24. September, Vormittag: Abschied vom Etosha
Kurz vor Sonnenaufgang packen wir unsere Taschen hinten in den Aufbau, das Sesam (die Klappe) hat sich (fast) anstandslos geöffnet - Hallelujah. Nur ein einziges Mal muss sie noch mitspielen, dann liegt ihr Schicksal nicht mehr in unserer Hand - und unseres nicht in ihrer.
Noch einmal möchten wir in den Park. Wir können nicht widerstehen, sind einfach viel zu safariverrückt. Sandra und Christoph fahren schon zum Waterberg, wollen sich unterwegs treiben lassen. Die Sonne ist gerade aufgegangen, als wir nach Klein Namutoni kommen. Dort haben die jungen Hyänen wie erhofft den Bau verlassen.
Die Spielstunde ist leider schnell vorbei. Die Mutter gibt ein Signal, das wir nicht erkennen können. Wohl aber die Kleinen, die sofort parieren und von der Bildfläche verschwinden - der kleine Papagei vom Vortag könnte viel lernen. Einmal letztes Mal checkt die Mutter, ob alles in Ordnung ist, dann zieht sie davon. Das Tagwerk ruft.
Weiter geht's nach Chudob, es ist fest in Zebrahand. Wieder sind es sehr, sehr viele. Die Population ist sicher intakt.
Als wir das Wasserloch verlassen, kommt uns ein Elefant entgegen. Ein Stoßzahn ist abgebrochen. Doch er wirkt selbstbewusst - und schlecht gelaunt. Vorsorglich trete ich den Rückzug an, soweit das möglich ist. Im Eiltempo läuft er vorbei. Das Wasser ist nah und er hat wohl Durst. Da sind wir zum Glück nur Statisten. Später am Tag ändert sich das.
An der Straße nach Namutoni liegen zwei Cheetahs unter einem Busch, leider weit weg und es rührt sich wenig. Wir warten ab, doch es tut sich nichts. Da fahren wir lieber weiter.
Kaptäubchen
Bei Pan's Edge biegen wir ab - und erspähen Seltsames. Es ist bucklig und groß, was kann das bloß sein? Wir rätseln und pirschen uns im Schritttempo heran. Löwen! Rufen wir gleichzeitig. Und sind schlagartig wach.
Die Flitterwöchler sind schwer beschäftigt, nehmen kaum Notiz von uns. Und arbeiten konsequent am Erhalt ihrer Art.
Weit und breit ist kein Auto zu sehen, und weil das so ist, stelle ich mich quer. So haben wir den besten Blick, können aber auch schnell reagieren, wenn das nötig wird. Das ist erst mal nicht der Fall. Über 20 Minuten sind wir allein mit dem Pärchen, ein großes Glück. Und ein Privileg. Wir sind verwundert und freuen uns einfach.
Schließlich rauscht ein Gamedrive-Auto heran. Ich starte den Motor, um anders zu parken, signalisiere "mach' langsam". Die Löwen mögen anscheinend den Platz und machen keinerlei Anstalten, ihn zu verlassen.
Doch schon von Weitem gestikuliert der Fahrer wild, Platz da, Platz da, und gibt Gas. Düst an mir vorbei, (zu) nah an die Löwen heran und nimmt uns die Sicht. Ich bin sauer und demonstriere das auch. Seinen beiden Gästen ist's egal. Sie zücken die Handys - immer dieselbe Leier.
Als von der anderen Seite noch ein Wagen heranbraust, kommt es, wie es kommen muss: Den Löwen reicht's - sie räumen das Feld. Den Akt hat außer uns keiner gesehen. Selbst schuld, man hätte es besser machen können. Vor allem die Guides. Nur die Löwen tun mir leid, sie hatten andere Pläne.
Der Pascha stolziert an meinem Fenster vorbei, das längst geschlossen ist. Gefahr hätte aber wohl kaum gedroht, so fixiert, wie er auf seine Freundin ist. Er dackelt ihr nach wie ein Hund.
Trotzdem: Wie riesig er ist! Denke ich. Und auch noch einmal an den Etendeka Walk.
Wir fahren weiter an der Pfanne entlang, noch mehr Löwen, aber gut im Gras verborgen. Dann brauchen wir eine Pause, tanken in Namutoni voll und kaufen kalte Getränke. Eine Rasselbande leistet uns Gesellschaft.
Ein Hubschrauber fliegt über uns hinweg, zweimal, dreimal. Er ist auf der Suche. Das kann nichts Gutes bedeuten.
Zurück auf der Pad, haben die Cheetahs die Straßenseite gewechselt. Das haben wir leider verpasst, aber man kann nicht überall sein. Schon gar nicht auf Safari.
Kurz darauf bei Koinachas ist unser Timing perfekt: Aufmarsch der Elefanten, da haben wir gerade erst gestoppt.
Der Matsch fliegt und vor allem der Staub. Eine tolle Abschiedsshow.
Sie endet mit einem Riesenschreck. Die Tiere sind immer weiter nach oben gerückt, näher an den Parkplatz heran. Macht nix, denke ich, sie sind ja mit sich selbst beschäftigt.
Ich registriere nicht, dass die anderen Autos zurückrollen, weil ein Elefant am oberen Rand Patrouille läuft. "Nicht erschrecken", warnt mich Thomas, und ich sehe das riesige Tier im Rückspiegel. Denke, es läuft vorbei, so wie der Löwe kurz zuvor. Doch dann dreht es sich um, die Stoßzähne zum Greifen nah, der Kopf direkt über uns. Der Rüssel hebt sich, mein Herz rutscht in die Hose. Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss, der Motor startet - und wir haben Glück. Der Elefant dreht ab. Puh! Gerade noch davongekommen.
Mit schlotternden Knien verabschieden wir uns von den Elefanten. Und auch vom Etosha. Am Von Lindequist Gate werden wir intensiv gecheckt und unsere schlimmen Vermutungen bestätigt: Es sind Wilderer im Revier, auf der Jagd nach Nashörnern. Die Ranger sind seit der Nacht im Einsatz, suchen zu Fuß, mit Autos und aus der Luft. Gefunden haben sie noch nichts. Zum Glück auch kein gemeucheltes Tier.
Was hatten wir für schöne Tage im Park, für tolle Begegnungen in der Natur. Unfassbar, wie der Mensch das zerstört. Für ein paar Fingernägel.
Bild vom Vortag
Wir winken zum Abschied und hoffen das Beste. Die letzte Etappe unserer Reise hat begonnen. Der nächste und finale Stopp heißt Waterberg.