@Friederike: orthographischer Aussetzer – korrigiert

(wie mir nun auffällt, bereits im Planungs-Thread)
Dienstag
Der Nebel vom Abend ist verschwunden und es scheint die Sonne. Die Feuchtigkeit ist allerdings noch da – allein schon die Scheiben des Hotelzimmers sind komplett beschlagen.
(Blick vom Balkon am Zimmer auf den Jetty Pier und das - wohl gute - Restaurant The Tug; am nahen Horizont bereits die Wolken des Atlantik, die später wieder über die Küste schwappen)
Am Vorabend haben wir über der T4A-App und dem Buch sowie unserer Reiseplanung den Tag geplant. Vorgesehen war als
Plan A, an der Küste hochzufahren und dann auf der D2303 ins Landesinnere zu fahren um dann links abzubiegen und parallel zur später abknickenden D2303 in den Ugab zu fahren und am hier so getauften Zebra Canyon wild zu campen. Unsicher sind wir aber, ob die Zeit dafür „entspannt“ reicht, zumal das direkt unser erstes ernsthaftes Stück „off-road“ alleine wäre. Wir entscheiden also, spontan je nach Tagesverlauf zu fahren.
Zunächst geht es zur von ASCO angegeben Werkstatt. Dort bekommen wir die Sandmatten und einen neuen Kühlschrank. Hier wird auch gecheckt, dass dieser wirklich kühlt. Alles geht schnell und sehr nett über die Bühne. Wir kaufen noch einmal frische Produkte im Superspar in der Garnison St. ein (Parksituation: sehr gut einsehbar, bewacht – würde sagen: unkritisch).
Hier lassen wir uns auch von einem Verkäufer Pappkartons geben, denn wir haben ein kleines Problem mit unseren Wasserkanistern bemerkt: Diese scheuern auf den Schotterpisten durch und werden undicht. Das ist sehr ungünstig, wenn es die fest geplante Reserve betrifft. Im Forum/Internet hatte ich Berichte über platzende Bierdosen gelesen – somit waren wir dem Rätsel der halbleeren Kanister schnell auf die Schliche gekommen. Zusätzlich kauften wir noch Microfasertücher zum Polster, das wäre unnötig gewesen. Die Kartons haben das Problem komplett behoben. Zwischen die Kanister im Karton haben wir noch Pappstücke gesteckt. Netter Nebeneffekt war ein deutlich aufgeräumter Ladebereich. (Ps.: für Bierdosen wurde empfohlen, diese mit Gaffaband zusammenzukleben; Gaffaband stand auf unserer Liste, auch für Auto-Notfälle. In den von uns besuchten Supermärkten gab es nur sehr dünnes Kreppband – daher würde ich gutes Gewebeklebeband beim nächsten Mal aus Deutschland mitbringen).
Swarkopmund sehen wir im Wesentlichen im Durchfahren. Die Atmosphäre ist etwas surreal: der alte, „deutsche“ Baustiel, die Palmen, das quirlige Leben auf den Straßen. Die Küstenstraße ist in exzellentem Zustand. Auf dem Weg sieht man dann auch ein vermutlich realistischeres Bild der Lebensverhältnisse im Land. Es gibt eingezäunte Neubaugegenden mit kleinen Einfamilienhäusern (Größe eines kleine Nachkriegssiedlungshauses bei uns) und auch große Viertel mit Blechhütten im Staub. An der Küste dann immer wieder kleiner, ressortartige Wohngruppen (die ebenfalls surreal wirken: Baustiel wie an der Mittelmeerküste vor dem Hintergrund eines dunklen Atlantik mit dichten Wolken und Nebel). Hier sieht man einen kleinen Teil der deutlichen wirtschaftlichen Ungleichheit in Namibia. (Für die S
ozial-/Volkswissenschaftler: Namibia hatte 2015 einen Gini-Koeffizienten von 59,1, was bereits als sehr ungleich gilt. 0 würde hier totale Gleichheit und 100 das nur eine Person alles besitzt bedeuten. Deutschland lag 2019 bei 31,7)
Wir genießen die Fahrt mit jedem Kilometer mehr, den wir uns von dem „Ballungsraum“ entfernen. Unterwegs verpassen wir, an einem fotogenen Schiffswrack zu halten. Dafür biegen wir spontan nach Cape Cross zur Robbenkolonie ab. Das war eine gute Entscheidung (bis auf den Punkt, dass ich noch Tage später „Geruchserinnerungen“ habe). Der Eintritt lässt sich im nagelneuen Besucherzentrum per Karte bezahlen, wir sind teilweise alleine vor Ort. (Größtenteils faule Stimmung vor Ort: Baden oder schlafen und gelegentlich mal einen Nebenbuhler anzicken):
Da wir uns insgesamt Zeit lassen und auch öfter mal Stoppen, ist nach einer guten Stunde weiterer Fahrt klar, dass wir nicht den Plan A fahren werden. Stattdessen fahren wir die D2303 quasi bis zum Ende mit dem Ziel Ugab Rhino Camp (nicht vorgebucht). Zuvor machen wir noch einen Abstecher in die Brandberg West Miene (in der noch gearbeitet wird – aber wohl eher in kleinem Stil). Hier kommt auch erstmals nachdem Training wieder die Untersetzung zum Einsatz. Bei Temperaturen von knapp unter 40 Grad, sind wir schnell zurück auf dem Weg Richtung Camp. Die letzten Kilometer des Weges sind bereits ein einfacher Offroad-Track.
Das Camp war bei unserem Besuch bewirtschaftet. Mindestens 2-3 Personen wohnen in der Nähe des Einganges, halten ein paar Hühner und Hunde, Mehrere Stellplätze sind gehakt. Es gibt Plumpsklos und kalte Duschen (draußen). Das Camp ist nicht eingezäunt, nach Einbruch der Dunkelheit sollte man nicht mehr groß herumlaufen. Die Stellplätze waren tlw. durch hölzerne Halbkreise abgeschirmt. In einem kleinen „Laden“ werden Shirts und Cappies verkauft. Der Platz kostet keine Gebühr, man zahlt, was man für angemessen hält. Insgesamt scheint nicht das gesamte Camp bewirtschaftet zu sein, diverse Stellplätze sind verwildert. Mglw. Läuft der Betrieb gerade erst wieder an. Insgesamt ein wirklich schöner Ort! Neben uns waren noch zwei weitere Parteien vor Ort – beide aus Südafrika.
Wir grillen und genießen den Abend mit abnehmender Wärme immer mehr. Für die nächsten, mindestens zwei Tage ist der Weg nun klar, wir wollen zum Huab und Desolation Valley Viewpoint und von dort hoch zur C 39. Zwei Tage sind geplant, wenn es mehr würden, wäre das egal. Für die nächsten Etappen haben wir Beinfreiheit. Somit kommt noch mehr Entspannung zur gespannten Vorfreude auf die kommenden Tage.
Meine Nacht ist unruhig. Wir sind das erste mal quasi „im Busch“ – die Hunde der Besitzer finden quasi minütlich neue Gründe, bellend durch die Schlucht zu hasten. In meiner Fantasie ziehen ganze Rudel wilder Raubkatzen am Auto vorbei. Leider sind meine Ohropax irgendwo bei dem „Flugzeugkram“ aber nicht im Dachzelt und ich bin zu faul (meine Frau hat natürlich alles dabei und schläft durch).