Full House am Fluss
Wir verabschieden uns von Martin und Claudia und fahren noch einmal zurück ins Camp. Die beiden drehen die Runde noch etwas länger. Wir verabreden uns auf den nächsten morgen um 10 Uhr und fahren dann zusammen zu den Baines Baobabs und unserer ersten gemeinsamen Campsite.
Es geht hoch über den Fluss mit gewohntem Blick...
... und dann wieder runter ans Ufer. Jedes Mal kann man eine neue Sichtung auf die Liste schreiben. Ein kleiner Wasservogel fällt mir auf und weckt meine Aufmerksamkeit. Ich hoffe mal ich liege richtig und es handelte sich um einen Zwergtaucher. Auch ein Kaptäubchen lässt sich noch ganz hübsch ablichten, auf die Idee, die
"Ratten der Lüfte" in unseren Gefilden hier rund um Köln abzulichten würde ich auch nie kommen!
Wir folgen wieder den Pfaden bis wir beim toten Elefanten ankommen. Die Geier sitzen direkt im Baum daneben, auch links am Strand haben sich schon gut ein Dutzend Geier versammelt. Aus einem, sich uns nicht erschließenden, Grund, geht keiner der Geier an den Kadaver. Sie sitzen nur in der Nähe, auch als wir später noch einmal losfahren ist es dasselbe Bild. Keiner nähert sich dem Kadaver??!
Little Grebe | Zwergtaucher
Namaqua Dove | Kaptäubchen
Zurück im Camp wird gerade eine Stadt neu errichtet!
Sage und schreibe 11 Fahrzeuge, teils mit Hänger sind gerade mit aufbauen beschäftigt und belegen quasi den gesamten Platz. Na hier ist was los. In der Mitte der Campsites wird eine Art zentraler Braii-Platz angelegt mit einem großen Grill und ein paar Stühlen drumherum. Wir schlendern mal rüber zum recht offensichtlichen Häuptling der Truppe.
Es handelt sich um eine 10-tägige Tour, geführtes Campen in Botswana für Neulinge.
VERDAMMT!!!, das war doch unsere Geschäftsidee.
Der Führer der Truppe macht das aber auch nicht, weil er davon reich wird, eher als Passion. Er betreibt eine Firma, ich glaube irgendwas im Bausektor, in Südafrika und organisiert einmal im Jahr eine solche Tour nebenbei als Freizeitprojekt. Wir tauschen uns etwas aus, dass wir aus Deutschland kommen und wo es noch hingeht etc., das übliche, wenn man sich trifft.
Er hat auf jeden Fall alle Hände voll zu tun und ständig kommt irgendwer mit Fragen auf ihn zu, da stören wir auch lieber nicht länger, das Chaos scheint Programm zu haben, aber da lassen wir uns lieber nicht mit reinziehen... wir fahren besser wieder los. Irgendwie vermuten wir, dass das heute Abend noch laut genug wird.
Gegen 16:30 Uhr fahren wir wieder aus dem Camp. Unsere neuen Nachbarn sind auch fertig und wir stecken etwas im
"Stau" hinter ihnen fest. Das erste Stück ist immer eine tiefsandige Piste durch das Hinterland, auf der man fürchterlich schaukelt und vor uns wird dem begegnet, in dem man im Standgas über die Schlaglöcher schleicht. Ich bin etwas genervt... Mara ist das ganz lieb, weil ich meist zu schnell unterwegs bin auf solchen Strecken für ihren Geschmack und Magen.
Am View Point biegt die Kolonne ab, das ist unsere Chance und so können wir die Führung übernehmen und sind als erste wieder unten am Fluss. Bevor es aber wieder runter geht, bekommen wir endlich einen Schreiseeadler in guter Nähe vor die Linse und ein Hippo zieht eine Show ab, dass wir uns an das Spiel "Kroko-Doc" erinnert fühlen, warum hat man dafür eigentlich ein Krokodil genommen, Maul aufreißen kann keiner so gut wie ein Hippo!
African Fish Eagle | Schreiseeadler
(achja... das ist wieder animiert, also ist etwas Geduld gefragt)
Wir zockeln am Ufer entlang und genießen die langsam immer schöner werdende Lichtstimmung.
Wattled Starling | Lappenstar
Grey Go Away Bird | Grauer Lärmvogel
African Jacana | Blaustirn-Blatthühnchen
Wir suchen uns eine schöne Stelle mit Blick über eine der Flusskehren. Zebras kommen an dieser Stelle wie an der Schnur gezogen die Böschung herunter, trinken noch einen Schluck und verschwinden dann im Hinterland in den Mopane Büschen. Wir zücken unseren Sundowner und genießen einfach die Aussicht und wunderbare Ruhe der Gegend.
Die Sonne schickt ihre letzten Strahlen über die Baumwipfel, es wird also auch Zeit für uns. Das ist das schöne, wenn man auf dieser Seite bleibt, man kann bis zum letzten Sonnenstrahl am Wasser stehen.
Auf dem Weg zurück liegt das verletzte Zebra am Wegrand. Immer wieder hält ein Zebra an und steckt seinen Kopf runter. Es sieht aus als nähmen die anderen Zebras Anteil oder wollten Trost spenden. Die Szene ist herzzereißend, auch wenn es grausam klingt, wir hatten gehofft, es würde die Nacht nicht überleben... es quält sich nur noch.
Ein letzter Blick, ein letzter Eli... er trottet gemächlich entlang des Flußufers und zeigt sich nur noch als weiterer Kandidat für die Serie
"Afrika von Hinte(r)n"
Zurück im Camp herrscht geschäftiges Treiben bei der großen Safaritruppe. Es lodert ein großes Feuer und nach und nach sammeln sich alle. Anders als erwartet, wird aber nicht zusammen gegrillt, sondern jeder hat seine eigenen Lebensmittel und kann am großen Feuer, bzw. dem dort stehenden Grill auch seine Sachen zubereiten. Es entzünden sich aber auch einige kleinere Feuer und entgegen unserer Befürchtung entsteht keine laute Partystimmung, sondern ein ruhiges Miteinander oder private Zweisamkeit.
Es ist wieder windig, aber wir haben unsere Feuertechnik verfeinert und arbeiten mit dem Wind und nicht dagegen an. Das sieht dann so aus, dass aus Windrichtung kommend die erste Kohle entsteht, dort kann gegrillt werden und dahinter brennt das Feuer hoch.
Zwei neue Scheite bilden die Seiten und keilen die Glut ein und dienen als Auflage für den Grillrost. Ein bisschen stolz sind wir auf diese Konstruktion schon.
Zwei Schatten lösen sich aus der Zeltstadt und kommen zu uns ans Feuer. Es gibt einen netten Plausch, die beiden können deutsch, der Reiseleiter hatte ihnen erzählt, dass wir aus Deutschland kommen. Sie kommen aus Südafrika, aber ihre Vorfahren waren Deutsche aus Namibia. Sie hat auch zehn Monate lang in Köln gelebt und ist in Südafrika auf eine deutschsprachige Schule gegangen.
man versteht sich also prächtig und wir unterhalten uns eine Weile, bis es für uns wie auch die beiden Zeit wird, sich ums Abendessen zu kümmern. Oryx kommt auf den Grill, dazu Couscous vom Vortag als Beilage und wir probieren mal aus, Butternut zu grillen. Ohen alles... einfach nur in Taler geschnitten und auf den Grill gelegt.
Mmmhhhh... ein Gedicht!...
Eine feine Note von verbranntem Gemüse, garniert mit faserigem Biss, der steinhart ausfällt und als nichts anderes besser zu beschreiben wäre als:
Roh und verbrannt!
Na gut, das geht besser. Wir einigen uns darauf, dass es einen neuen Versuch geben wird. Dann aber in Alufolie eingeschlagen mit etwas Öl und Salz und dann auf den Grill. Gesagt, getan... das werden wir die nächsten Tage ausprobieren.
Wie immer wird es spät, wir schreiben ein paar Zeilen in unser Tagebuch, lassen die letzten Scheite runterbrennen und verziehen uns ins Dachzelt. Im Camp bleibt es angenehm ruhig, ich meine sogar, dass eher wir beiden so mit die Letzten waren, die ihr Feuer verlassen.
Morgen geht es dann so richtig zu viert weiter, wir freuen uns drauf.
Gruß,
Robin