Addo Elephant Teil I - Der Name ist Programm
Der erste Gamedrive durch den Addo Elephant Park war ein wenig aus der Not heraus geboren. Denn wir folgten der Empfehlung von Sanparks, die das Auswärtige Amt übernommen hatte, hinter Port Elizabeth nicht über die R335 und Motherwell zum Nationalpark zu fahren, sondern über die N2 via Colchester anzureisen.
Das war von der Distanz her überhaupt kein Problem, und wir hatten natürlich auch nichts gegen eine erste Safari quer durch den Park, um zu unserem eigentlichen Ziel in der Nähe des Haupteingangs bei Addo zu gelangen. Doch wir wurden den Gedanken nicht los, dass wir wahrscheinlich übertrieben. Bis wir sowohl bei unserer Ankunft am Matyolweni Gate als auch in unserer Unterkunft von Einheimischen in unserer Entscheidung bestärkt wurden. Sie meiden die Strecke, die durch das größte Township von Port Elizabeth führt, wegen der Gefahr des Carjackings ebenso.
Am südlichen Gate konnten wir wegen Loadshedding nicht mit der Karte bezahlen, was uns ein wenig vor Probleme stellte. Wir kratzten das letzte Bargeld zusammen und das Sesam öffnete sich. Nun hieß es schnurgerade durch den Park und am anderen Ende durch das nördliche Gate wieder herausfahren.
Schon kurz vor Matyolweni hatten wir einige Tiere gesehen, Antilopen, Zebras Giraffen, und uns noch mehr auf die nächsten Tage gefreut als ohnehin schon. Das Gelände, das wir passierten, gehörte allerdings zu einem Private Game Reserve und nicht- wie von uns vermutet - zum Addo, wo es gar keine Giraffen gibt.
In solch einem privaten Schutzgebiet hatten wir zehn Jahre zuvor einige Tage verbracht. Lalibela hatte uns schon gut gefallen, doch es war auch ein bisschen wie im Zoo. Ein Gefühl, dass vor allem von der Tatsache herrührte, dass in den Game Reserves Tiere angesiedelt wurden, die hier eigentlich nicht hergehören. Im Addo dagegen gibt es nur Tiere, die auch ursprünglich in dieser Region beheimatet waren. Das ausschlaggebendste Argument dafür, dass wir dem Nationalpark diesmal den Vorzug gaben.
Wir hatten keinerlei Erwartungen an diesen Park, außer vielleicht ein paar Elefanten zu sehen, und das sollte sich als äußerst leichte Übung herausstellen, denn der Addo hat die größte Population von Elefanten in Südafrika.
Als er 1931 zu ihrem Schutz eingerichtet wurde, gab es nur noch elf Dickhäuter in der Region. Elfenbeinjäger und Farmer hatten ihnen den Garaus gemacht. 1954 hatte sich die Zahl verdoppelt, heute leben über 600 Elefanten im Park, der nach Erweiterungen aus mehreren Teilgebieten besteht und von den Hügeln im Hinterland bis ans Meer reicht.
Mbotyi Loop in der Colchester Section mit Blick auf die Sanddünen
Auch die Zuurberg Mountains (im Hintergrund), früher Zuurberg Nationalpark, wurden in den Addo Elephant Nationalpark eingegliedert. Dort verbrachten wir im Anschluss noch zwei Nächte.
Die Hauptgebiete für Safari und das Auffinden von Elefanten sind die Main Game Area im Norden und die Colchester Section im Süden. Wir brauchten viel länger als erwartet für die 40 Kilometer lange Süd-Nord-Tour quer durch den Park und beschlossen relativ schnell, einfach bis zum Abend zu bleiben und erst dann in unserer Unterkunft einzuchecken.
Wir kamen schon deshalb nur relativ langsam voran, weil man im Park nicht schneller als 40 km/h fahren darf. Nicht nur Elis, auch Schildkröten queren die Pisten. Zudem gehen überall auf der Strecke Mistkäfer (flightless dung beetle) ihrer beschwerlichen Beschäftigung nach. Etliche Schilder warnen davor, auf die Käfer zu achten und auch den Elefantendung zu umfahren. Leider haben wir dennoch einige Exemplare gesehen, die den Autos zum Opfer gefallen waren.
Wir sparten uns an unserem Ankunftstag im südlichen Teil des Parks, der für Busse und Wohnmobile verboten ist, die diversen Loops. Entlang der Hauptstraße ist der Busch zunächst dicht, doch dann wurde die Landschaft offener und wir sahen die ersten Tiere.
Natürlich ist der Addo nicht die Serengeti oder der Moremi. Der Mensch muss eingreifen, weil er das in der Vergangenheit, als die Natur noch intakt war, schon allzu sehr getan hat. Es gibt kein Oberflächenwasser und einige der gepumpten Wasserlöcher sind in größerer Höhe mit einem Draht gesichert, um die Elefanten fernzuhalten. Sieht nicht unbedingt schön aus, aber so kommen auch andere Tiere zu ihrem Recht. Wir freuten uns über alles, was wir zu Gesicht bekamen und auch darüber, dass das Wild hier wieder sein angestammtes Zuhause hat.
Wir passierten das Marion Baree Wasserloch direkt am Weg, dem Wohnsitz einer quirligen Warthog-Familie. Wir sahen sie jedes Mal, wenn wir in den nächsten Tagen hier vorbeifuhren.
Der Weg zum Hapoor Dam im Nordenwesten des Parks lohnte sich eigentlich immer, hier gibt es Elefantengarantie. An einem Nachmittag - wir sahen es aus einiger Entfernung - müssen es Hunderte gewesen sein. Viele der geführten Touren (wir fuhren ausschließlich selbst, was absolut problemlos ist), so unser Eindruck, machten sich gar nicht allzu viel Mühe und steuerten mehr oder minder schnörkellos gleich hierher.
Im Nordosten nahmen wir uns gleich am ersten Nachmittag noch den Gorah Loop vor, kamen aber sehr nicht weit, denn wir entdeckten Erdmännchen. Die hatten wir noch kaum in der Wildnis gesehen, und so beobachteten wir eine Weile ihr emsiges Treiben, wenn auch von weiter weg.
Beim Addo Main Camp stiegen wir noch in den Underground Hide, doch er blieb eine Randnotiz, auch in den Folgetagen. Als Volltreffer entpuppte sich dagegen der Red Bishop Bird Hide schräg gegenüber. Wir hatten diese hübschen Webervögel noch nie gesehen. Hier flogen sie gleich im Dutzend herum und verteidigten Haus und Hof in einem kleinen Feuchtbiotop versiert gegen lästige Konkurrenten.
Auch andere Vögel gaben sich ein Stelldichein, und wir kehrten noch mehrfach zurück. Das lohnte sich immer - und immer waren wir die einzigen Besucher im Hide.
Kurz vor Toreschluss verließen wir den Park durch den Haupteingang und fuhren durch den schmucklosen Ort Addo zu unserer Unterkunft. Die Gegend ist ein anderer Schnack als die Region rund um die gutsituierte Garden Route. De Old Drift ist jedoch eine ruhige, gepflegte Zitronenfarm mit sauberen Zimmern, gutem Essen und herzlichen Mitarbeitern - und vor allem nur zwölf Kilometer vom Main Gate entfernt.
Vielen Besuchern reicht wohl eine Stippvisite im Addo. Wir aber freuten uns auf weitere Safari-Tage - von Tieren können wir eigentlich nie genug bekommen.