THEMA: Namibia 2022 - Camping-Premiere unterm Sternenzelt
25 Nov 2022 19:53 #656253
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  • Beatnick am 25 Nov 2022 19:53
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Hallo zusammen,

ANNICK schrieb:
Die Sandwich Harbour Tour mit Turnstone war auch für uns ein Hightlight in Namibia! :)
So schöne Panoramas hatte ich aber leider nicht denn das Wetter war etwas trüb.

Freut mich, dass ihr das auch so empfunden habt! Mit dem Wetter ist es in der Gegend ein Glücksspiel. Am nächsten Tag konnten wir auch ein Lied davon singen.

panther schrieb:
Und für die Turnstone Tour hast du uns ja wieder Hoffnung gemacht dass wir das auch so erleben dürfen.

Sehr gut! Wir fanden es alle vier absolut toll.

panther schrieb:
Wir sind weiterhin dabei.

Klasse, vielen Dank!

tina76 schrieb:
Die Bilder sind - wie immer - einsame Spitze und wecken Sehnsucht nach Afrika.

:blush: :)

tina76 schrieb:
Besonders Mirabib hat mir gefallen. Da muss ich auch unbedingt einmal hin.

Auf jeden Fall Daumen hoch!

Gleich geht es weiter, liebe Grüße,
Betti
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25 Nov 2022 21:11 #656255
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11. September: Luft nach oben

Ein neuer Tag in Namibia, und eine neue Folge aus unserer Reihe "Was wir schon immer einmal machen wollten." Diesmal: die Little Five Tour. Die allerdings beim Unternehmen unserer Wahl "Eco Dune Tour" heißt. Aber im Grunde identisch ist. Was leider auch für das Wetter gilt: In Swakopmund ist es so kalt und verhangen wie am Tag zuvor.

Wir sputen uns am Morgen, denn wir müssen unsere Zimmer bei Meike verlassen haben, bevor die Tour beendet ist. Glücklicherweise können wir die Autos auf dem umfriedeten Hof lassen. Danach sah es zwischendurch nicht unbedingt aus. Doch die neuen Gäste kommen erst spät an, und so passt es.



Um kurz nach Acht klingelt es an der Pforte, wir werden abgeholt und verabschieden uns im Frühstücksraum von Sandra, die diese Tour aufgrund einer ausgeprägten Schlangenphobie nicht mitmachen möchte. Wir hatten uns für Batis Birding Safaris auch deshalb entschieden, weil die Gruppen kleiner sein sollen als bei anderen Unternehmen. Ich kann nicht sagen, ob das stimmt, aber sieben Teilnehmer sind auf jeden Fall eine überschaubare Zahl.

Weit fahren wir nicht, nur bis zum Stadtrand, der allerdings zusehends in die angrenzende Wüste hineinzuwachsen scheint. Landschaftlich ist dieser Ausflug nicht vergleichbar mit der Sandwich Harbour Tour, aber darum geht es auch nicht. Wir suchen nach kleinen Tieren. Beziehungsweise vor allem der Guide tut das. Denn viele dieser winzigen Kreaturen sind nur mit viel Geschick, Kenntnis und auch ein wenig Sandbuddelei zu finden.

Wir anderen irren daher etwas untauglich zwischen den kleinen, spärlich bewachsenen Dünen umher. Zumal es die Temperaturen nicht gerade leichter macht. Mit wechselwarmen Tieren, die sich in der Sonne aalen, ist bei dieser Schafskälte jedenfalls kaum zu rechnen. Was unsere Chancen angeht, bin ich im besten Fall verhalten optimistisch. Und stapfe daher tendenziell unmotiviert durch die scheinbar lebensfeindliche Umgebung.

Doch dann - tatsächlich der erste Fund. Ein Chamäleon. Wir sind begeistert, vor allem Christoph. Er hatte sich sehr gewünscht, eins zu Gesicht zu bekommen.



Ich bin überrascht, wie groß so ein Wüstenchamäleon ist - und auch für uns Laien nicht zu übersehen.

Am Anfang präsentiert es sich in seiner Grundfarbe, also in schwarz. Doch weil der Himmel für eine kleine Weile heller und es damit auch minimal wärmer wird, verändert sich nicht nur sein Look, es bewegt sich sogar. Wenn auch in Zeitlupe.



Am gemächlichen Tempo nach oben, wo es wärmer ist als am Boden, ändern auch die vom Guide zum Fraß vorgeworfenen Mehlwürmer nichts. In puncto Ernährung eigentlich nicht besonders wählerisch, betrachtet das Chamäleon etwas verächtlich die Larven, die sich im Sand winden.



Aber verkommen soll ja nix, und so fährt die Zunge - ein anatomisches Wunder, das mindestens genau so lang ist wie der gesamte Körper samt Schwanz - im Schneckentempo aus ihrer Garage. Dann geht es ganz schnell, schnappt das Chamäleon blitzartig zu, bevor es wieder zum Stillleben erstarrt. Auch, weil sich der Himmel erneut verfinstert hat. Der Fuß bleibt in der Luft stehen. Das Ende des überschaubaren Aktionismus.





Dann hat unser Guide etwas Kleines entdeckt. Etwas sehr Kleines. Ich schaue ihm über die Schulter - und bin hin und weg. Ein Wüstengecko, transparent und farbenfroh - er stand auf meiner persönlichen Wunschliste ganz oben.





Die bunten Farben, die Füße mit der Schwimmhaut zwischen den Zehen, um durch den lockeren Sand zu laufen und sich wie mit Paddeln schnell eingraben zu können, dazu die riesigen Augen - so ein wundersames Tier.



Die Augen des Wüstengeckos haben keine Lider. Um sie vom Staub zu befreien, fährt er sich mit der Zunge darüber.


Wir sollen uns nicht bewegen, denn der Kerl ist so klein, man könnte leicht auf ihn drauftreten. Doch in meinem Fall kommt der Berg zum Propheten. Als ich auf allen Vieren vor ihm knie, läuft der Gecko schnurstracks in die Höhle, die ich in dieser gehockten Haltung bilde. Ein Zeichen. Wir lassen ihn lieber in Ruhe und setzen ihn zurück in den tiefen Sand. Später werden wir sogar noch einen zweiten finden.



Wir entdecken noch Düneneidechsen und eine blinde, beinlose Echse, die blitzschnell im Sand verschwinden kann und sich nur an Vibrationen orientiert. Ihre Haut fühlt sich wunderbar wachsweich an.





Interessant sind auch die Erklärungen unseres jungen, lebhaften Guides zum besonderen Klima und dessen Bedeutung für die Wüste entlang des namibischen Küstenstreifens. Dieser speziellen Witterung, die uns einen kalten, grauen Morgen beschert, ist es allerdings leider auch zu verdanken, dass wir keine Schlangen entdecken. Zu gerne hätten wir einen Sidewinder gesehen.

Unser Guide gibt alles. Doch die Schlangen bleiben verborgen. Eine Tatsache, die Sandra ähnlich bekümmert zur Kenntnis nimmt wie wir. Unter diesen Umständen hätte sie natürlich auch mitkommen können. Thomas und ich werden die Tour vielleicht eines Tages wiederholen. Bei dann hoffentlich besserem Wetter. Da sie bei einem Aufenthalt in Swakopmund praktisch vor der Haustür stattfindet, ist der Aufwand gering. Ein bisschen haben wir aber auch ein Problem mit dem Ausbuddeln der Tiere.

Weil das Gerät kaputt ist und wir nicht wie versprochen mit der Karte bezahlen können, müssen wir nach unserer Rückkehr erst noch Bargeld organisieren. Viel später als gedacht kommen wir schließlich am späten Mittag in Swakopmund los. Thomas und ich bilden die Vorhut, um schon einmal einen Platz auf der rund 150 Kilometer entfernten Spitzkoppen-Campsite zu sichern.

Das ist gar nicht einmal so leicht, als wir rund zwei Stunden später auf das vertraute Gelände rollen. Fast alles ist belegt. Was noch frei ist, liegt in der prallen Sonne. Mir fällt noch ein großer Stellplatz ein, den ich einmal bei unserer Premiere am "Rock Arch" entdeckt hatte. Er befindet sich im Rücken des Felsenbogens neben der Campsite 7, hört nicht auf eine Nummer, sondern den Namen "Dassie" - und ist noch zu haben.

Hier gibt es eine Feuerstelle, ein einfaches, aber blitzsauberes Plumpsklo und viel Platz. Dennoch können wir uns kaum einigen, wo und wie unser Gefährt wohl gerade steht. Beide denken wir ein wenig sehnsüchtig an die Spitzkoppen-Loge auf der anderen Seite des Geländes. Sie hatte uns 2019 so gut gefallen, wir wären jetzt gerne dort. Ein Luxus-Problem, natürlich. Aber es ist, wie es ist.

Am Felsenbogen 2019


Die anderen beiden kommen viel später an. Ausgerechnet auf der makellosen Teerstraße kurz hinter Swakop hatten sie einen Plattfuß. Im Prinzip kein großes Problem, doch Christoph hatte mit den viel zu festsitzenden Radmuttern zu kämpfen. Zum Trost gibt's ein kaltes Bier. Das hilft.

Zum Felsenbogen sind es nur zwei Minuten, wir laufen hinüber, zum Bogen hoch und dann wieder auf der anderen Seite runter.



Es ist ein steiles Stück, der Fels glattgelatscht und mir nicht geheuer. Thomas hat weniger Bedenken. Rennt los, als wenn er 20 sei und der junge Reinhold Messner. Es kommt, wie es kommen muss. Er legt sich auf die Nase. So richtig. Die nagelneue Kamera hat gehalten. Er hat sie beim Sturz in die Luft gereckt - man muss Prioritäten setzen. Knie und Hose nicht. Das Blut sickert durch den Riss im Stoff. Zum Glück nur ein Kratzer. Später gibt's ein Pflaster. Und von mir eine Gardinenpredigt.

2019 haben wir am Felsenbogen viel fotografiert. Diesmal weniger. Eindrücke und Fotos sind wohl noch zu frisch. Schön ist es trotzdem, als wir uns im warmen Abendlicht die Beine vertreten.





Im Granitfels sitzt eine gigantische Echse. Mehr als einen halben Meter lang. Ich versuche meine Hand daneben zu halten. Zum Größenvergleich. Doch sie ist zwar groß, aber auch scheu. Und verschwindet in der Wand.



Überall sitzen Dassies, die unserer Campsite den Namen geben. Auch in den Bäumen. Das ist mir neu.



Die Klippschliefer haben weniger Berührungsängste als die dicke Echse und lassen sich von uns nicht stören. Die Atmosphäre ist friedlich.





Wir grillen, sitzen am Feuer, quatschen, genießen die Stille. Es war ein merkwürdiger Tag. Viel Schönes. Aber auch Luft nach oben. Durchwachsenes Wetter, Pleiten und Pannen. Wir sind gespannt auf das, was nun kommt. Es geht in den Norden. Nach Palmwag und daran vorbei. Namibisches Neuland - auch für Thomas und mich.

Letzte Änderung: 27 Nov 2022 12:09 von Beatnick.
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28 Nov 2022 17:36 #656395
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  • Katma1722 am 28 Nov 2022 17:36
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Hi Bettina!
Tausend Dank für die großartigen Bilder von den Wüstentieren! Das Chamäleon ist einfach wunderschön!
Auch eure Bilder vom Felsenbogen sind toll! Da hatten wir 2014 kein Glück... ein Rotel-Tours Bus hatte pünktlich zum Sundowner seine Passagiere "ausgekippt"! :pinch:
Gut das es an der Spitzkoppe noch mehr wunderschöne Stellen und damit auch Einsamkeit gibt!
Bin schon gespannt wie es weitergeht!
Viele Grüße,
Kathrin
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28 Nov 2022 18:41 #656403
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Hallo Kathrin,

Katma1722 schrieb:
Das Chamäleon ist einfach wunderschön!

Ich finde sie auch toll. Wir hatten in Namibia bislang nur dieses und eins (in gelb) im Etosha. Bele hatte in ihrem Reisebericht ja einige. Einfach spannende Tiere.

Katma1722 schrieb:
ein Rotel-Tours Bus hatte pünktlich zum Sundowner seine Passagiere "ausgekippt"!

Am Felsenbogen kann es schwierig sein, ansonsten gibt es auch immer wieder schöne ruhige Ecken. Der Morgen ist oft besser, wenn man früh dran ist, haben wir 2019 schon festgestellt. Kommt auch im nächsten Kapitel. Und das kommt - gleich. :)

Liebe Grüße,
Betti
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28 Nov 2022 19:11 #656404
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12. September: In einem unbekannten Land

"Pfffft - KLONG!" Die Klappe, an die wir uns einfach nicht gewöhnen können, trägt unaufgefordert die Botschaft in die Welt: Wir sind wach. Zum Glück sind Sandra und Christoph unsere einzigen Nachbarn in Hörweite und zudem schon kurz vor uns auf den Beinen gewesen, sie legen sich aber wieder hin.

Wir dagegen wollen zum Sonnenaufgang am Felsenbogen sein, packen schnell zusammen und rollen dann so geräuschlos wie möglich um den Felsen herum auf die andere Seite, wo wir parken und zum Rock Arch klettern. Vom Sims links daneben können wir auf unsere Campsite blicken, wo die anderen beiden den Tagesbeginn selig verschlafen.

Blick vom "Sims" neben dem Felsenbogen...


...zu unserer Campsite


Thomas und ich sind dagegen zu früh dran. Es dauert jedenfalls viel länger als gedacht, bis sich die Sonne über die Felsen schiebt.



Thomas allein Zuhaus unter dem Rock Arch


Schon 2019 hatten wir festgestellt, dass abends am Felsenbogen in aller Regel mehr los ist als am frühen Morgen. Das bewahrheitet sich auch diesmal wieder. Am Vorabend hatte ein junges japanisches Paar - wahrscheinlich in den Flitterwochen - am Felsen eine hollywoodreife Show hingelegt und dabei reihenweise Filme und Fotos fabriziert, die wohl jeder Seifenoper Konkurrenz machen dürften. Am Morgen sind wir allein. Und bleiben es auch. Wie schon drei Jahre zuvor.





Die Morgenstimmung ist grandios - und auch die Stille, die nur von den vielen Klippschliefern unterbrochen wird, die sich lautstark unterhalten.





Wir können die Geräusche erst nicht zuordnen, denn wir haben sie zumindest bewusst noch nie gehört (Ton später in einem Video).



Wir halten uns ziemlich lange rund um den Felsenbogen auf. Es gibt auch noch andere schöne Stellen in unmittelbarer Umgebung zu entdecken. Besonders die "Kullerkugeln" haben es mir wie immer angetan.





Dann fahren wir ein kleines Stück weiter zu den Rock Pools, wo wir 2019 ebenfalls schon einmal waren - damals allerdings bei bedecktem Himmel und trübem Licht. In den Vertiefungen steht auch diesmal kein Wasser, doch die Kulisse ist grandios.



Wir klettern so weit nach oben wie möglich, setzen uns auf die glatten Felsen. Der Blick ist phänomenal, und wir genießen das Gefühl, diese archaische Landschaft scheinbar für uns zu haben.

Schließlich cruisen weit unter uns die ersten Autos übers Gelände. Es ist Zeit zu gehen. Wir haben heute einen relativ weiten Weg vor uns, und so steigen wir von unserem Ausguck herab...





...und rollen in Richtung Ausgang. Dort gibt es an der Rezeption ein Waschhaus mit fließend Wasser und Toiletten. Außerdem Duschen und ein Restaurant.



Duschen fällt heute aus. Aber bei dem kleinen, sehr nett hergerichteten Open-Air-Restaurant bestellen wir Tee, Kaffee und Toast. Es wird wie die gesamte Spitzkoppe Community Campsite in kommunaler Selbstverwaltung betrieben. Offenbar verirren sich nur selten Gäste hierher, die Dame in der Küche wirkt jedenfalls überrascht, doch es schmeckt uns und wir sind mit dem relaxten Tagesbeginn happy.

Ursprünglich hatten wir vor, über die Skelettküste mit Zwischenstopp am Cape Cross nach Palmwag zu fahren. Sandra und Christoph hätten gerne die Robbenkolonie gesehen, und auch wir hätten uns einen zweiten Besuch nach 2012 gut vorstellen können. Doch das trübe Wetter in Swakopmund, die deutlich weitere Strecke und die einhelligen Ratschläge der Einheimischen, lieber den Weg durchs Damaraland zu nehmen, hatten uns am Ende umgestimmt.

Der Vorteil der nun gewählten Variante war auch, dass wir mehr Zeit an der Spitzkoppe verbringen konnten. Und so ist der Morgen schon relativ weit fortgeschritten, als wir uns endlich auf den rund 325 Kilometer langen Weg machen. Schön war's wieder am "Matterhorn von Namibia"!





Unsere Freunde werden wir in Palmwag wiedertreffen, denn sie möchten unterwegs in Twyfelfontein stoppen und sich die Felsmalereien anschauen.

Wir kommen sehr gut voran, denn wie schon auf der bisherigen Reise ist die Pad in einem ziemlich guten Zustand. Überall sind Grader unterwegs. Vollends geplättet sind wir aber, als wir mitten im Damaraland auf makellosen Asphalt treffen. Die C39 ist nun geteert - zumindest ein guter Teil davon. Das war 2019 noch anders gewesen.

Wir entscheiden uns spontan zum Lunch im Camp Kipwe, das nur einen Steinwurf von der Straße entfernt liegt. Im schönen Mowani Mountain Camp haben wir einmal übernachtet, und schon immer wollte ich mir auch das Schwestercamp ansehen. Der Pförtner fragt per Funk nach und gibt grünes Licht, wir dürfen hier essen. Das ist zwar kein billiges Vergnügen, aber eins mit Stil, und so lassen wir uns das leckere Essen in netter Atmosphäre so richtig schmecken.

Wir unterhalten uns noch ein wenig mit den Mitarbeitern über die beiden Camps und auch die neue Straße. Sie freuen sich sehr darüber und auch über die Zeitersparnis, die damit verbunden ist, wenn sie - meist ja per Anhalter - an ihren freien Tagen in die jeweilige Heimat reisen. Ich selbst fand die rote Gravelroad in der roten Landschaft viel hübscher, doch Touristenromantik ist hier wohl fehl am Platze. Vielleicht hätte man sie rot färben können, wie in Australien. Dann wäre der Unterschied nicht ganz so extrem.



Die Strecke weiter nach Norden kennen wir schon vom Besuch der Grootberg Lodge, doch nun biegen wir nicht auf die C40 ab, sondern bleiben auf der C43. Eigentlich müssten wir jetzt so langsam da sein. Denken wir. Und auch das GPS. Doch das riesige Gate, das sich vor uns aufbaut, erkennen wir nicht als das, was es eigentlich ist, und so kehren wir noch einmal um. Fahren wieder zurück. Verstehen dann erst, dass dieses furchteinflößende Tor der Vet Fence ist, den wir passieren müssen. Er fühlt sich an wie das Ende der Welt.

Weil wir aus dem kontrollierten Gebiet herausfahren (also von Süd nach Nord), werden unsere (ohnehin in unserem Auto nicht vorhandenen) Fleischbestände nicht überprüft. Zügig geht es weiter. Und mitten hinein in einen veritablen Sandsturm, der den Staub hoch aufsteigen lässt und am Auto zerrt.

Wir tanken noch einmal voll, dann sind wir da. Der Wind bläst norddeutsch, doch die Temperaturen sind es nicht. Es ist brüllend heiß. Das kühle Willkommensgetränk ist höchst willkommen. Wir checken ein und unterschreiben einen Wisch, dass wir auf eigenes Risiko hier sind. Es wird wohl um die Elefanten gehen, die von Zeit zu Zeit durchs Camp ziehen. Sandra und Christoph kommen eine halbe Stunde nach uns an und gemeinsam fahren wir zur Campsite, die keinen Schönheitspreis verdient, jedoch immerhin nah am Waschhaus liegt.



Aber warum sind wir eigentlich hier? Wir starten am nächsten Tag nach Etendeka, Sandra und Christoph ins Camp, Thomas und ich auf den Walk. Die Abholzeit ist 16 Uhr, und weil wir Sorge hatten, dass wir den Weg über die - ursprünglich geplante - Skeleton Coast nicht rechtzeitig schaffen würden, hatten wir eine Nacht in Palmwag eingeplant. Wo wir ohnehin die Autos stehenlassen und abgeholt würden.

Thomas und Christoph rollen erst einmal den zerstörten Reifen vom Landcruiser zum "Tire Shop", den es praktischerweise - und sicher aus gutem Grund - auf dem Gelände gibt. Vergebene Liebesmüh. Da ist nichts mehr zu retten. Sandra telefoniert mit Bushlore, wie das nun zu regeln sei.

Am späten Nachmittag legt sich der Sturm, genüsslich spüle ich mir in der Dusche den Staub vom Leib. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz für den Sonnenuntergang spricht mich eine nette Dame an: "Du bist Betti, oder?" Sie hat mich von Fotos im Forum erkannt, da bin ich baff.

Wir kommen sofort ins Quatschen. Angelika und ihre Gefährtin (ganz liebe Grüße, falls ihr mitlest!!! :kiss: ) sind auf ähnlicher Route ebenfalls mit einem Hilux-Bushcamper unterwegs, allerdings mit einem von Savanna. Der Aufbau ist ganz anders und gefällt uns viel besser, es gibt nicht nur große, verschließbare Innenfächer zum Verstauen sämtlicher Klamotten, sondern vor allem eine richtige Tür. Die dazu noch relativ staubdicht ist.

An unserem Auto dagegen sind nicht nur die porösen Dichtungen, die den Namen nicht verdienen, sondern eben auch besagte Klappe eine Crux. Öffnen wir sie, erhebt sich stets ein Atompilz aus Staub, der dann grundsätzlich wie von Zauberhand nach innen zieht. Meine erste Amtshandlung ist also ein ums andere Mal zumindest so viel Wischerei, dass wir wenigstens beim Umziehen auf dem Kühlschrank sitzen können.

Ein bisschen neidisch sind wir also schon - aber auch begeistert von den netten neuen Forums-Bekannten. Wir beobachten zusammen den Sonnenuntergang und auch am nächsten Tag gibt es noch einmal ein Wiedersehen.





Am Abend sitzen wir draußen im Bistro der Lodge, es ist überraschend frisch und ich hole unsere Jacken. Die Belegschaft lauscht begeistert deutschem Hip-Hop. "It's German", sage ich überrascht, und die Mitarbeiter strahlen mich an. Sie fragen mich, wie wir wohl dazu tanzen würden. "Just like you", antworte ich, verschwinde aber vorsorglich fröhlich winkend, bevor wir den Beweis antreten müssen. Er würde den Realitätscheck garantiert nicht bestehen.

Ohnehin habe ich weniger tanzen, als vielmehr laufen im Sinn. Denn für Thomas und mich geht es am nächsten Tag auf den Etendeka Walking Trail. Wir hoffen, dass es keinen weiteren Sandsturm geben wird - da möchte man sicher nicht durchlaufen. Noch ahne ich nicht, dass mich auf der Wanderung ein ganz anderes Thema beschäftigen wird.
Letzte Änderung: 28 Nov 2022 20:26 von Beatnick.
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28 Nov 2022 19:31 #656405
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  • KarstenB am 28 Nov 2022 19:31
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Liebe B.B.,
Campsite, die keinen Schönheitspreis verdient, jedoch immerhin nah am Waschhaus liegt.
Endlich kann ich mal jemanden fragen, was so toll daran ist, wenn eine CS nahe an den Ablutions liegt?
Wir haben uns immer bemüht, eine CS möglichst weit entfernt zu bekommen, um von der Laufkundschaft nicht gestört zu werden.
Ansonsten: die Fotos, die Fotos! Danke mal wieder!
LG aus Puerto
Karsten
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