Von guten und nicht so guten Wiederholungen
Es ist noch nicht richtig hell, da wachen wir auf, geweckt vom virtuosen Konzert der Bewohner des Regenwaldes. Eine Katzenwäsche muss reichen, schon sind wir auf dem Restaurantdeck, wo das allmorgendliche Spektakel bereits seinen Lauf nimmt.
Von der Bodencrew lassen sich zuerst Curassows blicken, ziemlich große Hühnervögel mit gewagter Frisur.
Ihnen folgen Nasenbären, die eine ganze Reihe der gerade erst an verschiedenen Stellen drapierten Bananen gnadenlos abräumen und sich dann vorsorglich ebenso flott vom Acker machen, wie sie auf der Bildfläche erschienen sind.
Die ganz große Show liefern einmal mehr die Vögel. Elegante Tukane, freche Papageien ...
...Familie Specht (Chestnut-colored Woodpecker)...
...und unzählige andere bunte Vertreter betreten die Bühne.
Nach dem Frühstück brechen wir auf zum Ufer des wenige Kilometer entfernten Rio San Carlos. Beim letzten Mal haben uns zünftig Lodge-Mitarbeiter auf ihren Enduros dorthin gebracht, diesmal müssen wir mit dem eigenen Auto anrücken. Das andere war irgendwie spannender
.
Wir haben einen Bootstrip gebucht, den wir 2012 so schon einmal gemacht und in sehr guter Erinnerung hatten.
Thomas 2012 gut gelaunt auf dem Rio San Carlos
Sieben Jahre zuvor waren wir in lustiger Gesellschaft anderer Lodge-Gäste, sahen viel, lachten viel und hatten einen tollen Vormittag. Das schrie geradezu nach einer Wiederholung.
Rund eine Stunde geht es stromabwärts, doch während wir beim letzten Mal viele Wasservögel, Krokodile und Schildkröten beobachten konnten, zeigen sich diesmal deutlich weniger Tiere.
Einige Reiher und Leguane, vereinzelt Krokodile und Brüllaffen, doch die Vielfalt der ersten Tour erreicht das bei weitem nicht. Stattdessen stellenweise Schaum auf dem Wasser. Pech oder Problem? Das Schweizer Ehepaar, einzige Gäste im Boot außer uns, tippt auf Verunreinigungen durch die Ananasplantagen weiter südlich.
Auch das Dorf Boca San Carlos, das an der Mündung des Rio San Carlos in den Rio San Juan und an der Grenze zu Nicaragua liegt, ist diesmal eine Enttäuschung für mich. Ich hatte es als idyllisches Nest mit Blick auf die beiden Flüsse und den Regenwald in Erinnerung. Klein, aber voller Leben, mit freundlichen Grenzern und Kindern, allesamt in dicken Gummistiefeln, den Manolo Blahniks des Regenwaldes.
Beste Stimmung an der kleinen Polizeistation 2012
Ankunft im Dorf 2019
Doch das Dorf wirkt verlassen, trist und heruntergekommen, die Bar ist geschlossen, der winzige Kiosk auch, zu trinken gibt's nichts und auch keine Menschen. Die Schweizer sind erschrocken und können kaum glauben, dass die Stimmung nur wenige Jahre zuvor so anders gewesen sein soll.
Ich frage nach den Bewohnern, der Bootsführer zeigt aufs andere Ufer, dort leben sie jetzt, zumindest die Jüngeren. Bessere Häuser, Elektrizität, eine neue Schule und eine Straße - ein Ausweg aus der Abgeschiedenheit, die mir so verlockend erscheint, es im Alltag aber sicher nicht ist. Alles absolut nachvollziehbar also, aber das Flair ist dahin und der Trip für mich keine Empfehlung mehr wert.
Viel besser gefällt uns nach unserer Rückkehr die geführte Wanderung durch den zur Lodge gehörenden Primärwald. In von der Unterkunft entliehenen Gummistiefeln und allein mit dem obligatorischen Guide stapfen wir über schmale Trampelpfade, entdecken Affen, Vogelspinnen und Pfeilgiftfrösche...
...und folgen dem Krächzen eines Soldatenaras, bis wir ihn schließlich hoch oben zwischen den Zweigen entdecken.
Diese Tour gefällt uns wieder so gut wie schon sieben Jahre zuvor, mit dem kleinen großen Unterschied, dass Thomas diesmal von Bullett-Ants verschont bleibt. Aber das ist ja beileibe keine schlechte Nachricht.