Immer noch 14. September: Ein Suppenkasper in Samburu
Nach dem Frühstück verlassen wir den herrlichen Aussichtspunkt. Rollen hügelabwärts, alles retour. Die Luft flirrt vor Hitze.
Was einige Netzgiraffen nicht davon abhält, sich unentwegt zu zanken. Wahrscheinlich ist es nur Training. Jungs, die sich beweisen müssen. Man kennt das. Doch wenn die Hörner aufeinandertreffen, oder - fast noch schlimmer - ein Luftloch schlagen, stockt mir der Atem.
Es sieht gefährlich aus, wie die langen Hälse mit viel Schwung ins Leere pendeln. Immer im Kreis. Als könnten sie abbrechen.
In einem weiten Bogen landen wir wieder am Fluss. Ein ausgesprochener Lieblingsplatz. Hier ist immer was los.
Die Krokodile verziehen sich ins Wasser. Die heiße Luft steht, am liebsten möchte ich hinterher. Obwohl - vielleicht lieber doch nicht...
Mittags sind wir zurück im Camp. Machen uns frisch, gehen zum Lunch. Und geraten in eine blöde Zwickmühle. Das Personal ist herzlich, will uns jeden Wunsch von den Augen ablesen. Allein, das Essen schmeckt uns nicht besonders, und ist dazu noch viel zu viel.
Ich habe fast genau so viel Mühe, mir auch nur die Hälfte der Portionen einzuverleiben, wie damit, die andere Hälfte zurückgehen zu lassen. Es fühlt sich alles falsch an, denn der Teller ist dann noch immer voll, und der Blick unseres hingebungsvollen Kellners aufrichtig betrübt. Er ist ein harter Brocken. Zwei Tage lang wird hart verhandelt ("You must eat!" "No, I can't, it's just too much!"), und auch von Livingstone ist kein Verständnis zu erwarten. Ist er doch der festen Überzeugung, die Reise wäre nur dann ein nennenswerter Erfolg, wenn wir beide mindestens zwei Kilo zulegen. "Oh my goodness", denke ich, von all der Zuwendung ganz erschlagen.
Nach und nach werden die Portionen kleiner. Gibt es ein Einsehen. Und schließlich den Durchbruch. Die Frage nach einem speziellen Wunsch (weil wir einige Tage länger da sind als der Normalbesucher, beginnen sich die Speisen auf der täglichen Karte langsam zu wiederholen) beantworten wir mit der Bitte nach landestypischem Essen. Erstaunen. Und Begeisterung. Erst recht, als ich meinen Teller am nächsten Abend ratzeputz leerfege. Maisbrei und Spinat statt Burger und Pommes treiben mir den Suppenkasper aus.
Davon abgesehen liebe ich die Mittagspausen im Camp. Es ist ruhig und friedlich unter den hohen, schattigen Bäumen und die Vögel leisten uns Gesellschaft.
Um 16 Uhr geht's weiter, wieder am Fluss entlang, diesmal in die andere Richtung. Mehr Weite und weniger Bäume, aber wieder eine tolle Landschaft.
White-throated bee-eater, für uns etwas Neues
In diese Richtung liegt das Elephant Bedroom Camp jenseits des Flusses. Es kommt ohne Zaun aus und wirkt hochattraktiv. Es ist ganz sicher die bessere Variante im Vergleich zum Ashnil Camp, allerdings auch die kostspieligere.
Die weiten Ebenen sind zerklüftet, alte Wege zerstört und Monate zuvor in den Fluten versunken. Livingstone findet immer eine Möglichkeit, beweist viel Geduld und Geschick, und führt uns in ein Sumpfgebiet.
Eine kleine, grüne Oase inmitten der Hitze und Trockenheit, wir sind perplex, dass es hier so etwas gibt.
Blinder Passagier
Gerenuks...
...und Grevys verabschieden uns in die Nacht. Erst die zweite an diesem schönen Fleckchen Erde. Wir haben noch viel Zeit, und das fühlt sich richtig gut an.