Tag 11 - 11. Oktober 2019 – Moremi: Blackpools und Xini Lagoon, 82km
Moremi, South Gate Campsite, MQ10
Die letzte Nacht war elefantös! Viel geschlafen haben wir nicht hier auf der South Gate Campsite, hatten wir doch ständigen Besuch von Elefanten. Mal weit weg, mal laut trötend und ein anderes Mal auch nur Ast um Ast abreissend. Oder soll ich besser sagen "baum-fällend"? Häufig liegen wir wach und lauschen
.
Gegen halb fünf ist einer der Elefanten dann so neugierig, dass er plötzlich einen Meter neben dem Dachzelt steht und kurz darauf sein Rüssel langsam unser Moskitonetz, keine 50cm von meinem Gesicht entfernt, abtastet
. Für einen kurzen Moment muss ich die Luft anhalten und hoffe, dass die Neugierde des Elefanten nicht die Überhand gewinnt. Einmal den Spanngummi ums Zelt spicken lassen und dann noch das Solarpanel auf dem Dach untersuchen
. Dann zieht der Dickhäuter langsamen Schrittes davon. So was erlebt man nur in Afrika! Ich bin sprachlos…und Dani schläft weiter ohne sich zu regen
.
Etwas müde, aber voller Tatendrang sind wir um halb sechs wieder auf den Beinen. Die Wildkamera hat diese Nacht neben Honey Badgern und Elefanten noch anderen Besuch verzeichnet (siehe Tag 10). Wir sind überrascht, dass im Laufe der Nacht auch ein stattlicher Leopard über unsere Campsite gestreift ist
. Die Pfotenabdrücke sind zwischen unserem Auto und der Feuerstelle klar im Sand zu erkennen. Hier im Moremi ist zumindest nachts mächtig was los!
Raubadler / Tawny Eagle
Leider ist der Himmel heute komplett bedeckt und nur langsam bricht der Tag an. Wir fahren in Richtung Black Pools, wo wir verschiedene Loops abfahren. Wir treffen auf unseren ersten Bateleur der Reise, der sogleich von einem Raubadler Gesellschaft bekommt. Auch einen Hooded Vulture entdecken wir weit oben auf einem toten Baum. Die Blue Waxbills flitzen durch die Büsche, sind bei diesem Wetter und aufgrund ihrer Geschwindigkeit jedoch kaum fotografisch einzufangen
.
Leierantilope (Tsessebe) & Warzenschwein
Je westlicher wir im Bereich Black Pools kommen, umso mehr hoffen wir, endlich auf Wasser zu treffen. Landschaftlich gefällt es uns hier sehr gut, etwas Wasser wäre aber toll. Irgendwann ist es dann so weit. Bei einer schlammigen Stelle entdecken wir einige Red Lechwes, Hammerköpfe, African Jacanas, Long-toed Lapwings und einen juvenilen Fish Eagle. Lange bleiben wir stehen und geniessen.
Reed Buck
Red Lechwe
Langzehenkiebitz / Long-toed Lapwing, eine Erstsichtung
Einige hundert Meter weiter südlich kommen wir an eine Stelle, welche noch mehr Wasser führt. Es sind dieselben Vögel und Antilopen auszumachen. Jedoch suhlt sich in der Mitte des Grünzeugs auch ein Hippo
! Darauf hat Dani schon lange gewartet und ist total happy. Und wir hätten es beinahe verpasst...
Blaustirn-Blatthühnchen / African Jacana
Später spaziert eine kleine Elefantenfamilie vorbei und auch eine Impala-Herde kommt zum trinken ans Wasser.
Ausser einem Ranger-Fahrzeug sind wir heute bisher keinem anderen Fahrzeug begegnet. Für uns kaum zu glauben, aber wahr! Immer wieder sehen wir Kudus bedeckt mit Gelb- und Rotschnabelmadenhackern. Sie sind überhaupt nicht scheu und lassen sich gut beobachten. Ebenso die vielen Elefanten, Zebras und Giraffen, welchen wir begegnen.
Zebra-Taxi mit Rotschnabelmadenhackern
Gegen Mittag machen wir eine zweistündige Siesta auf einer Picknick-Site. Paviane und Kudus teilen sich hier friedlich den Platz. Gebettelt oder geklaut wird nicht, was sehr angenehm ist.
Elsterdrosslinge / Southern Pied Babbler, Erstsichtung
Gegen vierzehn Uhr beschliessen wir, nachdem wir den grössten Teil der Blackpools abgefahren haben, noch weiter zu den Xini Lagoons zu fahren. Entgegen den Angaben der Tinkers Karte und unseres Navis gibt es mehrere Verbindungsstrecken zwischen Blackpools und dem Xini Lagoons-Gebiet, was uns sehr entgegen kommt. Wir lassen uns einfach treiben und fahren der Nase nach. Zebras, Lechwes, Impalas, Giraffen, Kudus und Elefanten prägen das Bild.
Weissrückengeier / White-backed Vulture
Elsterwürger / Magpie Shrike
Später kommen wir an eine noch gut gefüllte Wasserstelle, wo sich Nilpferde und Wasservögel tummeln. Wir sind im siebten Himmel, genau so haben wir uns den Moremi vorgestellt
!
Langzehenkiebitz Stelzenläufer, Löffler, Heiliger Ibis, Graureiher
Blaustirn-Blatthühnchen / African Jacana
Über zwanzig Hippos liegen im kühlen Nass, begleitet von Madenhackern, Nilgänsen, verschiedenen Reihern, Jacanas, Water Thick-knees und Lapwings. An solchen Orten können wir stundenlang stehen, beobachten und fotografieren. Und da es erst früher Nachmittag haben wir auch genügend Zeit dazu. Der bedeckte Himmel macht das fotografieren schwierig, dafür herrschen heute sehr angenehme Temperaturen von maximal 26°C. Was für ein Unterschied zu den letzten Tagen!
Wassertriel / Water Thick-Knee
Rallenreiher / Squacco Herons
Gelbschnabelmadenhacker auf Hippo
Hippo-Rolle
So, fertig mit Hippo-Fotos!
Bei den Xini Lagoons sind deutlich mehr Autos unterwegs. Ausser uns aber alles geführte Touren und keine Selbstfahrer. Dank den unzähligen Wegen kommt man einander aber überhaupt nicht in die Quere. Von einem Guide erfahren wir, dass in der Nähe ein Löwenrudel gesichtet wurde. Da wir bereits etwa zwei Stunden bei den Hippos verbracht haben reissen wir uns los und wollen mal schauen gehen, was los ist.
Einige Minuten später stehen wir plötzlich einer einäugigen Löwin gegenüber, welche nach ihren Rudelgenossinnen ruft, aber keine Antwort erhält. Irgendwie tut sie uns ja schon etwas leid…
Einige hundert Meter weiter treffen wir auf eine Löwin, die müde im Gras liegt.
Weiter im hohen Gras liegt der Rest des Rudels. Wir zählen total 14 Löwen, davon drei Jungtiere!
Was für ein toller Nachmitttag: zuerst die Hippos und Wasservögel, dann ein grosses Löwenrudel. Wir sind happy.
Gegen fünf machen wir uns dann gesättigt mit Eindrücken auf den Rückweg in Richtung South Gate Campsite. Unterwegs haben wir noch eine Sichtung zweier Scharlachspinte sowie eines Zimtrollers. Bezüglich Vögel sind wir auf dieser Reise bereits bei 96 Arten angekommen. Und viele mehr haben wir gesehen, konnten sie aber nicht identifizieren
.
Scharlachspint / Southern Carmine Bee-eater
Zurück auf der Campsite können wir von der Nummer drei auf die zehn wechseln und sind sehr froh darüber. Neben vierundzwanzig Safarigästen zu schlafen wäre kein Vergnügen gewesen, schallt es doch immer wieder laut von ihnen herüber
. Schnell werfen wir ein Feuer an und braten ein leckeres Venison-Steak. Dazu gibt es Pasta mit Tomatensauce.
Selbstverständlich erhalten wir auch heute Abend regelmässigen Honey Badger-Besuch. Auf dem Rückweg vom Duschen wird uns der Weg von einem Elefanten versperrt. Irgendwann macht er sich dann aus dem Staub. Wir sind gespannt, was die heutige Nacht für Begegnungen bringen wird.