THEMA: Island 2020: Als Corona ganz weit weg war
07 Dez 2020 15:46 #600719
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Outer Space

Island - unendliche Weiten. Wir befinden uns zurück in der Gegenwart im Jahr 2020. Dies sind die Abenteuer von Betti und Thomas. Sie sind unterwegs, um fremde Welten zu entdecken und dringen auf ihrer Reise in ferne Galaxien - ähm, in den Diamond Circle vor.

Zugegeben, Pioniere sind wir nicht. Und wir stehen auch keineswegs vor solchen Herausforderungen wie Patrick Stewart im Weltraum. Aber wir fühlen uns wie Entdecker auf der 260 Kilometer langen Sightseeing-Route, die in Anlehnung an den Golden Circle im Süden der Insel Diamond Circle genannt wird; was ein bisschen verwirrend sein kann, weil es im Süden den Diamond Beach gibt... Neben dem Myvatn zählen unter anderem der Dettifoss, die Asbyrgi-Schlucht, die Hljodklettar-Felsen, der Godafoss und das Fischerstädtchen Husavik dazu.

Dettifoss 2019


Das 50 km nördlich von Reykjahlid gelegene Husavik ist die Hauptstadt der Walbeobachtungs-Touren in Island.



Die Sichtungsrate in der wunderschönen, von Bergen umschlossenen Bucht Skjalfandi liegt bei fast 100 Prozent, es gibt unterschiedliche Anbieter mit fast identischem Angebot. Wir haben uns zwei Jahre in Folge für Gentle Giants entschieden, und zwar nicht für eine Tour an Bord eines traditionellen Holzschiffes,...



...sondern mit einem zodiacartigen und wendigen Schnellboot, bei dem man sich vorne an Griffen festhält und den Sitz zwischen den Beinen hat. Die Wellen gilt es wie beim Rodeo auszugleichen, und da zumindest 2019 der Seegang so schwer war, dass die Tour kurz vor der Absage stand, war das nicht nur ein großer Spaß, sondern ging auch ganz schön in die Beine.

Auf Walbeobachtungs-Tour 2019


Vor dem Start beginnt erst einmal das große Einkleiden, die Kluft ist sperrig wie ein Astronautenanzug, hält aber warm. Dazu dicke Handschuhe, im Corona-Jahr 2020 allerdings keine Plexiglas-Brille als Spritzschutz. Weil die See ruhig war, ging es auch gut ohne.



Im Vorjahr hatten wir Delfine und einen einzigen Buckelwal entdeckt, die Puffin-Saison war jedoch bereits vorbei. Anders als in diesem Juli. Bei der Umrundung der kleinen Insel Lundey, die nicht betreten werden darf und mit rund 250.000 Papageitauchern leicht überbevölkert wirkt, sind wir umringt von Vögeln.



Auch die Buckelwale sind diesmal zahlreich, bei zehn höre ich auf zu zählen. Ich habe den Eindruck, dass sich die Isländer sehr um einen verantwortungsvollen Umgang mit ihren natürlichen Schätzen bemühen. Dass sie den Walfang 2003 nach 14-jähriger Pause aus einem Traditionsgedanken heraus wieder aufgenommen haben, kann ich aber nicht nachvollziehen, und daran muss ich auch in diesem Jahr beim Anblick der friedlichen Riesen wieder denken. Das Walfleisch findet allerdings keine Abnehmer mehr, und so regelt der Markt das Problem offenbar zusehends von selbst.





Einer der Giganten taucht direkt neben uns auf, Moby Dick, da bläst er, und zwar direkt auf mein Objektiv :pinch: . Das Boot schwankend, das Putzleder in den Tiefen des riesigen Raumanzugs verschwunden, Fotografieren kann ich jetzt vergessen. Nicht, dass das vorher anders gewesen wäre bei dem Geschaukel, Thomas macht es besser.



Trotz des dicken Overalls sind wir nach drei Stunden durchgefroren, im Thermalbad Geosea in den Klippen von Husavik wärmen wir durch. Preislich nicht gerade ein Schnapper, aber mit fantastischem Blick über die Bucht und auch im Nicht-Corona-Jahr 2019 wunderbar ruhig. Angeblich sind von hier oben aus manchmal Wale zu erkennen, uns gelingt das nicht.



Zwei volle Tage haben wir am Myvatn und keine wirklichen Pläne, denn die (vorgebuchte) Waltour haben wir schon am Ankunftstag und zum Glück zumindest regenfrei gemacht.

Indoor geht ja auch bei Regen, weshalb wir noch einmal in die Grjotagja klettern, tiefblau, weniger dampfend und vor allem weniger besucht als im Vorjahr.



Der Wetterbericht weist uns an diesem Tag den Weg gen Westen. Zum Godafoss sind es knapp 50 Kilometer, und tatsächlich wird es deutlich heller.





Den "Götterwasserfall" kennen wir schon von 2019. Er ist aus allen möglichen Perspektiven eine wahre Schönheit, heißt aber so, weil im Jahr 1.000 n.Chr. Stammesführer (="Godar") zum Zeichen ihrer neuen Religionszugehörigkeit heidnische Götzenbilder in die Fluten warfen.



Unser eigentliches Ziel ist der Aldeyjarfoss, der für uns Neuland ist. Beim Godafoss-Parkplatz beginnt über die Straße 842 (oder alternativ 844) der Abstecher zum 41 Kilometer entfernten Wasserfall. Die Schotterpisten sind gut zu fahren, erst die letzten 3 Kilometer sind schon eine F-Straße und somit ohne 4x4 tabu. Warum, erschließt sich uns nicht, denn die Qualität der Hochlandpiste ist nicht wirklich schlechter. Der Aldeyjarfoss liegt in einer traumhaften, einsamen Gegend und entpuppt sich für uns als echtes Highlight.



Nur in anderes Paar ist da und geht, kurz nachdem wir gekommen sind. Wir sind allein, der babyblaue Wasserfall bettet sich in eine Umgebung aus Basaltsäulen und fabriziert spektakuläre weiße Schlieren.





Zurück am Mückensee hängt der Himmel weiterhin tief, doch wir sind mit unserem Schicksal ganz zufrieden.

Zweiter Tag, andere Richtung: Östlich des Myvatn lassen sich gleich mehrere Attraktionen des Diamond Circle hervorragend miteinander verbinden. Zwei Wege führen zum Dettifoss, dem mächtigsten Wasserfall Islands. Die östliche Zufahrt ist eine ruppige Schotterpiste, die aber den Blick über die gesamte Fallhöhe erlaubt. Die westliche Strecke verbindet die Asbyrgi-Schlucht mit dem Dettifoss, hat eine ganze Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten zu bieten und ist auch deshalb mittlerweile fast durchgängig asphaltiert.

Wir haben uns diesmal die Ostseite vorgenommen, entscheiden uns aber um, weil das Wetter für Fotos nicht ausreichend mitspielt und wir stattdessen im Vatnajökull-Nationalpark wandern wollen. Wandern geht ja immer, und aus Zucker sind wir nicht.

Im Vatnajökull-Nationalpark 2019


Der Sprühnebel des 100 m breiten und 45 m hohen Dettifoss ist schon bei der Anfahrt von Weitem zu sehen. Vom Parkplatz aus führt ein etwas 15-minütiger Fußmarsch zum Wasserfall, der von verschiedenen Plattformen aus bewundert werden kann. Wer ganz nah rangeht, wird mit ohrenbetäubendem Tosen belohnt - aber auch pitschnass.

Dettifoss 2019




Der Blick von der Ostseite auf den benachbarten Selfoss soll eigentlich besser sein, trotzdem machen wir diesmal den kurzen Abstecher.



Dann geht's weiter nordwärts in Richtung Asbyrgi. Die hufeisenförmige Schlucht mit ihren bis zu 100 m hohen Felswänden haben wir bereits im Vorjahr besucht.



Diesmal wollen wir zu den Hljodaklettar-Felsformationen, die zwischen Dettifoss und Asbyrgi liegen und über die 862 miteinander verbunden sind. Auf dem Weg zu den "Echofelsen" durchfahren wir Baustellen, die letzten Kilometer werden asphaltiert und neue Parkplätze rund um das Vesturdalur-Tal entstehen. Dass dieser einst so abgelegene Landstrich nun so leicht erreichbar ist, hinterlässt bei uns wie überall auf der Welt zwiespältige Gefühle.

Der Wegweiser zum Parkplatz zeigt hügelaufwärts, dann gehen wir hinunter ins Tal und nehmen die rot markierte Runde über fünf Kilometer in Angriff. Kein blauer Himmel, aber immerhin Licht und kein Regen, damit sind wir ganz einverstanden und marschieren fröhlich durch die erst grüne, dann zusehends vulkanisch geprägte Landschaft. Die Impressionen sind fantastisch, und ich nehme mir fest vor, eines Tages bei Sonnenschein wiederzukommen.

An den Raudholar (Rote Hügel), den Resten einer Vulkankette, steigen wir so hoch es geht, die höchste Spitze ist mittlerweile gesperrt, weil sie zusehends abflachte.



Dann steigen wir hinab zu den Echofelsen, wo es Trolle geben soll. Keine Trolle und kein Echo, aber spektakuläre, durch Erosion entstandene Felsformationen und Basaltsäulen.

Blick hinunter zu den Echofelsen


Thomas in der Basalthöhle "Kirkjan" (Kirche)


Eine tolle Wanderung mit viel rauf und runter, wir sind happy und folgen den Schildern in Richtung Parkplatz, der nur einen knappen Kilometer entfernt sein soll. Wir wundern uns ein wenig, aber nicht genug und bemerken unseren fatalen Irrtum erst, als wir auf einem verwaisten Schotterplatz mitten im Nirgendwo stehen. Der ausgeschilderte Parkplatz; wegen der Baustelle aktuell gesperrt und definitiv nicht unserer :huh:.

Wir stapfen bergan, ziemlich orientierungslos und mitten durch die Baustelle. Fühlt sich an wie outer space, schön ist das nicht, dann endlich eine Menschenseele. Der Baggerfahrer staunt nicht schlecht, wo kommt ihr denn her, uns interessiert vor allem, wo müssen wir hin? Er weist auf einen Hügel, knapp zwei Kilometer, die Luft ist raus und auch die Lust, doch schließlich sind wir da und ganz schön kaputt. Der Himmel lacht Tränen, kaum fahren wir los, fallen die ersten Tropfen, gutes Timing, immerhin.

Am Myvatn muss eine Belohnung her. Steinofen-Pizza und Wikinger-Bier bei Daddi's Pizza, die Welt ist doch ein guter Ort. Nicht nur auf Island - aber vor allem auch dort.

Letzte Änderung: 07 Dez 2020 16:12 von Beatnick.
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07 Dez 2020 16:24 #600726
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Moin Betti,
auf die Waltour hab ich schon gewartet - das klingt ja doch ziemlich abenteuerlich und nach viel Wumms auf dem Gummiboot. Natürlich eine tolle Vorstellung, den Riesen so nahe zu kommen. Aber auch die kleine Meerjungfrau in Geosea gefällt mir gut :kiss:
Mit dem Wetter würde ich wohl etwas mehr hadern als ihr das tut, aber beim Belohnung-Bier wäre ich auf jeden Fall wieder dabei. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf ein gemeinsames freue B)
Liebste Grüße von einer langen Schreibtischdauerschicht
Ingrid
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07 Dez 2020 17:11 #600730
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Moin,
ich erwische mich ja immer dabei, eure Erlebnisse und Eindrücke mit den unsrigen von 2005 zu vergleichen.
Die Landschaft hat sich natürlich (zum Glück) nicht verändert, mystisch und traumhaft schön.
Aber den Diamond Circle gab es damals - zumindest mit diesem Namen - ebenso wenig wie die Schnellboot-Whalewatching Touren.
Wir haben damals in Husavik die Whalewatchingtour mit einem klassischen Holzboot unternommen, allerdings im Sommer die Mitternachts-Tour, die von 20 Uhr bis 1 Uhr "nachts" dauerte. Zwar leider ohne Wale, dafür mit einer phantastischen Mitternachtssonne und eisigem Wind auf offenem Wasser.
Schicke wärmende Overals gab es auch nicht. Statt dessen stellte man uns abgtragene ungewaschene müffelnde "Seebären"- Strickpullover aus wärmender Islandwolle zur Verfügung. Inbetriebnahme der Pullis höchstwahrscheinlich zeitgleich mit dem Holzboot, das ja früher zum Walfang verwendet wurde. Mit zunehmender Kälte wurden die Pullis aber immer attraktiver ... :laugh: .

Whalewatching mit so einem Schnellboot auf Augenhöhe mit den Walen ist ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten ja damals ähnliches während unserer Antarktistour.
LG Stefan

Die Reise unseres Lebens: Antarktis 2018/19
Unsere Reiseberichte
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08 Dez 2020 15:49 #600815
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Ich hasse es, wenn man keine Zeit hat und irgendwann so hinterher hetzen muss. Heute ist aber Urlaub angesagt und jetzt habe ich gerade mal gute 20 Tabs auf vom Namibia-Forum und nehme mir Zeit mich wieder up-to-date zu bringen... UND WOW!


Hafnarholmi, im Hintergrund der Vogelfelsen
:ohmy: :ohmy: :ohmy:

>> Das wird aber sowas von abgespeichert. Ich würde ja ein Bild rauspicken, aber die waren alle so toll. Wenn ich eines benennen müsste, dann der Puffin mit dem ganz langen Fisch im Schnabel. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch einen in live gesehen, aber auf Island als Teil einer isländischen Tapasplatte schon mal auf dem Teller hatte. :unsure: :whistle:

Dafür nehme ich ein anderes Tier... euer Ernst! :laugh: B)


...sondern mit einem zodiacartigen und wendigen Schnellboot, bei dem man sich vorne an Griffen festhält und den Sitz zwischen den Beinen hat. Die Wellen gilt es wie beim Rodeo auszugleichen, und da zumindest 2019 der Seegang so schwer war, dass die Tour kurz vor der Absage stand, war das nicht nur ein großer Spaß, sondern ging auch ganz schön in die Beine.

>> So haben wir das auf den Lofoten auch erlebt. Wir wollten auch lieber schnell und wendig sein und der Anbieter dort hat die Touren angeboten um seine Walschutzprojekte zu finanzieren. Dementsprechend weit blieb man weg, außer der Wahl nähert sich von sich aus. Aber das war für uns ok, so mochten wir das drumherum. Nur sind wir durch Nebel und Regen über die Wellen gehämmert, wurden völlig durchnässt und ich konnte prüfen, wie gut der Wasserschutz meine Kamera tatsächlich ist.




Landschaftlich ist wieder so viel tolles dabei. Gerade wenn man mal 3-4 Teilberichte hintereinander durch liest stellt man noch mal fest wie abwechslungsreich und spektakulär Island ist. Da wird es keine Sekunde langweilig. B) :)


Gruß,
Robin
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09 Dez 2020 18:48 #600931
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Guten Abend ihr Lieben,

franzicke schrieb:
Aber auch die kleine Meerjungfrau in Geosea gefällt mir gut

:) :kiss:

franzicke schrieb:
Mit dem Wetter würde ich wohl etwas mehr hadern als ihr das tut, aber beim Belohnung-Bier wäre ich auf jeden Fall wieder dabei. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf ein gemeinsames freue

Au man, ja, ich hoffe so sehr... hab aber auch ein bisschen Angst (also nicht vor Corona, sondern dass der schöne Plan scheitert...). Nicht aufgeben!

loeffel schrieb:
Aber den Diamond Circle gab es damals - zumindest mit diesem Namen - ebenso wenig wie die Schnellboot-Whalewatching Touren.

:ohmy: Kannste mal sehen, wie sich die Dinge entwickelt haben. Sehr interessant!

loeffel schrieb:
Statt dessen stellte man uns abgtragene ungewaschene müffelnde "Seebären"- Strickpullover aus wärmender Islandwolle zur Verfügung. Inbetriebnahme der Pullis höchstwahrscheinlich zeitgleich mit dem Holzboot, das ja früher zum Walfang verwendet wurde. Mit zunehmender Kälte wurden die Pullis aber immer attraktiver.

:pinch: :pinch: :pinch:

loeffel schrieb:
Whalewatching mit so einem Schnellboot auf Augenhöhe mit den Walen ist ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten ja damals ähnliches während unserer Antarktistour.

Das stimmt, Stefan! Wir würden es auch immer wieder machen.

Blende18.2 schrieb:
Ich hasse es, wenn man keine Zeit hat und irgendwann so hinterher hetzen muss. Heute ist aber Urlaub angesagt und jetzt habe ich gerade mal gute 20 Tabs auf vom Namibia-Forum und nehme mir Zeit mich wieder up-to-date zu bringen

Da bist du ja wieder, Robin, ich hatte dich schon vermisst :)

Blende18.2 schrieb:
Hafnarholmi wird aber sowas von abgespeichert.

Das ist sehr gut!

Blende18.2 schrieb:
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch einen in live gesehen, aber auf Island als Teil einer isländischen Tapasplatte schon mal auf dem Teller hatte.

Und das nicht so... :(

Blende18.2 schrieb:
Wir wollten auch lieber schnell und wendig sein und der Anbieter dort hat die Touren angeboten um seine Walschutzprojekte zu finanzieren. Dementsprechend weit blieb man weg, außer der Wahl nähert sich von sich aus. Aber das war für uns ok, so mochten wir das drumherum.

Unser Bootsführer hatte auch ein gutes Händchen für meinen Geschmack, was die Annäherung angeht. Im Vorjahr hatte mir auch eher die Anzahl der Boote Sorgen gemacht, das war in diesem Jahr natürlich nicht so, tatsächlich waren wir abends das einzige Boot.

Blende18.2 schrieb:
Landschaftlich ist wieder so viel tolles dabei. Gerade wenn man mal 3-4 Teilberichte hintereinander durch liest stellt man noch mal fest wie abwechslungsreich und spektakulär Island ist. Da wird es keine Sekunde langweilig.

Danke, Robin! Eins dieser Länder, das zwar nicht groß, aber unfassbar vielseitig ist. Ich fürchte, je öfter man dort war, desto häufiger will man wieder hin.

Liebe Grüße und bleibt gesund,
Betti
Letzte Änderung: 09 Dez 2020 18:49 von Beatnick.
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13 Dez 2020 11:16 #601201
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Zwischen Traum und Wirklichkeit

Island ist ein verwunschenes Land. Voller Naturwunder, Sagen, Trolle und Elfen. Eine Reise durch dieses wundersame wie wundervolle Fleckchen Erde packt auch den vernunftbegabtesten Menschen. Die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit sind fließend - und bei den Isländern gelebte Praxis. Entsteht zum Beispiel eine Straße, darf das Bauvorhaben kein Kulturgut beschädigen. Dazu zählen auch Steine und Felsformationen, die in den Augen der Bevölkerung von Elfen bewohnt werden. Eine elfenkundige Person muss also die Besiedlung prüfen und ihre Erkenntnisse in einem externen Gutachten an die Ämter weitergeben. Uns blieb das verborgene Volk zwar verborgen. Doch dafür haben wir einen Drachen getroffen. Passiert auch nicht alle Tage...



Wir verabschieden uns nach drei Nächten vom Myvatn-See, und das ziemlich früh am Morgen. Es sind nur 280 Kilometer bis nach Laugarbakki, doch weil wir uns für diesen Tag viel vorgenommen haben, gehen wir zeitig zum Frühstück, wo wir am Buffet um den obligatorischen Lebertran einmal mehr einen großen Bogen machen. :S



Auf dem Weg nach Akureyri bleiben wir wetterbedingt auf der Ringstraße und fahren durch den mautpflichtigen, 7,5 Kilometer langen Tunnel. Der kleine Umweg über die landschaftlich schönere Straße 84 lohnt bei grauem Himmel wohl kaum. Auf Höhe der imposanten Metropole des Nordens ändert sich das Wetter und wir hoffen, dass die Elfen ein Einsehen haben und später vielleicht sogar Sonne herbeizaubern.

Akureyri, Foto von 2019. Von hier starten die Kreuzfahrer ihre Ausflüge zum Myvatn, und wer direkt am See übernachtet und einigermaßen früh dran ist, ist ihnen an den Hot-Spots zeitlich voraus - ein nicht zu unterschätzender Vorteil. In diesem Jahr gab es Corona-bedingt keine Kreuzfahrtschiffe.


Bei Varmahlid biegen wir rechts ab auf die Straße 75 zu den Glaumbær-Torfhöfen, einem der letzten und schönsten Torfgehöfte der Insel und heute ein Museum.







Im dazugehörigen Cafe soll es die besten Pfannkuchen Islands geben, doch wir sind noch satt von dem auch ohne Lebertran üppigen Frühstück und verzichten mit leisem Bedauern. Wer auf der 75 weiterfährt, landet nach kurzer Fahrt in Saudarkrokur, von wo aus Bootsfahrten zur Vogelinsel Drangey (www.drangey.net) starten. Wir haben an diesem Tag andere Pläne. Zurück auf der Ringstraße biegen wir noch kurz zur Torfkirche Vidimyri (1834) ab, die wir schon im Vorjahr besucht haben.



Kurz vor Laugarbakki dann der letzte Abstecher zum Kolugljufur Canyon. Der Wasserfall Kolufossar ist von der Ringstraße aus nicht zu sehen, aber über eine etwas holprige Schotterpiste gut und schnell erreichbar. Es ist windig und wir müssen aufpassen, nicht über die Kante geweht zu werden; der Spaziergang entlang des ein Kilometer langen Canyons fällt kurz aus.



Am frühen Nachmittag checken wir im Hotel Laugarbakki ein. Äußerlich Marke Plattenbau, ist das Zimmer gemütlich, warm und sauber. Ohnehin sind wir froh, überhaupt eins in der Nähe der Halbinsel Vatnsnes gefunden zu haben, wo die wenigen Unterkünfte allesamt wegen Corona geschlossen haben. Letztlich entpuppt sich Laugarbakki, nah an der Ringstraße und an Vatnsnes, als gute Wahl.

Im vergangenen Jahr waren wir direkt vom Myvatn bis zur Halbinsel Snaefellsnes durchgefahren. Diesmal haben wir eine Zwischenübernachtung eingeplant, um mit Zeit und Ruhe die gebirgige Halbinsel zu besuchen, die sich auf einer ungeteerten Straße (711) umrunden lässt. Sollte am Ankunftstag das Wetter nicht mitspielen, hätten wir immer noch den nächsten Morgen als zweite Chance, so lautete unter anderem meine Überlegung. Doch an diesem Nachmittag haben wir Glück und die Elfen ganze Arbeit geleistet: Die Sonne scheint.





Unser eigentliches Ziel ist der Hvitserkur, ein 15 Meter hoher Basaltfelsen. Schon der Weg dorthin ist unerwartet schön. Die Landschaft, das Licht, die Ausblicke rauben uns den Atem.







Dann ein kleiner Parkplatz. Es ist nur ein kurzer Fußmarsch zum Hvitserkur, der unterhalb der steilen Küste malerisch im Wasser liegt.



Es soll einen etwas längeren, aber einfachen Weg zum Strand und von dort zum Felsen geben, wir wissen aber nicht wo und finden ihn nicht. Schließlich klettern wir über einen Trampelpfad vorsichtig die Böschung hinunter. Ich habe mich in meinem Leben schon eleganter bewegt, aber immerhin, ich komme unversehrt unten an (und später auch wieder rauf).





Hvitserkur bedeutet übersetzt "weißer Kittel". Sachdienlicher Hinweis auf die Vogelexkremente, die ihn weiß färben. :pinch:


Die Stimmung ist grandios und wir bleiben stundenlang am endlosen, einsamen Strand, der bei einsetzender Ebbe nach und nach trocken fällt.





Ein Nashorn, ein trinkender Drache oder - so will es die Sage - ein versteinerter Troll?


Erst nach Neun fahren wir weiter, begegnen nur einem einzigen Auto - und einigen freundlichen, wenn auch durch unsere Anwesenheit offenkundig irritierten dick bepelzten Spaziergängern.







Vatnsnes gilt als einer der besten Plätze auf Island, um Robben zu beobachten. Weil wir im Norden leben, ist es bei uns wie mit den Perlen und den Säuen. Dennoch stoppen wir bei mehreren Stränden, denn die wilde Küste ist grandios.





Die einsame Gegend mit ihrer ungebändigten Natur verzaubert uns, und der Abend brennt sich als einer der schönsten in unser Gedächtnis ein.





Auch, weil sich endlich einmal die Mitternachtssonne zeigt. Gleißend wie ein Scheinwerfer und trotzdem warm - ein phantastisches, aber auch unwirkliches Licht.





Wie eine Fata Morgana leuchten jenseits der Bucht die Westfjorde, unser Ziel am nächsten Tag.



Noch ein paar schnelle Brote zurück im Zimmer, dann plumpsen wir spät ins Bett - voller Vorfreude auf die nächsten Erlebnisse in dieser phantastischen Welt zwischen Traum und Wirklichkeit.
Letzte Änderung: 13 Dez 2020 11:30 von Beatnick.
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