28. und 29.07. Etambura und ein wenig Alfred Hitchcock
Während wir noch unseren Kaffee trinken und ich versuche das Treiben unserer Platznachbarn zu ignorieren, bauen zwei Himba Frauen einen kleinen Verkaufsstand auf. Etliche Schmuckstücke werden hier angeboten. Silke verliebt sich in eine Halskette die von einer der Beiden getragen wird. Nach kurzer Verhandlung wechselt die Kette den Besitzer und ziert nun den wesentlich käsigeren Hals meiner Frau. Ein kleines Baby ist mit dabei und ich bewundere die Windeltechnik. Der kleine Zwerg hat einfach einen groben Müllsack umgebunden. Sicher nicht bequem und auch nicht hygienisch. Auch seine mega coole Frisur kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich nicht ganz wohl fühlt.
Nach dem erfolgreichen Einkaufsbummel starten wir zu unserer Fahrt nach Etambura. Hierzu dürfen wir nochmals durch das schöne Marienflusstal fahren und werden über die rote Tonne und den Jouberts Pass hoffentlich Etambura erreichen.
Das Straußen Ei habe ich so gefunden und nicht platt gefahren.
Es ist witzig, dass einem die Strecke, nur in die andere Richtung gefahren, völlig neu vorkommt. Wir sind erneut von der grandiosen Landschaft und der gut zu fahrenden Piste begeistert. Leider werden hier so viele neue Spuren gefahren, dass die Pisten breiter als unsere Autobahnen sind. Vor Ort wird versucht, durch auslegen großer Steinbrocken, ein Verbreitern der Strecke zu verhindern. Schade, dass es so viele Menschen gibt, die bedenkenlos die Natur der Art kaputtfahren.
Wir erreichen die rote Tonne und ich bin gar nicht begeistert den Jouberts Pass nun in die andere Richtung fahren zu müssen. Wir erhöhen unseren Reifendruck um die Reifenflanken zu schützen und stellen hierbei fest, dass unserer Batterie sich gelöst hat und locker im Motorraum herumrutsch. Endlich kommt mein mitgebrachtes Werkzeug und meine diversen Kabelbinder zum Einsatz. Die marode Batteriehalterung, ein viel zu großer verrotteter Metallbügel mit einem Holzbrett und nicht mehr bewegbarer Schrauben, wird durch Kabelbinder und kleiner Holzkeile ersetzt. Leider werde ich in den kommenden Tagen meine provisorische Befestigung noch öfters nachjustieren müssen.
Irgendwo am Jouberts Pass entdecken wir doch tatsächlich ein Steinmännlein, welches wir bei unserer ersten Überfahrt übersehen haben.
Sicherlich fahren wir nun etwas abgebrühter und könnten so den ein oder anderen Blick in die Landschaft riskieren. Auf einer mit sehr spitzen und scharfen Steinen gespickten Stelle, begegnet uns eine Himba Frau mit Ihrem Sohn. Sie lässt sich von einem Esel tragen und er läuft ohne besondere Vorsicht über diesen Boden. Ich würde mir beim ersten Schritt beide Fußsohlen zerfetzen.
Nach dem wir nun zum zweiten Mal diese Strecke ohne Reifenpanne geschafft haben, da bin ich echt ein wenig stolz darauf, machen wir einen kurzen Stopp, an unserer neuen Lieblings-Tankstellen-Shopping-Mall. Hier werden unsere Getränke Vorräte aufgestockt und wir nehmen die Auffahrt nach Etambura in Angriff.
Diesen Ort kennen wir bereits von unserer Reise 2018 und wollten Ihne unbedingt nochmals besuchen. Wir haben diesmal zwei Übernachtungen eingeplant um uns ein wenig, von der vielen Fahrerei, zu erholen.
Die Etambura Lodge hat seit unserem letzten Besuch nichts von Ihrem Charm eingebüßt. Wir fühlen uns hier sofort wohl und werden von den beiden Lodge Betreibern herzlich begrüßt. Uns wird alles gezeigt und wir beziehen unsere Bungalows.
Heute haben wir die kleine Lodge für uns alleine und können uns auf der fantastischen Aussichtsterrasse breit machen. Duschen, kochen, essen und in die Landschaft schauen. Mehr möchte man hier nicht machen.
Nach einem spektakulären Sonnenuntergang mit tollem HTHHP begeben wir uns auf unsere Zimmer. Der Schlafraum hat zwar eine Scheibe zum Balkon, ist jedoch zum Dach völlig offen. Wir machen das Licht an und die Birder- und Hitchcock-Fans unter euch, hätten einen riesen Spaß gehabt. Die Stange sitzt voller schwarzer Vögel, ich vermute es handelt sich um eine Staren Art.
Geblendet von unserem Licht und sicher Tagaktiv, haben sie überhaupt keine Lust unsere Zimmer zu verlassen. Da ich aber auch nicht gerne ihre Hinterlassenschaften in meinem Bett habe und mir das dauernde Geflattere den Nerv raubt, werden sie von mir in die Dunkelheit befördert. Wir haben dieses Problem in beiden Zimmern. Der Vogelkot trägt nicht zur Sauberkeit der Räume bei und ich hätte, den etwas 10cm breiten Spalt unter dem Dach, längst abgedichtet.
Die Vögel und einige summende Blutsauger sind schuld an einer etwas unruhigen Nacht.
Den neuen Tag verbringen wir komplett auf dem Lodge Gelände und bewegen unseren Dicken keinen Meter. Sonnenaufgang aus dem Bett anschauen, auf der herrlichen Terrasse frühstücken, etwas Wäsche waschen, ein Schachspiel aus Steinen und Hölzern bauen, die Gegend mit dem Fernglas absuchen, Vögel und Klippschliefer beobachten und ansonsten, mit einem etwas verträumten Blick, in die Ferne starren. Mittags unternehmen wir einen kleinen Spaziergang in die Umgebung und können uns an dieser Landschaft nicht satt sehen.
So wie Moritz schaut und den Steinen auf dem Tisch nach, habe ich sicher diese Partie verloren.
Zurück auf der Terrasse packen wir unser geliehenes Sat-Telefon aus und senden ein Lebenszeichen an unser Lieben in Deutschland.
So vergeht der Tag rasend schnell. Gegend Abend wird der Tisch für uns gedeckt und das Feuer zum kochen angeheizt. Auch für warmes Wasser wird gesorgt und das Geschirr später abgespült. Man wir hier umsorgt, nur kochen muss man selbst. Neuerdings gibt es auch eine Kühlbox mit kalten Getränken. Gegen späten Abend reist noch ein Pärchen an und wir unterhalten uns ein wenig. Sie zeigen mir Ihren Reiseplan und ich stelle fest, man kann noch mehr im Auto sitzen, als wir es tun. Ihre Reise ist sehr schlecht durchdacht und so kommen sie sehr oft, sehr spät an ihrem Übernachtungsplatz an und können selten die Schönheit eines Ortes nutzen. Auch die traumhafte Aussicht von Etambura können sie bei ihrer dies jährigen Reise nur bei Dunkelheit erleben, denn Sie wollen, wie auch wir, am nächsten Morgen bereits im Dunklen starten. Warum man sich für solch eine Übernachtung Etambura aussucht kann ich nicht nachvollziehen. Auch die Bereifung und Ihr Fahrzeug passen zum Reiseplan, jedoch nicht in diese raue Gegend.
Aber auch wir machen unvernünftige Sachen und starten im kommenden Morgengrauen in Richtung Caprivi. Eine echte Wahnsinnsetappe steht uns bevor.
Kurze Bewertung:
Etambura ist klasse. Hier kann man sich gut einen Tag erholen. Die Lodge wie auch das Marble Camp und das House on The Hill wird von der ortsansässigen Community betrieben und die machen es recht gut.