17.2.2016 Stürmische Zeiten am „Kap der Nadeln“
Am Morgen rüttelt bereits ein gewaltiger Sturm an Fenstern und Türen
.
Nach einem sehr leckeren Frühstück machen wir uns auf Richtung Leuchtturm, dieser gehört zu den zweitältesten, immer noch in Betrieb stehenden Leuchttürmen in Südafrika. Auch das Lighthouse-Museum soll einen Besuch wert sein – das ist aber derzeit geschlossen.
Am Parkplatz sortieren wir noch unsere Siebensachen und ich höre meinen Mann fluchen: „Das hat mir grade noch gefehlt – wir haben einen Platten!“
Wir haben diesmal bei der Autoübernahme nicht mal gecheckt, ob wir überhaupt ein Ersatzrad im Kofferraum haben – aber es ist glücklicherweise einer vorhanden
.
Dumm gelaufen, aber besser hier als irgendwo mitten im Nirgendwo
. So können wir vorsichtig das kurze Stück zur Lodge zurück fahren, um den Reifen zu wechseln.
Da ich auf Nummer sicher gehen möchte rufe ich von der Rezeption aus bei unserem Reisebüro an und melde auch gleich die Panne.
Wir wollen auf jeden Fall bei der nächsten Gelegenheit einen neuen Ersatzreifen abholen, da wir planen immerhin noch einige Pässe und Gravelroads zu fahren. Innerhalb weniger Minuten erhalte ich die Rückmeldung, dass wir morgen auf dem Weg nach Wilderness in George bei Avis einen neuen Ersatzreifen abholen können
. Alles gut!
Während ich telefoniere hat mein Mann bereits gemeinsam gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Lodge ratzfatz den Reifen auf dem Parkplatz des Hotels gewechselt. Ist beim Polo ja auch nicht sooo das Ding
! Übeltäter war übrigens eine Schraube, die sich in den Pneu gebohrt hat
.
Wenig später sind wir dann endlich an der Stelle „where the two oceans meet“
:
Portugiesische Seefahrer haben diesen Ort als „Kap der Nadeln“ bezeichnet, denn hier hätte ihr Kompass ohne jede Abweichung genau nach Norden gezeigt. Mit „Nadeln“ könnten aber auch die scharfen Riffe gemeint sein.
Die Landschaft des Agulhas Nationalparks ist gekennzeichnet durch zerrissene Küstenabschnitte und einen stetigen Wind.
An dieser Küste sind etliche Schiffe havariert, deren Wracks man bei weniger starkem Seegang eventuell auch sehen kann.
Der Wind pfeift uns mächtig um die Ohren und die Wellen kommen mit einer gewaltigen Wucht an den Felsen an:
Hier spürt man die Naturgewalten
! Wir laufen den angelegten Holzsteg bis zum Ende und dann noch ein Stückchen weiter immer entlang eines steinigen Wegs.
Ich erlaube mir - wie schon häufiger in diesem Urlaub - meinen Mann zu erinnern, dass wir schon darauf achten müssen, wo wir so hintreten
!
Ihr wisst schon, wegen Schlangen und so
! Er kann es schon nicht mehr hören und brebelt leicht genervt etwas von „hysterisch“
.
Keine fünf Minuten später sehe ich aus dem Augenwinkel eine ungewöhnliche Farbschattierung auf dem Boden
. Ich kann meinen Mann gerade noch am Pulli zurückziehen und festhalten
. Ich flüstere ganz leise: „Achtung Schlange“!
Wie zu zwei Salzsäulen erstarrt, wagen wir es nicht uns irgendwie zu bewegen
. Mir wird schon ein bisschen mulmig zumute – wir sind ganz alleine und so nah ist uns zu Fuß noch nie eine Schlange begegnet!
Wir verharren regungslos und finden es sehr merkwürdig, dass sich das Tier überhaupt nicht regt
.
Extrem vorsichtig hebe ich meine Kamera und luge durch das Objektiv.
Sie bleibt weiterhin bewegungslos – ich will schauen, ob sie überhaupt noch lebt?! Sie lebt – ganz eindeutig!
Ich drücke schnell auf den Auslöser und dann laufen wir auf Fußspitzen die Schlange immer im Auge gaaanz vorsichtig weiter
.
Noch wissen wir nicht, ob es sich um ein eventuell giftiges Exemplar handelt – daher sitzt der Schreck erst mal tief und mein Mann schaut seitdem SEHR genau, wohin er tritt
!
Erst am Ende unserer Reise wird das Exemplar von unseren Guides im Amakhala als
„Gefleckter Schafstecher“ (Rhomben-Schafstecher/ Psammophylax rhombeatus) und für Menschen
nicht gefährlich identifiziert
.
Der Sturm wird immer stärker. Eigentlich kann man von hier aus recht viele Ausflüge machen, wie zum Beispiel ein Besuch der Waenhuiskrans Höhle (jedoch nur bei Niedrigwasser zugänglich) oder auch Wanderungen im De Mond NR.
Allerdings alles eine ziemliche Fahrerei und es ist noch nicht abzusehen, wie der Sturm sich entwickeln wird
.
Wir wollen lieber nochmal schauen, ob sich „Perrie“ heute vielleicht zeigen möchte. Leider wieder Fehlanzeige
!
Aber die Boote im Hafen sind ja auch hübsch anzuschauen:
Als einziges „tierisches“ Motiv muss diese Möwe herhalten:
Ein Angler am äußersten Zipfel des geschützten Hafenbeckens:
Wir beobachten noch wie dieses Boot zu Wasser gelassen wird. Die Aktion gestaltet sich allerdings nicht ganz einfach
:
Nach einigen Anläufen ist es dann aber vollbracht
:
Trotz des immer stärker werdenden Sturms wollen wir dennoch ein wenig die nähere Umgebung erkunden. Auf der Straße Richtung Bredarsdorp gibt es einen sehr schmalen und ruppigen Weg entlang von strahlend weißen Sanddünen. Ganz am Ende gibt es einen Zugang zum Strand.
Der Wind wirbelt den feinen puderzuckerweißen Sand wild durch die Luft. Am Strandzugang angekommen versuchen wir aus dem Polo auszusteigen – das ist fast unmöglich
!
Sofort beim Öffnen der Autotüren bläst der Wind eimerweise Sand ins Auto und in Sekunden sieht der Innenraum aus, als wäre ein Sack Puderzucker geplatzt
!
Ich versuche dennoch wenigstens ein paar Aufnahmen aus dem Windschatten des Autos heraus zu machen.Binnen Sekunden bin auch ich gut paniert
. Meine Kamera muss ich nach dieser Aktion ebenfalls gründlich reinigen!
Mal ein paar Blümelein am Wegesrand
:
Auf dem Rückweg fahren wir durch die außerhalb der Saison verlassenen Ferienhaus-Wohngebiete von Struisbaai. Hier hat fast jedes Haus auch ein Boot vor der Tür.
Wieder am Hafen angelangt, halten wir nochmals nach „Parrie“ Ausschau
.
In der Hafenkneipe trinken wir erst einmal gemütlich einen Kaffee und beobachten einen älteren Mann, der bis zur Hüfte im Wasser stehend mit Fischresten versucht „Parrie“ anzulocken. Aber der hält sich derzeit wahrscheinlich in ruhigeren Gefilden auf
.
Noch ein kurzer Spaziergang entlang des Holzstegs – der Wind ist so arg, dass wir beschließen zur Lodge zurück zu fahren.
Auch heute dinieren wir wieder in der Lodge in dem herrlichen Ambiente bei Kerzenschein, Kristallgläsern und Tafelsilber
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Das Essen war gestern so fantastisch, dass wir schon sehr gespannt sind, was die Küche heute Abend zaubern wird
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Mein Mann wählt als Vorspeise einen Salat mit Streifen vom Springbockfilet und hausgemachter Fruchtsalsa - ich entscheide mich für ein Räucherlachs Soufflé‘ mit Senfsauce.
Zum Hauptgang freuen wir uns nach zwei Tagen Fleisch auf den Line Fish: Yellow Tail Nicoise mit schwarzen Oliven und Wachteleiern. Das ganze serviert auf Kartoffelstampf und einer Martini Sauce.
Ein absoluter Hochgenuss! Von diesen kulinarischen Köstlichkeiten schwärmen wir noch heute!
Als Dessert gibt es einen hausgemachten extrem leckeren Käsekuchen mit frischen Sommerbeeren sowie eine Schokomousse mit Mangosalsa.
Der Sturm tobt draußen unvermindert weiter - die Fenster und Türen klappern wie wild – ich fühle mich fast wie letztes Jahr auf der Fish River Lodge
.
Und schon geht unser letzter Abend am südlichsten Punkt von Afrika für uns zu Ende!
Morgen erwartet uns eine gänzlich langweilige und unspektakuläre Fahrt inklusive einem blöden Abstecher zu Avis über George nach Wilderness.