Tag 34 – 16. August 2018 – In und um Swakopmund
Meikes Gästehaus, Swakopmund
Als wir heute Morgen wach wurden, stieg uns jemand aufs Dach. Irgendwer lief draußen über unseren Köpfen herum. Wir hörten Stimmen. Es ging um die Wasserleitungen. Beim Rasieren merkte Uwe, dass etwas Luft in der Leitung war. Aber beim Duschen hatte er keine Probleme. Beim Frühstück sahen wir dann die Bescherung. Eine Wasserleitung war undicht, und es tropfte aus der Decke in die Küche des Frühstücksraums. Meike und Klaus bemühten sich nach Kräften, den Schaden in Grenzen zu halten und alles zu regeln. Obwohl die Klempner bereits den richtigen Hahn gefunden hatten, um den Fluss zu stoppen, ließen die beiden den Hauptwasserhahn so lange offen, bis alle Gäste geduscht hatten. So lange konnte das Wasser munter in die Wand fließen. Gut für die Gäste, weniger gut für die Gastgeber.
Nach dem Frühstück machten wir uns wieder zu Fuß auf in die Stadt. Heute besuchten wir die Souvenirläden, die wir vorgestern ausgelassen hatten. Und auch diesmal fanden wir ein paar schöne Sachen: eine Bluse und ein Tuch für Ruth, ein paar Tischsets und zwei schöne Bilderrahmen. Die Verkäuferin bei Art Africa war unheimlich nett und überraschte uns mit ihren Deutschkenntnissen. Fleißig sammelten wir Tax Invoices.
Im Permit-Büro holten wir uns eine Erlaubnis zur Fahrt durch die Mondlandschaft. Dann stiegen wir zum ersten Mal auf den Woermann-Turm. Die Aussicht über Swakopmund und das Meer war mal eine andere Perspektive auf die Stadt.
Inzwischen hatte sich der morgendliche Nebel verzogen. Wir liefen zurück zur Pension, packten die Kameras und fuhren auf der B2 aus der Stadt. Nach einigen Kilometern bogen wir auf die D1991 nach Süden ab und kurz danach auf eine Piste, die zum Khan-River führte. Karin und Peter riefen an. Auf ihrem Weg zur Blutkuppe hatten sie gerade in Swakopmund angehalten und hätten gerne einen Kaffee mit uns getrunken. Leider klappte das nicht, und wir überlegten, uns evtl. in Goanikontes zu treffen.
Die Landschaft war geprägt von Sand und Felsformationen in braun, rot und schwarz. Immer wieder liefen dunkle Steinrücken durch die Berge. Obwohl wir durch die Wüste fuhren, wuchsen erstaunlich viele verschiedene Pflanzen: Dollarbüsche, Hoodias, Gräser und noch einige andere, die wir nicht kannten.
Wir näherten uns dem Flussbett des Khan, das nach einem kurzen Stück in den Swakop mündete. Nach weniger als 10 Kilometern hätten wir Goanikontes erreicht. Plötzlich sahen wir Gebäude am Rand des Flusses sowie ein Schild „No Entry“. Die Spur endete mit diesem Verbot. Auch ein abzweigender Track führte im Flussbett zu einem gleichlautenden Schild. Wir sahen keinen anderen Weg ins Flussbett und wollten das Verbot nicht überschreiten. Also kehrten wir um und fuhren den gesamten Weg zurück bis kurz vor die Teerstraße, wo wir dann auf der D-Pad nach Goanikontes abbogen. Wir hatten schon Sorge, dass Karin und Peter evtl. nicht mehr auf uns warten würden. Die war aber unbegründet, denn die zwei waren gar nicht gekommen. Per SMS hatten sie geschrieben, dass es ihnen zu spät werden würde.
Wir beobachteten wieder ein paar Vögel und aßen eine Kleinigkeit.
Rotschwanzschmätzer
Oranjebrillenvogel
Sehr lange blieben wir jedoch nicht, sondern fuhren nach Walvis Bay. Südlich der Stadt bei den Salzfeldern am Meer erhofften wir uns ein paar Wasservögel. Tatsächlich standen dort einige Flamingos, Reiher und Möwen.
Enten und Säbelschnäbler waren im Wasser, und noch ein paar andere Küstenvögel standen, liefen oder schwammen herum. Insgesamt war die Ausbeute aber nicht sehr groß. Es wehte ein kräftiger Wind, der das ganze Auto schaukeln ließ.
Steinwälzer
Kapenten
Säbelschnäbler
Fahlregenpfeifer
Mit Sonnenuntergang erreichten wir Swakopmund über die Küstenstraße. Wir duschten und fuhren zum Abendessen zum Restaurant „The Wreck“ im Norden der Stadt. Wir bekamen einen Tisch am Fenster zugewiesen. Ein paar Tische weiter saßen vier Ehepaare – Italiener. Es hört sich nicht nett an, aber wir bekamen eine ganz famose Unterhaltung geboten, denn sie hatten ihre 13 Kinder (in etwa im Alter von 4 bis 15) gut gelaunt an einen Nachbartisch ausquartiert, wo diese sich völlig unbeaufsichtigt daneben benehmen konnten. Was für eine riesen Party! Mit den Straßenschuhen auf den hellen Polstermöbeln kniend konnte man sich prima die weiße Stoffserviette über den Kopf ziehen und mit entsprechender Geräuschuntermalung Gespenst und Gruselzauber spielen. Das Geheule wurde nur durch ein lautes Gekreische unterbrochen, als zwei Colagläser umfielen und der Inhalt über den Tisch rann. Kein Grund zur Panik, schnell kamen zwei Kellner herbeigeeilt und legten neue weiße Decken auf. Wir starrten gebannt auf die Show, die uns geboten wurde. Während sich die Eltern in aller Seelenruhe unterhielten, krochen die Kinder über und unter den langen Tisch, lagen quer über den Stühlen, bewarfen sich mit Eiswürfeln aus dem Weinkühler oder wickelten sich langsam als Mumien in die langen Vorhänge ein. Als wir schon dachten, dass die festgeschnürte Vorhangrolle jeden Moment mitsamt Kind von der Decke fallen würde, wurde es endlich leiser, denn nun gab es Hamburger für alle. Und die waren riesig! Ruths Augen wurden kugelrund, als wir beobachteten, wie nun gespeist wurde. Es ist ein wenig wie bei einem Autounfall: Man will gar nicht hinsehen, macht es aber doch! Die armen Kellner kamen mehrfach gelaufen, um verschiedenste Dinge vom Boden aufzuheben. Wir waren froh, dass unser Essen erst ein wenig später kam, denn so wäre uns sicher der Appetit vergangen. Nicht so den Eltern, die es nämlich nicht für nötig hielten einzuschreiten.
Ruth aß einen hervorragenden Kingklip, Uwes Game-Steak war ein wenig zäh. Als die Bagage nach den Burgern beschloss, auf ihre Zimmer zu gehen – wir wollen nicht wissen, was dort in der Zwischenzeit passiert ist, denn die Eltern waren noch lange nicht mit ihrem Essen fertig – konnten auch wir unser Essen genießen und ein wenig durchatmen. Eine einsame Nacht mit Grill am Lagerfeuer ist eben manchmal doch unbezahlbar. Anschließend ging es mit einem kurzen Stopp an der Jetty wieder zurück in die Pension.
Kilometer: 253