Um die lange Tagesetappe zu schaffen, fuhren wir meist zwischen 40 und den erlaubten 50 km/h. Es gab aber auch weiter nicht viele Tiere, wegen denen wir hätten anhalten müssen. An den Wasserlöchern standen meist Springböcke, seltener Gnus und Oryx. Einmal sahen wir auch ein paar Elandantilopen, und ein einzelnes junges Gnu blökte herzzerreißend nach seiner Mutter.
Kurz vor Nossob lief ein einzelner Gepard über die Straße. Als wir die Stelle erreicht hatten, an der er zwischen den Sträuchern verschwunden war, konnten wir noch einen schnellen Blick erhaschen.
In Nossob machten wir wieder Pause, kauften Feuerholz, benutzten die vorletztes Jahr neu gebauten Toiletten für Camper und schauten kurz im Hide vorbei. Beim Verlassen des Camps fielen uns die nun fertiggestellten Chalets auf, durch die sich das Camp stark vergrößert hat.
Die letzten 60 Kilometer bis Polentswa legten wir im schönen Nachmittagslicht zurück. Auch an den Wasserlöchern entlang des Weges war nicht viel Betrieb.
Eine mittlerweile vielleicht Fünftsichtung?!
Beim Polentswa Wasserloch saß ein schöner Gaukler im Wasser, wusch sein Gefieder und trank. Dabei ließ er sich viel Zeit und kühlte sich die Füße.
Wir ließen uns auch viel Zeit, verzichteten aber auf das Füße-Kühlen. Außer uns stand noch ein Fahrzeug dort. Wie wir später feststellten, belegte das Paar aus diesem Auto auf Polentswa den Stellplatz Nummer 1. Wir standen auf Nummer 2, die 3 blieb leer.
Auf der Campsite dauerte es heute etwas länger, bis wir das Auto gerade aufgestellt hatten. Wir mussten erst ein Loch für das linke Vorderrad schaufeln, damit Ruth nicht kopfüber während der Nacht aus der Koje gerutscht wäre. (Bele hat an dieser Stelle Schreibverbot!) Schließlich hatten wir es geschafft, und das Bett war geebnet. Wir bauten das Zelt auf und sagten dem Platz „Hallo“, denn Polentswa gehört zu unseren absoluten Favoriten.
Brustbandprinie
Als das Feuer brannte und die Sonne glutrot untergegangen war, leuchtete der Horizont noch einmal dunkelrot auf. Man konnte die Stille hören. Es war herrlich.
Zum Abendessen grillten wir Springbock, der heute nicht ganz so merkwürdig roch wie gestern. Zumindest versuchte Ruth sich das einzureden. Dazu machten wir Salat mit Gurken, Zwiebeln, Feta und Tomaten. In die Glut legten wir ein paar Kartoffeln.
Ruth hatte ein paar Kerzen im Sand aufgestellt (auf dem letzten Foto kann man eine davon ein ganzes Stück rechts neben dem Baum erkennen). Als es gerade dunkel geworden war, wollte sie diese entzünden, konnte zwei Kerzen aber einfach nicht wiederfinden. Plötzlich bemerkte sie eine Tüpfelhyäne, die um das Camp schlich. Das konnte doch nicht wahr sein: Hatte das nimmersatte Vieh doch bereits zwei Kerzen gefressen! Aber nicht mit Ruth. Mit lautem Klatschen machte sie ein paar schnelle Schritte auf den Räuber zu und nahm ihm die dritte Kerze wieder ab. Na ja, nicht direkt aus dem Maul. Die Hyäne war vorher vor der wütenden Ruth getürmt und hatte ihre Beute fallen lassen. Wie gut, dass Hyänen zwar besonders starke Kiefer haben, das aber anscheinend nicht wissen. Leider war auch diese Kerze so angebissen, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Ruth hatte schimpfend ihre liebe Mühe, alle angegeiferten Wachsteilchen wieder aus dem Sand zu sammeln. Zischend warf sie sie ins Feuer, was dieses hoch auflodern ließ. Ein wenig leid tat uns die Hyäne doch, denn wie muss man sich wohl fühlen, wenn zwei Kerzen im Bauch miteinander fangen spielen. Auf jeden Fall war sie eingeschüchtert, und so bekamen wir während des Abendessens keinen weiteren Besuch.
Nach dem Spülen fanden wir unter einem Busch noch eine kleine Maus, die immer wieder neugierig ins Licht huschte und aus unserem Spülwasser ein Tomaten- oder Fetakrümelchen heraussammelte.
Kilometer: 229