18./19. September: Zwischenstopp am Lake Naivasha
Am Morgen der Abreise in Buffalo Springs frohlockt der innere Schweinehund: Wir stehen eine Stunde später auf und frühstücken im Camp. So ein Lotterleben tut auch mal gut. Bleibt aber auf dieser Reise eine einmalige Angelegenheit. Nach fünf Nächten am selben Ort sind wir absolut bereit für Neues und freuen uns auf einen Tapetenwechsel.
Auf den Ebenen vor dem Camp herrscht gähnende Leere. Die Ziegen vom Vorabend sind verschwunden, doch Zebras und Oryxe noch nicht zurückgekehrt. No time to say good bye. Livingstone fährt auf direkten Weg hinaus aus dem Nationalreservat, die Fahrt zum Lake Naivasha dauert über sechs Stunden.
Die A2 führt vorbei am Lewa Wildlife Conservancy, einer ehemaligen Farm, die sich dem Schutz von Spitz- und Breitmaulnashörnen verschrieben hat. Sogar von der Straße aus erspähen wir mühelos mehrere Tiere durch den hohen Schutzzaun, der in diesem Fall auch sicher nötig ist. Es bleiben unsere einzigen Nashörner auf dieser Reise.
Wir sind kaum 150 Kilometer gefahren, da tröpfelt es beim Mount Kenya. Regen. Das Glück so nah und doch so fern. Was würden die Menschen in Samburu dafür geben!
Auch über dem Aberdare Nationalpark hängen die Wolken tief. Wir picknicken im üppigen Garten der traditionsreichen Thomson Falls Lodge. Gerade noch rechtzeitig, dann beginnt es zu schütten. Auf den Straßen steht das Wasser. Auch in der Mara habe es in der Nacht zuvor sintflutartige Regenfälle gegeben, berichtet Livingstone. Er hofft, dass das Wasser bis zum nächsten Tag etwas abgetrocknet ist. Mit der gefürchteten Black Cotton Soil hatten wir schon einige Jahre zuvor Bekanntschaft gemacht. Eine äußerst rutschige Angelegenheit.
Am Lake Naivasha geht es hektisch zu. Viele Menschen, viel Verkehr, viele Treibhäuser im Zentrum der kenianischen Blumenindustrie. Die Sopa Lodge mit ihrem gigantischen Garten direkt am See ist eine Oase der Ruhe; allerdings - wie wohl alle Lodges dieser Kette - ziemlich groß und stilistisch in die Jahre gekommen. Die nicht weit entfernte Elsamere Lodge, wo George und Joy Adamson einst lebten, wäre wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen. Wir hatten sie leider zu spät auf dem Zettel.
Immerhin, auf dem Gelände der Sopa Lodge tummelt sich Wild, fast zum Anfassen nah.
Zebras, Waterbucks, manchmal Colobus Affen. Und Schreiseeadler überall. Was für ein Szenenwechsel nach den vergangenen Tagen voller Staub!
Leider spielt das Wetter nicht mit. Fällt unser Spaziergang am See ins Wasser und entsprechend kurz aus. Wir lesen und entspannen in unserem riesigen Zimmer, während der Regen gegen die Scheiben prasselt.
Am Morgen dampft der See. Doch wenigstens kein Regen mehr.
Wir brechen früh auf, mit Sack und Pack, die Mara wartet, und vorher noch eine Bootstour. Wir fahren zu einem Campingplatz, wechseln von einem wackeligen Steg in ein ebensolches Boot und schippern los. Eine Stunde dauert die Tour. Viel zu kurz, um die vielen Vögel in Ruhe zu beobachten.
Ihre Anzahl und Vielfalt ist beeindruckend. Auch die im Wasser versunkenen Baumstümpfe,...
...die Wälder aus filigranen Gelbrinden-Akazien, das satte Grün und die vielen Schreiseeadler gefallen uns gut. Wir locken sie mit Fisch an, nicht ganz so unser Ding, aber fester Teil des Programms, und die prachtvollen Vögel lassen sich nicht lange bitten.
Aber alles in allem sind wir enttäuscht. Einst muss der Lake Naivasha ein Paradies gewesen sein.
Doch die omnipräsenten Treibhäuser, das viele Plastik, halbverfallene Gebäude, im Wasser ihrem Schicksal überlassen, und Müll (zer)stören das Idyll. (Möglicherweise waren wir aber auch schlichtweg am falschen Ort, der See ist ja riesig.)
Fischer am See, im Hintergrund viele Vögel und leider auch viel Müll.
Die Zeit ist ruckzuck um, und wir müssen weiter. Nächster Halt: Masai Mara. Wir sind riesig gespannt, was uns diesmal dort erwartet.