Fortsetzung
Um 16.30 Uhr soll der heutige Sunset-Drive starten. Die Betonung liegt hier auf
„soll.“ Denn als wir und einige andere nebst Guide pünktlich vor Ort sind, lässt eine kurzfristig dazugebuchte Reisegruppe auf sich warten. Die Herrschaften befinden sich zur geplanten Abfahrtszeit nicht mal im Camp…
Trotzdem wird Rücksicht auf die noch Abwesenden genommen und wir sitzen im Truck herum, während es immer später wird und die Ungeduld im Angesicht der limitierten Tageslichtdauer steigt.
Nach einer Viertelstunde kommt die Gruppe endlich an. Deren recht unfreundliche Reiseleiterin will aber erstmal mit ihren Schützlingen im Camp einchecken – also warten wir weiter.
Als dann auch noch im Raum steht, dass die Gruppe zuerst ihre Unterkünfte beziehen will, interveniert meine Frau erfolgreich…
Und so starten wir etwas verärgert auf die Ausfahrt – Tageslicht wird heute Mangelware sein…
Der uns begleitende Guide ist der Head-Guide Sataras – ein überaus erfahrener und kenntnisreicher Mann. An den Honeymoon-Lions – die noch genau an Ort und Stelle liegen – fahren wir einfach vorbei. Löwen sehe man hier eh überall, sagt er…
Dafür halten wir lange an einem alten Leadwood und lauschen durchaus interessanten Erläuterungen, während das Licht immer schöner wird. In solchen Situationen merke ich, dass Geduld keine meine Haupttugenden ist.
Als nächste Sichtung steht ein naher Giraffenbulle bereit.
Unser Guide möchte uns das Hinterland zeigen und abseits der Touristenrouten fahren. Das freut uns, sehen wir doch so einen Teil der Gegend, der uns sonst verschlossen bliebe.
Kurz hinter dem Hyänenbau an der H6 biegen wir also ab und befahren verschiedene Wirtschaftswege des Parks. Natürlich nicht, bevor wir den anwesenden Hyänenkindern unsere Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Wir sind hier in gutem Gepardengebiet – leider zeigt sich keine der Katzen auf dieser Ausfahrt.
Dafür sehen wir bald ein Gnu – eigentlich nicht spektakulär. Jedoch entsteht hier eines meiner Lieblingsfotos dieser Reise.
Es folgen Steinböckchen und weitere Giraffen.
Bald sehen wir Strauße. Mitglieder der Zu-spät-Kommer-Reisegruppe bestehen hier auf einem längeren Stopp – das Licht wird immer schwächer. Ich wäre gern weitergefahren.
Wir erleben einen schönen Sonnenuntergang.
Im letzten Licht des Tages begegnet uns dann ein B.N. ohne Hörner.
Während der letzten Zeit (also auf jeden Fall nach unserem letzten Besuch im Oktober 2018) hat im Kruger zur Bekämpfung der Wilderei eine breit angelegte Enthornungsaktion stattgefunden. Die wenigsten der N.H., die wir auf dieser Reise noch sehen werden, tragen mehr als Stumpen. Das ist ein trauriger Anblick und es ist verdammt schade, dass es nötig zu sein scheint, die Tiere zu ihrem Schutz zu verstümmeln. Unser Guide ist unschlüssig, ob die teure und aufwändige Aktion wirklich wirkungsvoll ist – einige Tage später hören wir von einem Beleg für seinen Zweifel: Ein B.N. ist auf der Crocodile River Road gewildert worden – es war eines der enthornten Tiere.
Wir halten ganz fest die Daumen, dass dieses Beispiel nicht repräsentativ für den Erfolg der breitangelegten Enthornung ist.
Ein naher Wahlbergsadler reißt uns aus der Grübelei.
Nach kurzer Zeit wird es ganz dunkel und der Nightdrive-Teil der Ausfahrt beginnt. Gern wäre ich noch länger bei Sonnenlicht unterwegs gewesen… Ein Hoch auf die Pünktlichkeit.
Als Entschädigung sichten wir aber bald einen Vogel, über den wir uns wahnsinnig freuen: Eine Welwitschnachtschwalbe (Mozambique Nightjar) sitzt auf unserer Pad. Lange habe ich mir gewünscht eine Nightjar zu sehen – bisher konnten wir stets nur ihr charakteristisches Schnarren hören. Ein echtes Highlight der Fahrt!
Wenig später begegnen wir zwei afrikanischen Wildkatzen im hohen Gras. Eine von beiden zieht sich bald zurück, die andere lässt sich aber zum Glück ausgiebig bestaunen. Ein zweiter Höhepunkt der Fahrt.
Zurück auf der Teerstraße in der Nähe des Sweni kommt es dann noch zur Begegnung mit dem gesamten Sweni-Pride. Als die Scheinwerfer des Gamedrive-Trucks die Brücke über den Fluss beleuchten, können wir es gar nicht glauben: 16 Löwen lagern auf der Straße!
Bald stehen wir inmitten des Rudels und haben für schöne Überblicksaufnahmen die falschen Brennweiten dabei… Es ist aber auch so total aufregend und beeindruckend, so viele Raubkatzen unterschiedlicher Größenordnung so nah um sich zu haben – jede von ihnen kann man unmöglich die ganze Zeit über im Auge behalten und so hoffen wir, dass hier alles entspannt bleibt und sich alle im Fahrzeug angemessen verhalten.
Kurz vor Satara entdecken wir dann noch eine Ginsterkatze, die den schönen Drive für uns abrundet.
Nun sind wir wirklich ziemlich müde und besorgen uns noch schnell einige Pizzen im Camprestaurant, das gerade noch geöffnet hat. Wir stapfen durch die Dunkelheit des Camps und begegnen im Schein unserer Lampe dem letzten Aufreger dieses Tages: Eine große Walzenspinne kreuzt unseren Weg. Ein prägendes Erlebnis vor allem für die Kinder, die sich nicht uneingeschränkt über diese Erstsichtung freuen mögen…
Zum Ausgang des intensiven Tages essen wir schließlich aber gemütlich zuerst auf der Terrasse und dann, als die Kinder weiteren Spinnenbesuch befürchten, im Inneren unserer Hütte.