4. Kapitel: Satara ist Löwenland
Zum Anbruch des neuen Tages fahre ich heute allein aus dem Camp. Mein Weg soll mich über die legendäre S100 führen. Leider wird die Dirtroad ihrem Ruf heute Morgen nicht gerecht. Die Straße läuft landschaftlich reizvoll lange Zeit an einem Flussbett entlang. Die Vegetation links und rechts des Weges macht das Spotten nicht immer einfach – ich fühle mich heute als Fahrer und Spotter in Personalunion leicht überfordert und bin dankbar, als ich irgendwann ein anders Fahrzeug vor mir habe – so weiß ich jedenfalls, dass die Chance etwas zu übersehen geringer ist…
Aber trotzdem will sich kein rechter Erfolg einstellen. Einzig einige Büffel in hohem Gras (ohne Foto) und zwei Elefantenbullen säumen den Weg. Irgendwann freut man sich dann auch über ein bewegungsloses Krokodil im Flussbett.
Ich fahre die Runde weiter gen H6. Entgegenkommende Fahrzeuge signalisieren, dass auch dort nichts los sei. Nun gut…
Ganz so stimmt das für mich zum Glück nicht. Zuerst entdecke ich zwei Schlankmangusten im straßennahen Totholz. Sie flitzen herum und kommen sich dann sehr nahe – Honeymoon-Schlankmangusten hatte ich bisher auch noch nie.
Vorbei an einigen Elefanten geht die Fahrt weiter bis zu einem Hyänenkindergarten. Auch an der H6 ist ein Drainagerohr zum Hyänenbau umfunktioniert worden. In der strahlenden Morgensonne dösen drei junge Tüpfelhyänen. Ich ernte putzige und müde Blicke und werde auch aufmerksam aus dem Behelfsbau heraus beäugt. Eine schöne Sichtung.
Auf der Weiterfahrt steht plötzlich etwas auf der Straße, das ich so gar nicht einschätzen kann. Beim Näherkommen bin ich immer irritierter: Steht da ein Mensch allein mitten im Busch? Der Zweibeiner stellt sich schließlich als eine aufgeplusterte Balz-Riesentrappe heraus, die etwas indigniert den Weg freigibt.
Ich überlege, wo ich nun hinfahren soll. Für die Rückkehr ins Camp ist es noch recht früh und so beschließe ich kurz gen Süden zum Sweni zu fahren – vielleicht ist das Löwenrudel vom Vortrag noch in der Nähe…
Auf dem Weg begegnet mir ein brauner Schlangenadler.
Und dann: Tatsächlich. Kaum bin ich über die Brücke gefahren, schon mache ich unweit der Straße eine Bewegung aus. Der Kindergarten des Sweni-Rudels ist unterwegs. Ganze sieben Jungtiere spazieren im lockeren Gänsemarsch über die Wiese. Schnell wird angehalten und die Kamera bereit gemacht.
Jetzt brechen schöne Safarimomente an. Die kleinen Löwen aus nächster Nähe zu beobachten, macht großen Spaß. Niedlich ziehen sie ihres Weges und beäugen aufmerksam ihre Umgebung. Das Morgenlicht ist auch noch ganz schön und so bin ich mit dem ruhig beginnenden Gamedrive dann doch noch sehr zufrieden.
Nach einiger Zeit beschließe ich, nach Satara zu fahren, um meine Familie abzuholen und zum Löwennachwuchs zu bringen. Also auf nach Norden!
Leider (?) komme ich aber so schnell nicht im Camp an, denn auf der Hauptstraße befindet sich ein Roadblock in Gestalt eines Honeymooner-Löwenpärchens. Das Männchen liegt breit ausgestreckt mitten auf der Fahrbahn. Hier geht also fahrtechnisch erstmal gar nichts mehr.
Die Löwen suchen gezielt die Schatten der Autos auf und kommen dabei entsprechend nah. Es ist witzig zu beobachten, wie erst begeistert Scheiben heruntergelassen werden, um sie dann mit mulmigem Gesichtsausdruck und Auge im Auge mit den Löwen wieder schleunigst zu schließen.
Irgendwann hat sich hier eine stolze Anzahl von Autos versammelt – bestimmt zehn Fahrzeuge. Die Löwen scheint das am allerwenigsten zu stören. Mir wird es aber ein wenig zu voll hier und eigentlich wollte ich ja auch meine Familie holen und so taste ich mich ganz langsam am Straßenrand an den Löwen vorbei – das benötigt einige Minuten. Gut, dass es hier Handyempfang gibt, denn so kann ich Frau und Kindern mitteilen, dass ich im Löwenstau stecke, damit sich niemand Sorgen macht.
Irgendwann bin ich an Autos und Löwen endgültig vorbeigekommen und kann meinen Weg nach Satara ohne weitere störende Löwen fortsetzen.