THEMA: Botswanas Beasts & Beauty im April
28 Mai 2018 14:09 #522343
  • lilytrotter
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  • lilytrotter am 28 Mai 2018 14:09
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...In Angola hält sich der erfolgreiche Mann eine(?) Catorzinha. Das sind im Schnitt 14jährige. Das ist dort so "Kultur"*...

HIV ist dort weder in der Presse noch sonst irgendwo Thema. Nada.

Dagegen sind Namibia und Botswana vorbildlich, wenn auch nicht besonders erfolgreich... - ..."kulturell" bedingt... :(




Herzlichen Dank, Rehema, für deine vielseitigen Reisebericht und deine interessanten "Ausflüge" ins "Innere" Afrikas!
Und wie man sieht, seid ihr geübt und flexibel genug euch spontan umzuentscheiden.
Dass es euch bei Tiaan's nicht für 2 Tage "gereicht" hat, können wir gut verstehen! - Allerdings zur unverschämt teueren (50US$pP) Khumaga Campsite ist es immer noch eine gute Alternative, für eine Nacht, - man sieht ja im Dunkeln eh nix mehr und die Duschen sind gut.

Grüßle



* - und um Missverständnissen zu entgehen: Natürlich bin ich der Meinung, dass alle diese Völker eine wertzuschätzende Kultur und Traditionen haben - allerdings zähle ich den Kindesmissbrauch an 12-14jährigen durch Rolex-behangene SugarDaddies nicht dazu. Damit gehe ich konform mit kritischen Stimmen in den jeweiligen Ländern, die es durchaus gibt
...dies zu den einschränkenden Tüddelchen um die "Kultur"
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 29 Mai 2018 18:08 von lilytrotter.
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28 Mai 2018 19:43 #522390
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  • _Matthias_ am 28 Mai 2018 19:43
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loser schrieb:
Die Herumschlaferei der afrikanischen Herren der Schöpfung, die ständige Anbaggerei, die sugar daddies für junge Mädchen, erlaubte Polygamie etc. sind einfach eine Katastrophe für diese Länder. Für Botswana, das hier das Thema ist, habe ich auf die Schnelle diese alten Zahlen gefunden, aber in den anderen Ländern ist es genauso schlimm und wird ärger.
Da die "afrikanischen Herren der Schöpfung" ja nicht untereinander "herumschlafen" hat auch der weibliche Teil einen nicht unerheblichen Anteil daran. Erlaubte Polygamie ist immer noch besser als heimliche, da wird dann immerhin Verantwortung übernommen. Und das "Einstiegsalter" für Schwangerschaften hängt auch mit der Lebenserwartung zusammen, schließlich sollten die Kinder vor dem eigenen Ableben aus dem gröbsten raus sein. Wenn Verhütungsmittel besser verfügbar wären, würde auch dass die Anzahl der jungen Mütter wohl verringern (und umgekehrt deren Nichtverfügbarkeit bei uns die Anzahl deutlich erhöhen)

Das viele Kinder in Botswana ohne Eltern aufwachsen ist auch eher HIV zuzuschreiben als Teenagerschwangerschaften. Abgesehen davon wird die "Familie" dort auch sehr viel weiter gefasst als bei uns. Es ist dort nicht ungewöhnlich wenn Kinder (zeitweise) bei Verwandten leben, auch wenns den Eltern gut geht.

Das die gegenwärtigen Moralvorstellungen westlicher Industrienationen nicht unbedingt zu denen anderer Kulturkreise passen sollte jetzt nicht so überraschen, schließlich ändern die sich andauernd und immer öfter. Ich würde daraus aber nicht die westliche Überlegenheit ableiten, die oben angedeutet wird. Auch bei uns waren frühe Schwangerschaften vor noch nicht allzulanger Zeit nicht ungewöhnlich und auch unsere neuerdings so wichtige christliche Tradition beruht ja im Grunde auf der Vergewaltigung einer ca. 12-14 Jährigen, zumindest wird heutzutage das Alter der historischen Figur bei der Schwangerschaft so angenommen.

Es gibt viele Gründe für die Probleme in Afrika, Sex ist eher nicht das Hauptproblem.
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29 Mai 2018 11:14 #522446
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  • Rehema am 29 Mai 2018 11:14
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Bevor ich meinen "Maun-Tag" einstelle, ein Danke für Eure Ausführungen. Ja, da will ich jetzt nicht zu tief einsteigen. Da sollten wir uns alle lieber auf ein Glas Wein treffen, denn diese Themen sind schier unerschöpflich...
Botswana und HIV/AIDS: kurz, von dem Wenigen, was ich mir angelesen habe (damit bin ich auch abhänig davon, was mir die Medien präsentieren): Es war das erste Land "in der Region" ( was auch immer das heißen mag?), das kostenlos Antiretrovirale Medikamente einführte. Das half auch (hat es Botswana evtl. vor dem Ruin gerettet?). Dennoch: selbst heute steht es mit der HIV-Prävalenz mit ca. 24 % immer noch weltweit an 3. Stelle!!! (nach Lesotho und Swasiland - oder muss ich jetzt eSwatini sagen?). Was wohl viele kúlturelle Gründe hat. Das Sexualverhalten dieser Völker (was u.a. auch mit den tiefen Ängsten vor Geistern zu tun hat) spielt da sicherlich schon eine große Rolle. Im Übrigen scheint auch im Fortgeschrittenen Botwana leider die Gewalt an Frauen recht hoch zu sein.
Nun aber versuche ich mal, meinen Text über Maun und die wenigen Bilder noch zusammen zu basteln!
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29 Mai 2018 11:37 #522449
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  • Rehema am 29 Mai 2018 11:14
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Fortsetzung Maun, 05.04.2018:
The Botswanan „Spirit of Humantity“ – and the „Spirit of Egoism“:

Wir sind gespannt auf Maun – ob es ähnlich wie Kasane hauptsächlich ein Touristen-Nest ist? Und dann sind wir überrascht, wie „normal“ afrikanisch sich Maun präsentiert. Klar, mit einem deutlich touristischen Einschlag. Aber das geht ja auch nicht anders, als „Tor zum Okavangodelta“! Bei Joels Nachforschungen war ich übrigens erstaunt, dass das Okavangodelta erst 2014 in die Liste der “UNESCO World Heritage“ aufgenommen wurde – und zwar als Nr.1000 ! Nachdem es 2013 in Arusha als eines der „Seven Natural Wonders of Africa“ erklärt wurde,
Ja, der Airstrip, und hier und dann v.a. auf den Parkplätzen der Supermärkte reihenweise 4x4 Mietwagen, wie ich sie sonst noch nirgends in einer solchen Dichte gesehen habe! Aber ansonsten ist es doch ein recht normales Städtchen, mit verschiedenen kleinen „Businesses“ hier und da, Autowerkstätten, Strassenbuden (o.k., die sind wohl hauptsächlich für die Touristen) und wenig Prunk und auch nicht schnieges Hotel an Hotel. Zumindest wirkt es so auf uns, und wir stellen fest: das gefällt uns! Irgendwie tut es uns gut, das zu erleben, und ein wenig „normales“ botswanisches Leben damit zu erfühlen. Es ist endlich nicht mehr so menschenleer (findet v.a. Volker, der irgendwie die ganze Zeit nach „Beziehungen“ zu Menschen suchte in der Einsamkeit, durch die wir die letzten Tage gefahren sind), das Leben pulsiert in einem angenehmem Ausmaß.

Wir fahren gegen 12 Uhr Mittag über die Thamalakane-Brücke in das „Innenstadt“–Viertel. Wir wollen als erstes zum Maun Rest Camp, um sicher zu stellen, dass wir einen Platz für die Nacht haben, und dann noch einkaufen und nach einem schönen Ort für ein gemütliches Abendessen suchen. Aber da Maun ja recht klein ist, wollen wir bewußt mal auf der westlichen Flußseite entlang fahren, wo sich ja das meiste abspielt. Und wir merken uns unterwegs, wo der Spar ist, wo es welche Tankstellen und Geldautomaten gibt.

Das Maun Rest Camp befindet sich ja am nördlichen Zipfel, kurz bevor man wieder über den Thamalakane River zurück fährt, und Dank „maps.me“ sind wir auch stets mit allen kleinen Sträßchen orientiert! (wer auch immer mir den Tipp gegeben hatte: Danke! „maps.me“ war alles was wir brauchten, auch später im Moremi!).
Das Maun Rest Camp gefällt uns auf Anhieb gut – es sieht sehr gepflegt aus, die grünen Wiesen und die kleinen Häuschen. Und wir werden an der Rezeption sehr freundlich empfangen! Plätze mit Blick auf den (ziemlich verlandeten, von Seerosen und Schilf überdeckten) kleinen Thamalakane kosten 110 Pula pro Person. Die anderen, weiter hinten gelegenen nur 80 Pula pro Erwachsenen. Da suchen wir und einen aus und sind schon mal glücklich!
Wir vertreten uns hier noch etwas die Füße, erkunden das Gelände und Essen dann noch zu Mittag, was das Auto noch so her gibt (Brötchen, Biltong, Äpfel und die letzten SchokoKuchenstücke von zu Hause). Hier gibt es einen Tisch und Bänke, was uns sehr entgegen kommt, da wir keine Campingstühle und auch keinen Tisch haben (das müsste dann alles auch immer auf dem Dach verzurrt werden, und war uns bisher zu viel Geschleppe). Meist suchen wir uns ein paar Steine zum Sitzen, oder freuen uns eben, wenn ein CampingPlatz uns sogar einen Tisch mit Sitzgelegenheit bietet!

Nun haben wir noch Zeit, unsere Sachen in Ruhe zu erledigen – und dazu gehört außerdem noch der Kauf eines botswanischen Korbes! Das ist Joels spezieller Wunsch. Denn er mußte sein „Projekt“ (das 70-DIN-A4-Seiten-Werk) zwar vor den Osterferien abgeben, aber am Ende des Schuljahres kommt dann immer noch der „International Day“, an dem jeder „sein“ Land vorstellt! Das ist jedes Jahr neu zum Staunen – denn die Schulhalle verwandelt sich (naja, nicht von selbst…. Eltern, Schüler und Lehrer müssen da schon auch ranklotzen….) in ein unglaublich buntes Theater! Jeder hat Tische, es wird nach Ländern und Länder-Gruppen sortiert, und dann soll jeder seinen Tisch gestalten. Mit Deko und mit landestypischem Essen!
So sah das z.B. vor 2 Jahren bei Benjamins Klasse aus:







Damals mußten wir Deutschland vertreten (das hatte Benjamin gewählt). Diesmal wird des Botswana sein, und ich bin mir nicht so sicher, was denn einfacher ist! Denn das eigene Land ist auch nicht so einfach…. Zumindest konnte ich hier in Malawi nicht Sauerkraut oder Brezeln kaufen….. Also haben wir die Brezeln selber gemacht!
Aber was ich für Botswana auftischen werde, weiß ich noch nicht so recht. Biltong – das geht wenigstens! Und wir könnten natürlich auch einfach Maispampe kochen (in Ostafrika „Ugali“, in Malawi „Nsima“), und dann nennen wir es einfach botswanisch „Pap“! :laugh: Nun ja. Aber EIGENTLICH will Joel am liebsten frittierte Mopane-Würmer! Doch den Gefallen werde ich ihm wohl nicht tun! :sick:
Also, was dann? Immerhin, haben wir beschlossen, können wir einen original botswanischen Korb als Deko kaufen. Das haben wir ihm versprochen, und Maun scheint dafür unsere beste Gelegenheit zu sein!

Vom Rest Camp wollen wir auf der anderen Seite vom Fluß zurück in die Stadt fahren, weil wir einfach einmal im Kreis fahren wollen. Kurz vor der Thamalakane-Brücke im Norden ruft Joel begeistert: „Da! Körbe! Papa, Du musst zurück fahren! Bitte! Ich will doch noch einen Korb kaufen!“ Wir haben zwar nichts gesehen, aber Joel und Tabea bestehen darauf, ein Schild mit „Botswanan Baskets“ gesehen zu haben, und so fahren wir zurück – und Recht haben sie! Etwas unscheinbar, aber gut ausgeschildert. Wir biegen in den kleinen Sandweg ein und finden auch kurz darauf ein kleines, recht schmuck bemaltes Häuschen. Als wir es betreten, staunen wir: Oh! So viele wunderschöne, verschiedene Körbe! Und eine Frau mit einem einladenden Lachen begrüßt uns freudig!
Ich frage sie einiges, z.B. welche Stämme diese Körbe herstellen, denn ich habe mir von Joels Werk gemerkt, dass v.a. die Hambukushu Korbflechter sind. Sie ist offenbar ganz begeistert, dass wir so interessiert sind und zeigt uns gleich einen Katalog, in dem die ganzen verschiedenen in die Körbe geflochtenen Muster abgebildet und erläutert sind. Ja, die Hambukushu wohl, aber auch andere Stämme, sagt sie. Hier arbeiten mehrere Frauen verschiedener ethnischer Gruppen zusammen. Sie haben eine kleine Frauenarbeit gegründet, denn viele Frauen, so sagt sie, sind sehr abhängig von ihren Männern und tun nichts als ihre Arbeit zu Hause. Mit dem Körbe flechten können sich viele etwas Geld dazu verdienen und ihre Zeit sinnvoll nutzen. Sie arbeiten zusammen und leiten junge Frauen an, damit sie in ihrer Zukunft etwas haben, auf das sie sich stützen können. Davon hatten Joel und ich viel gelesen, und es ist schön, nun ein „lebendes Beispiel“ hier vor sich zu haben! Und ein so begeistertes und einladendes noch dazu!
Leider habe ich von dem kleinen Verkaufsladen auch kein Bild gemacht – aber Joel hat noch einige Bilder von den Pflanzen gemacht, mit denen sie die Korbmaterialien einfärben. Das hatte er sich nämlich ganz genau gemerkt: braun wird aus „Magic Guarri“ gewonnen, Rottöne vom „Bird Plum Tree“, Lila aus der „Indigo Dye Plant“ und gelb vom „Red Star Apple“.







Als er sich darüber mit ihr unterhält, ist sie noch mehr aus dem Häuschen und nimmt ihn gleich mit hinter ihre Hütte, um ihm die jeweiligen Pflanzen zu zeigen! Da hat er schnell mein SmartPhone geschnappt und die Pflanzen geknipst! Sie kann es kaum fassen, dass ein 10-JJähriger so viel Bescheid weiß, und ist ganz gerührt von dem Interesse an ihrer Kultur! Es ist so schön, so lebendige und freundliche Menschen zu erleben, dass wir um so zufriedener sind mit unserer Entscheidung, heute statt Tiaan’S etwas mehr von Maun zu erleben!

Als wir dann aber einen Korb aussuchen wollen, schlucken wir doch sehr angesichts der Preise! Dass wir hier gesalzene TouristenPreise zahlen, hatten wir schon erwartet – aber dass sich die Preise vom kleinsten bis zum größten Korb zwischen 200 und 9000 Pula (also 20 bis 900 Euro!!!) bewegen, schockt uns jetzt schon! Sie erläutert uns, dass eine Frau an manchen Körben 3 bis 6 Monate beschäftigt ist. Wenn man genau hin guckt, läßt es sich dann doch nachvollziehen, denn die botswanischen Körbe sind extrem fein verarbeitet. Hier unser neuer Brotkorb, für den wir uns am Ende (für ca. 35 Euro) entschieden haben:



Das Muster erläutert sie als „Forehead oft the Zebra“ (nun laßt mal Eure Phantasie ein bisschen spielen!!!), welches von verschiedenen Stämmen verwendet wird und allseits eine royale Symbolik darstellt.

Sie sind also schon sehr viel feiner verarbeitet als die meisten diversen Körbe, die ich aus anderen Ländern kenne. Dennoch erscheinen mir die Preise ziemlich übertrieben. So wissen wir bis heute nicht, wie botswanisch oder wie touristisch diese Preise wirklich waren – aber falls jemand von Euch mal wieder nach Maun kommt, und einen schönen Korb und außerdem eine wirklich nette Begegnung sucht: diesen kleinen Laden können wir weiter empfehlen!

Dann fahren wir auf die andere Fluß-Seite und schauen uns noch das „Old Bridge Backpackers“ an, ob das ein Platz für ein Abendessen wäre. Also, die Preise sind recht „harmlos“ (zwischen 50 und 120 Pula gibt es allerlei, was lecker klingt), und recht hübsch ist es dort auch – aber wir merken doch, dass dies hier ein junges Backpacker Klientel ist, und Volker und ich werden uns plötzlich unseres fortgeschrittenen Alters bewusst… :S Irgendwie, so ganz passen wir hier doch nicht rein…. Aber: falls wir nichts anderes finden sollten, was uns gefällt, ist das auf jeden Fall eine Lösung für unser Abendessen!
Auf dem Parkplatz sehen wir den Mietwagen eines jungen deutschen Pärchens, das wir erstmals im Tiaan’s getroffen haben, und dessen Auto uns nun ständig begegnet: auf dem Spar Parkplatz, im Maun Rest Camp, hier… und später noch im Moremi. Allerdings sind sie nicht wirklich zugänglich, und es kommt bisher nirgends zu einem kleinen Gespräch.
Als wir wieder auf die Hauptstraße biegen, sieht Volker ein Schild zum „Crocodile Camp“ – mit Restaurant. Da fahren wir hin in der Hoffnung, ob uns das für ein Abendessen gefallen könnte. Die Kinder maulen, warum wir uns so viele Restaurants angucken – wir könnten doch einfach in „Debonaire’s“ Pizza essen gehen. Aber Papa bestimmt eisern, dass heute MAMA aussuchen darf :woohoo: , denn die kümmert sich pausenlos um das Essen und soll es jetzt einmal auf dieser Fahrt so haben dürfen, wie es IHR gefällt! Tja, und ich will heute kein Fast-Food (auch wenn ich Pizza mag), sondern einen schönen Ort, wo wir bei gemütlicher Atmosphäre sitzen und was Leckeres essen können!
Leider wird das Crocodile Camp gerade renoviert und ist deshalb geschlossen - von dem was wir sehen, hätte es uns sehr gut gefallen! Schade! :(

Nun fahren wir wieder nach Süden, zum „Eingang“ von Maun. Auf dieser Strecke gibt es nicht viel – das meiste der Stadt scheint sich doch auf der anderen FlußSeite abzuspielen. Aber wir sehen das von den Kindern heiß ersehnte Schild „Hockey Rink“. Wir haben zwar keine Zeit, hier Hockey auf Rollerblades zu spielen, aber damit wird Maun nochmal etwas lebendiger für uns. Das muß ich Euch jetzt erklären:
Als Botswana Anfang des Jahres für uns in Sicht kam, zogen die Kinder ein Buch aus dem Regal, dass sie vor einigen Jahren mal von Opa und Oma geschenkt bekamen: „The Lion Children“, von 3 Kindern geschrieben und illustriert. Vielleicht kennt der eine oder andere es von Euch – falls nicht: eine lohnenswerte Anschaffung für alle Botswana-Fans:



Der Naturforscher Richard Dawkins sagt, es wäre eines seiner Lieblingsbücher!
Wir haben es dann nochmal gemeinsam gelesen – diesmal konnte ich es auf Englisch vorlesen. Vor 4 Jahren konnten sie alle noch kein Englisch, da musste ich es „simultan übersetzen“. Diesmal wurde ich hin und wieder sogar verbessert (z.B. „Mama, es heißt nicht predator. Es heißt predator!“ :blush: ).
Ein kurze Zusammenfassung:
Kate Nichols, Schauspielerin und Biologin, zieht kurzentschlossen 1995 mit ihren 5 Kindern nach Botswana. In Maun schlägt sie sich mit verschiedenen jobs 2 Jahre lang durch, lernt dann den Löwenforscher Peter kennen, zu dem sie alle dann etwas später in ein Buschcamp am Gomoti River ziehen. Gemeinsam forschen sie an den Löwen des Okavangodeltas – das bis dahin größte Löwenforschungsprojekt Afrikas überhaupt. Die Kinder sind neben Schulunterricht im Zelt täglich in die Löwenforschung eingebunden. Ein einzigartiges Buch – über einzigartige Menschen, in einem einzigartigen Umfeld!

Und in diesem Buch ist erwähnt, dass der soziale Treffpunkt von Kindern in Maun der „Hockey Rink“ sei! Von daher fahren wir u.a. auch durch Maun immer ein wenig mit dem Blick, das Buch damit für uns noch lebendiger werden zu lassen! „An diesen Orten lebten sie“ – und damit bekommt das Ganze ein etwas greifbareres, echteres Gesicht!

Wieder in der Innenstadt suchen wir einen ATM auf und erledigen im Spar unsere Einkäufe für die kommenden Tage in der Abgeschiedenheit. Wenn wir morgen Maun verlassen, haben wir 4 bis 5 Tage vor uns, bevor wir wieder in der „Zivilisation“ in Kasane eintreffen werden.
Dann erhandele ich mit den Kindern noch einige der wunderschönen botswanischen (Wand-)Batiken an einem der vielen Stände neben der Hauptstraße.



Auch dieses werden wir wohl als Deko hinter Joels Botswana-Tisch verwenden!

Ich gerate an einen ebenso angenehmen Verkäufer, mit dem wir uns ein wenig unterhalten. Die Kinder lernen nun noch „danke“ auf Kalanga („Maisa basa“ – und wiederholen das die kommenden Tage endlos, damit sie es nicht vergessen…), und dann wollen wir noch an der Shell in der Nähe des Maun Rest Camps tanken, bevor wir dort noch einen Blick ins „Sedia Hotel“ werfen, ob uns das vielleicht für unser besonderes Abendessen gefallen könnte.

Es ist ca. 5 Uhr nachmittags, als wir an der Shell Tankstelle ankommen. Also sind wir gut in der Zeit – ein eigentlich perfekter Tag!
Doch da passiert es: Der Tankwart bittet Volker, an eine andere Säule zu fahren. Beim rückwärts stoßen schreien die Kinder einen Augenblick zu spät – es kracht! Wo kam der denn jetzt her? Da steht ein kleiner Stationwagon ungünstig quer hinter uns, der einige Augenblicke zuvor noch nicht da gewesen war – und Volker hatte ihn in der blendenden Abendsonne in den Spiegeln nicht gesehen. :pinch: Miste! Wenn man doch mal eben mit einem Finger-Schnippen Dinge ungeschehen machen könnte!
Aber es hilft ja alles nichts – let’s face it… Auch wenn der Tankwart sich sofort auf unsere Seite stellt und sagt, dass man dort auch nicht parken könne – wer rückwärts fährt ist nun mal Schuld, Wir vermuten, das wird leider auch in Botswana so sein…

Volker steigt aus, der Fahrer des anderen Autos ist immerhin halbwegs beherrscht. Erst sagt er: „Let’s talk!“ – dann entscheidet er sich jedoch gleich anders und meint: „Let’s call the police“. In seiner hinteren Stoßstange ist in der Ecke eine ordentliche Beule – unser Rafiki hingegen zeigt nicht einen Kratzer. Tja, der ist halt doch stabil gebaut….
Nun, wir lassen uns auf die Polizei ein, da wir denken, dass es sich dann gut regeln läßt. Außerdem haben wir ja an der Grenze eine botswanische Versicherung gekauft. Meinen wir. Wir sollten jedoch von anderem belehrt werden!
Der Typ vom anderen Auto versucht, die Polizei anzurufen (denken wir – oder keine Ahnung, ob er das alles absichtlich hinauszögert, oder wie es nun wirklich war…). Ewig behauptet er, er erreiche niemand. Dann sagt er irgendwann (nach einer halben Stunde), er habe seine Frau erreicht. Die würde die Polizei jetzt schicken. Wer aber kommt, ist nicht die Polizei. Sondern seine Frau, die die kleine Tochter schon mal mit nimmt. Weiterhin trifft ein anderes Fahrzeug ein, mit einer älteren Dame (die Tante?) und weiteren Menschen, die alle meinen, mitreden zu müssen. Inzwischen haben zig Menschen die Stoßstange begutachtet, und meinen jetzt auch noch, das Rücklicht wäre ebenfalls von uns beschädigt. Also, es hat einige „cracks“, aber es kann von der Höhe her unmöglich von unserem Auto getroffen worden sein. Auch die Theorie, dass Scherkräfte es so zugerichtet haben, passen Volkers und meiner Physik nach nicht wirklich. Außerdem hat das Auto auch vorne und an andren Stellen Beulen. Also….. Hm….!?
Im Moment hoffen wir noch, dass die Polizei faire Klarheit reinbringen wird. Aber da haben wir uns leider getäuscht….
Ich bleibe mit einigen Kindern im Auto sitzen, während Volker und manche unserer Kinder sich draußen die Beine in den Bauch stehen. Der Uhrzeiger rückt stetig vorwärts. Es ist 6 Uhr…. Immer noch keine Polizei…. Joel verliebt sich aus Langweile in dem kleinen Souvenirs Shop an der Tankstelle in ein türkis farbenes Kikoi – aber Papa ist gerade stur und will von Kaufen nix wissen.

Es beginnt langsam zu dämmern… Wir überlegen, ob ich eben zu Fuß ins Sedia Hotel laufe (das ist ja grad um die Ecke), und mir das schon mal an gucke. Da aber kommt tatsächlich ein Polizeiwagen gefahren! Zunächst wirken die beiden (ein Mann und eine Frau) sehr angenehm. Doch schon bald stellen wir fest, dass wir hier nichts gewinnen werden, sondern der klassische Fall von „als Ausländer in Afrika Pech gehabt“ vorliegt…. Man nutzt aus, dass wir uns nicht auskennen usw. :evil: Die Polizei erklärt Volker gleich, dass die an der Grenze gekaufte „Third Party Insurance“ keine third party insurance ist. Was es ist, können sie uns aber auch nicht erklären. Na Toll! Wir wissen bis heute nicht, was es ist – vielleicht eine Road Tax. Gewundert hatten wir uns – zumal wir auch keinen Kleber für die Windschutzscheibe bekommen hatten. Volker hatte an der Grenze explizit nachgefragt, da es ihm ferner (im Vergleich zu Versicherungen in Zambia, Kenya und Tanzania) sehr billig erschien, und der Grenzbeamte hatte ihm versichert, dass dies eine Third Party Insurance wäre!
Eine Schar von Leuten (vermutlich alle Verwandte des Autofahrers) redet neben der Stoßtange stehend wild durcheinander – jeder hat Gründe, warum wir auch das Rücklicht mit bezahlen müssen. Zwischendurch stehe ich auch mal mit dabei, und wir versuchen, allen gegenüber freundlich zu bleiben. Die „Tante“ nimmt Tabea freundschaftlich in den Arm und schäkert mit ihr herum – und DAS stört mich nun wirklich! (und Tabea ist es auch unangenehm). Du brauchst nicht so zu tun, wenn Du andererseits hier großes Bohei machst, damit wir noch mehr Geld löhnen! Denke ich mir, und gehe mit Tabea wieder ins Auto…

“We have the spirit of humanity!”, klingt es uns von BG noch in den Ohren. Jaja, und die Herren und Damen da vor uns lassen diesen Satz nun jedoch recht sarkastisch erscheinen…. Er gilt eben nirgends für ein gesamtes Volk! Und auch wenn wir bisher doch sehr viele angenehme „botswanische“ Begegnungen hatten (von BG über die Rezeptionistin im Planet Baobab und den beiden Händlern in Maun - die Korb-Frau und der Batik-Mann), so zeigt dieses Erlebnis hier, dass der „Spirit of Egoism“ in Botswana auch nicht kleiner ist als in sonst einem anderen Land….

Dann kommt Joel ans Auto – ich denke schon, die Sache sei geklärt, da sehe ich, dass er mit den Tränen kämpft. Auf meine Frage erklärt er mir: „Wir müssen das Auto komplett ausräumen und über Nacht auf der Polizei Station stehen lassen!“. Ich denke, ich höre nicht recht und frage mich, ob mein Sohn in der Aufregung nun Dinge durcheinander wirft?
Also gehe ich nochmal zu Volker, und versuche Klarheit zu bekommen. Er sagt mir, alle beharren darauf, dass wir auch noch das Rücklicht bezahlen. Die Alternative sei, wie von Joel geschildert. Auf der Polizeistation würde dann ein Gutachten am nächsten Tag stattfinden. Wie bitte? Wir wollen morgen in den Moremi, und nicht ein unbeschädigtes und voll ausgeräumtes Auto von der Polizei begutachten lassen…? :angry: Außerdem: wo soll denn unser ganzer Krams bitteschön hin über Nacht? Neben die Zelte????

Das alles ist ein klarer Fall afrikanischer Abzocke. Wären wir wenigstens in Malawi, hätten wir einen anderen Stand. Außerdem stünden wir nicht unter Zeitdruck, und könnten uns in Ruhe mit Polizei und Gegnern rumschlagen. Aber so???? Wir haben wohl keine Chance. Volker sagt auch, dass die Polizisten inzwischen für ihn völlig daneben seien. Der Polizist habe mit einem Lachen gesagt, dass wir uns den Moremi morgen getrost abschminken könnten! :evil: :evil: :evil:
Also einigen Volker und ich uns darauf, doch anzubieten, dass der Fahrer seinen Panel-beater ruft und uns einen Kostenvoranschlag nennt, und dann zahlen wir ihm das hier und jetzt. Keine schöne Lösung, aber sicher die für uns glimpflichste (und vermutlich die, die sie alle wollten). Eigentlich war die Rede von dem Panel Beater schon in den ersten 5 Minuten gewesen. Aber geholt hat er ihn dann doch nicht. Hier wurde wohl auch absichtlich auf Zeit gespielt, um Druck aufzubauen. Schließlich war es inzwischen 7 Uhr abends, und jeder der anderen wußte, dass wir hier nicht ewig Zeit haben….
Dann kam der Panel beater an – der sich freundschaftlich mit dem Fahrer und mit allen begrüßte (und die Polizei wollte uns dann noch klar machen, dass dies ja eine unabhängige Partei wäre….).
Der behauptet nun, 1000 Pula für die Stoßstange (wir wissen, für wieviel ungefähr man das in Malawi richten lassen könnte… das wäre weitaus weniger…), „because it’s a special colour“ (jaja, erzählt uns noch mehr Märchen!) und weitere 600 für das Rücklicht. Letzteres entspannt mich, da ich hier nun eigentlich was ganz anderes erwartet hatte (wir mussten neulich ein komplettes Licht an unserem Nissan X-Trail austauschen, und dieses Ersatzteil lag in ganz anderen Dimensionen!). Volker und ich einigen uns zähneknirschend, ihm das Geld zu geben – denn die Version mit der Polizei Station würde uns alles kaputt machen – neben dem, dass ich nicht erwarte, dass wir am Ende nach dieser Prozedur irgendwie besser da stehen würden!!!
Also drückt Volker dem Fahrer 1600 Pula in die Hand (wir waren ja erst am ATM gewesen, und hatten uns für die nächsten Tage für Parkeintritte usw. etwas geholt…), die Polizistin zählt das Geld ganz wichtig nach, dann sagt sie mit autoritärer Stimme: „The case is settled, you may now go home!“ – und weg sind sie alle….

Uns durchfließt eine Mischung aus Aufatmen und Zähneknirschen… :) :angry:
Okavangodelta, wir kommen doch noch!!!! :woohoo:

Die Kinder waren echt klasse, wie sie das durchgehalten haben! Und auch sie sind jetzt ebenfalls wieder um eine Lebenserfahrung reicher! Und dazu gehören bekanntlich gute sowie schlechte Dinge!

Wir fahren ins Sedia Hotel und merken sofort: Hier ist es schön! Gemütliche, friedliche Atmosphäre, hübsch gedeckte Tische, aber kein Pomp (Plastikstühle), und die Preise auf der Karte sind sogar viel manierlicher als erwartet (Hauptgerichte um die 10 Euro!).
Wir fahren nochmal ins Camp, ziehen uns alle für den kühler werdenden Abend um, und fahren dann, sehr viel später als geplant, noch nicht ganz entspannt aber immerhin doch wieder fröhlicher – zu einem schönen Abendessen!
Und: Benni bekommt hier sogar noch seine gewünschte Hawaii-Pizza!!!! Und sie schmeckt vermutlich sogar besser als bei „Debonaire’s Pizza“!

Es dröhnt keine aufdringliche Musik, und nach viel Hin und Her hat dann auch jeder etwas nach seinem Geschmack bestellt. Es ist etwas afrikanisch geworden mit der Bestellung, aber wir nehmen’s mit Humor:
Hannes' Steak wurde eine längere Prozedur: „We no longer have filet.“. Na, dann eben Lamb Chops! Auch die gibt es nicht. Vielleicht was anderes? Und vielleicht gleich noch eine Alternative dazu, falls es das dann auch nicht gibt? Am Ende bekommt er Pork Chops, und die schmecken auch!
Bei Tabea geht das ähnlich mit dem Getränk: Eine Fanta haben wir leider nicht mehr. Na, dann eben auch eine Sprite? Ach, die sind jetzt alle ausgegangen (nachdem 3 Brüder eine bestellt haben). Hm, dann vielleicht einen Apfelsaft? Ach nein, den haben wir gerade auch nicht. Am Ende wird’s ein Orangensaft, und Tabea ist zufrieden! :)

Anfangs drückt der Blechschaden noch etwas aufs Gemüt, und Volker sagt, ihn fuchsen weniger die 160 Euro, als das Gefühl, über den Tisch gezogen worden zu sein. Das kann ich verstehen… Man hat bei sowas auf diesem Kontinent oft kaum eine Chance…. Doch dann genießen wir wirklich endlich ein besonderes Abendessen, und sind alle fröhlich!!!

Wir schauen uns das Gelände noch an, und entdecken eine riesige, schöne Wiese am Thamalakane, die als Campingplatz dient – wir haben uns nicht nach Preisen erkundigt, aber vermutlich ist das Sedia also auch zum Campen ein guter Tip!

Sehr spät aber fröhlich und mit viel Vorfreude auf den Moremi kriechen wir nachher in unsere Zelte! :) ;) :side: :lol: :silly: :cheer:
Letzte Änderung: 29 Mai 2018 11:49 von Rehema.
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29 Mai 2018 13:14 #522459
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  • CuF am 29 Mai 2018 13:14
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Hallo, Antje, beim Lesen des letzten Beitrages mußte ich doch mehrmals schlucken - einmal vor Begeisterung darüber, wie lebhaft und bildhaft Du schreibst, aber doch öfter vor Bestürzung über den teuer bezahlten Blechschaden......
Viele Grüße
Friederike
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29 Mai 2018 13:34 #522460
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  • Mzeekenya am 29 Mai 2018 13:34
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Unterhaltsam wie immer - und sogar lehrreich (was man mit einer relativ grossen Familie alles erlebt!)
Willi
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