Liebe Forumsgemeinde,
Indien stand schon lange auf unserer Bucket-List, rutschte aber aus verschiedensten Gründen – beispielsweise das noch zu zarte Alter unserer Kinder, die eher ungünstige Vereinbarkeit von deutschen Schulferien und guter Reisezeit vor Ort, diverse Befürchtungen bezüglich der großen Anzahl dort lebender Menschen und diesbezüglicher Begleiterscheinungen – immer wieder nach unten.
Im April 2025 sollte es dann aber endlich so weit sein. Mit gutem Vorlauf wurde der Entschluss gefasst und eine (osterferienbedingt leider nur) zweiwöchige Tour durch Nordindien geplant. Dabei haben wir uns mit gutem Gefühl in die Hände der Agentur „Comfort Bird Tours India“ begeben. Deren Inhaber – C.B. Singh – wurde uns auf Basis von zwei Reiseberichten wärmstens empfohlen und bereits der Erstkontakt verhieß Gutes. Recht schnell waren wir uns einig über unser Zwei-Wochen-rundum-sorglos-Paket.
Das erste Mal seit unserer Reise nach Sri Lanka 2018 würden wir nun wieder mit Fahrer und Guide unterwegs sein. Für uns rückblickend eine goldrichtige Entscheidung. Und das aus mehrerlei Gründen. Zuvorderst wollte ich in Indien unter keinen Umständen selbst hinter dem Steuer sitzen. Meine europäisch geprägten Fahrkünste haben mir zwar bereits an vielen Orten der Erde gute Dienste geleistet – in Indiens Städten wäre ich aber ganz sicher bereits nach wenigen hundert Metern (und das ist positiv geschätzt!) gescheitert. Und auch Überlandfahrten hätte mein Nervenkostüm wahrscheinlich nicht ganz unbeschadet überstanden. Mit unserem Fahrer war das Reisen dagegen durchweg entspannt und wir fühlten uns stets uneingeschränkt sicher: Ob scheinbar hoffnungslos im dicksten Verkehrsknäuel verstrickt oder beim (aus unserer Perspektive mutigen) Gegenverkehr-Überholmanöver auf dem Highway.
Außerdem war es eine sehr gute Sache, mit C.B. Singh einen wirklich fantastischen Guide mit an Bord zu haben, der die Reise sehr professionell organisiert und begleitet hat und der dazu noch ein überaus netter Mensch ist. Und als Wildlife-Guide ist C.B. als passionierter Birder wahrscheinlich schwer zu schlagen. Die für uns in weiten Teilen ganz neue Vogelwelt Indiens wurde uns mit scharfem Blick, Ohr und Sachverstand nahegebracht. Und so konnten wir am Ende über 70 Arten vorzeigbar ablichten und weitere ohne Belegfoto beobachten oder hören. Aber auch für Säugetiere hatte C.B. immer ein gutes Gespür.
Für unsere erste Indienreise hatten wir uns den Norden des riesigen Staats ausgesucht – und von diesem auch nur einen verschwindend kleinen Teil. Und trotzdem waren die Transferfahrten zwischen den einzelnen Etappenzielen nicht gerade kurz: Reisen auf dem Landweg durch Indien bedeutet immer wieder weite Wege und oft nur langsames Vorankommen durch eine immens hohe Verkehrsdichte in den Ballungsräumen, Baustellen und manchmal auch die ein oder andere Kuh auf der Fahrbahn.
Folgende Stationen haben wir in unseren zwei Wochen bereisen können:
Tag 1: Die Stadt Delhi mit ihren Sehenswürdigkeiten
Tag 2 bis 4: Der Corbett Nationalpark mit seinen Säugern und vor allem seiner Vogelwelt
Tag 5: Die Umgebung der Stadt Greater Noida mit dem Dhanauri Wetland
Tag 6 bis 7: Die Stadt Agra mit ihren Sehenswürdigkeiten
Tag 8 bis 10: Der Ranthambore Nationalpark mit seiner Vogelwelt und vor allem seinen Säugern
Tag 11 bis 12: Die Stadt Jaipur mit ihren Sehenswürdigkeiten
Tag 13: Das Jhalana Leopard Reserve mit anschließender Rückkehr nach Delhi
Die Reise bot uns also eine dichte und recht ausgewogene Mischung aus Kultur und Natur – und beides wusste uns zu begeistern. Neben dem Taj Mahal, dem Amber Fort und anderen ikonischen Höhepunkten der Architektur Nordindiens waren es natürlich in erster Linie die Safaris, die uns ins Land gelockt haben. Einen Tiger in freier Wildbahn wollten wir unbedingt einmal erleben. Daher haben wir uns vier private Ausfahrten im Corbett NP gegönnt und sechs weitere im Ranthambore Nationalpark. Zählt man einen Gamedrive im Jhalana Reserve hinzu, so kamen wir auf insgesamt elf Ausfahrten – die wahren Preistreiber einer Indienreise…

Aber die recht hohe Anzahl hat sich am Ende tigerbezogen auch als durchaus notwendig herausgestellt… Zum Glück weiß die Fauna Indiens über den Tiger hinaus zu begeistern – und wir freuen uns eben auch sehr über ungestreifte Bewohner jeglicher Größenordnung – befiedert oder unbefiedert. Wobei wir den lästigen Tiger-Sichtungsdruck, der uns befallen hat, nicht leugnen wollen…
Dass Safaris in Indien anders aussehen als im südlichen oder östlichen Afrika, brauche ich wahrscheinlich nicht mehr zu betonen. Ich werde in den diesbezüglichen Kapiteln genauer darauf eingehen. Nur so viel vorneweg: Durch die strengen Regulierungen und die damit zusammenhängende beschränkte Anzahl erlaubter Fahrzeuge in jeder „Safari-Zone“ kam es nie zu ungesteuerten Massenaufläufen – wie wir es im Vorhinein befürchtet hatten. Im Einzelfall haben wir uns eine Sichtung vielleicht mit maximal zehn anderen Fahrzeugen teilen müssen. Oft ging es aber bedeutend ruhiger zu. Und das fanden wir gut.
Der April hielt für uns erwartungsgemäß hohe Temperaturen bereit. Das Thermometer bewegte sich je nach Ort zwischen Mitte 30 (Corbett) und Anfang 40 Grad (Jaipur). Es galt also vor allem die Randstunden der Tage zu nutzen. Die trocken-heißen Anteile haben wir zumeist in den gut klimatisierten Hotels verbracht, die wunderbare lokale Küche genossen und uns von den wahnsinnig früh beginnenden Morgensafaris ausgeruht („Was sind denn das für Ferien!?“). Oder wir waren auf Transferfahrt im genauso gut klimatisierten Auto unterwegs. Einzig im Amber-Fort und im Observatorium Jaipurs wurde es uns tatsächlich einmal fast zu heiß. Ansonsten war es überraschend gut zu ertragen.
Das sei nun aber genug der einführenden Worte.
Es gibt also noch immer nichts Neues von uns aus Afrika. Ich würde mich aber umso mehr freuen, wenn ihr uns stattdessen auf unserer ersten Indienreise begleiten würdet. Und ich richte vorab schonmal meinen Dank an Katrin (Sadie), Christa (botswanadreams) und Elisabeth (sphinx) für die reiseberichtinduzierte Inspiration und Ermutigung, diese wunderbare Tour in Angriff zu nehmen.
Zum Schluss als kleiner Vorgeschmack ein fotografischer Gruß aus der Küche:
Herzlich
Sascha