THEMA: Namibia 2022 - Camping-Premiere unterm Sternenzelt
17 Dez 2022 17:17 #657732
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22. September: Von Okaukuejo nach Onguma Teil I

An diesem Tag verlassen wir Okaukuejo und fahren quer durch den Park bis kurz hinters Von Lindequist Gate nach Onguma. Weil die Strecke nach Osten rund 160 Kilometer beträgt, wollen wir ohne größere Umwege los. Doch es soll anders kommen.



Denn als wir nach dem Frühstück bei unserem Auto stehen, das wir neben dem Turm des Camps geparkt haben, steigt gerade jemand vom Ausguck herunter und berichtet von einem Löwen, der just in Richtung Norden vorbeigezogen sei. Als wenige Minuten später das Tor geöffnet wird, biegen wir also erst einmal nach links ab. Lange suchen müssen wir nicht. Der Prachtkerl ist noch nicht weit gekommen und marschiert schnurstracks parallel zur Straße.





Hinter uns bildet sich zusehends eine kleine Autoschlange, doch wir denken an unsere Lehrstunden mit diversen Guides und ändern unsere Strategie. Fahren also nicht neben oder gar hinter dem Tier her, sondern ein ganzes Stück voraus, warten dann dort und lassen den Löwen auf uns zulaufen. Das klappt ziemlich gut.



Und wird noch besser, weil der Kater nun sogar auf unserer Höhe in Richtung Straße abbiegt - nun steht er direkt vor uns und beginnt zu flehmen.



Schließlich quert er die Straße und macht sich über die weite Ebene auf und davon in Richtung Busch. Wir lassen ihn seiner Wege ziehen und setzen unseren gen Osten fort.



Wir fahren über Olifantsbad und Aus, so richtig ausgezahlt hat sich diese Schleife noch nie, aber sie ist eine schöne Abwechslung mit den vielen Büschen und Bäumen. Aus dem Augenwinkel registriere ich etwas und setze noch einmal zurück. Ein kleines Löwenrudel, ziemlich weit weg, aber immerhin. Außerdem Habichte, die wir leider kaum unterscheiden können.



Graubürzel, Weißbürzel...?




Kampfadler (den kennen wir ;))


Als wir auf die Hauptpad stoßen, biegen wir rechts ab und verlassen sie erst wieder bei den Wasserlöchern Sueda und Salvadora. Der Blick von hier auf die Pfanne ist einfach immer wieder schön.



Steppenfalke im einzigen Baum bei Charitsaub




2019 hatten wir große Zebra-Herden in Salvadora angetroffen. Diesmal haben sie sich bei Rietfontein versammelt, dem großen natürlichen Wasserloch.





Ungefähr auf der Hälfte der Strecke geht es an Halali vorbei. Zuletzt haben wir hier immer übernachtet und - bislang vergeblich - auf eine Leoparden-Sichtung gehofft, doch dieser Stopp passte diesmal nicht auch noch rein. Ein bisschen schade ist das schon, beim nächsten Mal dann wieder.



???


Eigentlich wollen wir mittags in Onguma ankommen und nach einer kleinen Pause wieder in den Park zurückkehren. Doch so richtig flott kommen wir nicht voran. Was auch an den vielen Elefanten liegt, die wir unterwegs treffen. Wir sehen sie auf der Pfanne plantschen und sind überrascht, dass es dort an so vielen Stellen Wasser gibt.



Zwei Elis laufen im Gänsemarsch parallel zur Straße und wir heften uns an ihre Fersen. Schon lange ist uns kein Auto begegnet und so können wir ungehindert rangieren, wie wir es möchten.



Wir ziehen nach links rüber, denn die beiden Giganten stoppen, buddeln mit den Beinen im Schlamm und starten eine wilde Wasserschlacht, die den Namen auch wirklich verdient. Eine tolle Szene - und auch geräuschvoll.





Badespaß auf Elefantenart


Der Matsch spritzt in alle Richtungen und schützt die Tiere nicht nur vor Sonne und Insekten, sondern bringt ihnen auch eine besondere Bezeichnung ein. "Die weißen Elefanten von Etosha" verdanken ihre Farbe dem hellen Lehm und Kalk der Salzpfanne.



Erst als sie komplett und fingerdick eingekleistert sind, brechen die Elefanten auf - und somit auch wir.



Teil II folgt
Letzte Änderung: 17 Dez 2022 17:23 von Beatnick.
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18 Dez 2022 14:38 #657783
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22. September: Von Okaukuejo nach Onguma Teil II

Es ist schon Mittag und höchste Zeit, wenn wir wirklich wie geplant noch eine kleine Pause in Onguma einlegen wollen; und vielleicht auch müssen, denn es ist heiß, windig und staubig.



Sogar die Kameras haben beim Fotografieren der Elefanten in der Sonne dermaßen angefangen zu glühen, dass sie kurzfristig in den Streik treten. Trotz allem können und wollen wir die Wasserlöcher rund um Namutoni nicht einfach links liegen lassen; uns zumindest einen kleinen Überblick verschaffen. Zum Glück haben wir noch leidlich kühle Getränke an Bord.





Wir steuern also Chudob an. Ein Wasserloch, das ich mit seiner schilfbewachsenen Insel in der Mitte sehr mag und diesmal glücklicherweise besser gefüllt ist als 2019, als es gerade noch eine Pfütze gewesen war.





Ein anderes Auto steht schon dort und das nette Paar winkt freundlich, als ich in ihre Richtung gestikuliere. Das hat einen Grund, denn sie bekommen nicht mit, was sich just bei unserer Ankunft in ihrem Rücken tut: Eine große Elefantengruppe marschiert heran.





Es ist immer wieder verblüffend, wie sich in der Natur binnen weniger Sekunden eine ruhige Szenerie in einen Schauplatz voller Spannung und Action verwandeln kann. Das Erfolgsgeheimnis und die Faszination Safari. Uns lässt sie schon lange nicht mehr los.



Die Elefanten vertreiben kurzerhand alle anderen Tiere vom Wasserloch und belegen das gesamte Terrain kompromisslos mit Beschlag. Wer im Weg ist, muss weichen. Oder bekommt ein Problem.



Ist die Pflicht erst erledigt, folgt die Kür. Die Tiere kosten ihr Bad richtig aus. Wie auch nicht - gegen so eine Wasserschlacht bei über 30 Grad hätte ich auch nichts einzuwenden...







Spätestens jetzt wird ist uns klar, dass wir unseren Plan ändern und auf die Pause verzichten müssen. Wir wollen jetzt hier nicht weg. Und weil es den Elefanten genauso geht, verrinnt die Zeit wie im Flug.



Als die Elis unter großem Getöse das Wasser verlassen, ist die Show noch längst nicht vorbei.



Nun folgen Staubbäder. Am späten Mittag sind wir mittlerweile das einzige Auto und können uns die Pole Position aussuchen.





Ein kleiner Elefant versucht mit seinem noch ungelenken Rüssel, es den Erwachsenen gleichzutun. Ein aussichtsloses Unterfangen. Doch die Rettung naht, der Kleine lässt sich in den Staub fallen und einfach von den Großen einpudern. Elefantenkind müsste man sein. Sie werden von ihrer Familie nach Strich und Faden verwöhnt.







Als wir denken, dass die Wellnessorgie ein Ende hat, beginnt der Badespaß einfach nochmal von vorn; wenngleich er auch insgesamt kürzer ausfällt als die erste Runde. Schließlich ziehen die Elefanten davon, und es kehrt so plötzlich wieder Ruhe ein, wie sie zuvor geendet hatte. Jetzt kommen auch die anderen Tiere endlich zum Zug. Und wir fahren mit großer Verzögerung weiter.



Kaptauben im "Winter-Wonderland" (Danke Friederike!)




Was aber jetzt keine Rolle mehr spielt. Wir fahren noch die anderen Wasserlöcher in der Gegend ab, besorgen am Kiosk in Fort Namutoni kalte Getränke und sind nach der langen Fahrerei froh, uns ein wenig die Beine zu vertreten.





Am späten Nachmittag, aber noch deutlich vor Sonnenuntergang, rollen wir zum Von Lindequist Gate. Dort sollen wir unter anderem den Inhalt unseres Kühlschranks vorzeigen, bekommen aber die Heckklappe nicht auf. Irgendwann winkt uns der Ranger trotzdem durch. Wir sehen wohl ziemlich harmlos aus...

Schon am Vortag hatten wir beide denselben Gedanken: Wir kennen das Onguma Bushcamp gut und mögen es sehr. Als wir dort ankommen, fragen wir nach einem Zimmer. Wir nehmen nicht an, dass noch eins zu bekommen ist, doch tatsächlich ist noch ein einziges für zwei Nächte frei. Christoph und Sandra, die im Camper bleiben möchten, ziehen also auf die benachbarte Leadwood Campsite, wir in unsere vier Wände - zumindest in der Theorie.

Denn in der Praxis scheitern wir auch hier an der ungeliebten Heckklappe. Wir können sie einfach nicht öffnen. Weder Thomas oder ich, noch der nette Herr von der Rezeption oder einer seiner Mitarbeiter, der für allerlei Reparaturarbeiten in Onguma zuständig ist. Der verbogene Schließmechanismus hat sich nun endgültig so sehr ineinander verhakt, dass nichts mehr geht. Die Axt wäre jetzt gut. Aber die liegt unerreichbar im Aufbau. Die Laune ist im Keller.

Fast eine geschlagene Stunde lang fummeln wir erfolglos an der Klappe herum, bis der Handwerker mithilfe von Werkzeug uns auch roher Gewalt endlich ans Ziel gelangt. "Pfffffft" und "KLONG", das verhasste Geräusch klingt diesmal wie Musik in meinen Ohren, doch wir sind ziemlich bedient - und einfach nur froh, als wir endlich im Zimmer unsere Flügel und die mühsam befreiten Klamotten ausbreiten können.

Am Campfeuer vor unserer Tür entspannen wir uns. Vergessen die Klappe und beobachten, wie die Sonne erneut spektakulär untergeht. Es ist einfach wunderschön hier. In Namibia, in Afrika - an unserem absoluten Sehnsuchtsort.

Letzte Änderung: 19 Dez 2022 10:03 von Beatnick.
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18 Dez 2022 14:58 #657788
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Liebe Betti,
bei den Tauben handelt es sich meines Erachtens um Kaptäubchen, auch Namaquatäubchen (Oena capensis) , einmal juvenil und einmal male
Soooo schöne Fotos - und so eine böse Gschicht mit dem Riegel. Das hatten wir bei einem solchen Bushcamper auch schon mal…
Schöne Grüße
Friederike
Letzte Änderung: 19 Dez 2022 01:07 von CuF.
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19 Dez 2022 10:01 #657822
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CuF schrieb:
bei den Tauben handelt es sich meines Erachtens um Kaptäubchen, auch Namaquatäubchen (Oena capensis) , einmal juvenil und einmal male

Guten Morgen Friederike und vielen Dank! Ich dachte auch an Namaquatauben, war mir aber nicht sicher, zumal mir nicht klar war, dass sie und Kaptauben dasselbe sind... :cheer: Da setzt sich nun einiges zusammen, 1000 Dank für die Aufklärung!

CuF schrieb:
Soooo schöne Fotos - und so eine böse Gschicht mit dem Riegel. Das hatten wir bei einem solchen Bushcamper auch schon mal…

Ja, das war wirklich blöd und hat leider auch zumindest einen kleinen Schatten auf die ganze Geschichte geworfen. Es war einfach total nervig, immer wieder mit diesem Teil kämpfen zu müssen.

Heute Abend geht es weiter, schön, dass du weiter dabei bist. Danke!

Liebe Grüße,
Betti
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19 Dez 2022 13:19 #657842
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23. September, Vormittag: Unverhofft kommt oft, Teil I

Wir haben wunderbar geschlafen und das nervige Klappen-Drama erfolgreich verdrängt. Einmal muss das Ding noch funktionieren und sollte das auch. Ausbauen konnte der hilfsbereite Onguma-Mitarbeiter den verbogenen Haken zwar nicht; aber mit Vehemenz und eisernem Willen immerhin so hinbiegen, dass er zumindest bis zu unserer Abreise halten dürfte.

Im schönen Freiluft-Restaurant des Camps frühstücken wir fix, dann rollen wir zum Gate, das gerade seine Pforten öffnet. Wir wollen ganz hoch bis ganz an die Nordgrenze des Parks. Das haben wir noch nie gemacht und erwarten auch nicht viel, aber wir kennen die Wasserlöcher um Namutoni mittlerweile so gut, es ist Zeit für etwas Neues.

Morgenstimmung bei Tsumcor






Weiter als bis Tsumcor sind wir bislang nie gekommen. Das Wasserloch ist bekannt für seine Elefanten, diesmal sehen wir nur Hyänen, die hastig etwas davontragen. Eine einzelne Hyäne ist geblieben.



Der Elefantenkadaver dürfte schon länger hier liegen. Ob er wohl eines natürlichen Todes gestorben ist?



Wir fahren weiter nordwärts, parallel zur Hauptstraße an der Pfanne entlang. Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch - und fast wie am Meer.



Stinkwater ist das einzige Wasserloch weit und breit, aber in dieser Jahreszeit ausgetrocknet. Dennoch bekommen wir mehr Tiere zu sehen, als wir erwartet hätten - vor allem Vögel.







Wir können sie in aller Ruhe beobachten, weil sich kein anderes Auto hierher verirrt. Es fühlt sich nach Wildnis an, so allein auf dem schmalen Weg inmitten herrlicher Natur.



Schwalbenschwanzspint - (zumindest bewusst) eine Erstsichtung für uns


Als wir wieder auf die Hauptpad stoßen, endet kurz darauf das verbuschte Gebiet und geht abrupt in weite Ebenen über.



In der Ferne am Horizont sehen wir den Turm des King Nehale Gates, des nördlichen Parkausgangs. Beim Wasserloch Andoni kurz vor dem Gate kehren wir um. Hier gibt es manchmal Paradieskraniche, aber nicht in dieser Jahreszeit. Die Ebenen sind knochentrocken.

Kudus bei Andoni


Über die Hauptpad fahren wir zügig zurück. Es ist schon 11 Uhr und diesmal soll es mit der Pause klappen. Bei Koinachas trinkt ein einzelner Elefant...



...und in der Nähe stehen einige Gamedrive-Autos am Rand der Pad. Wir gesellen uns dazu, können aber nichts entdecken. Ich frage nach. Was übersehen wir? Löwen unter einem Strauch, antwortet der etwas unwirsche Guide, bevor er weiterfährt. Das wollen wir nun auch, Katzen weit weg und in der Mittagshitze, die Reize sind überschaubar und wir wohl auch etwas verwöhnt.

"Da läuft ein Leopard, nach rechts!" Sagt plötzlich Thomas und schlägt mir vor Überraschung auf den Arm. Autsch! Ich bin verdattert, reagiere aber sofort. Drehe auf der Stelle um, fahre die paar Meter zurück nach Koinachas - und dann warten wir ab. Ich habe das Tier nicht gesehen, glaube aber natürlich Thomas, der mir wie zum Beweis ein Foto auf dem Display unter die Nase hält.

Thomas mit Tele und Adleraugen diesmal weit vorn


Ich kann nix darauf erkennen, schon gar nicht ohne Brille, aber die Vorzeichen verdichten sich. Schon rollen Autos heran und rangeln um die besten Plätze. Die Antilopen, längst alarmiert, tun das genaue Gegenteil: Sie suchen das Weite.



Ich halte vor Spannung den Atem an. Und dann ist er da, der Leo. Ein Männchen und ein ziemlicher Brocken.





Der erste Leopard, den wir im Etosha ganz in Ruhe beobachten können. Und das mitten am Tag. Unverhofft kommt eben oft.
Das schöne Tier trinkt minutenlang, die Zahl der Autos um uns herum nimmt sekündlich ab: Die Zeit der organisierten Touren ist abgelaufen, sie fahren zurück.





Davon sind wir weit entfernt. Auch der Leopard hat es nicht eilig und glücklich beobachten wir, wie er halb ums Wasserloch herumläuft, dann an uns vorbei und schließlich im Busch verschwindet. Weil der an dieser Stelle nicht besonders dicht ist, checken wir noch einmal die Gegend.



Vergebens. "Wenn ein Leopard nicht gefunden werden will, dann findet man ihn auch nicht." Hat uns einmal ein Guide eingebläut. Da ist was Wahres dran. Von jetzt auf gleich ist das Tier wie vom Erdboden verschluckt. Es ist erstaunlich.



Wir fahren zurück nach Onguma, ganz euphorisiert. Und freuen uns auf die Pause - aber auch jetzt schon auf den Nachmittag.

Teil II folgt
Letzte Änderung: 19 Dez 2022 13:22 von Beatnick.
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20 Dez 2022 18:01 #657909
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23. September, Nachmittag: Unverhofft kommt oft, Teil II

Der Garten in Onguma ist ein Paradies für Vögel. Zumindest für die meisten von ihnen. Als wir angekommen sind und zu unserem Rondavel laufen, hören wir ein penetrantes Krächzen aus einem hohen Baum, und der Urheber ist schnell gefunden. Ein Papageien-Junges bettelt seine Eltern an, die aber ganz offenkundig ein Mittagsschläfchen halten wollen.



Der Kleine beweist große Ausdauer. Hüpft erst zum einen Elternvogel und quengelt herum, und wenn dort nichts zu machen ist, zum anderen. Das ist alles sehr drollig, für die erwachsenen Vögel aber wohl gar nicht paradiesisch. Wir hören die kleine Nervensäge noch herumkrakeelen, da liegen wir schon längst am Pool.

Wir gesellen uns zu Sandra und Christoph, die ihre Fahrt in den Etosha auf den Nachmittag verlegt und am Pool gechillt haben. Warum auch nicht? Wildlife gibt es hier frei Haus. In diesem Fall in Form eines Reihers, der im benachbarten Wasserloch einen Fang nach dem anderen aus dem Becken zieht.



Was allerdings keine große Kunst ist. Denn dort wimmelt es nur so von Fischen, wie wir am Abend gut erkennen können, als eine der Servicekräfte Brotkrumen über das Geländer wirft. Vor allem die Welse sind gigantisch und über einen Meter lang. Zu dicke Brocken jedenfalls für den eifrigen Reiher, der es auf kleinere Fische abgesehen hat, aber dennoch fette Beute macht.



Später machen wir uns fertig, bedienen uns am (kostenfreien) Kaffeebuffet und machen uns dann auf die Socken. Auch bei den Braunkopfpapageien sind mittlerweile bei allen Familienmitgliedern die Lebensgeister erwacht.





Ein Spitzmaul, das wir schon am Vormittag unter einem Busch entdeckt hatten, hat die Mittagshitze selig verpennt und kommt nun gerade in die Gänge.





Es läuft auf uns zu und dann über die Straße, wo es friedlich zu grasen beginnt. Sein Horn ist schon einmal gestutzt worden und mittlerweile nachgewachsen. Es ist einfach traurig, dass solche Schritte nötig sind.



Wir schätzen am Ostteil des Parks die vielen nah beieinanderliegenden Wasserlöcher. Wir fahren eigentlich nie lange Strecken, sondern bleiben meist in Gegend. Wie auch an diesem Nachmittag wieder.

Die Schleife bei Pan's Edge liefert nicht nur Vogelsichtungen, sondern auch schöne Ausblicke auf die Salzpfanne.









Die Sonne sinkt bereits, das Licht wird weicher. Eine wunderbare Stimmung. Um Tsumcor herum tummeln sich Elefanten, manchmal auch direkt an der Pad.



Behutsam mogeln wir uns an ihnen vorbei.



Am Wasserloch selbst trinkt ein einzelner Elefant. Er scheint ganz zufrieden zu sein und macht lustige Knoten in seinen Rüssel.





Wir verlassen die friedliche Szenerie, bis jetzt war es ein gemütlicher Nachmittag. Bei Koinachas aber ist was im Busch. Sprichwörtlich, einige Autos haben sich versammelt. In den vergangenen Tagen habe sich häufiger um diese Tageszeit ein Leopard gezeigt, erklärt uns einer der Wartenden. Die Aussichten stünden gut, denn er sei bereits am Mittag in einem Baum gesichtet worden.

Für uns ist der Fall klar. Es muss derselbe Leo sein, denn wir mittags beobachtet hatten. Wir überlegen noch, ob wir die vage Möglichkeit abwarten wollen, da lugt die Katze schon aus ihrem Versteck,...



...marschiert zwischen den Autos hindurch über die Straße und verschwindet dann zügig im Unterholz. Erst auf den zweiten Blick erkennen wir, es ist ein anderer Leopard als zuvor. Schlanker, filigraner - eine Dame.



Als sich die Autos in alle Winde verstreuen, begegnen uns unsere Freunde. Auch für sie war es nun schon der zweite Leo im Etosha - und bei ihnen kommt noch ein dritter hinzu, der kurz vor dem Gate über die Straße huscht. Fast schon eine Leopardenflut. Pures Glück? Oder gibt es einfach mehr von ihnen als zuvor? Wir wissen es nicht.

Klein Namutoni ist wie so oft unsere letzte Anlaufstelle vor der Rausfahrt aus dem Park. Die Chancen auf Dikdiks stehen rund um dieses Wasserloch unvermindert gut.





Wir schleichen uns im Schneckentempo an - und auf dem schmalen Weg bis auf Armlänge an die Zwergantilope heran. Ich finde sie einfach wunderschön mit den großen Kulleraugen und den angeklebten Wimpern.



Nicht weit vom Wasserloch entfernt hat eine Hyänenfamilie ihren Bau. Am Abend verlässt der Nachwuchs dessen Schutz, es ist Fütterungszeit.





Die Mutter war den Tag über auf Beutezug und offenbar erfolgreich, ihr Bauch ist kugelrund. Gerne wären wir noch geblieben, doch uns läuft die Zeit davon. Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es bis Toreschluss. Am Morgen wollen wir noch einmal wiederkommen und hoffen, die Hyänen dann noch draußen anzutreffen.



Am Abend essen wir mit Sandra und Christoph im Restaurant. Stoßen auf unsere gemeinsame Reise an, die sich leider dem Ende zuneigt. Das Essen in Onguma ist richtig gut, so hatten wir es in Erinnerung und dabei ist es auch geblieben. Am nächsten Tag beginnt praktisch die Rückreise. Nur eine letzte Nacht am Waterberg - aber darüber will ich jetzt lieber noch nicht nachdenken.

Letzte Änderung: 20 Dez 2022 18:04 von Beatnick.
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