14./15.1.: Urlaub im Urlaub
Der Morgen am Lions Rock beginnt vielversprechend und mit den namensgebenden Tieren. Wir entdecken drei kleine Löwen, sie sind die Nachkommenschaft der Löwin, auf die wir am Vorabend getroffen waren.
Als sie mit ihrer Familie im Busch auf dem Hügel verschwinden, fahren wir weiter. Es ist jeden Tag heißer geworden, schon gegen 8 Uhr brennt die Sonne vom Himmel, und so steht nicht zu erwarten, dass sich die Katzen so bald noch einmal aus der Deckung wagen.
Wir cruisen durch die Gegend, die eigentlich sehr schön ist, bis auf die Salt Lick Safari Lodge, die mitten in die Landschaft gebaut ist und nicht gerade eine Augenweide. Diese alteingesessene Hotelanlage gehörte einst zur Hilton-Kette und hat mit ihren Türmchen von Weitem etwas Cinderella-ähnliches. Aus der Nähe ist sie eine Beton-Scheußlichkeit auf Pfählen.
Direkt an einer mit Wasser gefüllten, mineralhaltigen Vertiefung gelegen, mag es sogar reizvoll sein, den Elefanten aus dem Zimmer von oben auf den Allerwertesten zu schauen. Das ändert aber nichts daran, dass sie ein Schandfleck ist inmitten eines von Tieren stark frequentierten Areals.
Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis herrscht gähnende Leere. Nur drei Elefanten erspähen wir weit weg; was letztlich nicht tragisch ist, denn auf dieser Reise waren die Dickhäuter bislang ein steter Begleiter - und werden es auch wieder sein.
Wir treffen unterwegs unsere Bekannten aus Bulgarien wieder, sie übernachten im benachbarten Taita Hills Reservat, das wir auf unseren Gamedrives mitnutzen können und umgekehrt. Auch sie würden sich ein paar mehr Tiere wünschen, sind aber dennoch zufrieden, weil sie eine endemische Vogelart gesucht und gefunden haben.
In Taita Hills entdecken wir am Fluss eine weitere Löwin mit ebenfalls drei Cubs, die schon etwas größer sind als die der anderen Löwenmutter. Im hohen Gras sind sie jedoch kaum zu erkennen und so fahren wir weiter zu zwei Wasserlöchern, von denen eins ausgetrocknet ist und das andere von Ziegen mit Beschlag belegt. Der junge Hirte wird schon bald Gesellschaft bekommen, eine Staubwolke in einiger Entfernung ist Vorbote der Kühe, die hierher getrieben werden. So ganz verstehe ich das nicht, denn es gibt nach den ausgiebigen Regenfällen auch außerhalb des Schutzgebiets ausreichend Wasser.
Wir fahren etwas vorzeitig auf unseren Hügel zurück und berichten der erstaunten Michaela vom Vieh. Sie ist not amused, denn offenbar war vor der Übernahme der Lodge in ellenlangen Beratungen mit unter anderem diversen Ältestenräten festgelegt worden, nach welchen Regeln im Reservat verfahren werden soll. Es gibt Zeiten für die Herden und auch bestimmte Wege, doch anscheinend hält sich kaum jemand daran. Das kennen wir schon aus Samburu und Buffalo Springs, ein schwieriges Thema überall.
Ich glaube allerdings auch, dass die aktuelle Tierarmut nicht an den Herden, sondern an den Umständen bzw. der Jahreszeit liegt. Elefant, Giraffe und Co. sind einfach gerade woanders unterwegs. Dass es den Korridor gibt, ist dennoch nicht nur eine gute, sondern auch eine wichtige Sache und so nehmen wir die Dinge, wie sie eben sind. So ist die Natur.
Blick von Lions Bluff über Lumo. Ganz links im Bild der schwarze, flache Lions Rock.
Es ist ja auch nicht so, dass man die Zeit hier oben nicht ausfüllen könnte. Und da ich meine (mittlerweile abgeklungene) Erkältung erfolgreich an Thomas weitergereicht habe, legen wir eine ausufernde Mittagspause ein.
Nach dem tollen Lunch und einem heißen "Anti-Erkältungs-Spezialdrink", den der emsige Donald aus Ingwer, Honig, Tee, Chili und anderen Ingredienzien zusammenbraut, haut sich Thomas aufs Ohr und ich drehe meine Runden im Pool. Es könnte schlimmer kommen.
Auch der Nachmittagsdrive fällt kurz aus, es ist leider nicht viel los im Revier, wir schalten auf Erholung.
Ohnehin müssen wir pünktlich zurück sein. Denn Michaela hat sich für den Abend etwas einfallen lassen. Am Mittag sind die großen Holzkohleöfen im Poolbereich fertig geworden, und die werden nun eingeweiht. Mit stimmungsvoller Beleuchtung, Feuerplatz, schwimmenden Kerzen im Pool und Pizza nach Wunsch. Immerhin acht Gäste sind wir an diesem Tag, zwei davon übernachten in Leopard's Lair.
Michaela spielt Ukulele und singt, und das gar nicht schlecht. Sie ist schon eine echte Marke, und unterhaltsam dazu. In der Ferne leuchtet der Kilimanjaro.
Ich unterhalte mich mit zwei Frauen, sie sind frisch angekommen. Waren zwei Tage zuvor noch auf dem Kili. Wow! Sie berichten, wie es war, die eine hat es gut vertragen, die andere wurde höhenkrank. Man sieht es ihr an, sie ist noch leicht angeschwollen. Oben waren sie beide.
Begeistert erzählen sie, aber auch entsetzt. Von den kleinen Gletschern, die da oben noch übrig sind. Noch zehn Jahre, vielleicht etwas mehr, dann sind sie weg. Ist der Kibo nur noch einfach ein hoher, brauner Berg. In Island haben wir das schon erlebt. Sehr traurig.
In der Nacht waren Löwen am Pool, kaum haben wir das Feld geräumt. Berichtet uns am Morgen der Nachtwächter. Um welches Rudel es sich handelt, kann er nicht sagen. Am Lions Rock erklimmt die Löwenmama gerade mit ihren Kleinen den Fels. Vielleicht waren sie zum Trinken bei uns? Der Weg ist nicht sehr weit.
Der Clanchef besetzt schon die Pole Position und überblickt von oben sein Königreich.
Irgendwo im Busch liegt ein Kill. Wir können es riechen, allerdings nicht entdecken. Der Geruch ist penetrant - und bleibt. Egal, wohin wir uns bewegen. Auch als wir schon weit weg sind vom Lions Rock und auf der Suche nach einem Frühstücksplatz, riecht es nach Gammelfleisch. Die Fliegen lieben es, folgen uns in Scharen. Igitt! Mir ist schon leicht blümerant.
Livingstone hält an, legt die Decke auf die Motorhaube. Aber so richtig nach Frühstück ist uns nicht. Auch hier muss ein Kill herumliegen. Obwohl - es riecht unter dem Auto, ich bin fast sicher. Livingstone forscht nach - und wird fündig. Ein kleines, drei Zentimeter langes Stück aus geronnenem Blut klebt im Kotflügel, der den Namen nun auch wirklich verdient.
Wir waren am Felsen wohl durch die Hinterlassenschaften eines Löwen gefahren, und es hatte sich festgesetzt. Livingstone trägt die Quelle allen Übels weit fort von uns, verfolgt von den gierigen Fliegen, dann ist Ruhe. Kleines Teil, große Wirkung. Ich schnappe nach Luft - und habe endlich Appetit. Geht doch.
Von der Decken's hornbill
Später fahren wir auf einen Aussichtshügel, wo man aussteigen darf, aber beim Auto bleiben muss. Schöne An -und Ausblicke, doch es ist brüllend heiß an so exponierter Stelle.
Den Büffeln triefen die Nasen, was die Madenhacker freut. Igitt (schon wieder)...
Am Nachmittag suchen wir die Löwen, leider ohne Erfolg. Dafür viele schöne Vögel.
Hildebrandt's starling
Noch ein Amarula zum Sonnenuntergang, dann schauen wir nach den Bushbabys, die den Hügel bevölkern.
Sie turnen an der Rezeption herum, auf dem Sonnendeck, unter den Reetdächern, aber vor allem dann, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Und so ist es gar nicht leicht, sie gezielt zu entdecken.
Es ist schon unsere letzte Nacht an diesem perfekten Ort. Am nächsten Morgen wollen wir noch einmal extra früh los, um vielleicht auch mehr Tiere zu entdecken. Unser Ziel heißt wieder Lions Rock. Mal sehen, ob er seinem Namen Ehre macht...