THEMA: Das erste Mal - teilweise “abseits üblicher Wege"
16 Jun 2023 00:20 #668058
  • Fresa
  • Fresas Avatar
  • Beiträge: 19
  • Dank erhalten: 127
  • Fresa am 16 Jun 2023 00:20
  • Fresas Avatar
Montag

Der Wecker klingelt früh, aber wir sind nicht die ersten. Das Camp ist nicht voll und niemand scheint zu Frühstücken – es ist also eher ruhiges Treiben. Wir sind noch nicht richtig effizient mit dem Abbau des Dachzeltes (unsere „Luxusvariante“ kann man mit Übung alleine in unter 5 Minuten auf- und abbauen). Somit sind wir nicht in der ersten „Renngruppe“, die sich auf die knapp einstündige Fahrt zum Sossusvlei macht. Das war nicht wirklich verkehrt, weil wir so nicht in einer Kolonne gefahren sind und die Dämmerung „für uns“ hatten. M.E. ist die Fahrt nicht so zu schaffen, dass man mit dem Sonnenaufgang im Sossusvlei ist, selbst wenn wir zugegebener Weise auch leicht schneller als erlaubt unterwegs waren (aber wirklich Vorsicht vor Wildwechsel!). Machbar ist der Sonnenaufgang ggf. auf Düne 45 o.ä. Am 2x4 Parkplatz lassen wir schnell Luft ab und fahren dann die 5km durch den Sand. Unterwegs sehen wir ein Auto ohne Fahrer in der Mitte – vermutlich festgefahren. Es kommt aber quasi minütlich wer vorbei, sodass man aus solch einer Situation herauskommen sollte. Mit niedrigem Reifendruck macht es aber mehr Spaß als Sorge. Das Linksfahrgebot wird eher weit ausgelegt. Am Parkplatz angekommen sind wir nicht die ersten aber wir werden später auf dem Rückweg sehen, dass es früh morgens „leer“ ist.
Wir entscheiden uns dafür, die etwas niedriger Düne vor Big Daddy und mit direktem Abfall ins Deadvlei zu besteigen. Vor uns laufen 2 Personen denselben Weg, Big Daddy wird vielleicht von knapp 10 Personen angegangen. Unzählige Fußspuren zeugen von mehr Besuchern zu andern Zeiten.



Es empfiehlt sich übrigens Tracks4Africa auf dem Handy (mit gekaufter Karte) oder z.B. OsmAnd+ mit der entsprechenden Openstreetmap zu nutzen. Die Dünen sind unübersichtlich und Wegmarkierungen gibt es – bis auf ins Deadvlei – in diesem Teil eigentlich nicht.
Mit der aufgehenden Sonne klettern wir höher (noch im dicken Vlies).



Wir verzichten auf den weiteren Weg, hoch auf Big Daddy, um noch ein wenig Licht/Schatten-Spiel im Deadvlei zu erleben. Beim Weg hinunter erweisen sich hoch Schuhe und eine lange Hose als hilfreich (das Problem hier war die zu kurze lange Hose):






Nachdem das gesamt Deadvlei im Sonnenlicht liegt, machen wir uns langsam auf den Rückweg. Nun wird es wirklich deutlich voller, Gruppen im Gänsemarsch und co. Wir hatten erst überlegt, auf den frühmorgentlichen Besuch zu verzichten, zum Glück sind wir dabei geblieben (a) es ist leer, b) es sind erst frische 12 Grad und dann vielleicht gut 20 – am Nachmittag geht es deutlich über die 30-35 Grad – im Mai). Raus aus dem Sand kommt der Kompressor das erste Mal zum Einsatz, die Reifen bekommen wieder mehr Druck für Teer und Schotter. Zurück an der Campsite können wir zunächst den Nationalpark nicht verlassen, da wir unser Permit verloren haben. Wir werden wieder zur Rezeption geschickt, wo man uns einfach eine Kopie ausstellt (später finden wir diese Permit und weitere Zettel „hinter“ dem Handschuhfach). An der Tankstelle wollen wir zunächst nur ein kühles Getränk kaufen – sehen dann aber erst gefüllte Teigtaschen und dann Apfelkuchen. Zusammen mit dem Kaffee (der erstaunlich gut ist), macht das ein wunderbares Frühstück zur Mittagszeit. Und der Apfelkuchen ist richtig gut – auf Nachfrage erzählt man uns, dass er von der Lodge nebenan kommt. Zudem treffen wir jemanden aus der Gruppe aus dem Canyon vom Vortag wieder, der an der Tankstelle arbeitet.

Gut gestärkt geht es auf die lange Fahr nach Swakopmund. Erneut ein Tribut an unsere Off-Road-Pläne, für die wir uns Zeit freischaufeln. Fahrtechnisch ist das zu zweit sehr gut zu stemmen. Die Landschaft ist aber wunderschön, viel abwechslungsreicher und auch „bewachsener“, als wir gedacht hätten (und wieder diese unendlichen Weiten). Hier würde ich – sofern es zum Reiseverlauf und den Plänen passt – eine Nacht einplanen.



Wir sind gegen 18h in Swakopmund. Temperaturtechnisch ist es ein Tag der Kontraste: los bei 11 Grad vor Sonnenaufgang, unterwegs um die 35 Grad und knochentrocken, in Swakopmund nun 14 Grad und quasi 100% Luftfeuchtigkeit im Nebel. Das Hotel a la Mer hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis: ein großes, sauberes und modern gestaltetes Zimmer, guter und sicherer Parkplatz – nur das Frühstück war lediglich „okay“ (zudem gibt es auch einen Kühlschrank pro Zimmer und ein Spülbecken – beides auf dem „Flur“ vor den Räumen und im Internet nicht beworben). Wir vertrauen auf Reiseführer und Hotelangestellte und gehen zum fußläufig erreichbaren Kücki’s Pub zum Essen. Weil wir am Meer sind, nehmen wir den Fisch, der auch lokal gefangen wird (Kabeljau) – keine Offenbarung aber solide und gut. Laut diverser Quellen ist es nicht empfehlenswert, nachts herumzulaufen, so gehen wir direkt zurück ins Hotel. Draußen ist wenig los, es wirkt aber alles eher abweisend und wenig einladend (in etwa wie bei „Nebel des Grauens“ – es fehlen nur die untoten Piraten). Morgen wird es dann langsam ernst mit unseren Off-Road-Plänen – auch wenn vorher noch Einkaufen und Kühlschranktauschen ansteht. Trotzdem steigt die Spannung! Was heute noch passiert ist: Das Auto hat einen Namen bekommen, „Manfred“...
Letzte Änderung: 20 Jun 2023 23:25 von Fresa. Begründung: Schlechtschreibung
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, casimodo, THBiker, Logi, Daxiang, Dillinger, Flash2010, TinuHH, earlybird71, Sangwali und weitere 4
16 Jun 2023 07:59 #668061
  • CuF
  • CuFs Avatar
  • Beiträge: 4029
  • Dank erhalten: 7376
  • CuF am 16 Jun 2023 07:59
  • CuFs Avatar
Guten Morgen, Fresa,
melde mich als virtuelle Begleitung Eures Reiseberichts an und bin neugierig auf den weiteren Verlauf.
Etwas irritiert mich allerdings zunehmend mehr: warum hast Du Swakopmund in Swarkopmund umgetauft? :whistle: Anfangs dachte ich noch an einen Tippfehler…
Gruß
Friederike
Letzte Änderung: 16 Jun 2023 08:00 von CuF.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Alfred, Logi
19 Jun 2023 08:03 #668204
  • pero65
  • pero65s Avatar
  • Beiträge: 160
  • Dank erhalten: 251
  • pero65 am 19 Jun 2023 08:03
  • pero65s Avatar
Hallo Moritz,

besten Dank für die Info zu Otavi Vineyard. Hört sich gut an und die Weinprobe ist ja eine nette Abwechslung. Wäre blöd gewesen, wenn man dann noch zur Weinprobe fahren muss .... aber das ist ja dann nicht der Fall.

Viele Grüße
Peter
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
20 Jun 2023 23:51 #668378
  • Fresa
  • Fresas Avatar
  • Beiträge: 19
  • Dank erhalten: 127
  • Fresa am 16 Jun 2023 00:20
  • Fresas Avatar
@Friederike: orthographischer Aussetzer – korrigiert ;) (wie mir nun auffällt, bereits im Planungs-Thread)

Dienstag

Der Nebel vom Abend ist verschwunden und es scheint die Sonne. Die Feuchtigkeit ist allerdings noch da – allein schon die Scheiben des Hotelzimmers sind komplett beschlagen.


(Blick vom Balkon am Zimmer auf den Jetty Pier und das - wohl gute - Restaurant The Tug; am nahen Horizont bereits die Wolken des Atlantik, die später wieder über die Küste schwappen)

Am Vorabend haben wir über der T4A-App und dem Buch sowie unserer Reiseplanung den Tag geplant. Vorgesehen war als Plan A, an der Küste hochzufahren und dann auf der D2303 ins Landesinnere zu fahren um dann links abzubiegen und parallel zur später abknickenden D2303 in den Ugab zu fahren und am hier so getauften Zebra Canyon wild zu campen. Unsicher sind wir aber, ob die Zeit dafür „entspannt“ reicht, zumal das direkt unser erstes ernsthaftes Stück „off-road“ alleine wäre. Wir entscheiden also, spontan je nach Tagesverlauf zu fahren.
Zunächst geht es zur von ASCO angegeben Werkstatt. Dort bekommen wir die Sandmatten und einen neuen Kühlschrank. Hier wird auch gecheckt, dass dieser wirklich kühlt. Alles geht schnell und sehr nett über die Bühne. Wir kaufen noch einmal frische Produkte im Superspar in der Garnison St. ein (Parksituation: sehr gut einsehbar, bewacht – würde sagen: unkritisch).
Hier lassen wir uns auch von einem Verkäufer Pappkartons geben, denn wir haben ein kleines Problem mit unseren Wasserkanistern bemerkt: Diese scheuern auf den Schotterpisten durch und werden undicht. Das ist sehr ungünstig, wenn es die fest geplante Reserve betrifft. Im Forum/Internet hatte ich Berichte über platzende Bierdosen gelesen – somit waren wir dem Rätsel der halbleeren Kanister schnell auf die Schliche gekommen. Zusätzlich kauften wir noch Microfasertücher zum Polster, das wäre unnötig gewesen. Die Kartons haben das Problem komplett behoben. Zwischen die Kanister im Karton haben wir noch Pappstücke gesteckt. Netter Nebeneffekt war ein deutlich aufgeräumter Ladebereich. (Ps.: für Bierdosen wurde empfohlen, diese mit Gaffaband zusammenzukleben; Gaffaband stand auf unserer Liste, auch für Auto-Notfälle. In den von uns besuchten Supermärkten gab es nur sehr dünnes Kreppband – daher würde ich gutes Gewebeklebeband beim nächsten Mal aus Deutschland mitbringen).




Swarkopmund sehen wir im Wesentlichen im Durchfahren. Die Atmosphäre ist etwas surreal: der alte, „deutsche“ Baustiel, die Palmen, das quirlige Leben auf den Straßen. Die Küstenstraße ist in exzellentem Zustand. Auf dem Weg sieht man dann auch ein vermutlich realistischeres Bild der Lebensverhältnisse im Land. Es gibt eingezäunte Neubaugegenden mit kleinen Einfamilienhäusern (Größe eines kleine Nachkriegssiedlungshauses bei uns) und auch große Viertel mit Blechhütten im Staub. An der Küste dann immer wieder kleiner, ressortartige Wohngruppen (die ebenfalls surreal wirken: Baustiel wie an der Mittelmeerküste vor dem Hintergrund eines dunklen Atlantik mit dichten Wolken und Nebel). Hier sieht man einen kleinen Teil der deutlichen wirtschaftlichen Ungleichheit in Namibia. (Für die Sozial-/Volkswissenschaftler: Namibia hatte 2015 einen Gini-Koeffizienten von 59,1, was bereits als sehr ungleich gilt. 0 würde hier totale Gleichheit und 100 das nur eine Person alles besitzt bedeuten. Deutschland lag 2019 bei 31,7)

Wir genießen die Fahrt mit jedem Kilometer mehr, den wir uns von dem „Ballungsraum“ entfernen. Unterwegs verpassen wir, an einem fotogenen Schiffswrack zu halten. Dafür biegen wir spontan nach Cape Cross zur Robbenkolonie ab. Das war eine gute Entscheidung (bis auf den Punkt, dass ich noch Tage später „Geruchserinnerungen“ habe). Der Eintritt lässt sich im nagelneuen Besucherzentrum per Karte bezahlen, wir sind teilweise alleine vor Ort. (Größtenteils faule Stimmung vor Ort: Baden oder schlafen und gelegentlich mal einen Nebenbuhler anzicken):









Da wir uns insgesamt Zeit lassen und auch öfter mal Stoppen, ist nach einer guten Stunde weiterer Fahrt klar, dass wir nicht den Plan A fahren werden. Stattdessen fahren wir die D2303 quasi bis zum Ende mit dem Ziel Ugab Rhino Camp (nicht vorgebucht). Zuvor machen wir noch einen Abstecher in die Brandberg West Miene (in der noch gearbeitet wird – aber wohl eher in kleinem Stil). Hier kommt auch erstmals nachdem Training wieder die Untersetzung zum Einsatz. Bei Temperaturen von knapp unter 40 Grad, sind wir schnell zurück auf dem Weg Richtung Camp. Die letzten Kilometer des Weges sind bereits ein einfacher Offroad-Track.


Das Camp war bei unserem Besuch bewirtschaftet. Mindestens 2-3 Personen wohnen in der Nähe des Einganges, halten ein paar Hühner und Hunde, Mehrere Stellplätze sind gehakt. Es gibt Plumpsklos und kalte Duschen (draußen). Das Camp ist nicht eingezäunt, nach Einbruch der Dunkelheit sollte man nicht mehr groß herumlaufen. Die Stellplätze waren tlw. durch hölzerne Halbkreise abgeschirmt. In einem kleinen „Laden“ werden Shirts und Cappies verkauft. Der Platz kostet keine Gebühr, man zahlt, was man für angemessen hält. Insgesamt scheint nicht das gesamte Camp bewirtschaftet zu sein, diverse Stellplätze sind verwildert. Mglw. Läuft der Betrieb gerade erst wieder an. Insgesamt ein wirklich schöner Ort! Neben uns waren noch zwei weitere Parteien vor Ort – beide aus Südafrika.






Wir grillen und genießen den Abend mit abnehmender Wärme immer mehr. Für die nächsten, mindestens zwei Tage ist der Weg nun klar, wir wollen zum Huab und Desolation Valley Viewpoint und von dort hoch zur C 39. Zwei Tage sind geplant, wenn es mehr würden, wäre das egal. Für die nächsten Etappen haben wir Beinfreiheit. Somit kommt noch mehr Entspannung zur gespannten Vorfreude auf die kommenden Tage.
Meine Nacht ist unruhig. Wir sind das erste mal quasi „im Busch“ – die Hunde der Besitzer finden quasi minütlich neue Gründe, bellend durch die Schlucht zu hasten. In meiner Fantasie ziehen ganze Rudel wilder Raubkatzen am Auto vorbei. Leider sind meine Ohropax irgendwo bei dem „Flugzeugkram“ aber nicht im Dachzelt und ich bin zu faul (meine Frau hat natürlich alles dabei und schläft durch).
Letzte Änderung: 20 Jun 2023 23:57 von Fresa.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, casimodo, ANNICK, THBiker, Logi, Daxiang, Dillinger, Flash2010, TinuHH, mika1606 und weitere 4
21 Jun 2023 08:47 #668391
  • trippin
  • trippins Avatar
  • Beiträge: 26
  • Dank erhalten: 14
  • trippin am 21 Jun 2023 08:47
  • trippins Avatar
Danke für die tollen Bilder & den Reisebericht :)
120'000 Reisekilometer (u.a. Transafrika (west), Island, Südamerika).
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
21 Jun 2023 09:24 #668398
  • Daxiang
  • Daxiangs Avatar
  • Beiträge: 4247
  • Dank erhalten: 16635
  • Daxiang am 21 Jun 2023 09:24
  • Daxiangs Avatar
Hi Moritz,

ich bin auch noch schnell zugestiegen und bin ganz gespannt was ihr noch so alles gesehen und erlebt habt.

Liebe Grüße
Konni
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.