THEMA: Kenia 2021: Die Entdeckung der Langsamkeit
27 Dez 2021 22:06 #633226
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  • tina76 am 27 Dez 2021 22:06
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Beatnick schrieb:
Das freut mich, Tina! Wohin geht's denn?

Hallo Betti, für uns geht es in knapp vier Wochen zwar nicht nach Kenia, aber dafür ins Nachbarland Uganda. Da hoffen wir, auch etwas tierische Foto-Ausbeute zu machen in verschiedenen Nationalparks. Aber dank Deines und auch der anderen tollen Berichte, die derzeit im Forum geschrieben werden, ist Kenia ganz nach oben auf die Wunschliste fürs nächste Mal Afrika gerutscht.
Nun bin ich aber erstmal gespannt, was ihr noch alles im Samburu und dem Rest der Reise erlebt hat und natürlich auch auf die nächsten super schönen Bilder! :)

Liebe Grüße
Tina
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28 Dez 2021 09:33 #633245
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Good morning,

Blende18.2 schrieb:
Es gibt doch so viel spannenderes, wie durch die Gegend springende Baumhörnchen zum Beispiel.

So isses, Robin ;)

tina76 schrieb:
Für uns geht es in knapp vier Wochen zwar nicht nach Kenia, aber dafür ins Nachbarland Uganda. Da hoffen wir, auch etwas tierische Foto-Ausbeute zu machen in verschiedenen Nationalparks.

Ohhhh, toll! Das haben wir auch auf dem Zettel. Irgendwann. Freunde von uns waren sehr begeistert und die Fotoausbeute war enorm. Ich hoffe, du berichtest :)

Liebe Grüße und einen schönen Tag,
Betti
Letzte Änderung: 28 Dez 2021 09:33 von Beatnick.
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28 Dez 2021 09:42 #633246
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16. September, vormittags: Samburu, Teil I

Am Morgen haben sich die Wolken verzogen, ohne dass auch nur ein einziges Tröpfchen herausgefallen wäre. Es ist ein Jammer. In der Nacht hat es dennoch wieder Antilopennachwuchs gegeben, die Ebene direkt an der Zufahrt zum Camp scheint eine beliebte Krippe zu sein.



Für mich erfüllt sich an diesem Tag ein großer Wunsch, denn wir fahren nach Samburu. Noch bis zum vergangenen Winter hätte das gerade einmal fünf Minuten gedauert, doch weil die Flut die nahe Brücke zerstört hat, müssen wir erst aus dem einen Gate heraus, dann auf der Hauptstraße den Fluss überqueren und schließlich auf der anderen Seite wieder durchs Gate nach Samburu hinein.

Die Strecke ist nicht nur ein erster Gamedrive,...







...sondern führt auch ein kleines Stückchen an den Dörfern der Samburu mit ihren flachen. kastenförmigen Hütten vorbei.

Nach gut einer halben Stunde erreichen wir das Gate zum Samburu Nationalreservat, dessen Wand ein Foto von Elsa ziert. Das ungewöhnliche Leben und Schicksal von Joy und George Adamson, die diese Löwin aufgezogen und schließlich ausgewildert haben, begegnet uns auf dieser Reise immer wieder. Das benachbarte Shaba-Nationalreservat, wo Joy Adamson am Ende lebte und leider auch gewaltsam zu Tode kam, werden wir allerdings nicht besuchen. Wir würden dort gerade in dieser Jahreszeit kaum etwas anderes als Kühe und Ziegen sehen, erläutert Livingstone, und das sind traurige Nachrichten. Weniger für mich, als vielmehr für die wilden Tiere.



Livingstones erklärtes Lieblingstier ist der Leopard. Schon in den vergangenen Tagen hat er intensiv danach Ausschau gehalten. Sie sollen in dieser Gegend ziemlich kooperativ sein, weil sie einst angefüttert wurden. Diese Tatsache haben die Katzen aber möglicherweise längst verdrängt und das ist auch gut so. Jedenfalls haben wir bislang bis auf den Rest einen Kills in einem Baum keine Spur von ihnen gefunden.

Ein Leopard geht natürlich immer, aber wir versichern Livingstone, auch ohne happy zu sein - zumal wir auf die Mara bauen. Ich ahne allerdings, dass es die Guides besonders reizt, einen Leoparden zu finden, der unberechenbar und damit eine besondere Herausforderung ist. Livingstone bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

Samburu unterscheidet sich landschaftlich nicht vom benachbarten Buffalo Springs. Die Perspektive wechselt jedoch, und das ist schön. Die Berge, auf die wir bislang geschaut haben, sind zudem näher gerückt und die dichten, immergrünen Büsche zahlreicher.



In solch ein Dickicht soll nun just ein Leopard verschwunden sein. Berichtet zumindest der Guide des Elephant Bedroom Camps, der mit seinen Gästen intensiv Ausschau hält. Vor allem deshalb, weil sich Gerenuks dem womöglich brandgefährlichen Gebüsch Schritt für Schritt nähern. Die beiden Kleinsten ducken sich ins vermeintlich sichere Gras, und die Spannung steigt.



Doch dem Männchen ist sichtlich nicht wohl bei der Sache. Langsam, aber sicher zieht die Familie geschlossen ab.





Ich finde es ja ganz gut, dass die Baby-Antilopen ungeschoren bleiben. Anders als Livingstone, der fortan nicht mehr von "Leoparden" spricht, sondern von "this spotted cat". Wenn sonst nichts hilft, hilft vielleicht Aberglaube.

Noch einmal davongekommen. :)



Wir fahren ein Stück in die Berge hinein und dann in einem weiten Bogen durch eine einsame Landschaft. Fast einsam zumindest, denn die Gegend ist fest in der Hand der allzeit emsigen Geierperlhühner.





Sie sind überall - und richten zum Glück keine Schäden an. Sonst wären sie längst zur Plage geworden.



Überhaupt sind es vor allem Vögel, die wir an diesem Morgen entdecken.







Wie diesen Rosy-patched bush Shrike. Zu Deutsch: rosiger Buschwurm.





Komischer Name für so einen hübschen Vogel. Und Akrobatik kann er auch.



Eine sandige Piste führt am Flussufer entlang. Die Lichtung, die Livingstone für unser Picknick auserkoren hat, ist leider schon besetzt. Die Paviane, gewohnt selbstbewusst, machen keinerlei Anstalten, ihre Pole Position zu räumen. Wir knicken ein. Treten den Rückzug beziehungsweise die Weiterfahrt an. Nicht erst seit meinem mittäglichen Erlebnis am Vortag weiß ich, dass es so besser ist...



Schließlich frühstücken wir ein Stück weiter flussaufwärts im Schatten der Palmen, aus denen ein vertrautes Krächzen klingt.



Die farbenprächtigen Rotbauchpapageien sind allerdings neu für uns und ich freue mich sehr über diese Sichtung.





Zurück in der offenen Savanne, verteilen Mitarbeiter vom Grevy's Zebra Trust Heu auf den abgegrasten Flächen, um die gefährdeten Tiere in der Dürre zu unterstützen.





Schon am späten Vormittag steht die heiße Luft. Diesen beiden geht es offensichtlich...



... trotzdem schweinegut.

Letzte Änderung: 28 Dez 2021 10:01 von Beatnick.
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28 Dez 2021 20:33 #633311
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16. September, nachmittags: Relaxen mit Löwen

Mittags sind wir wie immer zurück im Camp. Bislang waren nur wenige Gäste da, nun gibt es einige Neuankömmlinge, darunter eine kleine amerikanische Gruppe. Zudem einige lebhafte Spanierinnen, die T-Shirts tragen mit der Aufschrift "The happy 50's" und von denen Livingstone meint, sie wären schon regelmäßig hergekommen, da waren sie noch die "happy 40's", sowie zwei ältere Herrschaften, von denen der eine vor vielen Jahren von Deutschland nach Kenia ausgewandert ist. Er redet gern und viel und erzählt allen und jedem, wie Afrika geht. Auch dem jungen schwarzafrikanischen Paar, das die beiden offenbar fährt.

Er fragt, wohin wir noch in Kenia reisen. "In die Mara", antworte ich, und er ist begeistert, kommt er doch gerade daher. Dann, mit schlecht gespielter Trauermiene: "Sie wissen aber schon, dass die Tiere dort jetzt alle weg sind. Wir haben die letzten gerade noch gesehen."

Ah, das beliebte Glück-gepachtet-Spiel. Wer hat mehr davon? I love it... :huh: Natürlich meint er die Crossings, das ist mir klar. Aber ich mach' bewusst auf blond. "Waaaas, nicht ein einziges Vögelchen mehr für uns geblieben?", frage ich und tue mit ebenfalls schlecht gespielter Trauermiene baff erstaunt. Er fühlt sich wahrscheinlich veräppelt, und das soll er auch.

Am gegenüberliegenden Ufer, wo noch am Vortag Elefanten spielten, tummeln sich an diesem Mittag Kühe. Schon als wir vormittags durch Samburu fuhren, haben wir sie in einer riesigen Staubwolke hügelabwärts ziehen sehen. Wieder bin ich hin- und hergerissen, was genau ich davon halten soll. Wir versuchen, die gefühlten Fremdkörper zu ignorieren und gehen stattdessen auf Vogelpirsch im Garten, wo die Amerikanerinnen den viel zu stark gechlorten Pool für sich entdeckt und kurzerhand beschlagnahmt haben.





Um 16 Uhr klettern wir wieder ins Auto. Allesamt gewohnt motiviert, aber auch ein wenig träge. Livingstone fragt, ob wir in eine bestimmte Richtung wollen. Ich schlage die Route am Fluss vor, die mir besonders gut gefällt und sozusagen ums Eck liegt. Mehr im Spaß signalisiere ich, nunmehr bereit für Katzen zu sein.

Vielleicht sollte ich den Beruf wechseln. Irgendwas mit Glaskugeln, Kaffeesatz oder Handleserei. Denn tatsächlich kommen wir nicht weit. Im sandigen Flussbett tummeln sich zwei Löwen. Nur wenige Kilometer vom Camp entfernt an einem meiner längst erkorenen Lieblings-Aussichtsplätze.





Linkerhand entdecken wir drei weitere Exemplare, eine kleine Familie. Eine tolle Überraschung, die wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass sich der Himmel bewölkt hat und die Temperaturen erträglich sind. Das hat unserem Glück wohl auf die Sprünge geholfen.



Die Entscheidung ist schnell getroffen. Wir bleiben. Den ganzen Nachmittag. No matter what. Im schlimmsten Fall gibt's schlafende Löwen. Aber irgendwas ist ja eigentlich immer (woher kenne ich das nur...?!?).

Elefanten waten auf dem Weg nach Samburu durch den seichten Fluss,...



...und wo Wasser ist, sind auch Vögel nicht weit.







Den Löwenmann kann ich zunächst nicht zuordnen, weil ich die Mähne fehlt. Was an der heißen Gegend liegt, nicht an seiner Jugend.



Der kleine Löwe scheint ein Einzelkind zu sein, was sicher schade für ihn ist. Es muss hart sein für ein Löwenrudel, in dieser kargen Umgebung zu überleben.



Autos kommen und gehen, meist wird die Stille jedoch nur vom Niesen eines Krokodils in den Tümpeln vor uns unterbrochen (kein Scherz).

Mutter und Kind, bislang relativ weit entfernt, stehen schließlich auf, kommen näher und nun sind wir hellwach. Beide trinken ausgiebig und nicht weit von unserem Auto entfernt.







Ein toller Moment. Der Kleine ist ganz schön mager und ich hoffe, dass er ein gutes Leben haben wird.





Schließlich kommt Bewegung in das kleine Rudel,...



...und es bricht am Fluss entlang in die Nacht auf. Und genau das tun wir nach erfüllten Stunden an ein- und derselben Stelle nun auch.

Letzte Änderung: 28 Dez 2021 21:28 von Beatnick.
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Hallo Betti,

was für tolle Löwenbilder!!! Der Kleine ist ja wirklich goldig und immer so dicht bei der Mama. Da wäre ich aber auch den ganzen Nachmittag stehen geblieben für. :)
Und die vielen verschiedenen Vogelarten in Samburo / Buffalo Springs finde ich faszinierend. Rosy-patched bush Shrike (drollig anzusehen) und Rotbauchpapagei waren mir z.B. völlig neu. Vielen Dank fürs Teilen und damit Horizent bei mir in dieser Richtung erweitern.

Liebe Grüße und schönen Abend
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Hi Tina,

tina76 schrieb:
Der Kleine ist ja wirklich goldig und immer so dicht bei der Mama.

Ja, das war tatsächlich so. Ich vermute, mit Geschwistern wäre das etwas anders.

tina76 schrieb:
Und die vielen verschiedenen Vogelarten in Samburo / Buffalo Springs finde ich faszinierend. Rosy-patched bush Shrike (drollig anzusehen) und Rotbauchpapagei waren mir z.B. völlig neu.

Mir auch :)

Hier ist noch das Weibchen dazu, es hat sich nicht ganz so in Pose geschmissen. ;)



Ich freue mich sehr, dass du weiterhin so interessiert dabei ist! Ich hoffe, ich schaffe heute noch ein Kapitel.

Vielen Dank und liebe Grüße,
Betti
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