Liebe Doro, Liebe Freshy!
Danke für eure Rückmeldung! Ruth Khama ist bestimmt eine positive Identifikationsfigur gewesen in Botswana als erste weiße First Lady dort. Sie ist ja auch nach dem Tod von Seretse Khama in Botswana geblieben bis zum Ende Ihres Lebens und war, denke ich, sehr beliebt in Botswana. Aber die Botswaner habe auch schon vor Ruth Khama Leute aufgenommen, z. B. einen Trupp Buren, die vor den Engländern geflohen sind während der burischen/englischen Kriege. Denen haben sie Land gegeben in der Nähe von Ghanzi und die Nachfahren leben bis heute dort. Normalerweise schicken sie niemanden zurück in die Wüste (im übertragenen Sinn) in Botswana. Die Nachfahren der Herero, die die Flucht durch die Wüste (vor General Trotha in Namibia) überlebt haben, siedeln bis heute in Maun.
Natürlich hat Freshy recht, wenn sie sagt, die Menschen in Botswana sind nicht besser oder schlechter als anderswo. Intelligenz ist normalverteilt, genauso wie Schönheit und alle anderen Attribute der Menschen, das ist überall gleich. Aber die Kulturen und Werte sind schon teilweise sehr unterschiedlich. Man merkt selber erst, wie sehr man eigentlich von der eigenen Kultur und den Werten der Gesellschaft, in der man aufgewachsen ist, beeinflusst ist, wenn man einmal in einer anderen Kultur lebt. Wenn Menschen aus einer anderen Kultur Freunde werden und man sie verstehen möchte, dann fängt man an, auch über die eigene Kultur nach zu denken. Zumindest ging mir das so.
Ich denke, für vieles was passiert, im Privaten wie auch im Gesellschaftlichen gibt es tieferliegende Gründe. Antje war ja sehr interessiert, z. B. auch Dinge zu erfahren, die in Botswana nicht so gut laufen. Da nehme ich jetzt mal die HIV Epidemie, die ist in Botswana stärker verlaufen als irgendwo anders. Das ist keine Zufall gewesen, denn es gibt viele traditionelle Regeln, die das Fremdgehen befördern, Sprüche wie: „Ein Mann kann nicht in einem Kral glücklich sein“ oder „Frag Deinen Mann nicht, wo er gewesen ist“. Als wir in Botswana gelebt haben, wurde gerade Gaborone plakatiert von der Regierung mit Sprüchen wir „Wer ist in Deinem sexuellen Netzwerk?“ oder „Frag Deinen Mann, wo er gewesen ist!“ um der Ausbreitung von HIV entgegen zu wirken. Viele Männer in Botswana haben auch noch 2 oder 3 illegitime Familien neben der Hauptfamilie und weitere Nebenbeziehungen aus denen vielleicht nicht noch Kinder hervor gegangen sind. Das ist aber nicht offiziell (wie vielleicht in manchen Kulturen) sondern heimlich. Man nennt das dann zweites oder drittes „Haus“ jeder weiß es, es wird aber nicht zugegeben und die heimlichen Kinder haben auch keine Rechte und bekommen Ihre Väter kaum zu sehen. Es gab mal einen Vorschlag im Parlament, dass die Namen der Väter auf dem Geburtsschein stehen sollten und das wurde abgeschmettert mit der Begründung „das würde Familien zerstören“.
Die Situation ist mittlerweile viel besser, hauptsächlich weil die Betroffenen sich nicht mehr schämen (das war oft so obwohl zeitweise jede/r dritte betroffen war) sondern sich behandeln lassen und Antiretrovirals nehmen, es gibt ja umsonst Medikamente für jeden und trotzdem hat es sehr lange gedauert, bis die Leute angefangen haben, sich behandeln zu lassen. Wenn man richtig eingestellt ist medikamentös kann man andere nicht anstecken und deswegen steigt die Lebenserwartung in Botswana wieder. Und es wurde natürlich viel Aufklärungsarbeit geleistet.
Über HIV habe ich viel gelernt in Botswana. Wusstest Ihr, dass es eine Pille danach gibt gegen HIV? In den 24 Std. nach einem Kontakt mit infiziertem Blut zerstört diese Pille zu 99,9 % das Virus im Körper. Würde man in einen Autounfall geraten und mit Blut in Kontakt kommen oder wenn man ungeschützten Sex hätte kann man diese Pille nehmen. Ich hatte vor Botswana noch nie davon gehört. Ich wusste auch nicht, dass man ein gesundes Kind bekommen kann, auch wenn man HIV positiv ist.
So, ich wünsche euch einen schönen Tag und viel Spaß bei Lesen, Planen, Reisen und Entdecken!
Liebe Grüße,
Stefanie