Dicke Luft am Wasserloch!
Wir fahren weiter gen Norden auf der H10. Es passiert nicht viel, aber ich versuche mal anhand von Landmarken zu erklären wo wir gerade ungefähr sind. Es geht stetig bergauf und wir fahren jetzt von hinten die Hügel hoch, die man bei den Eli-Bildern vorhin im Hintergrund gesehen hat. Oben auf kann man links ab auf einen kleinen Parkplatz fahren und überschaut jetzt von oben aus die Ebene, durch die man vorher noch gefahren ist. Auch Weite und Blick hat man... der Krüger bietet wirklich fast alles.
Nkumbe View Site
Da wir ja versuchen Asphalt zu umfahren, geht es kurze Zeit später rechts ab auf die S32 für einen kurzen Schwenk vorbei am Orpen Dam... da gibt es dann auch die erste Toilettenpause. So plant man Safaritage im Krüger liebe Leute richtig!
Wir haben ja heute das Gefühl, dass wir endlich wieder eine Elefantennase haben, die verstecken sich aber noch etwas vor uns. Dafür kommt mir eines meiner Lieblingsmotive vor die Linse, ein frecher Oxpecker, der einem Impala auf der Nase rumtanzt.
Blinder Passagier
Wenn Vögel nur so rumsitzen und nicht offensichtlich auf Impalas oder ähnlichem bin ich mal wieder ratlos?
Wir biegen ab zum Orpen Dam und da sind sie endlich. Elefanten satt und kein Durchkommen. Sie bauen sich vor uns auf der Straße auf, kaum kommen wir weiter geht eine Herde über die PAD. Wir warten und stellen fest, dass praktisch die ganzen Büsche um uns herum voller Elefanten sind. Versteckt in den Büschen gibt es kaum Fotos, aber Videos haben wir einige gemacht. So geschätzt etwas mehr als 20 Elis laufen um uns herum. Mit der ersten Lücke machen wir uns aus dem Staub den Berg hoch und kommen oben beim Damm an.
Das ist ein mittlerweile typisches Bild. Überdachte Sitz- und Picknickplätze mit Blick auf das darunter liegende Wasser. Es gibt zwei Bio-Plumpsklos und wir nutzen die Chance auch gleich ein kleines Picknick zu machen. Da wir niemandem den Blick klauen, setzen wir uns gleich in die erste Reihe auf die Mauer. Es ist aber gar nichts zu sehen. So bleiben wir nicht lange und entscheiden, dass wir uns lieber einen Blick suchen für eine Pause und dann was leckeres unterwegs essen.
Der Damm wird vom N'waswitsontso gespeist, was für Namen die immer für Flüsse haben, ich wohne am Rhein. Fünf Buchstaben ohne Sonderzeichen, das ist doch viel einfacher. Die Namen lese ich im tinkers immer fünfmal nach, bis es passt.
Zurück auf der S32 sehen wir einen Pfad, der direkt am Wasser entlang führt. Eingezeichnet ist hier nichts, aber es sind ausgefahrene Fahrspuren, sowas testen wir zumindest für ein paar Meter mal aus, im Normalfall führen solche Spuren zu einem Wendekreis am Wasser, an dem man etwas Blick bekommt und so ist es auch hier. Wir sehen badende Elefanten, allerdings in einiger Entfernung. Toll wie die aus dem "Dschungel" kamen und dann im Wasser baden. Heute wird wirklich viel Landschaft mit Tieren drin geboten. Es fühlt sich nur 30m abseits der Gravel-Pad so richtig schön nach Wildnis an.
Und wie blind man dabei sein kann, ist auch mal wieder mehr als augenscheinlich. Tatsächlich ist eine kleine Herde direkt neben uns im Wasser unterwegs, bzw. kommt sie gerade zum Ausstieg. Die haben wir nicht kommen sehen, die Böschung ist auch so hoch, dass wir vermuten, sie waren wohl etwas flussabwärts und sind eben erst zurückgekommen. Es ist ein steiler, kurzer Anstieg, aber der wird von Allefant bestens bewältigt, die Leitkuh voran. Absichern und dem Kleinen helfen.
Wir haben die Fenster runter, ich sitze hinten und wir bemühen Fotos, wie Videos gleichermaßen. Die kleine Herde kommt aus dem Wasser und läuft nur wenige Meter hinter unserem Wagen vorbei in die Büsche, bzw. entlang unseres Rückweges. Na gut, damit stehen wir hier wohl noch ein bisschen...
plötzlich summt es unheimlich laut im Auto.
Die Leitkuh ist auch ganz offensichtlich die Mama des Kleinen, betrachtet man das beachtliche Glockenspiel
Geschafft, oben angekommen
Blacksmith Lapwing | Waffenkiebitz
SUMM.. BRUMM... SUUU-UUUMMMM
"Hörst du das auch?"
"Ja, kommt hinten aus dem Auto oder?"
Ein Blick bestätigt ungewollte Zaungäste. Da ist eine fette Hornisse in unserem Auto.
Und wie das Vieh rausbugsieren?
Keine Ahnung, wir wollen hier auch keine Aggressionen schüren. Wir erinnern uns an Botswana, als Mara von einer Wildbiene minutenlang verfolgt und ins Ohr gestochen wurde. Damals konnte sie sich nur ins Auto retten, aber heute können wir mit den Elefanten um uns herum nicht raus.
Abwarten und Tee trinken. Der dicke Brummer schwebt am Himmel über unsere Köpfe hinweg und verschwindet immer mal wieder im Kofferraum-Bereich. Klar, hier ist schön schattig, aber sorry, es gibt doch genug Bäume, ab mit dir!!
Wird aber nix und dann doch. Linkes hinteres Fenster raus, puh. Na bitte.
SUUUU-BRUMMM
Und vorne rechts wieder rein.
Das gibt es doch nicht!
So geht das Spielchen weiter. Ein Fenster plötzlich raus, schnell durch ein anderes rein. Klar, wir können nur ein Fenster auflassen, aber das Viech ist so schnell, dass man nie weiß wo es evtl. raus fliegen könnte. Ist nur ein Fenster auf, wird dieser Single-Exit nicht genutzt.
Wir sitzen also irgendwann in tiefer Duckstellung an allen Knöpfen. Wieder mal ein Bild für die Götter, welche auch zum Glück die einzigen sind, die uns in diesem Moment beobachten können. Hat zum Glück keiner mitbekommen, das erzählen wir auch lieber keinem.
Irgendwann klappt es, sie ist raus und knallt mit etwas vorwurfsvollem Blick vor ein gerade noch rechtzeitig geschlossenes Fenster.
Ein Blick nach rechts offenbart, dass unser komisches Treiben doch nicht ganz unbeobachtet geblieben ist.
Zeit weiter zu kommen. Auch wenn wir unsere wiedergefundenen Elefanten nur schweren Herzens verlassen können. Besonders diese rötliche Färbung hat es uns angetan.
Unser Umweg führt uns auf die H1-3, die direkteste und schnellste Verbindung in den Norden. Die nächsten 10 Kilometer folgen wir der Staße und den größten Teil bestätigt sich unser Vorurteil, dass man auf Asphalt keine Sichtungen hat.
(dabei kennen wir so viele Videos von ganzen Löwenrudeln auf den Pisten)
Natürlich passiert auch hier ein bisschen was, z.B. erweckt, rechts des Weges, wildes Geflatter rund um einen Baum unsere Aufmerksamkeit.
Das kennen wir aus dem Zonser Grind. Ein bisschen Heimat in Afrika. Natürlich konnten wir das auf die Entfernung nicht erkennen, aber wir haben bei uns eine große Star-Population, die manchmal ganze Baumgruppen in Beschlag nehmen. Aber so schön offen, wie auf diesem toten Baum sehen wir die nie.
Ich schnappe mir die lange Linse und fotografiere diverse Details des Baumes ab. Zuhause angekommen ist daraus das bisher komplizierteste Bild geworden.
(lohnt sich in Flickr größer anzuschauen) Es handelt sich um 7 Einzelbilder die ich per Hand gedreht, skaliert und zusammengesetzt habe. Hintergrund, also den grauen Himmel komplett gelöscht, damit ich eine homogene Fläche einsetzen kann, die keine minimalen Farbabweichungen hat. Eine, sorry die Wortwahl, Schweinearbeit. Für die Nutzung am Computer natürlich auch komplett unnötig, aber jetzt ist das Bild im Original, bei voller Auflösung 110 x 55cm groß, also locker doppelt so groß druckbar...
... hab' ich aber nicht gemacht, hab ich auch nicht vor.
Achja, aber die sind, bzw. waren eine echte Erstsichtung, also doch den Aufwand wert natürlich.
Wattled Starlings | Lappenstare
Gibt es auch in S/W, was gefällt euch besser?
Links des Weges wiederum ist es im Grün der langen Gräser, eine braune Bewegung die wir im Vorbeifahren wahrnehmen. Ein Wasserbock-Weibchen schaut uns prüfend an. Keine Angst, eher ein sehr aufmerksamer, verdächtig aufmerksamer Blick in unsere Richtung. Da ist doch was im Busch...
... und genau so ist es auch. Viel schwieriger als die Mama zu entdecken, da es ja auch wesentlich kleiner ist, versteckt sich noch ein kleines Wasserbock Kitz im Gras. SO SÜß!!!
Wir mögen Waterbucks und dieses Bambi ist unser erstes Jungtier dieser Antilopenart, obwohl wir in Botswana so viele gesehen haben. Das freut uns riesig, auch wenn wir nicht so viel sehen. Die beiden entfernen sich von der Straße, es ist putzig wie immer mal die Ohren des Kleinen auftauchen, dass sich immer direkt hinter der Mutter hält. Die Bilder sind durch die Bank weg nichts geworden, aber ein gutes Bild haben wir bekommen, als das Kitz sich noch im Gras versteckte.
Kurz bevor wir abbiegen wollen, kommen wir noch am Mazithi vorbei. Ich nenne das auch mal einen Damm oder eher See. Sehr viel Wasser und der Blick der sich uns öffnet ist, wie will man das beschreiben... für jemanden der diese afrikanische Wildnis liebt muss man das gar nicht. Es ist einfach genauso, wie es sein soll.
#1 Ein Wasserloch im Vordergrund mit badenden Elefanten
#2 und natürlich diversen Wasservögeln.
#3 Eine weite, grüne Landschaft, in der
#4 Vogelschwärme am Horizont entlang ziehen
#5 und im Hintergrund Colonel Hathi und seine Frühpatrouille
Da juckt es in den Fingern, wieder zu zählen.
Beim Blick in die Ferne verpassen wir oder besser ich, denn Mara ist schon mit der Kamera drauf, den Teil der Sichtung, der uns die nächste, halbe Stunde fesseln wird. Man hört lautes Tröten und ein Blick auf die Uhr verrät, dass es kurz vor 12Uhr ist;
High Noon am Wasserloch
Die beiden jungen Bullen aus dem ersten Bild haben sich mittlerweile angenähert und versuchen sich im Stare-Down Wettbewerb. Wer schaut als Erster weg. Das geht noch einen kurzen Moment weiter und dann explodiert die Situation. Unter lautem Tröten und mit voller Wucht gehen die beiden aufeinander los.
Ich habe hunderte Bilder und dutzende Videos, Mara ein Dutzend Bilder und gute 20 Minuten Videomaterial. Aber keine Sorge, irgendwann entwickel ich mal genügend Bilder um praktisch den ganzen Streit in Bilder zu fassen, aber hier nur ein Best-Off.
Die Rüssel fliegen und die Stoßzähne klappern aneinander, es ist noch ein bisschen wie Säbelrasseln. Einmal hin, einmal her, dann noch etwas gegenseitigis döppen und dann ist es auch schon wieder vorbei. Die beiden bewegen sich zum Ufer und der, den wir für uns als Aggressor ausgemacht haben verschwindet zwischen den Bäumen.
Der eine der beiden bleibt im Wasser stehen. Er trinkt etwas und schaut sich um, da knackt es lautstark im Gebälk. Mittlerweile steht ein halbes Dutzend Autos hier und aus jedem hört man das Serienfeuer-Klicken der Kameras.
Der rot-braune "Troublemaker" stürmt, seinen Rüssel wie eine Keule schwenkend auf unseren armen Tropf in Grau zu.
Da hat der andere eigentlich keinen Bock drauf und er flüchtet sich wieder ins Wasser. Da ist er aber nicht lange sicher, denn es wird sofort wieder zum Angriff geblasen.
Und ab jetzt geht der Kampf fast 20 Minuten ununterbrochen weiter. Versucht sich einer der beiden zu lösen, setzt der andere sofort nach. Es wird sich unter Wasser gedrückt, die Stoßzähne verursachen kleinere Cuts und wir sehen unerlaubte Augentreffer mit dem Rüssel, zwischendurch wird geklammert, aber wie von einem unsichtbaren Schiedsrichter getrennt, wird Abstand genommen und dann geht es direkt weiter.
Unser Blickwinkel erlaubt uns keinen Blick auf die zur Straße liegende Böschung auf die die beiden sich zubewegen. Dann sind sie außer Sicht und plötzlich starten vor uns gute 10 Motoren, in der halben Stunde haben sich gut 15 Autos eingefunden. Die 10, die jetzt keinen bock mehr haben treten die Flucht an, weil die beiden streitenden Bullen plötzlich neben den Autos an Land kommen und sich dort prügeln. Das geht so schnell, dass wir es kaum mitbekommen und dann sind die beiden wieder in den Bäumen verschwunden, 10 Fahrzeuge ebenso.
Man hört es noch knacken zwischen den Bäumen, dann lassen die beiden final voneinander ab. Unser Favourit, also das Opfer der Szene kommt wieder zurück ans Wasser, aber diesmal wird er nicht mehr verfolgt und endlich... endlich kann er ganz in Ruhe sein Bad genießen.
Auf uns wirkt er glücklich und erschöpft. Das nächste Bild habe ich
"Wo ist mein Gummientchen?" getauft.
Er winkt uns noch einmal zu, ein deutliches Zeichen für uns zu gehen, oder wartet mal. Ich glaube er meinte gar nicht uns. Ich denke er hat euch eine
"gute Nacht" gewunken, denn es ist Zeit ins Bett zu gehen.
to be continued...
Gruß,
Robin