20.09.2021 Desert Quiver Camp 144 km: Ein wunderschöner Dünen Tag
Heute früh hüpften wir bereits um 05:45 Uhr aus den Federn und freuten uns auf den Abenteuertag in der Namib. Um 06:30 Uhr holten wir den Frühstückskorb in der Sossusvlei Lodge ab und Greg beäugte diesen und fragte skeptisch, ob das wirklich ausreichend ist.
Ich beruhigte ihn und war schon so aufs Auspacken gespannt, denn ich hatte bereits soviel Tolles über diesen Frühstückskorb hier im Forum gelesen. Um 06:45 Uhr waren wir das zweite Auto am Gate. Wir befüllten entspannt unsere Kaffeebecher, denn erst um 07:15 Uhr sollte das Gate öffnen. Der Vollhorst hinter uns ließ den Motor laufen. Ich fand das so überflüssig, stieg aus, aber den russischen Fahrer juckte es nicht, und er ignorierte meine Bitte.
Das Gate öffnete erstaunlicherweise bereits um 07:00 Uhr, und da wir noch keinen Permit hatten, zogen drei Autos an uns vorbei. Aber wir sahen uns alle kurze Zeit später wieder, denn das erste Auto – vermutlich ein Ersttäter –hielt sich strikt an die Begrenzung von 60 km/h. Man merkte, wie sichtlich alle in der Schlange nervös wurden, und ein Reisebus von weit hinten zog dann an allen Autos vorbei… Das war der Startschuss für alle zum Überholen und auch der Ersttäter beschleunigte.
An der Düne 45 hielten fast alle Autos an und auch wir wollten diese zum erstern Mal besteigen. Da die Düne recht einfach zu besteigen ist und man noch halbwegs etwas von den langen Schatten des Sonnenaufgangs hat, tummeln sich eben allerlei Touristen dort. Ich hatte dieses Mal zwar meine schweren Wanderschuhe daheim gelassen, aber wir hatten unsere Wanderstöcke nur für diese Besteigung dabei. Eine Reisegruppentouristin jammerte bereits nach 4 Schritten wie anstrengend es doch sei, andere beneideten uns um unsere Stöcke („Oh, das sind Profis, die sind nicht zum ersten Mal hier“). Trotz Einsinken kamen wir gut voran und überholten einige Touris.
Der Guide der Reisegruppe pfiff ein paar seiner Schützlinge zurück, die schon recht weit waren, denn sie sollten aus Zeitgründen umkehren, da es ja noch zum Dead Vlei und nach Swakopmund gehen sollte. Puh - was ein Stress, und die Touristen schienen auch wenig begeistert davon zu sein. Wieder einmal waren wir dankbar über unsere Möglichkeit der freien Zeiteinteilung. Wir liefen ca. 45 Minuten, bis wir relativ alleine waren und ungestört Fotos machen konnten. Wir fanden es hier einfach etwas überlaufen, aber das ahnten wir bereits im Vorfeld.
Greg war fasziniert von Russias next topmodels, die in blauen, grünen und roten langen Kleidern auf der Düne für den Fotografen posierten.
Der größere Spaß war wieder, die Düne runterzulaufen und im Sand zu versinken. Immer nach kamen uns gefühlt immer mehr Menschen entgegen. Die Besteigung des Big Daddys vor 3 Jahren machte uns mehr Freude, ist aber auch bei weitem anstrengender und sicherlich nicht für jeden machbar.
Am letzten Parkplatz vor dem Dead Vlei setzten wir uns auf die schattigen Picknickbänke und öffneten erwartungsvoll den Picknickkorb - dieser ließ keine Wünsche offen.1 Kanne Kaffee, 1l Milch, 1l Orangensaft, 4 Brötchen, Cerealien, Marmelade, eine Käse- und Wurstplatte, Frucht-und Naturjohurt, 2 Äpfel - dazu Teller, Schüsseln, Tassen und eine Tischdecke - so lässt es sich aushalten. Die herangeflognen bettelnden Vögel ignorierten wir.
Frisch gestärkt ging es in das Hidden Vlei, das eher im Schatten des Dead Vlei steht und daher nicht so stark frequentiert ist. Der Weg dorthin ist mit 2 km recht einfach. Aber es ist heiss, man hat keinerlei Schatten und daher sollte man sich auf alle Fälle gut eincremen. Es ging an kleinen Sträuchern und Blumen vorbei. Das letzte Mal war es bei Weitem nicht so grün. Die Wüste lebt.
Wir orientierten uns auf dem Weg entlang von in den Sand gesteckten Pfosten und nach 2km stiegen wir von einer Düne in das Hidden Vlei ab. Hier gibt es weniger tote Bäume.Wir waren alleine im Vlei und hatten das Gefühl, die letzten Überlebenden zu sein. Wir saugten diese Landschaft auf und genossen die Stille. Ein wunderbarer Ort, den viele noch schöner wie das Dead Vlei finden und das völlig zurecht. Auch wir lieben einfach diese Wüstenlandschaft, die Einsamkeit und die toten Baume.
Nur vier Personen sahen wir auf dem Hin- und Rückweg und wir ließen uns ca 2 Stunden dafür Zeit.
Am Parkplatz frühstückte ein Münchner Paar an unserem Picknickplatz. Leider waren bei ihnen die Brötchen des Frühstückskorbs leicht verschimmelt. Sie hatten spontan vor 2 Wochen gebucht, lasen sich wohl von Tag zu Tag ein, was sie machen wollten und waren von Namibia auch völlig begeistert. Es entwickelte sich ein sehr nettes Gespräch.
Wir fuhren die letzten 6 km zum Dead Vlei Parkplatz. Greg war der Meinung, dass wir keine Luft ablassen müssten und es schon so gehen müsste. An der Autovermietung hätten sie es ja auf 2,0 bar eingestellt. Letztes Mal hatten wir ja in den frühen Morgenstunden diese Offroad-Strecke auf hartem Sand zurückgelegt, und das ließ sich deutlich einfacher fahren. Aufgrund des fortgeschrittenen Tages war der Sand schon sehr weich, und wir waren froh, uns nicht festzufahren. Der Hilux kämpfte schon etwas an der ein oder anderen Stelle.
Vom Parkplatz sind es nur 1,1km ins Dead Vlei und aufgrund der Uhrzeit war es auch recht leer- Wie schön ist es, die Dünen in ihrer vollen Pracht ohne Sandsturm zu sehen und die toten Bäume in der Salzpfanne ohne Einschränkungen zu fotografieren.
Am Parkplatz überlegten wir kurz, den Abstecher zum Sossusvlei zu machen, aber das wollten wir uns für morgen früh aufheben. Die Offroadstrecke zurück ließ sich besser fahren, und ich erfreute mich an den einsamen Oryxen, die in dieser kargen Wüstenlandschaft überleben können.
Ohne weiteren Zwischenstop fuhren wir zurück und bezahlten den Permit. Erst gegen 16 Uhr fuhren wir aus dem Gate. Wir holten uns noch an der Tankstelle Kleinigkeiten und verspeisten mein geliebtes Magnum Mint. Die Terrasse war leer, nur 2 männliche Deutsche waren tanken. Diese sahen wir auch an anderen Spots wieder (Swakop, Etosha)
Zum Abendessen verspeisten wir auf unserer Terrasse den bestellten Käse, Brot und Salat. Das war völlig ausreichend. Am Pool schauten wir der untergehenden Sonne bei einem Glas Wein zu. Greg konnte allerdings seinem gekühlten Rotwein nichts abgewinnen.
Wir waren in diesem Augenblick unheimlich glücklich und dankbar, die Namibiareise angetreten zu haben. Danach setzten wir uns noch auf unsere Terrasse und lauschten dem unüberhörbaren Geckokonzert. Es huschte im Dunkeln ein Tier vorbei- wir leuchteten schnell mit der Taschenlampe und sind uns immer noch unsicher, ob das ein Wildhund gewesen sein könnte.