleinen Spaziergang am Fluss entlang, können wir ein noch sehr kleines Krokodil entdecken. Es soll hier aber auch wesentlich größere Exemplare geben, weshalb am Ufer Vorsicht und etwas Abstand zum Wasser angebracht ist.
Wir nutzen die hübschen Duschen und beenden den Tag mit Lagerfeuer, Abendessen und einem tollen HTHHP-Phänomen.
Anfänglich sind wir die einzigen Gäste hier. Darüber sind wir recht froh, da die Stellplätze sehr nahe aneinander liegen. Später kommt noch eine südafrikanische Familie, mit der wir uns nett unterhalten und wir bekommen Ihr Campinggefährt gezeigt. Ein Wahnsinn was da alles verbaut ist und wie super dieser Wagen ausgestattet ist. Leider kommt am Abend auch noch eine größere Truppe älterer Camper an, die sofort mit dem Aufbau einer kleinen Zeltstadt mitten im Camp beginnen. Warum man abends am Lagerfeuer unter Flutlichtstrahlern sitzen muss, die das gesamte Areal mehr beleuchten, als das heimische Fußballstadion meiner Eintracht, ist mir schleierhaft. Abgesehen von einigen Bellattacken der Camp Hunde haben wir eine sehr entspannte Nacht. Morgens beim Frühstück müssen scheinbar einige Wagen der Seniorencamper unbedingt geladen werden, den die Motoren laufen über eine Stunde. Ich bin kurz vorm Platzen.
Kurze Bewertung:
Der Shortcut ist eine echte Herausforderung und das übelste Gelände durch das ich bisher gefahren bin. Hier kann man sich seinen Wagen ruinieren und ich habe keine Ahnung was man macht, wenn man sich in einem solch steilen Gelände den Reifen fetzt oder auf einem Felsen so richtig aufsitzt. Der Blick von oben in das Marienflusstal ist unbeschreiblich schön. Man könnte jedoch auch von der Talseite bis zum Aussichtspunkt fahren um den herrlichen Blick zu genießen.
Camp Syncro ist sehr schön und sauber. Maria ist freundlich und hilfsbereit.