Noch einmal guten Morgen.
Heute heißt es Abschied nehmen von Swakopmund. Ich werde die letzten Tage in Windhoek zusammenfassen, weil private Treffen hier nicht von Interesse sind und mich daher nur noch auf Unterkünfte beschränken will.
Wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, war die Eintscheidung, nicht über den Gamsbergpass mit Abstecher zur Corona Lodge zu fahren, richtig. So bin ich am frühen Morgen von Swakopmund aus auf der B1 abgefahren, habe in Usakos nochmal getankt und in Okahandja Pause gemacht. Gegenüber dem Holzmarkt ist ein nettes Cafe´ und gleich daneben kann man ordentlich Biltong einkaufen.
Das Navi meines Handys hilft mir rasch und ohne Umwege Guesthouse Londiningi, das etwas versteckt im Stadtteil Eros liegt, um 12.30 Uhr zu erreichen. Ich bin wieder der einzige Gast für die zwei Tage, die ich mich hier aufhalte. Es ist ruhig und das Zimmer ist geräumig mit großem Bett, es ist sogar TV da, der aber nicht funktionierte, was mich überhaupt nicht störte, denn mir ist ein Schreibtisch wichtiger, auf dem ich das Reisetagebuch schreiben kann.
Auf dem Weg zum Haupthaus liegt ein Pool, der sauber und gepflegt ist, wie auch der kleine Garten, wo man gut im Schatten sitzen kann und lesen oder einen Sundowner trinken.
Lobenswert ist aber die Verpflegung, sowohl das umfangreiche Frühstück, als auch das Abendessen. So kann man getrost darauf verzichten nochmals nach Windhoek zum Essen zu fahren. Das Diner besteht aus drei Gängen, das Elandsteak war sehr gut und der Nachtisch (Apple Tart mit Amarula) war nett dekoriert.
Ich füge auch gleich nochmal den Nachtisch vom nächsten Tag (Creppes Suizettes) an.
Das Guesthouse verfügt aber auch noch über eine kleine Attaktion. Ich beobachte eine Fuchsmanguste, die sich an die Küche anschleicht und um was bettelt. Und tatsächlich, Hilde gibt ihr ein Ei. Sie frisst es aber erst, als sie es im Schälchen serviert und aufgemacht bekommt.
Wie sich im Laufe der zwei Tage herausstellt, sind es drei Mangusten, zwar keine Streicheltiere, aber doch nette Unterhaltung.
Den zweiten Tag habe ich hier verbracht, weil ich nicht die Corona Lodge aufgesucht habe, nun aber habe ich wegen des annulierten Fluges von Lufthansa noch zwei weitere Tage anhängen müssen, die ich nochmals auf Voigtland gebucht habe. ich wollte einfach nur entspannen. Natürlich waren hier die Giraffen wieder die Hauptunterhaltung.
Über die Möglichkeiten der Vogelbeobachtung habe ich schon berichtet, zu dieser Zeit ergaben sich immer mal neue Motive, weil viele mit dem Nestbau beschäftigt sind und neben den schon erwähnten Maskenwebern waren auch die Kapstelzen emsig beim Heimbau.
Inzwischen wisst ihr ja auch, dass ich mich für alles Getier interessiere und daher ist mir auch dieser elegant gekleidete Nachtfalter nicht entgangen.
Auf Voigtland wird auch ein Gamedrive angeboten, auf dem man - wenn man Glück hat - Bergzebras sehen kann. Wir hatten kein Glück, wir haben nichts gesehen, außer grünem Busch.
Die Tiere hatten sich alle verzogen und versteckt. Kein Wunder, denn kaum waren wir wieder an der Farm, ging es auch schon wieder los. Die Himmelsschleusen öffneten sich.
Immer wieder bildeten sich neue Gewitterzellen, bis schließlich der zweite Tag - von kurzen Pausen abgesehen - nur noch aus Regen bestand. Zweimal habe ich die Lodge für den Nachmittag verlassen, um eine Bekannte zu besuchen.
Von der sehr guten Küche habe ich ebenfalls schon berichtet, das Essen mussten wir aber wegen des ständigen Regens drinnen einnehmen. Ab und zu spitzte ich schnell mal nach draußen, denn auch bei Regen gibt es schöne Stimmungen.
Und dann war er auch schon da, der letzte Tag in Namibia. Letzter Spaziergang in Windhoek durch das Craft-Center. Traurige Gesichter an der Verkaufsständen, viele haben schon ganz aufgegeben. Die Pandemie hat viele Lücken gerissen.
Die Autoabgabe verlief problemlos. Ich war Zuhörer als zwei junge Männer ein beschädigtes Fahrzeug zurück brachten. Auf Gravelroad zu schnell gefahren. Da habe ich kein Mitleid. Selbstüberschätzung kann eben teuer werden. Dabei lässt sich das Land viel besser genießen, wenn man ruhig und besonnen unterwegs ist. Aber viele bringen ihre Hektik aus Deutschland mit. Ich bin ca. 80.000 km in Namibia bisher gefahren und hatte erst einen Platten, bin noch nicht versackt, trotz Wasser- und Sandfahrten, und habe auch keinen Unfall gehabt. Besonnenheit macht sich auf Dauer bezahlt.
Auch auf dieser Reise habe ich trotz der Wetterkapriolen viel gesehen und erlebt. Ich habe nun Namibia in allen Monaten (außer Dezember) bereist und kann sagen, dass es immer eine Reise wert war, mit ganz unterschiedlichen Eindrücken, von denen ich keine missen möchte. Auch nicht die zum Teil schlimmen Beobachtungen, die sich durch die Pandemie ergeben haben. Es war einsam an vielen Orten, aber ich habe die Ruhe genossen, auch die Zeit, die sich etliche Menschen für lange Gespräche genommen haben. ich konnte sehen, dass man auch bei großer Not nicht in lautes Lamentieren und Gekreisch verfallen muss. Und die Not ist hier erheblich größer als bei uns.
Ich wollte mit diesem Bericht zeigen, dass Namibia immer ein lohnenswertes Ziel ist, wenn man die Augen für all die kleinen Reize offen hält und die Tierwelt nicht nur auf die Big Five reduziert und sich Zeit nimmt in Ruhe zu genießen. Leider sind nicht alle Bilder in der Qualität geworden, wie ich sie gerne hätte und genügen meinen Ansprüchen nicht unbedingt. Aber die wahren Bilder hat man ja sowieso im Herzen. Inzwischen bin ich leider schon wieder zurück in unserer hektischen, aggressiven Gesellschaft und habe das Gefühl, bald wieder weg zu müssen. Ob es doch noch einmal Namibia sein wird? Aber Afrika will ich auf keinen Fall streichen, auch wenn die Reise vielleicht in anderer Form abläuft.
Ich kann nur jedem raten, Namibia zu besuchen, es in Ruhe zu erleben und gesund wieder zu kommen, um die nächste Reise planen zu können.
Mit diesem Gefühl bin ich bei Sonnenuntergang in den Flieger nach Deutschland gestiegen.
Liebe Fomis, vielen Dank, dass ihr mich hier begleitet habt, ich wünsche euch alles Gute und eine baldige und schöne Reise nach Namibia.
Viele Grüße:
Burschi