31.10.
Als ich wach wurde, erschien es mir draußen schon sehr hell; vom Bett aus konnte ich das Gras leuchten sehen. Ich bereute, dass ich mir keinen Wecker gestellt hatte und nahm mir das für die nächsten Tage vor, um das Erwachen des Tages draußen miterleben zu dürfen. Heute blieb vor dem Frühstück nur ein Herumstreifen in unmittelbarer Umgebung der Lodge; ich hörte und sah den Vögeln zu, und als die beiden Belgier kamen, frühstückten wir gemeinsam. Es wurde reichlich aufgetischt: Gerda hatte es selbst Brot gebacken, es war noch etwas warm. Dazu geräucherter Oryx-Schinken, Ei nach Wunsch, Müsli, Marmeladen und Obst. Alles sehr lecker!
Für heute nahm ich mir einen Spaziergang zu den Hügeln vor, die ich in der Ebene unten Richtung Randstufe sah. Mir erschien es nicht weit und ich rechnete mit einer halben Stunde Gehzeit. Weit gefehlt! Die Entfernungen in der Wüste werden wohl oft unterschätzt; außerdem blieb ich oft stehen und genoss die Landschaft. Erst ging es auf dem Fahrweg bis zur Flugpiste, dann ging ich auf Trampelpfaden weiter bis zum einem Trockenbachbett.
Da mir das sehr gut gefiel, folgte ich ein Stück seinem Verlauf und entdeckte einen Baum mit einem großen Webervogelnest. Ich setze mich auf den Boden und schaute dem Treiben zu. Welch ein emsiges Gewusel, Kommen und Gehen! Und dazu mussten sie sich pausenlos unterhalten. Da kam einer mit einem schönen Grashalm angeflogen, nahm am Ast Platz, schaute, positionierte sich um, schaute wieder und fand dann wohl das Gezwitschere seiner Kumpels so interessant, dass er mitzwischern wollte – und schwups fiel der Halm zu Boden. Irgendwie musste ich an den Raben denken, der den Fuchs beeindrucken wollte. Ich stand auf und versuchte, immer näher zu kommen, aber ab einer bestimmten Distanz störte ich die Vögel wohl; so blieb es bei wenig scharfen Fotos…
Dann streifte ich weiter, von Baum zu Baum. Jeder war anders, keiner glich dem anderen.
Als ich am Hügel ankam, entdeckte ich Eidechsen zwischen den Steinen. Lange versuchte ich, sie zu photographieren, aber es gelang nicht wirklich gut.
Irgendwann stieg ich nach oben und genoss die Aussicht! Keine Wolke war am Himmel, die Hitze fand ich sehr angenehm.
Ich rastete, trank ein paar Schluck Wasser und machte mich dann wieder auf den Rückweg. Begleitet wurde ich von Fliegen, deren Geschwirre die Stille der Wüste durchbrach. All über all machte ich diese Erfahrung, egal ob in der Sahara oder in Rub al Khali. Fliegen sind immer da! Wild habe ich hier hingegen nicht gesehen. Nur einen Hasen habe ich aufgeschreckt; bis ich den Apparat im Anschlag hatte, war er schon weg. Aber leider kein Oryx, auch kein Zebra, obwohl sehr viel Zebraknödel herumlagen. Ich konzentriere mich auf das Kleine, Unscheinbar. So entdeckte ich beispielsweise dieses Gebilde am Boden. Ist das der Anfang eines Termitenbaus? Oder hat der Wind das so geformt? Wie fest es war, wollte ich nicht austesten, um es nicht zu zerstören.
Nach etwas 4,5 Stunden war ich dann wieder an meinem Chalet. Als Mittagessen reichte mir das alte Laugensemmerl von Eurowings, das ich noch hatte, und ein Apfel. Dann musste ich mich an meine mitgebrachte Arbeit machen, was mich aber nicht störte; draußen vor meinem Chalet in der Wärme zu arbeiten, war völlig ok.