Katzenjammer in der Kalahari
Es grummelt und es grollt.
Ich bin im Halbschlaf gefangen und frage mich ob ich da draußen irgendwo Löwen höre. Es ist noch dunkel und da ist es wieder ein Grollen. Weit entfernt, aber so Löwen hört man ja auch über Kilometer entfernt. Ich spinxe aus dem Zelt, alles dunkel... und falle wieder in die Nacht zurück.
Da ist es schon wieder!
Diesmal näher... oder war es nur länger? Mittlerweile ist ein erstes Licht zu sehen vor dem Zelt, sehr fahl und noch kaum als solches zu bezeichnen. Das Grollen scheint aus mehreren Richtungen gleichzeitig zu kommen und mein verwirrtes Hirn baut andere Assoziationen auf, abseits eines mächtigen, schwarzmähnigen Löwen, der auf einer Kalahari Düne sitzt und sein Königreich wissen lässt. dass der nächste Morgen anbricht.
Ich kenne dieses Grollen, aber ich komme einfach nicht drauf.
Und dann ist es mit einem Mal taghell im Zelt!
Die Wolken fangen an zu leuchten und Blitze feuern aus dem Himmeln. Löwengrollen, ich doof... das erklärt auch den Wind und das sich immer weiter ausbreitende Grollen, aber wir haben Anfang September, damit hätte ich jetzt so gar nicht gerechnet. Irgendwo in der Wüste, aber noch weit entfernt entläd sich eine Gewitterfront.
Aufstehen ist angesagt. Wenn die zu uns kommt, habe ich keinen Bock, das Zelt und alles nass zu haben. Nicht so lange man es vermeiden kann. Ein klein wenig erkennen wir. So ab 5.50 Uhr hat es erstes Licht also, gut zu wissen. 6 Uhr sind wir aus dem Zelt und warum auch immer, es braucht eine Stunde bis wir loskommen. Immer, egal wie sehr wir uns beeilen.
Da wir hier jetzt auch 2 Nächte verbringen und ein Wasserloch so nah an der Campsite haben, planen wir einen ersten Drive raus, am Wasserloch vorbei, dann einmal um die Leopard Pan
(was ein verlockender Name) und wieder zurück am Wasserloch vorbei ins Camp zur Pause. Danach soll es nach Süden gehen für den Nachmittag und das Ganze sieht dann so aus.
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Bei unseren Packaktion wundert sich der ein oder andere Vogel, dass hier schon so gelärmt wird, bis auf den Tisch und Stühle haben wir alles verräumt. Selbst das Holz packen wir ein, weniger aus Angst, es könnte nass werden, als viel mehr, weil es das wichtigste Gut und Besitz ist, den wir haben.
Das Gewitter ist nämlich weitergezogen und nicht in unsere Richtung gekommen. Das sorgt anfangs eher noch für einen schönen Himmel und die Sonne strahlt schon durch die Wolken, erwärmt das Land und taucht alles in ein schönes Licht. Wir kommen kurz vor 7 Uhr los und rollen vom Platz in Richtung Wasserloch.
Marico Flycatcher
In Richtung Wasserloch ist es nur ein kurzer Weg, vielleicht 2km entfernt. Direkt von der Campsite runter fährt man zuerst durch ein weite Savanne, kurzes Gras, man kann wahnsinnig weit gucken und es tummeln sich Springböcke und es finden sich knapp 20 Oryx Antilopen hier ein. Wir haben die immer eher vereinzelt gesehen und nie in so einer großen Anzahl zusammen. Sehr schön und für uns direkt eine erste schöne Sichtung.
Afrika von Hinte(r)n in Perfektion...
... das beobachtet auch der Kollege hier genauer.
Am Wasserloch angekommen ist tote Hose... komplett. Kein einziges Tier ist zu sehen. Nichtmals ein einzelner Vogel trinkt am Rand.
Gestern Abend hatten wir ja wenig Zeit und waren auf der Suche nach einer Campsite für die Nacht, aber rückblickend standen die Autos alle rund ums Wasserloch verteilt, aber zu sehen gab es da auch nix. Komisch. Heute ist auch noch niemand hier, vielleicht sind die alle schon weg oder schlafen länger?!
Naja, wir vertrödeln keine Zeit auf unbenutztes Wasser zu schauen, kommen wir hier doch später eh' noch mal vorbei und machen uns auf Richtung Pan-Loop. Direkt ab Wasserloch teilt sich die Strecke etwas auf in zwei, teilweise drei Fahrspuren um die Bäume und Büsche rum und man entscheidet je nach Optik, welche am besten geeignet scheint. Wir nehmen die ganz linke, da sind am wenigstens Schlaglöcher drauf. Eine kommt uns entgegen, auf der ganz rechten Fahrspur, die scheint sich an der aufgebrochenen Piste nicht zu stören, aber warum auch....
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Eine stolze Gepardin kommt uns entgegen und trottet ganz entspannt über die Pad. Wir trauen unseren Augen nicht. Stolz, tja das dichten wir ihr hier mal an, erfolgreich wäre eine definitiv zutreffende Beschreibung. Sie läuft ein Stück weiter an uns vorbei und schaut immer wieder in das hohe Gras neben der Pad.
Der Blick wird erwidert von dem einen oder dem anderen Youngster der seiner Mutter folgt. Insgesamt hat sie drei Junge durchgebracht. Sie sind schon groß und folgen ihrer Mutter immer noch, nicht mehr allzu lange nehmen wir an. Die drei sehen so aus, als ob sie sich bald abkapseln würden, bzw. von der Mutter verjagt werden. Wir sind keine Profis, aber geben ihnen nur noch wenige Monate zusammen.
Wir wenden den Wagen und fahren mit ihnen mit. Die Richtung ist glasklar, die vier sind unterwegs in Richtung Wasserloch. zwischen dem Gras ist kaum an Fotos zu denken, ein paar Videos werden aber was. Dann verschwinden sie im ganz dichten Buschwerk. Wenn wir richtig liegen, dann kommen sie über den Weg zum Wasserloch wieder raus aus dem Dickicht und wir geben Gas außen rum um uns dort geschickt zu positionieren.
Lange warten müssen wir nicht, da kommen sie nach und nach aus dem hohen Gras und direkt auf uns zu.
Am Rand des Grases bleibt sie sitzen und ihre Jungen verteilen sich um sie herum und warten kurz. Sie sondiert wohl die Lage und entscheidet ob es am Wasserloch sicher ist oder nicht. Am Anblick dieser Schönheit können wir uns nicht sattsehen. Löwen vermitteln diesen Eindruck von unbändiger Kraft, Leoparden haben einen immer etwas verschlagenen, intelligenten Gesichtsausdruck... aber Geparden sind unsere Lieblinge. Für uns die Verkörperung von Eleganz...
(ich habe gar nicht gewarnt, dass jetzt nur viel zu viele Gepardenfotos kommen, aber das entschuldige ich jetzt auch nicht)
Als sie sich aufrichtet und weiter geht kommt Bewegung in die Truppe. Alle folgen imemr der Mutter, dies scheint ein bekanntes Ritual zu sein. Auch wir starten den Motor und fahren einmal rund ums Wasserloch und suchen uns einen Platz von wo aus wir sie weiter beobachten können.
Wir stehen auf der anderen Seite des Wasserlochs. Die Katzen sind jetzt relativ weit weg, aber so sehen wir sie wenigstens. Sie kommen zum Wasserloch, ihren Durst stillen und liegen mal dort, mal hier. Zwei liegen im Wald, die Mutter etwas abseits und immer mal wieder läuft einer von A nach B.
Es kommt kein zweites Auto, wir sind hier ganz alleine mit vier Geparden, ein paar Schakale schleichen herum und auch Vögel kommen mittlerweile zum Wasserloch. Verrückt, dass wir hier alleine stehen, wo sind denn alle? - immerhin waren alle 4 Campsites belegt.
Endlich mal ein Bild mit allen Youngsters zusammen
Black-backed Jakal | Schakal
Wir stehen hier schon eine Dreiviertelstunde. Die kleine Gepardenfamilie liegt faul herum, aber dann höre ich Mara:
"Da passiert was im Wald, der eine schleicht dort rum."
Ein junger Gepard geht auf Tauchstation und robbt über den Boden als ob er sich einem Beutetier nähert. Sein Bruder dahinter wird auch unruhig. Wir sehen nicht worauf er es abgesehen haben könnte, die beiden liegen auch mitten im Wald, zu weit weg um da sowas wie ein scharfes Bild hinzukriegen. Noch während wir unsicher sind was da los ist rennt der erste der beiden plötzlich los, während sich auch sein Bruder noch wundert was los ist. Er steht erst noch da und guckt der Staubwolke hinterher, bevor auch er lossprintet.
Weiter hinten startet Nummer drei und rennt auch hinterher. Im Augenwinkel sehen wir einen Schakal der um sein Leben rennt und einen Geparden im Vollsprint hinterher. Nur Augenblicke und die Jagdgesellschaft ist verschwunden. Nur Sekunden später hören wir ein lautes Jaulen, es knackt und kracht im Unterholz und das ist Ruhe.
Wir fahren rund ums Wasserloch, können aber keinen Geparden ausmachen oder sonstwas. Zurück am Wasser steht die Mutter im Wald und ruft nach ihren Jungen... also fiept nach ihnen. Komisch welch' hellen Töne diese Katzen machen. Sie läuft in unsere Richtung und hält auf der Pad an, setzt sich dort hin und ruft und ruft. Nach und nach trottet ein Junges nach dem anderen zu ihr und legt sich in den Sand auf der PAD, erstmal ausruhen, nach diesem kurzen Frühsport-Programm.
Wir nutzen die neue Perspektive um das einzige Bild zu schießen, wo jetzt die ganze Familie mal zusammen gekommen ist und ein kleines Tatzendetails, ja Tatzen und nicht Katzen... wobei stimmt ja beides.
Nach etwas mehr als einer Stunde ist Schluss mit Faulenzen. Mama ruft zum Rapport und es heißt den Tag zu beginnen. Sie steht auf, wieder folgen die Jungen. Wir fahren wieder rund ums Wasserloch, aber sehen sie nicht mehr. Sie sind direkt im hohen Gras verschwunden, abseits der befahrbaren Pfade. Dann ist es für uns wohl Zeit, mit einem letzen Blick und eine Stunde später als gedacht jetzt unsere geplante Runde um die Leopard Pan anzugehen.
Auf das Bild hier klicken, für ein kurzes Video der Geparden.
to be continued...
Gruß,
Robin