Was ist besser als ein Leopard am Tag...?
So ihr Lieben... Pippipause ist vorbei, hat jeder was zu Essen und zu Trinken im Shop gekauft?
Es geht weiter, schauen wir noch mal wo es jetzt lang geht.
Wir fahren direkt Richtung Süden, ziehen dann eine kleine Runde den N'watimhiri entlang zurück in Richtung Lower Sabie.
Es geht auf Asphalt die H1-1 hinunter. Das gefällt uns nicht sonderlich, also planen wir recht früh links ab in die S114 abzubiegen. Am Abzweig angekommen, fährt gerade ein Wagen aus der Piste. Eines der hinteren Fenster fährt runter und ein ca. 13 jähriges Mädel bedeutet uns langsamer zu fahren und anzuhalten. Vorne im Auto sitzen breit grinsend Mama und Papa.
Die Situation erfassen wir sofort,
da darf wohl jemand ganz stolz die tollen Sichtungen verkünden.
Da halten wir natürlich sehr gerne und die Kleine erzählt uns, dass wir abbiegen müssen und den Weg nehmen, den sie gerade gekommen sind. Da liegt ein Leopard im Baum, nur wenige Kilometer die PAD runter.
Wir bedanken uns artig und versichern, dass wir diesem super Tipp natürlich sofort verfolgen werden und wünschen dem Trio noch viel Glück für den restlichen Tag. Wir müssen in diesem Falle wirklich mal gar nix tun, 2km dem Weg folgen, es stehen schon 2 Fahrzeuge am Rand.
(JA, nur 2 Fahrzeuge, so nah an Skukuza, bei einem Leo im Baum... es ist wirklich nicht zu überfüllt hier, zumindest in dieser Jahreszeit, oder woran auch immer es liegt)
Der Leo liegt zwar tatsächlich wie angekündigt im Baum, dank der Fahrzeuge wissen wir auch die Richtung, aber er ist so weit weg, da müssen wir doch erstmal ganz schön suchen um den richtigen Baum zu finden.
Da ist aber jemand sehr müde heute!
Wir haben den Wagen abgestellt und ich schraube alles an Konverter dran was geht um doch noch halbwegs nah ran zu kommen und ein paar gute Bilder zu bekommen. Flasche Wasser nach hinten, Brote verteilt und so sitzen wir beide auf der richtigen Seite und beobachten den schlafenden Leoparden. Vorder- und Rückbank ist für uns eigentlich ein Muss, damit wir bei Sichtungen immer beide die "richtige" Seite haben können, deswegen nehmen wir auch immer ein Double-Cab beim Campen.
Plötzlich kommt etwas Bewegung rein, der Leo hat anscheinend unter dem Baum etwas entdeckt und er steht ganz kurz auf, legt sich wieder hin aber beobachtet irgendwas, dass sich unserer Sicht entzieht. Objektive schnellen aus den Fenstern, passiert hier doch noch was?!
Falscher Alarm... zwei Minuten später wird der Kopf wieder gemütlich auf die Vorderpfoten gebettet.
(kleine Anekdote aus meinen 6 Wochen Dauer-Safari-Live-Zeit, da hatten sie mal einen Leo beobachtet, der gemütlich ein blutiges Stück Fleisch einer erlegten Antilope als Kopfkissen nutzte und völlig verschmiert war)
Doch lieber wieder hinlegen...
...Position mal ändern...
... kurzer Blick zu den Menschen. Was wollt ihr hier? - Ich mach nix. Gute Nacht!
NA GUT... nach ca. 45 Minuten zieht es uns dann doch auch mal weiter. Wir wechseln noch einmal die Position, vielleicht erkennt man mehr ein Stück weiter die Straße runter, aber es ändert nicht viel an der Sichtung und auch nix an dem faulen Sack da oben im Baum. Der bleibt sanft schnarchend genau da liegen wo er gerade ist.
Auf der S114 passiert nichts mehr, aber ein Leo ist ja irgendwie auch nicht zu verachten.
Wir nehmen die S22, dort gibt es den Aussichtspunkt "Renosterkoppies", man fährt durch große Findlinge auf einer kleinen Serpentinenstrecke nach oben, allerdings ist jetzt alles so verbuscht, dass man an Aussicht gar nicht denken kann. Oben auf erwischen wir nur 2 Go-Aways im Geäst, die uns lautstark nach unten rufen. Aber dennoch erwischen wir auch hier 2 echte Erstsichtungen, ganz verschiedener Arten, die sich aber beide auf den Felsen in der Sonne aufwärmen.
Weg nach oben: Eine Echse, aber welche, kann ich nicht bestimmen, auf jeden Fall noch nie gesehen, mit Schwanz ganz locker länger als 1m
Weg nach unten... wir haben tatsächlich noch nie Klipspringer gesehen.
Wir nehmen die S21 unter die Räder. Es ist mittlerweile schon 15.30h, noch 30km Gravel vor uns und dann noch 15km auf Asphalt. Ohne Sichtungen kein Problem, aber wir kennen das wohl alle, Zeitmaßstäbe in km und Geschwindigkeit gerechnet vetragen sich nie gut mit einer Safarifahrt. Man steht ja doch immer irgendwo länger... es gibt ja viel zu sehen. So auch hier.
Los geht es mit wierder mal schönen Giraffen und deren Putzkolonne bei der Arbeit. Eine weitere echte Erstsichtung schwirrt durch die Luft. Als sie sich mal setzt, schaffe ich ein einzelnes Bild, das ausreicht, um eine Rauchschwalbe zu identifizieren.
Mal ein etwas anderer Bildausschnitt
Der Oxpecker hat noch einiges zu tun... wir suchen uns im Sommer immer die Beine ab, wenn wir im hohen Gras waren. Wie schaffen es die Giraffen dutzende Zecken am Kopf zu haben.
Barn Swallow | Rauchschwalbe
Weiter geht es mit einer kleinen Schweinefamilie, Mara fotografiert die Warzenschweine, ich halte meine Kamera auf der anderen Seite des Autos raus und nehme noch ein paar Vögel vor die Linse. Warzenschweine sind auch nicht sooo einfach gut zu erwischen. Kopf meistens unten, dann sind sie eher klein und man fotografiert aus dem Auto heraus eigentlich immer von oben runter. Nicht so easy.
Burchell's Starling | Riesenglanzstar
Und noch einer für unsere Erstsichtungsliste:
Crowned Lapwing | Kronenkiebitz
Jetzt muss ich mal wieder etwas ausholen. Denn das nächste Bild hat etwas Geschichte. Wir wollen ja gerne Eulen sehen. Und weil das so ist, durchsuchen wir alle möglichen Bäume. Allerdings wissen wir gar nicht wo genau man nach Eulen suchen sollte, ganz offensichtlich, schließlich finden Eulen eher uns, als wir sie.
Tote, abgestorbene Bäume, ohne jegliches Blätterwerk, abgeschälte Rinde, ausgeblichenes Holz... da suchen wir am liebsten nach Eulen. Ist das sinnvoll.
Auf jeden Fall habe ich solche Bäume immer im Kopf und da guckt eine Eule aus einem ausgehöhltem Astloch. So muss das aussehen.
Wir zockeln also gerade so über die PAD und im Augenwinkel sehe ich etwas durch Maras Fenster in so einem Baum sitzen. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal spritzt der Kies auf dem Weg hoch. Ich bremse scharf ab, Rückwärtsgang rein und nachgeschaut. Es ist keine Eule, aber ein kleiner Kerl guckt uns neugierig an.
Dieses Foto habe ich als einziges schon direkt im Urlaub entwickelt. Irgendwie hatte es beim Sichten der Bilder zwischendurch direkt meine Aufmerksamkeit. Keine spektakuläre Sichtung, aber wie der kleiner Kerl da aus seiner Haustür hinausschaut, eingerahmt von der fast weißen Holzstruktur. Ich fand und finde es cool.
Zurück aus dem Urlaub habe ich an einem Fotowettbewerb teilgenommen, u.a. mit diesem Foto und siehe da. Platz 7 von immerhin über 3.500 Einsendungen sollte es werden inkl. dem Bild abgedruckt in der August-Ausgabe der digitalphoto.
Darüber freue ich mich riesig und mittlerweile begrüßt der Racker auch jeden Gast als Erster, wenn der Besuch unsere Wohnung betritt.
(was aktuell ja nicht allzu oft vorkommt )
Die Landschaft hier ist durchzogen von runden Koppies, total schön, aber Leoparden oder andere Katzen finden wir nicht auf auf ihnen. Stattdessen tummelt sich aber das pralle Leben mit diversen Antilopen... mit Vögeln links und rechts... Mangustenbauten finden sich entlang des Weges, mitsamt der süßen Bewohner. Wow, auf der S21 brummt es so richtig. Hier gibt es jede Menge zu sehen. Da kommt man kaum weiter, wenn man so wie wir, für fast alles anhält.
Kleinen Kuss bei der Mama abholen
Futtern, kurz gucken, weiter futtern!
Steenbok | Steinböckchen
Ich liebe es wie gut PS mittlerweile Panoramen aus 5 mal eben aus der Hand geschossenen Fotos zusammensetzt. Die schöne Route entlang der S21
Dwarf Mongoose | Zwergmangusten
Crowned Lapwing | Kronenkiebitz
Swainson's Spurfowl | Swainsons Francolin
Punker gint es überall
Und wegen dem hier quietschten wieder die Reifen, Rückwärts setzen... die Videos sind aber niedlicher.
An einem kleinen Wasserloch, die nächste Erstsichtung. Kaum kamen wir an, plumpste die ganze Entenfamilie ins Wasser. Lieber Abstand zu dem bereiften Weißkastenelefanten gewinnen.
Knob-billed Duck | Höckerglanzgans
Puuhhh... kurz durchatmen und die Augen ausruhen. Die S21 können wir wirklich empfehlen. Es sind vielleicht nicht die ganz spektakulären Sichtungen, aber dafür gibt es wirklich immer was zu sehen. Und so geht es auch weiter, bzw. ist das in erster Linie eine Piste für die Birder hier. Den gefiederte Freunde sitzen in jedem zweiten Baum, es werden Grillen gefangen, Ausschau gehalten, auf Ästen balanciert, die höchsten Spitzen der Bäume als Ausguck genutzt und die obligatorische Gabelracke gibt es auch wieder zu finden.
Wir machen mal weiter mit der Bilderflut, es ist nebenher wenig zu berichten, einfach Kamera raushalten und von Motiv zu Motiv fahren.
Lilac Breasted Roller | Gabelracke
Erstsichtung #? - ich zähle nicht mehr.
Bearded Woodpecker | Bartspecht
Woodland Kingfisher | Senegalliest
Brown Snake Eagle | Schlangenadler
Dieser skeptische Blick des Tokos ist wohl der Uhrzeit geschuldet.
Wir haben mittlerweile 17 Uhr durch und sind immer noch auf der S21 unterwegs, bestimmt noch eine gute Stunde bis zum Camp und wir haben mal wieder nicht genau geschaut bis wann wir zurück sein müssen. Grob 18 Uhr, vielleicht 18:15 oder 18:30h
Warum sagt denn keiner was... na gut, dann müssen wir wohl langsam wirklich etwas auf die Tube drücken. Auf der S21 sind wir übrigens seit Beginn an völlig alleine unterwegs und die freie Piste nutzen wir jetzt auch aus. Die nächste halbe Stunde "fliegen" wir über die Piste und machen endlich etwas Strecke, anscheinend verstecken sich die meisten Tiere auch langsam für die Nacht, bzw. halten wir jetzt wirklich auch nicht mehr für alles und jeden. Zeitlich wird es langsam knapp und da heißt es auch mal durchziehen und...
... BREMS, Kies fliegt wieder hoch. Ich setze zurück...
Dazu muss ich noch mal ausholen. Seit unserem ersten Urlaub in Namibia "trainieren" Mara und ich den eigenen Safariblick. Immer und überall. Beim täglichen Weg zur Arbeit, bei Spaziergängen, dem Blick aus dem Fenster, etc. pp.
Dabei gibt es Regeln und ein Punktesystem, dass je nach Sichtungsmöglichkeiten auch erweitert werden kann. Im Augenblick sieht das so aus:
- Greifvogel / 1 Punkt
- Nutria oder Wasserratte / 1 Punkt
- Hase (also kein K'Nickel) / 1 Punkt
- Eichhörnchen / 2 Punkte (wegen dem Niedlichkeitsfaktor)
- Eisvogel / 2 Punkte (unsere Stelle leifert quasi immer)
- Fuchs / 5 Punkte
- Reh / 5 Punkte
- Eule / 5 Punkte
Ziemlich beknackt, oder?
Aber es wirkt. Zumindest glauben wir das. Wir sind viel aufmerksamer und sehen mittlerweile wirklich eine Menge. Auf jeden Fall mal viel mehr, als wir früher gesehen haben. Speziell solche
"Sichtungen aus dem Augenwinkel" beim Fahren... da ist die Quote deutlich hoch gegangen.
Maras fragender Blick kommt von links zu mir rüber. Keine Zeit mehr, wir halten nicht mehr, aber wenn schon so abbremsen, dann muss wohl mal wieder was sein.
"Ich glaube da lag ein Leopard zwischen den Bäumen durch weiter hinten auf einem Ast."
Wir setzen zurück und tatsächlich... na wer hat die Überschrift für diesen Teil wirklich gelesen?
Was ist besser als ein Leopard am Tag...?
Zwei Leoparden natürlich!
An Bilder ist nur mit der ganz langen Tüte mit Verlängerung zu denken. Er liegt durch mehrere Bäume hindurch im schönsten Abendlicht, aber bestimmt 50-60m entfernt. Wirklich viel sehen können wir eigentlich nur mit der Kamera... und nicht zum ersten Mal denken wir uns in diesem Urlaub, dass so ein Fernglas seinen Sinn und Berechtigung hätte.
Lange halten wir uns nicht auf, er ist sehr weit weg, wir haben nur aus genau einem Winkel überhaupt einen blick auf ihn und noch sieht er recht träge aus. Es muss also weitergehen und unser Zwischenziel ist der Sunset Dam. Da ist man dann quasi am Gate zu Lower Sabie und wenn da andere Fahrzeuge stehen können wir uns einfach dranhängen, wenn die losfahren. So verpassen wir den richtigen Zeitpunkt nicht um rechtzeitig zurück zu sein.
Unterwegs muss dennoch ein Foto für eine weitere Erstsichtung sein. Wir haben jetzt schon 2-3mal einen Vogel sehr komisch fliegen sehen an diesem Tag mit gewaltigen Schwanzfedern. Aber ein Foto wollte nicht gelingen. Auch hier ist es nicht sonderlich dolle, aber immerhin überhaupt mal erwischt. Mir gefällt der Name fast besser als der Vogel selber.
Long-tailed Paradise Whydah | Spitzschwanz-Paradieswitwe
White-backed Vulture | Weißrückengeier
Angekommen am Sunset Dam teilen wir uns den Spot mit ein paar Fahrzeugen die zum Sundowner hier stehen. Wir finden aber noch locker unseren eigenen, kleinen, privaten Platz... werden aber von "Grumpy Bird" schon erwartet.
Es ist wirklich ganz nett hier, in erster Linie brüllen mehrere Hippos um die Wette, der Blick über's Wasserloch ist ja immer nett und ein Giant Kingfisher lässt sich auch noch kurz blicken. Das wäre wohl letzten Abend auch die bessere Wahl gewesen. Nur ein paar hundert Meter fahren, hinstellen und schauen.
Water Thick-knee | Wassertriel
Giant Kingfisher | Riesenfischer
Was für ein toller Tag heute schon wieder.
Wir fahren zurück zum Camp, kurze Dusche und dann gehen wir heute deutlich früher zum Essen und haben das Glück bei noch etwas Restlicht einen Platz vorne am Geländer zu erwischen. Es gibt wieder Burger und Pommes, die Karte spricht uns nicht sonderlich an und das war gestern gut und wir haben Hunger und sind nicht sonderlich in Probierlaune. Play it safe, no risk.
Abendessen mit Blick
Es geht zurück zu unserem Bungalow, heute haben wir keine Nachbarn. Ein kleines Feuer wird entzündet und die neue Taschenlampe auf der Suche nach Skorpionen ausprobiert. Um genau zu sein hatten wir die schon im Restaurant dabei und haben auf dem Rückweg auch schon alle Bäume abgeleuchtet. Toll so ein Ding.
Apropros Bungalow...
FAZIT Lower Sabie Restcamp
Die Bungalows sind jetzt nichts Besonderes. Es ist sauber, etwas abgerockt, aber wir sind eh immer nur zum Schlafen dort. Das gibt keine hohen Punkte, aber das ist auch nix Schlimmes. Wir haben noch einen Bungalow am Zaun bekommen, was aber nicht sonderlich viel Sicht bietet und eher einen Garten hat. Der eigentliche Bungalow, bzw. die Terrasse ist so weit weg vom Zaun, dass man von hier aus eh nichts sieht. Das mag bei anderen Bungalows weiter in Richtung Restaurant anders sein.
Das Restaurant ist ok, bzw. außen ist es eher ein FastFood-Laden. Ich bin mir nicht sicher ob man drinnen eine andere Karte serviert, das sah auf jeden Fall schicker aus und war auch entsprechend anders eingedeckt. Es war alles ok, aber auch nicht mehr, auch nicht weniger. Wir würden wiederkommen, keine Frage, aber eher wegen der Gegend, nicht weil Lower Sabie an sich unbedingt ein Muss auf der Reise ist.
Also alles ok, alles solide, aber etwas fade
2,5/5 Sterne.
Gruß,
Robin