THEMA: Die Eulenmuckels auf der Nordschleife
08 Feb 2019 23:29 #547908
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  • Eulenmuckel am 08 Feb 2019 23:29
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Tag 20 – 2. August 2018 – Stromschnellen und rough road

KaingU-Lodge – Hippo-Bay, Kafue-Süd

Heute schliefen wir aus und standen erst kurz vor halb acht auf, als die Sonne bereits schien. Peter hatte gestern Abend bei der Lodge ein frisches Brot bestellt, das um acht Uhr fertig sein sollte. Wir kochten Kaffee und fotografierten ein paar Brillenvögel und Bienenfresser an unserem Platz. Peter kam mit der Nachricht zurück, dass das Brot wohl doch erst um neun Uhr fertig wäre. Sie hatten es also vergessen. So packten wir alle Sachen wieder ins Auto und machten uns zu Fuß nochmal auf zu den Stromschnellen. Mit richtigem Schuhwerk taten wir uns etwas leichter als gestern.



Senegalbrillenvogel











Wir kletterten bis an den Rand der überschaubaren, aber schönen Rapids. Das Wasser war recht warm. Dort blieben wir ein bisschen und machten uns dann auf den Rückweg. Entlang der Route wuchsen viele beeindruckende Kakteen, die Stämme wie Bäume hatten. Ein paar interessante Vögel flogen an uns vorbei, ließen sich aber nicht lange genug nieder, um sie zu bestimmen.

Afrika in Afrika ;)



von Karin:




Zurück an der Campsite frühstückten wir. Wir machten Obazda, der auf dem frischen, noch warmen, braunen Brot sehr gut schmeckte.





Trompeterhornvogel – Das Foto ist nicht gut, aber der Vogel für uns selten.



Waldnektarvogel



In den Bäumen um uns saßen viele kleine Meerkatzen, die uns sehr genau beobachteten. Eine Unaufmerksamkeit, und sie hätten uns etwas geklaut. Aber wir passten gut auf.



Nach dem Abwasch packten wir die Autos und liefen zur Lodge, um unsere Rechnung zu bezahlen. Es war sehr heiß. Ein Angestellter wässerte mit einem enormen Schlauch die Rasenflächen um die Chalets. Kein Wunder, dass die komplette Anlage so schön grün war.



Wir unterhielten uns noch ein wenig mit Lynda, der Managerin, die aus Australien stammt. Wir fragten sie nach der heutigen Strecke, und sie riet uns dringend, NICHT den Weg entlang des Flusses zu nehmen, sondern den Umweg zurück über die Hauptstraße zu fahren. Das sollte ca. 2,5 Stunden dauern. Die andere Route sei „rough“ mit sehr vielen Abzweigungen, die in jedes einzelne kleine Dorf führten. Dort könnten wir sehr gut verloren gehen. Wir stimmten ihr zu und nahmen uns vor, über die Hauptstraße zu fahren.
Zurück auf der Campsite stellten wir fest, dass die Meerkatzen unser Auto während unserer Abwesenheit genauestens inspiziert hatten. Wir hatten eine Seitenklappe am Aufbau offen gelassen, um unsere Handtücher daran zum Trocknen aufzuhängen. In dem Seitenfach befanden sich lediglich Brennholz und Kohle. Doch die neugierigen Affen hatten es sich nicht nehmen lassen, den Kohlesack aufzureißen, zu überprüfen, ob sich nicht doch etwas Essbares finden ließe und aus lauter Frust ein paar Stücke Kohlen über die Wiese zu verteilen.
Nachdem wir das Lodge-Gelände verlassen hatten, bogen wir rechts ab in der Annahme, auf der richtigen Spur zu sein. Unsere GPS-Karte schlug ebenfalls diesen Weg vor – vielleicht als den kürzesten und nicht als den schnellsten. Zunächst fuhren wir wieder durch Wald und kamen gut vorwärts. Immer wenn sich der Weg gabelte, folgten wir der Richtung, die der auf der T4A-Karte am nächsten kam. Denn dort waren tatsächlich nicht alle Wege verzeichnet. Meist hielten wir nur die ungefähre Richtung und fuhren querfeldein durch Niemandsland. Erstaunlicherweise dauerte es recht lange, bis uns dämmerte, dass wir auf der get-lost-Strecke gelandet waren. Das war nach kurzer Überlegung auch recht offensichtlich, da wir unmittelbar nach der KaingU-Lodge nach rechts in Richtung des Flusses abgebogen waren. Mal wieder der klassische Fall von: GPS ein- und Gehirn ausgeschaltet. :pinch:
Die Spur wurde immer unwegsamer. In einem Dorf gab es plötzlich drei Möglichkeiten zur Weiterfahrt. Wir wählten eine aus, aber ein paar Einwohner kamen angelaufen und zeigten uns den richtigen Weg. Wir passierten viele kleine Dörfer oder Ansammlungen von Hütten. Oft waren einzelne Leute unterwegs. Alle winkten uns freundlich zurück und sahen uns meist strahlend entgegen.



Aber so sympathisch die Menschen waren, umso fieser wurde die Straße. Immer enger werdend taten sich auch noch tiefe Längsgräben und Auswaschungen auf. Wir wurden immer langsamer, und die Stellen, bei denen wir die Autos über tiefe Furchen zirkeln mussten, nahmen zu.

von Karin:






Die eine oder andere klitzekleine Wasserdurchfahrt war auch dabei. Auch wenn wir im Prinzip in der richtigen Himmelsrichtung unterwegs waren, war nicht klar, ob der Weg nicht irgendwann unpassierbar werden würde. Hier war mit Sicherheit schon lange kein – oder noch nie ein? – Auto mehr gefahren. Auf einem etwas breiteren Fahrradweg schlängelten wir uns schließlich mit einer Reifenbreite mehr neben als auf der Pad durch die Dörfer und fragten uns, ob wir wohl gerade dabei waren, auf der „Rough road“ verloren zu gehen.
Als Uwe einen parkenden PKW entdeckte, schöpfte er Hoffnung. Hier war offensichtlich doch schon mal ein anderes Auto gefahren. Das musste aber schon eine Weile her sein, denn es hatte – wie oft bei stehen gelassenen Fahrzeugen in Afrika – keine Reifen mehr.

von Karin:






An manchen Stellen fürchteten wir schon, wieder umdrehen zu müssen, kamen aber zum Glück immer noch gerade so durch. Irgendwann hatten wir die schlimmsten Kilometer gemeistert, und die Spur wurde wieder breiter. Später erfuhren wir von unseren Freunden Sarah und Philipp, dass ihnen im Vorjahr genau derselbe Fehler unterlaufen war. Sie waren genau wie wir zwischen den Dörfern herumgekurvt.
Letzte Änderung: 08 Feb 2019 23:31 von Eulenmuckel.
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08 Feb 2019 23:33 #547909
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  • Eulenmuckel am 08 Feb 2019 23:29
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Wir erreichten die Teerstraße nach Ithezi-Tezhi und den Ort 23 Kilometer später. Dort gab es wieder Vieles links und rechts entlang der Straße zu sehen. Leute waren mit dem Fahrrad und seltener mit dem Moped unterwegs.







In kleinen Häuschen wurden verschiedenste Dinge angeboten.













Lasten und Gepäck wurden transportiert









und auf Sicherheit und Ordnung geachtet.



Hinter der Stadt fuhren wir über den Kafue-Staudamm. Dort musste ein großes Fischaufkommen sein, denn in den Bäumen am Ufer saßen mindestens 20 Schreiseeadler oder flogen fischend ihre Runden.





Wir bogen in den südlichen Kafue-Nationalpark ein.



Nach kurzer Zeit kreuzte eine Herde Elefanten mit einigen Jungtieren die Fahrbahn. Wir hielten Abstand und warteten, bis alle Tiere an uns vorübergezogen waren.



Dann setzten wir unseren Weg fort. Die Straße führte direkt am Stausee entlang. Rechts ragten viele tote Bäume aus dem Wasser und boten Kormoranen Nistplätze und Schreiseeadlern Ansitze. Zur Linken waren Bäume und Büsche. Wir sahen viele Wasservögel: Sattelstörche, Reiher, Hammerköpfe und andere. Pukus, Hippos und Elefanten ließen sich ebenfalls blicken.



Silberreiher









Braunkopfliest





Termitenschmätzer



Hammerkopf





Nach diesem Gamedrive erreichten wir die Hippo Bay Campsite. Bis zur Rezeption bei der nahegelegenen Lodge, wo wir uns anmeldeten, waren es nochmal ein paar Minuten. Mit Karin und Peter suchten wir uns einen Stellplatz. Mit uns trafen noch vier Autos einer italienischen Reisegruppe ein. Außerdem waren noch zwei einzelne Fahrzeuge auf dem Platz. Für unseren Geschmack waren das schon viel zu viele andere Leute. Durch die bisherigen Campingplätze, die wir immer für uns alleine hatten, waren wir ziemlich verwöhnt. :S



Und so beobachteten wir leicht skeptisch und natürlich völlig vorurteilsfrei, wie die Italiener zuerst alle Bänke des Platzes zusammenklaubten, zwischen ihren Autos platzierten und danach das unisex Waschhäuschen in Beschlag nahmen. Und zwar so richtig, denn aus jeder Dusche kam uns fröhlich ein nasser, mehr oder weniger behaarter Mensch mit knapp um die Hüfte geschlungenem Handtuch entgegen. Huh! Es machte ihnen auch wenig aus, ihre Waschsachen praktischerweise gleich neben den Waschbecken zu verstauen. Außerdem war ganz erstaunlich, wie viel Lärm man bei der Essenszubereitung veranstalten kann, wie oft Autotüren zugeschlagen und Gegenstände gegeneinander gehauen werden können, oder auf welche Entfernung man sich immer noch laut schreiend miteinander zu unterhalten vermag.
Vielleicht lag es daran, dass wir etwas genervt waren, vielleicht auch daran, dass Ruth ein wenig unwohl im Magen war. So richtig konnten wir den eigentlich schönen Platz nicht genießen.
Zum Abendessen kochten wir auf einem riesigen Feuer Nudeln mit Tomatensoße, Bohnen und Gemüse. Nicht allzu spät krochen wir in unsere Zelte und versuchten die bis in die Nacht andauernden Unterhaltungen und das permanente Geplapper in Zimmerlautstärke zu ignorieren. Zumindest Uwe ignorierte, und Ruth vermittelte irgendwann schreiend, dass es doch jetzt langsam mal gut wäre … :evil:

Kilometer: 93
Letzte Änderung: 08 Feb 2019 23:36 von Eulenmuckel.
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09 Feb 2019 07:34 #547914
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Guten Morgen Ihr Zwei,
Eulenmuckel schrieb:
@Bele: Keine Sorge, so schnell nehmen wir dir nichts krumm. Und wenn, dann bekommst du einfach ein liebes Briefle von unserem Anwalt. ;)
:woohoo: :blink: :dry: Wir müssen reden!!! Euer relativ langes Schweigen hat mir schon ein bisschen Angst gemacht hat :huh:

Nun zurück nach Afrika - tolle Impressionen von der Strecke! Wobei mich diese Aussage
Mal wieder der klassische Fall von: GPS ein- und Gehirn ausgeschaltet. :pinch:
ein bisschen unruhig werden lässt - ich glaube, ich bereite mich schon mal für alle Fälle auf die Rolle der Bedenkenträgerin vor :blink:

Und dies durfte ich bisher ja auch noch nicht erleben - wann wird das erste Mal sein :S ?
Zumindest Uwe ignorierte, und Ruth vermittelte irgendwann schreiend, dass es doch jetzt langsam mal gut wäre …

Ich bin gespannt :whistle: - auch wie eure Reise weitergeht :) !

In diesem Sinne frohes Berichten am Wochenende B) - seid lieb gegrüßt von Bele
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09 Feb 2019 13:46 #547942
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Hallo Ruth und Uwe,
das hier



ist ja eine hübsche Balletteinlage! Im richtigen Moment erwischt!
Gruß
Friederike
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09 Feb 2019 14:17 #547947
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Eulenmuckel schrieb:
"Wir unterhielten uns noch ein wenig mit Lynda, der Managerin, die aus Australien stammt. Wir fragten sie nach der heutigen Strecke, und sie riet uns dringend, NICHT den Weg entlang des Flusses zu nehmen, sondern den Umweg zurück über die Hauptstraße zu fahren. Das sollte ca. 2,5 Stunden dauern. Die andere Route sei „rough“ mit sehr vielen Abzweigungen, die in jedes einzelne kleine Dorf führten. Dort könnten wir sehr gut verloren gehen. Wir stimmten ihr zu und nahmen uns vor, über die Hauptstraße zu fahren."

Diesen Teil deines Berichts müssen wir uns unbedingt merken, damit wir nicht verloren gehen; denn wir sind ja allein unterwegs.
Wir kommen von Roy's Kafue Campsite => auf der Westseite des Flusses bis zum Kasabushi Camp => dann zur New Kalala Lodge => weiter auf der Ostseite zur KaingU Lodge. Vorher passieren wir den Staudamm, richtig? Ist das schwierige Stück Straße davor oder dahinter? Von KaingU geht es nach Nordosten, wobei wir eine Abkürzung (Tracks4Afrika-Karte) zur Mainroad nehmen wollen. Ich hoffe, dass wir auf dieser Strecke nirgendwo verloren gehen :laugh: .

Nochmals Danke für euren Bericht und natürlich die Fotos :kiss: .

Ein schönes Wochenende wünscht euch
freshy
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09 Feb 2019 14:32 #547949
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  • KarinK am 09 Feb 2019 14:32
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Liebe Ruth, lieber Uwe!
Das habt ihr wieder toll erzählt, als wäre es gestern gewesen.

Aber so sympathisch die Menschen waren, umso fieser wurde die Straße.
Und genau wegen der Menschen find ich es ganz wunderbar, solche ungeplanten Umwege zu machen. Im Nachhinein halt :whistle:

Für unseren Geschmack waren das schon viel zu viele andere Leute.
Oh ja!!! Einfach 6 Autos zuviel. :laugh:

... natürlich völlig vorurteilsfrei, wie die Italiener ...
Natürlich!!! :pinch:
Aber im Nachhinein auch spannend, wie die unterwegs waren. Jeden Sommer für 5 Wochen von Italien in den Süden von Afrika!

:kiss:
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