AUFGEWACHT... vorbei die Nacht!
Es ist 5:50h und wir sind wach. Kurz vor Sonnenlicht, aber schon genug, dass das Leben beginnen kann. Wir ziehen den Reißverschluss am Zelt auf und ein Stimmengewirr schlägt uns entgegen.
"Was wollt ihr hier draußen?"
"Habt ihr Mal auf die Uhr geguckt?"
"Ich bin hier eingestiegen, weil ich ausschlafen will!"
"Sagt mal, was ist denn hier los, wo bleibt die Motivation?"
Das grenzt ja an Meuterei. Natürlich seid ihr es nicht gewohnt bei uns so früh raus zu müssen. Morgens geht es schließlich immer gemächlich los und wenn die Sonne schon weiter oben am Himmel steht geht es los. Aber wir sind wach, haben Hummeln im Hintern und irgendwie zieht es uns nach draußen und rein in den Tag.
"Jetzt mach' den Kopp zu und zurück ins Zelt!"
"Ruhe da drüben, ich will schlafen!"
Soooo Freunde, jetzt ist vorbei. Zelt wird abgebaut, es ist zu kalt um an Frühstück zu denken, es gibt nur Frühstückskekse heute. Die Reisegruppe wird eingesammelt und ins Auto verfrachtet. Felix überwacht das Ganze auf dem Toilettenhäuschen stehend, da hat er den besten Überblick.
Aus der Duschschnecke gibt es ein fürchterliches Gehämmer und Gerumpel... was ist denn da los?
"Das ist Nadine, die versucht einen Durchlauferhitzer an die Eimerdusche zu montieren..."
So ein Chaos, wenigstens Rik bereitet keine Probleme, die sitzt weiterhin am Feuer, am selben Platz wie gestern Abend. Sie bleibt halt gerne am selben Ort. Hat jemand Betti gesehen?
"Die hat nen Löwenbild ans Fenster im Auto geklebt... die ist grad nach Kenia ausgeflogen."
Mannomann, geht hier zu wie im Taubenschlag, apropros Taubenschlag, kann wer sich mal den Schaden an der Windschutzscheibe anschauen... ach Friederike hat aufgepasst und wechselt die gerade aus, perfekt, wenigstens eine die mitdenkt. So langsam setzt sich jeder auf seine 5 Buchstaben, aber warum haben wir jetzt einen Platz zu wenig?
Da hat sich doch ganz hinten noch der Martin reingeschmuggelt, den haben wir doch erst später als Zusteiger auf dem Plan gehabt.
Jetzt kann einer nicht mehr ins Auto, verdammt.
"Bele, du hattest so unverschämtes Sichtungsglück, ab ins Krähennest, Ausguck halten heute!"
SO, es geht los... nach aufwändigem Intro um eigentlich nur eine Kleinigkeit anzukündigen. Wir haben es geschafft, das erste Mal, dass wir morgens früh mit dem ersten Licht raus sind, freiwillig, und erst danach zurück ins Camp fahren um zu frühstücken.
Alle eingestiegen, also ab dafür.
(na, wer findet den Hinweis auf unsere erste Campingreise in Namibia)
Machen wir mal etwas ruhiger weiter, wo jeder seinen Platz gefunden hat. Wir packen flugs zusammen, was komischerweise dennoch eine Stunde dauert. Egal wie sehr wir uns beeilen wollen und werden die nächsten Wochen. Das ist unsere Zeit um vom Platz zu fahren. Irgendwie verstehen wir nicht wo wir immer die Zeit liegen lassen. Aber da wir mit Sonnenaufgang aus dem Zelt sind, erwischen wir dennoch die Morgenstunden und dieses wunderbare Licht.
Wir fahren eine kleine Runde raus zur Pfanne des Passarge Valleys. Das sind knappe 9km und dann vielleicht ein Stück weiter und wieder zurück, sobald die Sonne hoch genug ist, dass es warm genug ist um sich gemütlich hinzusetzen für ein kleines Frühstück. So werden wir es beibehalten und fragen uns, warum wir das nicht schon früher so gemacht haben?!
Kaum losgefahren sehen wir eine kleinere Gruppe Springböcke. Wir freuen uns über die Springböcke hier besonders, da wir die das letzte Mal 2017 zu Gesicht bekommen haben in Namibia. Ein kleiner, heller Vogel zwitschert der Sonne seinen Gruß entgegen, wieder einmal bin ich bei der Bestimmung aufgeschmissen, irgendwo zwischen einer Lerche, Wabler oder Gottweißwas rangieren meine besten Tipps.
Nur ein Stück weiter, wieder im Talkessel sehen wir ein einzelnes Oryx, vielleicht dasselbe von gestern Abend.
Drosselschnäpper danke ans Bestimmungsteam
Diesen Morgen stolzieren viele der hochschnabligen Riesentrappen durch die Savanne. Mit dem Kopf so leicht kokett nach oben gereckt haben sie immer einen gewissen Grad von Arroganz an sich... so recht mögen wir sie nicht, was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass sie die Gabelracke als Landesvogel Botswanas abgelöst haben und wir Gabelracken viel hübscher finden.
Auch dem Botaniker in uns können wir weiter frönen, aber anders als diese kleine, gelbe Frucht, ist meine Recherche nicht auf fruchtbaren Boden gestoßen. Vielleicht kann jemand aushelfen, aber wenn ich versuche mich ranzutasten per Google Suche, meint die immer ich wäre auf der Suche nach Amarula Früchten, was ich aber offensichtlich nicht bin...
Giftige Bittertomate Danke Konni
Kori Bustard - Riesentrappe
An der Gabelung zur West-Ost Querverbindung fahren wir noch ein Stück geradeaus, die Sonne strahlt jetzt über das hohe Gras und mehrere Springböcke sind hier unterwegs. Sie grasen friedlich und geben perfekte Porträtmotive ab, wenn sie kauend hochschauen und sich dabei ertappt fühlen.
Der hier checkt erst uns aus...
... dann sieht er ein interessanteres Objekt der lendlichen Begierde und schnuppert mal ob was geht.
Er meint JA, sie sagt NEIN. Wie im wahren Leben. Eine wilde Hatz, rennend und springend geht los, von links nach rechts und wieder zurück. Wir schauen uns das fasziniert an und haben wohl beide darüber vergessen, da mal die Kamera als Video mitlaufen zu lassen. Da hätten wir mal eine echte "Jagdszene" im Kasten gehabt.
Den letzten der Reihe haben wir Lucky Luke getauft.
Wir drehen wieder um und machen uns auf den Rückweg zur Campsite. Endlich will mir ein Beweisbild der kleinen Spatzen gelingen die hier in den Büschen an der PAD sitzen und immer weiterfliegen, bevor wir weg sind... es sind natürlich keine Spatzen, aber kleine Vögel die wegfliegen und nicht näher inspiziert werden können heißen erstmal so.
Ein Schakal schaut kurz mit müden Augen zu uns rüber, bevor er sich ins Gras legt, einrollt und für uns unsichtbar wird. Das Steinböckchen hinter hohem Gras, mit seinen langen, staksigen Beinen ist da schon besser auszumachen. Wir genießen es, wie die Sonne uns langsam aufwärmt und einfach mal so früh unterwegs zu sein. Es ist spannend und auch mal schön, den Tag etwas aufzuteilen, das klappt natürlich nur bei kürzeren Wegen oder wenn man mehr als eine Nacht hat. Heute ist es der kürzere Weg...
Denkste!, die Rechnung machen wir auch heute wieder ohne die Kalahari.
Aber soweit sind wir noch nicht.
Scaly-feathered Weaver | Schnurrbärtchen (was ein passender deutscher Name!)
Black-backed Jakal | Schabrakenschakal
Steenbok | Steinböckchen
Es geht wieder vorbei an der Stelle mit den Riesentrappen, gleich vier auf einmal sehen wir, eine kommt auch etwas näher, wenn auch nicht für ein richtig gutes Porträt, aber wir nähern uns an.
Kori Bustard | Riesentrappe
Kurz vor der Campsite sitzt noch ein Greifvogel im Baum und stolz kann ich berichten, die Eulenmuckels nur um Bestätigung gefragt zu haben, endlich mal einer, den ich ganz alleine aus dem Roberts Guide rausgesucht und identifiziert habe.
Southern Pale Chanting Goshawk | Großer Singhabicht (juvenile)
Es ist jetzt neun Uhr und wir biegen wieder auf der Campsite ein. Kurz vor sieben Uhr sind wir los und auch wenn nichts spektakuläres an Tiersichtungen dabei war, haben wir für uns schon jetzt die spektakulärste, oder eher tiefgreifendste Sichtung des Urlaubs gesehen. Das Licht.
Natürlich ist mir Licht ein Begriff, aber ich wollte mich nicht vom fotografisch attraktivem Licht leiten lassen auf Safaris. Im Nachhinein betrachtet, jetzt wo wir das Prinzip früh raus, spät zurück mehr beherzigt haben, sind doch auch viele der besseren Aufnahmen auf diesen Fahrten entstanden und die Stimmung, das ganze Ambiente im Busch und auf den Grasflächen ist um Längen schöner.
Was auch immer uns an diesem Morgen aus dem Zelt getrieben hat, es war ein Glücksfall.
to be continued...
Gruß,
Robin