Robberg Nature Reserve: Wandern im Paradies
Von Wilderness nach Plettenberg Bay ist es nur ein Katzensprung. Gerade einmal 80 Kilometer. Wir hatten in dem beliebten Ferienort mit seinen schönen Sandstränden schon einmal auf der Durchreise zu Mittag gegessen, aber noch nie übernachtet. Diesmal hatten wir den Stopp vor allem zum Wandern im Robberg Nature Reserve eingeplant.
Blick auf "The Eiland"
Die Christiana Lodge, wo wir uns für zwei Nächte einquartierten, ist ein sympathischer und perfekt organisierter Familienbetrieb. Die Vorfahren hatten einst eine Farm in dem Gebiet, was heute der Addo Elephant Nationalpark ist. Historische Fotos an den Wänden zeugen davon.
Diese stilvolle Unterkunft, ruhig am südlichen Rand von "Plett" und mit Blick auf Robberg gelegen, war in jeder Hinsicht perfekt für unsere Zwecke. Ein großes, helles Zimmer, das beste Frühstück der gesamten Reise und herzliche Mitarbeiter, das passte alles, nur kamen wir viel zu früh dort an. Natürlich konnten wir noch nicht auf unser Zimmer. Wohl aber unsere Sachen unterstellen. Was also nun? Der Tag war noch jung.
Die Robberg-Wanderung war eigentlich für den nächsten, vollen Tag geplant gewesen. Doch wie disponierten um, wechselten schnell die Klamotten und fuhren die kurze Strecke zum Naturschutzgebiet. So mitten am Tag und in der Ferienzeit parkten die Autos Stoßstange an Stoßstange. Das konnte ja heiter werden.
Doch meine Bedenken zerstreuten sich schnell, denn die Besucher verteilen sich an den Stränden und auf den Wanderwegen sehr gut - auf der längsten der drei Strecken sowieso.
Es gibt unterschiedlich lange Rundwege über die etwa 3,5 km lange und an der breitesten Stelle knapp 800 m breite Halbinsel: The Gap (2,1 km, 30 - 60 Min.), Witsand (5,5 km, 2 - 3 Std.) und The Point (9,2 km, 4 – 5 Std.). Wir entschieden uns für die dritte Variante, bei der man die komplette Halbinsel umrundet.
Ich wusste: Je länger die Wanderung, desto anspruchsvoller wird der Weg. Das Gelände ist felsig und birgt steile Passagen, über die Holztreppen führen. Die aber waren zuletzt wegen Reparaturarbeiten ausgefallen - was den Track erheblich erschwerte. Ich fragte am Gate nach und atmete auf: Die Treppen waren wieder intakt.
Voller Tatendrang starteten wir also und wanderten zu Beginn an den Shark Spottern vorbei, die mit Ferngläsern das Meer scannten. Später beim Dinner in einem Restaurant direkt am Wasser sah ich einen Hammerhai in einer Welle.
Blick vom Start der Wanderung auf Plettenberg Bay
Schon auf den ersten Metern hatten wir tolle Aussichten. Es dauerte nicht lange, da erreichten wir "The Gap". Von dort führt eine lange Treppe hinunter zum Strand, wir liefen aber weiter die Felsenküste entlang und stiegen bald die erste lange Holztreppe hinauf auf den Kamm.
Oben vesperten wir und verputzten das leckere Essen, das wir am Vortag in Wilderness von den "Girls" mitgenommen hatten. Uns ging es richtig gut.
Wir liefen weiter, unter uns das türkisblaue Meer, ein Traum. Wir erreichten die riesige Robbenkolonie, die bis zum Ende der Halbinsel unser Begleiter blieb - wie auch ihr Geruch.
Bis zu 8.000 Tiere sollen hier in der Spitze sein. Wir rochen und hörten sie lange, bevor wir sie sahen.
An die riesige Sanddüne "Witsand" klammerte sich eine dünne Wolke. Wir standen und staunten, eine mystische Stimmung und rosa Licht. An diesem Punkt führt die zweite Route hinunter auf die andere Seite zum Strand und zurück zum Parkplatz. Für uns ging es weiter geradeaus.
Je näher wir der Landspitze der Halbinsel kamen, desto felsiger und rauer wurde die Küste. Andere Wanderer waren rar. Zwei, drei junge Paare, flott unterwegs, mehr nicht.
Nun ging es bergab. Hinunter zum Meer und zum äußersten Ende von Robberg.
Über Felsen liefen wir weiter. Eine wilde Kulisse und auch bunt. Neben uns tosten das Meer und die Wellen.
Manchmal mussten wir klettern. Machbar, aber körperlich anstrengend - und auch immer spektakulär schön.
An den steilsten Stellen halfen die Holztreppen, frisch gezimmert und frisch gestrichen. Wir waren froh. Wie es ohne sie wäre, wollte ich mir nicht ausmalen. Noch viel fordernder jedenfalls. Und vielleicht auch ein bisschen gefährlich.
So langsam wurden die Beine schwer. Das viele Auf und Ab, das Klettern und die Hitze - ich war k.o. Wir kamen an einer kleinen Hütte vorbei, die einzige Unterkunft direkt im Reservat. Bis zu acht Personen können hier übernachten, das ist bestimmt sensationell. Die Natur, das Meer, die Einsamkeit - vor allem am Morgen.
Nach vier Stunden erreichten wir den Traumstrand mit der vorgelagerten Insel. Man kann "The Eiland" über Holzstege erkunden, uns fehlte die Kraft für eine weitere Schleife. Thomas sprang ins Wasser. Mir reichte es, einfach die Beine und die Seele baumeln zu lassen. So ein tolles Fleckchen Erde!
Weiter an der Küste entlang, durch Sand, über Felsen, Holzstege und Treppen, gelangten wir wieder zu "The Gap".
Von dort ging es noch einmal steil hinauf, ein letzter traumhafter Blick, dann waren wir nach sechs Stunden zurück am Ausgangspunkt. Begeistert, erschöpft und vor allem durstig. Wir hatten viel zu wenig zu trinken mitgenommen. Wir plünderten den Getränke-Truck am Parkplatz, setzten uns auf eine Steinmauer und schütteten literweise Limo in uns hinein.
Wir hatten uns völlig verausgabt. Aber das war alle Mühe wert. Eine abwechslungsreiche Wanderung in traumhaft schöner Kulisse - und wer die längste Strecke nicht mag, der kommt auch bei den kürzeren Trails auf seine Kosten.
Es hatte etwas für sich, dass wir direkt nach unserer Ankunft gewandert waren. Denn so fuhren wir am nächsten Tag an einem Mittwoch zum Old Nick Village etwas außerhalb von Plettenberg Bay. Ein Künstlerdörfchen an der N2 mit Galerien, kleinen Läden und Ateliers, Thomas parkte auf einer Bank im Schatten und ich ging Shoppen. Eine lange Leinenhose und eine kurze, ein Kontrastprogramm zum Wandern - aber ebenso gut für die Seele.
Das Herz von Old Nick ist die Mungo Mill, eine traditionsreiche Weberei, die man besichtigen kann. Wir wollten kein zusätzliches Gepäck und widerstanden zunächst, doch kaum zurück in Hamburg, bestellte ich online (es gibt auch eine Filiale in Kapstadt).
Mittwochs findet im Village zudem der Wochenmarkt statt, wir deckten uns ein mit frischem Brot, eingelegten Feigen, leckerem Käse und gefüllten Teigtaschen. Die nächsten beiden Tage würden wir wieder Selbstversorger sein. Nächste Station: Tsitsikamma.