Donnerstag, 05.04.2018: Von Tiaan’s nach Maun (Rest Camp):
Oder: Kühe, ein Blechschaden, und dann doch noch ein schöner Tagesabschluß!
Man könnte jetzt natürlich gemäß Albert Einstein darüber philosophieren, ob es mit INTELLIGENZ zu tun hat (oder einfach nur eine sinnvolle Notwendigkeit ist), wenn man sich auf diese „Veränderung“ (change of plan) einläßt…?
Wie immer man das beurteilen mag: Es fällt uns allen jedenfalls nicht schwer, uns auf unseren geänderten Plan umzustellen, und wir stehen alle fröhlich und mit neuem Tatendrang auf! Diese Entscheidung, heute hier abzureisen, war die einzig richtige, denn so hält der Frust keinen Einzug bei uns! Und wir sind gespannt auf Maun!
Es hat tatsächlich nachts geregnet, und wir danken Tiaan’s für das StoffSegel, denn es hat unsere Zelte einigermaßen trocken gehalten! Wir werfen nochmal einen Blick vom Restaurant-Deck auf den hier trostlos wirkenden Boteti, und da es weiter nichts Neues zu sehen gibt, holen wir uns statt dessen nochmal die vielen Elefanten ins Gedächtnis!
Mit diesen Bildern im Kopf verabschieden wir uns von diesem schönen Fleckchen Erde – Makgadikgadi würde uns bei einer erneuten Botswana-Reise sicher wieder sehen!
Der Tracks4Africa-Karte nach hatte ich erwartet, dass die Straße von Tiaan‘s zur Hauptstraße hoch rough road ist und entsprechend mehr Zeit einkalkuliert. Nun sind wir ganz überrascht, dass alles schöne Teerstraße ist!
Dann allerdings geht es eine ganze Weile über üble Potholes – und so ein klein wenig fragt man sich schon, warum der Staat es nicht hinbekommt, solche Hauptverkehrsstraßen besser instand zu halten, wenn Botswana doch angeblich so weit entwickelt ist und auch über monitäre Resourcen verfügt? Warten sie etwa auch lieber auf die Chinesen?
Auf dieser Strecke denken wir wieder ein wenig über das Land nach, und versuchen nochmal, etwas mehr Gefühl dafür zu bekommen. Klar, das bleibt weiterhin ein mini Ausschnitt, doch können wir nicht nur mit dem „Wildlife-Blick“ durch ein solches Land fahren, und fragen uns einfach, was sonst noch so in diesem Land läuft oder auch nicht läuft, wie die Menschen wirklich leben, u.v.m.
Unterwegs sehen wir unendlich viele Kühe – immer wieder Kühe! Ansonsten viel leeres, flaches Land – so wie eigentlich seit Kasane die ganze Zeit schon. Gibt es hier eigentlich auch Menschen???
Wir haben bisher mehr Kühe als Menschen gesehen. Nun, Kuhhaltung ist seit je her ein wichtiger Bestandteil botswanischen Lebens, und Joel hatte recherchiert, dass es in Botswana ca. 2 Mio Kühe gibt. „Das wäre also eine Kuh pro Kopf!“, bemerkt Hannes sofort, der sich die Bevölkerungszahl von ca. 2 Mio gemerkt hatte (na gut, das war jetzt keine besonders hohe mathematische Leistung….
). Den „Tier-Sichtungen“ des heutigen Tages nach erschient diese Zahl jedenfalls durchaus plausibel! (Nein, wir haben natürlich keine
2 Mio
Kühe gesehen! Aber wenn man das, was wir auf unserer heutigen Strecke sahen, mal hoch rechnet…)
Kleiner Exkurs
Wahrnehmungen, Gedanken, Fragen zu Land und Leuten:
Vor kurzem war der botswanische Präsident, Ian Khama, bei uns hier in Blantyre zu Besuch. Na ja, was heißt „bei uns“ – natürlich nicht bei UNS, sondern bei „unserem“ malawischen Präsidenten. Leider habe ich ihn nicht gesehen. Wobei das sicherlich auch kein Verlust ist. Jedenfalls erkennt man auswärtigen Hoheitsbesuch immer daran, dass neben dem üblichen ohnehin schon völlig abgefahrenen Bimbamborium in der Kolonne zusätzlich noch WEIß gekleidete Polizisten auf Motorrädern unterwegs sind.
Auch wenn diese Show in den meisten afrikanischen Ländern ähnlich ist, so ist sie in Malawi schon sehr extrem. Wie handhabt das der botswanische Präsident in seinem eigenen Land, frage ich mich? Denn Botswana scheint sich schon abzuheben von den meisten Ländern auf diesem Kontinent? Zumindest liest man das. Von Daten, und Fakten her.
Das mit dem Personenkult um die Hoheiten herum, ist ja schon so ein eigenes Ding. Gut, um das englische Königshaus wird auch ein Personenkult betrieben – es scheint da etwas in uns Menschen zu geben, dass wir gerne jemand anderes verehren und anbeten!?
Dennoch ist der in Afrika betriebene Personenkult schon nochmal eine andere Dimension. Ich erinnere mich, wie ich in Kenya in meinen TeenagerJahren immer Angst hatte, wenn der Präsident vorbei kam, und mein Vater nicht sofort am Straßenrand anhielt. Denn man hörte, dass die dann schießen! Zumindest auf die Reifen. Aber man weiß ja nie….
Gleichzeitig:
In Nairobi habe ich nie erlebt, was man hier in Blantyre regelmäßig erlebt: wenn der Präsident durch die Stadt fährt, kommt für eine halbe Stunde lang der gesamte Verkehr zum erliegen. Eine halbe Stunde vorher erkennt man das daran, dass entlang der gesamten Strecke Unmengen an Polizisten aufgestellt sind. Dann weiß man schon: oh, ich schau mal besser, dass ich meine Sachen schnell erledigt kriege! Aber meist hat man dann doch Pech und steht irgendwo in der Sperre für eine halbe Stunde…. Alle, ALLE Menschen, müssen aufhören mit dem, was sie gerade tun! Das ist schon heftig!
Und noch interessanter: als Volker das zum ersten Mal erlebte, war seine Reaktion so ganz anders als meine, obwohl wir dazu ja eigentlich die gleiche Meinung haben:
Er schüttelte den ganzen Tag lang den Kopf darüber, was da eigentlich abgeht, und wieso das jeder mit macht, und was das für Auswirkungen hat auf ein Volk usw. Ich fand das erst mal völlig „normal“, und hatte eher Angst, eine falsche Bewegung zu machen. Und das, obwohl ich ja doch die selben „westlichen“ Überzeugungen habe wie er. Daran wurde mir bewußt, wie prägend es ist, mit was man aufwächst, von was man ständig umgeben ist. Denn so hatte ich das als Kind und Teenager erlebt: wenn der Präsident vorbei fährt, hält man an und hält die Klappe! Vielleicht erklärt das ein wenig die Untätigkeit der Menschen hier, auch wenn sie eigentlich nicht viel von ihrem Präsidenten halten – dennoch, so ist das eben: wenn er kommt, hat man stramm zu stehen. Sonst – sonst……. weiß man auch nicht, was geschieht….. Man fragt sich einfach nicht, ob das sinnvoll ist, dass es so ist. Man fragt sich auch nicht, ob das fair ist. Man fragt sich auch nicht, ob das hilfreich ist – und man fragt sich noch weniger, ob man das ändern könnte. Es ist so. Es war immer so, und man hat zu spuren!
Ich vermute, dass es in Botswana anders ist, denn Botswanas Präsidenten haben sich seit der Unabhängigkeit (im Gegensatz zu den meisten anderen afrikanischen Präsidenten) nicht endlos nur selbst bereichert, sondern das gesamte Land voran gebracht. Dennoch, wie man sich anhand der schlechten Straße nach Maun fragen kann; wie viel ist da wirklich dran?
Vielleicht kannst Du, Sabine (kalahricalling), uns hier ein wenig mehr Aufschluß geben? Vielleicht gibt es auch noch den ein oder anderen Botswana Erfahrenen stillen Leser hier, der sich dazu mal äußern mag? Mich würde da einiges interessieren.
Es tut mir Leid, dass ich Euch für den heutigen Tag auch nicht mit Bildern beglücken kann. Heute haben wir einfach „gelebt“, das in uns aufgesogen, was in und um Maun auf uns wirkte, und ich hoffe, dass ich diesen Abschnitt dennoch nicht zu langweilig gestalten kann!
Im Moremi können wir uns dann vor Tierbildern wieder nicht mehr retten, also müsst Ihr Euch jetzt noch ein wenig die Mühe machen, zu lesen – „Bildergeschichten“ kommen dann später wieder!
Es war ein guter Tag, und es tat uns gut, etwas mehr Zeit für Maun zu haben – bis auf den Einschub „Blechschaden“, von dem ich noch berichten werde….
Fortsetzung über Maun folgt!