Tag 37 – Samstag, 13. August 2016 – Geschichtsstunde
Livingstone’s Camp, Nkasa Rupara NP – Nambwa Campsite
Auch an diesem Morgen wurden wir von unzähligen Vogelstimmen geweckt. Es war ein bisschen kühler geworden, aber gut auszuhalten. Uwe stand zuerst auf und befeuerte den Kelly-Wasserkocher. Wir frühstückten Müsli mit Joghurt und aßen Brötchen mit Nutella-Ersatz
und Marmelade. Der Camp-Besitzer Adolf Waidelich kam vorbei, und wir unterhielten uns sehr nett. Er ist ein älterer Herr, der sein halbes Leben in Afrika verbracht und dementsprechend viel erlebt hat. Seit vielen Jahren ist er ein großer Fan von David Livingstone und betreut auch das – allerdings nur räumlich gesehen – winzige Livingstone Museum. Wir verabredeten uns für eine kleine Führung.
Während wir spülten und unsere Sachen zusammenpackten, sah Ruth weit entfernt auf der Ebene eine Tüpfelhyäne rennen. Außerdem flog ein Geier in die gleiche Richtung. Für uns war das ein sicheres Zeichen dafür, dass es dort etwas Interessantes zu sehen gab. Also beeilten wir uns und fuhren in diese Richtung, fanden aber leider weder die Hyäne noch etwas anderes.
Hinter der schmalen Brücke über den Linyanti war ein Stand, an dem Holzschnitzereien verkauft wurden.
Wir hielten und fragen den Verkäufer nach dem Weg zum Museum. Dann suchten wir uns eine schöne Holzschale aus und verhandelten ein wenig. Der Verkäufer fragte nach alten Schuhen, und Uwe schenkte ihm seine alten Caterpillar-Schuhe, die er schon viele Jahre in Afrika getragen, aber seit einiger Zeit schon nicht mehr benutzt hatte.
Beim Museum wartete Adolf schon auf uns.
Er führte uns in den kleinen Raum, in dem große, handgemalte, wunderschöne Karten an der Wand hingen. Mit so etwas hatten wir nicht gerechnet und waren erst einmal sprachlos.
Allein die Karten waren schon beeindruckend. Aber Adolfs Geschichtsstunde, die er über die spannende Lebensgeschichte von David Livingstone aus dem Ärmel schüttelte, war der Oberknaller. Schnell war klar, dass wir hier an jemanden geraten waren, der voller Leidenschaft sehr anschaulich und ausführlich bis ins letzte Detail sein Interesse so vermitteln konnte, dass wir gespannt an seinen Lippen hingen und begeistert jede Information aufnahmen. Es war nicht eine Sekunde langweilig. Wir erfuhren, dass Livingstone etwa neun Monate an diesem Ort verbracht hatte, verfolgten verschiedene Reisen und vollzogen seine Bemühungen nach, die Menschen zu missionieren. Wir bekamen Informationen zu seiner Familie, seinen Ideen und seinem Tod. Adolf war ein fantastischer Erzähler, und es war ebenfalls interessant zu erfahren, unter welchen Umständen und mit welch großen Anstrengungen er an sein umfassendes Wissen und seine beeindruckende Sammlung gelangt ist. So unterhielten wir uns nach dem Vortrag im Museum noch lange mit ihm.
Adolf engagiert sich nicht nur für das Camp, den Nationalpark und das Museum, sondern auch für die lokale Bevölkerung. Sein aktuelles Projekt sind kleine Gewächshäuser, in denen die Dortbewohner selbst Gemüse anbauen können, ohne dass es von Tieren angefressen wird. Wir waren von allem sehr beeindruckt und machten uns voller neuer Eindrücke deutlich später als geplant auf den Weg. Die Begegnung mit Adolf Waidelich und sein geschichtlicher Vortrag bleiben uns im Nachhinein als eines der eindrücklichsten Erlebnisse im Gedächtnis. Wir wundern uns, dass wir bisher von diesem Geheimtipp noch gar nichts gehört hatten. Er ist wohl tatsächlich noch sehr geheim. Auch Adolf selbst machte kein großes Aufsehen um seine Führung. In nicht viel mehr als einem Nebensatz hatte er am Vortag erwähnt, dass wir ja mal vorbeischauen könnten. Welch ein Glück, dass wir uns diese Zeit genommen hatten, denn sonst hätten wir hier einiges verpasst.
Vorbei an einer Elefantenherde ging es zurück zur Teerstraße Richtung Kongola.
Heute stand nur eine kurze Etappe auf dem Programm. Bei Kongola bogen wir nach Westen ab und erreichten hinter der Brücke über den Kwando den Abzweig zum Nambwa Camp. Beim neuen Park Office bezahlten wir die Gebühr für den Bwabwata Nationalpark. Dann fuhren wir nach Süden parallel zum Fluss. Wir nahmen ein paar Umwege, um immer möglichst nah am Wasser zu fahren. Wir sahen Marabus, Reiher und viele Geier aufsteigen. Ein Waran kletterte an einem Baum hoch. Auf einem Ast über dem Wasser saß ein Giant Kingfisher. Letschwes lagen im Gras.
Marabu
Rotschnabeldrossel
Meckergrasmücke
Wir erreichten das Nambwa Camp, das wir seit dem Bau der Lodge noch nicht besucht hatten. Die Einfahrt zur Campsite befindet sich nun am Ende der Insel. Zunächst war die Rezeption nicht besetzt, und wir liefen ein wenig planlos umher. Dann stellten wir uns einfach auf die freie Nummer 1. Als ein Angestellter kam und die Reservierungen durchsah, stellte sich heraus, dass wir genau den richtigen Stellplatz ausgesucht hatten. Dieser liegt ganz am Rand des Geländes direkt am Fluss unter einem hohen Baum. Es ist ein Jackalberry-Tree, an dessen Stamm eine Feige hochgewachsen ist. Die beiden Bäume sehen sehr eindrucksvoll aus.
Wir machten Picknick mit Obadzda, Gurken, Schinken, Möhren und Frischkäse. Wir genossen die Ruhe und ließen es uns schmecken.