THEMA: Island 2020: Als Corona ganz weit weg war
01 Feb 2021 19:56 #605773
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  • Beatnick am 01 Feb 2021 19:56
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Das Fazit: Eine tolle Reise und ein großer Wunsch

Diese Reise überhaupt antreten zu können, war alles andere als selbstverständlich - und hatte mit Timing und Zufall zu tun. Andalusien fiel aus, Island ließ uns rein und wir schlugen kurzerhand zu.

Auch wenn die Insel nicht wie leergefegt war, weil die Isländer ihre Ferien im eigenen Land verbrachten, so war die Qualität des Reisens doch eine andere als beispielsweise im Jahr zuvor. Erst wenige Wochen waren bei unserer Ankunft verstrichen, seit sich Island dem internationalen Tourismus zumindest in Teilen wieder geöffnet hatte. Die Hotspots waren deutlich weniger überlaufen und vor allem keine der mir so verhassten Reisebusse unterwegs. Das zu erleben, war sicherlich ein Privileg. Von Glück möchte ich nicht sprechen. Dafür war uns das Unglück, das Corona mit sich brachte, viel zu bewusst.

Einsam am Raudisandur


Dennoch: Auf Island, zu der Zeit fast frei von aktiven Fällen, war Corona praktisch kein Thema - und rückte auch für uns angenehm in den Hintergrund. Drei Wochen dauerte unsere Realitätsflucht. Es hätten auch sechs sein dürfen. Angebote wie "In einer Woche rund um Island" oder "Die Höhepunkte Islands in 9 Tagen" gibt es zuhauf. Natürlich ist das möglich. Aber sinnvoll? Eher nicht.







Die grandiose Natur, ihre Vielfalt zu entdecken und zu begreifen, kostet Zeit. Hinzu kommt der Faktor Wetter. 2019 hatten wir großes Glück und in den 15 Tagen fast durchgehend Sonne. So wolkenlos blau hat sich uns der Himmel diesmal kaum gezeigt. Immerhin blieb es oft genug so trocken, dass wir unserer Aktivitäten durchziehen konnten. Doch vor allem die erhoffte Mitternachtssonne ließ uns im Stich. Was schade war.

Mitternachtssonne am späten Abend am Jökulsarlon - so richtig will sie nicht.


Interessanterweise hatten wir oft gutes Wetter in den Bereichen der Insel, die wir noch nicht kannten (Hvitserkur, Latrabjarg, Westfjorde) und Regen an den Plätzen, die wir im Vorjahr wolkenfrei erlebt hatten (Myvatn, Snaefellsnes). Das war immerhin akzeptabel ;) .

Hvitserkur bei Sonnenschein


Die Isländer hatten insgesamt einen harten Winter hinter sich mit viel Schnee und großer Kälte. Schotterpisten waren teilweise erst kurz vor unserem Abflug freigegeben worden. Der Sommer fiel dann alles in allem normal aus - anders als der Traumsommer 2019 mit Wärme und Sonne, den wir bei unserer Premiere erwischt hatten. Einige Wochen nach unserer Rückkehr 2020 gab es dann ein zweiwöchiges Hoch mit stahlblauem Himmel und Sonnenschein satt. Nur hatte sich da das Corona-Zeitfenster schon wieder geschlossen.

Grundsätzlich ist Island immer schön. Aber sobald die Sonne scheint, explodieren die Farben. Gerade dann ist der Suchtfaktor immens. Wir hatten im vorletzten Sommer zu viel davon und sind wohl abhängig fürs Leben.

Traumsommer auf Island 2019 - Sonne satt


Zu den Besonderheiten der zweiten Reise zählen unsere intensiven Begegnungen mit den Puffins. Wir wussten, wir würden sie in dieser Jahreszeit sehen. Ahnten aber nicht, an wie vielen Orten und wie zahlreich. Viele Stunden haben wir mit und bei ihnen verbracht; es war keine Minute zuviel.





Unverhoffte Begegnung: Polarfuchs in Mödrudalur


Über die Route hatte ich mir viele Gedanken gemacht. Viel im Netz gestöbert und gelesen. Das hat sich ausgezahlt. Die Strecken waren entspannt und die relativ großzügigen Zeitfenster haben uns die nötigen Puffer geboten, um überall bei akzeptablen Wetterbedingungen das zu unternehmen, was wir uns vorgenommen hatten. Noch immer gibt es in diesem kleinen Land wahnsinnig viel zu entdecken, die Wunschliste ist nicht kürzer, sondern eher länger geworden...

Thomas bei der Arbeit am Aldeyjarfoss


Was waren die Höhepunkte? Ehrlich gesagt alles. Island ist ein Gesamtkunstwerk von atemberaubender Schönheit.







Auch wir sind dem Charme der legendären Westfjorde erlegen, wo die Uhren spürbar anders ticken und der Massentourismus noch nicht gnadenlos zugeschlagen hat.



Ganz schön viel Wasser: Dynjandi im Herzen der Westfjorde


Doch das Hochland, die Südküste, die zauberhafte Halbinsel Snaefellsnes - all das hat seinen eigenen Reiz. Die wohl größte Überraschung waren die stillen Ostfjorde mit ihrer wilden, ungezähmten Natur; vielleicht einer der letzten Geheimtipps der Insel, die schwer damit zu kämpfen hat, dass ihr die vielen einzigartigen Naturwunder nicht zum Verhängnis werden. Corona hat der Landschaft eine Atempause verschafft, die sie wohl dringend benötigt. Die Spuren des Massentourismus sind dennoch unübersehbar, auch in einem zwangsläufig viel ruhigerem Reisejahr.

Landmannalaugar im Hochland


Diamond Beach


Haifoss


Unser Toyota RAV4 war der perfekte Wegbegleiter und wir haben es genossen, auch abseits der makellosen Asphaltstraßen unterwegs zu sein. Die Folgen sind einigermaßen fatal, denn nun sind wir für alles andere verdorben. Dumm nur, dass gerade das Auto in einem der teuersten Reiseländer der Erde finanziell extrem ins Kontor schlägt. Da müssen wir nun durch, auch bei einer dritten Island-Reise.

Unterwegs in den Westfjorden


Mit Island geht es uns wie mit Afrika: Je öfter wir dort waren, desto häufiger wollen wir hin. Und so werden hoffentlich noch viele Reisen auf die Insel aus Feuer und Eis folgen. In Kombination mit Färöer, mit weiteren Touren ins einsame Hochland, mit Neuentdeckungen und Wiederholungen. Zu anderen Jahreszeiten mit anderen Möglichkeiten. Mitternachtssonne, Nordlichter und Eishöhlen, da geht noch einiges.

Unterwegs im Hochland


Schreit nach einer Wiederholung: Pakgil


Mein Traum wäre eine Reise der Nase nach. Den Wetterbericht checken und los. Der Sonne hinterher, zumindest dem Licht. Als Nicht-Camper und in der Hauptreisezeit leider ein aussichtsloses Unterfangen.

Vor allem aber träume ich von einer Zeit ohne Corona. Vom Reisen überhaupt. Von Freiheit und sorglosen Plänen. Namibia und Südafrika sind gebucht, beides schieben wir vor uns her. Noch keine Lücke gefunden, die der Job verträgt. Es gibt Schlimmeres. Natürlich. Aber schön ist auch anders.



Ich hoffe, dass sich die Dinge bald zum Guten wenden. Der Stillstand aufhört, die Welt sich weiterdreht, uns offensteht. Es nicht eine Laune des Schicksals ist oder besonderem Wagemut geschuldet, dass eine Reise stattfindet. Die Neiddebatte endet und auch die um die Moral. Auf Island war die Welt in Ordnung, Corona kein Thema. Für eine kurze Zeit. Eine Wohltat!

Normalität. Alltag. Gesundheit. Und Reisen; nach Island, nach Afrika, nach Frankreich oder auch nur zwei Haustüren weiter. Zur Party von Freunden, zu einem Forumstreffen. Das wünsche ich mir. Und euch.

Bis dahin alles Liebe und bleibt gesund!

Sjáumst - Tschüss,
Betti





Letzte Änderung: 04 Feb 2021 17:06 von Beatnick.
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01 Feb 2021 20:42 #605777
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Hallo Beate,

was für grandiose Fotos!! Ihr seid natürlich richtige Profis. Danke auch für deinen tollen Bericht, den ich in dieser reiselosen Zeit sehr gerne gelesen habe und der mich wieder mal von Island träumen lies.

Ich habe daraufhin mein Fotobuch von Island angeschaut....na ja, ich knipse eben nur, das kann man nicht mit euren Fotos vergleichen. Wir waren mit einer organisierten Wanderreise in Island und haben dadurch auch einige Stellen erwandert, wo eben keine Touristenbusse hinkommen können - es war einfach traumhaft schön. Wir hatten noch eine Woche Ostgrönland angehängt, auch zum Wandern und einmalige Landschaft. Seitdem will ich unbedingt nochmal hin, denn die Puffins haben wir um einige Tage versäumt. Sie waren gerade weggeflogen, keine Ahnung wohin??

Herzliche Grüße
Silvy
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01 Feb 2021 20:47 #605779
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Liebe Betti, Bettina, Berti,

was für wahre Worte. Normalität, das wünsche ich mir auch. Auch wenn wir in kurzer Zeit 2 x in Namibia waren, so wären mir planbare Reisen deutlich lieber. Und die Party von Freunden, ein Restaurantbesuch, natürlich das Forumstreffen, Ein Wochenendkurztrip, ein Theaterbesuch - das fehlt mir sehr. Hinzu kommt noch der Winter, wo man sowieso nicht so viel machen kann. Nicht mal eine Einkehr nach einer Wanderung ist möglich. Und mein Mann nutzt die gewonnene Zeit und arbeitet. :blink:

Dir herzlichen Dank für Deinen Reisebericht. Die Fotos von Thomas und Dein Schreibstil - ich liebe Deine Berichte und die Fotos von Thomas. Aber das habe ich Dir schon ein paar Mal geschrieben. :)

LG in den Norden Deutschlands

Gabi
03.2022 Swakop, Etosha und Damaraland // 08:2021 Uganda // 01.2021: Caprivi // 10.2020: Etosha pur // 04.2019: KTP, Tok Tokkie Trail und Sossusvlei // 06.2018: Swakopmund und Etosha // 08.2017: Kalahari, KTP, Fish River, Soussusvlei, Swakopmund // 04.2016: Gardenroute von Kapstadt zum Addo Elephant Park
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01 Feb 2021 21:15 #605784
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Beatnick schrieb:

Was waren die Höhepunkte? Ehrlich gesagt alles. Island ist ein Gesamtkunstwerk von atemberaubender Schönheit.

Genau das hast du uns miterleben lassen! Herzlichen Dank dafür Betti.
Deine Berichte und eure Bilder begeistern mich immer wieder.
Gruß
Reinhard
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01 Feb 2021 21:16 #605785
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Hallo Bettina & Thomas,

ich möchte „Danke“ sagen für diesen wundervollen Reisebericht :kiss: :kiss: .
Manche Menschen haben die Gabe, durch eine geschickte Perspektive eine Landschaft, ein Gebäude und dergleichen so in Szene zu setzen, dass man auf der Stelle nach der Betrachtung der Fotos diesen Ort besuchen möchte. Häufig ist man dann enttäuscht, denn die Realität entspricht nicht dem Dargestellten :angry: . Bei euch ist das aber anders, denn davon konnte ich mich vor einem knappen Jahr, als die Welt noch in Ordnung war, in Patagonien überzeugen. Eure Fotos hatten uns inspiriert, diese Ecke unserer Erde zu besuchen, und wir fanden alles so vor, wie wir es uns erträumt hatten, was wir suchten: diese Farbenpracht, diese atemberaubende Landschaft, ganz wunderbar war das :woohoo: !
Reinhard hat eifrig mitgelesen, und jetzt hört gut zu :whistle: : er, ja genau, mein lieber Mann, der sonst immer alles, was irgendwie mit dem Reisen zu tun hat, seiner besseren Hälfte überlässt, hat sich selbst an den Rechner gesetzt und ist angefangen, eine Route für Island auszuarbeiten. Angedacht ist dieses im Frühsommer 2022, denn 2021 müssen wir noch „Altlasten“ (u.a. 27 (!) Tage Kenia, wo ihr ja auch nicht gerade unschuldig dran seid! :whistle: ) abarbeiten. Bei den Preisen bekommt man zwar erst einmal ordentlich Schnappatmung, aber das ist wie mit Patagonien, da schlägt auch der Mietwagen kräftig zu Buche, und den Rest kann man dann durch geschickte Eigenbuchungen preislich einigermaßen in Schach halten.
Noch einmal ganz herzlichen Dank, Bettina & Thomas :kiss: :kiss:

Beate
Reiseberichte:
Patagonien 2020: Zwischen Anden, Pampa und Eis: namibia-forum.ch/for...n-pampa-und-eis.html
Das schönste Ende der Welt-Südafrika März 2017 namibia-forum.ch/for...rika-maerz-2017.html
Südafrika 2018-Ohne Braai gibt es keine Katzen namibia-forum.ch/for...es-keine-katzen.html
Letzte Änderung: 01 Feb 2021 21:23 von Old Women.
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02 Feb 2021 09:36 #605822
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Betti, Betti,
jetzt hast du mit deinem Fazit aber noch mal alles rausgelassen ...
Ein toller Schluss und spürbar nicht euer finaler Schlusspunkt für Island B)
Eben hab ich kurz auf das Startdatum des Reiseberichts geschaut - da ist so viel passiert in der Zeit und doch auch wieder nicht. Diese Art von Stocken und Stillstand ist es wohl, die uns allen so sehr zu schaffen macht. Immer mit dem Näschen auf der Spur nach einem kleinen Slot und dazu die Frage, was möglich und auch verträglich ist ... dagegen habt ihr mit eurer Island-Reise richtig Raum gefunden und geschaffen - genau das vermittelt der Bericht auf allerherrlichste Weise.
Danke dafür! Und auf bald!!!
Liebe Grüße Ingrid
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