THEMA: Das erste Mal - teilweise “abseits üblicher Wege"
22 Aug 2023 23:49 #672449
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Samstag

Wir stehen kurz vor der Sonne auf. Genießen das Frühstück beim Sonnenaufgang und den morgendlichen Notwendigkeiten ;)



Auch wenn ich nun nicht viele Worte über den Weg verliere, ist der Crowthers Trail das zweite Highlight der Reise und sehr empfehlenswert, wenn man etwas mit Weite und Einsamkeit anfangen kann.







Unterwegs sehen wir auch, warum man nicht von den Wegen abweichen soll („track pollution“) – teilweise sind solche wilden Ausritte zu sehen und wir kommen auch an den aus kleineren Steinen gelegten Namen der Linkes, die bei der Erstellung des o.g. Offroad-Führers entstanden – seit Jahren unverändert.



Etwas später, kurz hinter dem Abzweig zu den Kharokhaob Plains (Zufahrt verboten), erneut ein Ärgernis: hier wurde in größerem Stile Müll verbrannt und liegen gelassen (der Menge nach zu Urteilen waren das aber keine Touristen).

Je näher wir dem Honaib kommen, desto mehr Berge sind wieder zu sehen, die Landschaft wird weniger „platt“.

Insgesamt ist der Crowthers Trail gut zu fahren, man muss auf die Steine achten – wir haben keinerlei Verluste zu beklagen.

Für das Ende des Crowthers Trail hatte ich mir eigentlich viel durchgelesen, da am Mudorib Waterhole wohl manchmal Löwen zu sehen sind und einige Spuren steil und sandig sein sollen. Die Orientierung ist tatsächlich nicht super einfach. Wir sind relativ unverhofft plötzlich direkt neben dem künstlichen Wasserloch. Zu sehen gibt es – außer Elefantendung – nichts. Hier sehen wir dann auch nach Palwag wieder 1-2 andere Autos. Die Wegfindung fanden wir nicht schwer, haben uns aber schnell von den eingezeichneten auf den Karten gelöst und vor Ort die beste Spur in die korrekte Richtung gesucht.

Der Honaib ist hier breit, es gibt mehrere, sandige Spuren, die von Vegetation getrennt sind. Immer wieder kann man queren und die Spur wechseln. Nach den letzten beiden Tagen kommt es uns sehr grün vor. Da der Crowthers Trail ohne Reifenwechsel oder andere Überraschungen verlief, haben wir „Puffer“ über und lassen uns im Honaib treiben auf der Suche nach Tieren. Springböcke und Co lassen nicht lange auf sich warten, wir hoffen aber auf Elefanten oder Löwen.
Tatsächlich erspähen wir nach einer Weile unsere ersten beiden Elefanten. Zunächst sehen wir sie quasi auf der parallelen Fahrspur.



Die beiden sind dabei an den Bäumen zu fressen. Wir fahren vorsichtig ein Stück weiter, um auf die bessere Spur zu wechseln und nähern langsam.





Als Fahrer habe ich nun ziemlichen Respekt, die Tiere sind erheblich größer als das Auto (wenn man es das erste Mal sieht, ist das irgendwie anders, als davon zu lesen). Im Sand hätten wir auch nicht die besten Chancen bei einem Wettrennen. In 100-200m Entfernung machen die beiden deutlich, dass sie uns bemerkt haben.



Wir bleiben bei diesem Abstand und machen von hier aus Fotos. Das interessiert die Elefanten wenig und sie gehen langsam fressend ihres Weges, der sie aus dem Flussbett führt. Wir freuen uns über unsere erste Elefantensichtung und verzichten auf ein Hinterherfahren oder andere Späße.
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22 Aug 2023 23:52 #672450
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Später sehen wir noch Giraffen (versucht sie sich zu verstecken?):



Zumindest eine hat einen Sender im Ohr.



Im Fluss kommt uns auch noch ein anderer Tourist mit ziemlich hoher Geschwindigkeit entgegen, ansonsten sind wir alleine. Wir pirschen uns noch fast bis Die Poort voran und drehen dann um. Unser Ziel zum Campen ist eine Stelle, die als „Excellent Shade / Bush Camp“ in der T4A Karten in einem Nebenfluss eingezeichnet ist. Dazu verlassen wir den Honaib und kommen an dem in der Ferne erkennbaren Honaib Valley Tented Camp vorbei.
Die Campsite ist richtig gut, am Fuß eines hohen Felsens, nicht einsehbar, mit etwas Vegetation herum.







Für uns ist aber völlig unverständlich, wie die vorherigen Camper den Platz zurückgelassen haben (es kann nicht lange her sein, die Asche ist noch warm): Unzählige Kippen liegen herum, einige Dosen, Knochen, Plastikschnipsel, Reste einer Isomatte und mitten im Blickfeld auf einem Stein über der Feuerstelle liegt ein angebranntes Nudelknäul in Topfform. Ich verstehe es einfach nicht…





Somit heißt es erst einmal aufräumen, bevor wir unser Abendessen zubereiten und ein kühles Bier genießen. Im Dunkeln suchen wir dann immer mal wieder die Büsche in der Entfernung ab – einen Löwen bekommen wir aber auch jetzt nicht zu Gesicht (was wir gar nicht schlimm finden).

Am Feuer und im Bett planen wir dann noch viel an der möglichen Route herum. Eigentlich war der Plan, durch den Honaib nach Sesfontein und dann via C43 und C40 nach Kamanjab zu fahren, um vorm Etosha einzukaufen und zu tanken. Und wir haben noch unser kleines Bargeldproblem. Auf der anderen Seite sind wir total geflasht vom Fahren abseits der großen Straßen „in der Wildnes“ und haben bisher keinerlei Probleme gehabt oder Puffer benötigt. Somit greifen wir eine alte Überlegung auf: wir könnten durch die Khowarib Schlucht zum Galton Gate fahren. Für das Stück war unserer Recherche zweischneidig geblieben, insbesondere der Anfang der Khowarib Schlucht wurde teilweise als Anspruchsvoll beschrieben, über die direkten Wege (nicht mehr südlich zur C40 durch Klein Serengeti o.ä.) zum Galton Gate konnten wir wenig in Erfahrung bringen. Wir beschließen morgen zu schauen, wie gut wir mit dem Tiefsand/Powderdust am Ausgang des Honaib klar kommen und wie die Versorgungslage ohne Bargeld in Sesfontein ist – ist dann genug Zeit, wollen wir es wagen. Wir haben dann noch eine Nacht, bevor wir den ersten Platz im Etosha gebucht haben, es gibt also keinen Puffer, zur Not muss eine Etosha Übernachtung dran glauben. Erwartungsvoll schlafen wir eine weiter erholsame Nacht in der Stille Namibias.

(Ps.: sorry für die vielen Infos zu Müll, aber das ärgert mich maßlos – wegen solch einem unnötigen Mist, wird diese wunderschöne Natur in Mitleidenschaft gezogen und dann alles reglementiert, eingezäunt, abgesperrt oder verboten)
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23 Aug 2023 00:15 #672452
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Guten Abend, Fresa,
Ps.: sorry für die vielen Infos zu Müll, aber das ärgert mich maßlos – wegen solch einem unnötigen Mist, wird diese wunderschöne Natur in Mitleidenschaft gezogen und dann alles reglementiert, eingezäunt, abgesperrt oder verboten)
das kann ich nur allzu gut verstehen. Man resigniert langsam ob der Ignoranz dieser „Naturliebhaber“ - (Naturkonsumenten) ohne Sinn und Verstand.
Einige Eurer Ziele haben wir vor einigen Jahren auch angefahren und deshalb freue ich mich besonders, dass Du Zeit zum Weiterberichten gefunden hast.
Zum Dank drehe ich mal ein paar Aufnahmen :whistle:



Beinahe so haben wir seinerzeit auch einen Elefanten gesehen



Viele Grüße und herzlichen Dank
Friederike
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23 Aug 2023 23:30 #672530
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Hallo Friederike,

danke fürs Drehen, das muss ich noch Korrigieren - es war mir gestern zu spät (sieht heute wieder so aus - irgendwie browse ich dann doch länger in de Fotos herum).
Vor ein paar Jahren war es vermutlich noch einsamer?
VG
Moritz
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23 Aug 2023 23:37 #672531
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Sonntag

An diesem Tag haben wir eine Menge erlebt, daher wird es nun ein wenig länger.

Morgens hängen wieder tiefere Wolken über der Landschaft, schieben sich zwischen den Bergen hervor um sich dann aufzulösen.

Den Weg bis Die Poort kennen wir bereits. Wir sehen ein paar Antilopen und Springböcke. Kurz vor Die Poort ist in der T4A Karte ein Wasserloch eingezeichnet. Dazu verlassen wir das Flussbett über eine steile, sandige Auffahrt – an das Fahren im Sand haben wir uns mittlerweile sehr gewöhnt. Außer Vögeln ist an diesem Morgen aber nichts los.
Für ein Foto der Engstelle steigen wir aus und sehen dann direkt, dass wir vermutlich gar nicht so alleine sind, wie es scheint. Im Sand finden sich mehrere, deutliche Spuren.





In Sesfontein erzählen mir später Einwohner im Supermarkt, dass es immer mehr Löwen im Honaib und auch der Khowarib Schlucht gäbe, für die Hirten werde das langsam zu einem ersten Problem. Wir halten uns als weiter an die Regel, nicht herumzustromern und sind nach ein paar Bildern wieder im Auto. Die Spuren werden wir noch mehrfach sehen, Fahrspuren scheinen nicht nur für Autos „bequem“ zu sein.



Das Flussbett weist hier meist mehrere Spuren auf, manchmal mittendrin, manche führen heraus.



An einer Stelle machen wir unsere erste Bekanntschaft mit Powder Dust, bevor wir wirklich festsitzen, schaufle ich ein paar Schüppen hinter den Reifen weg und wir suchen einen anderen Weg.



(Per Luftüberwachung sah man sehr schön, wo das Ungemach drohte.)



Wir können nun nachvollziehen, warum einige hier im Forum mehrere Tage in der Gegend verbringen: Es gibt viel zu entdecken, die Landschaft ist sehr ansprechend (in teilen richtig grüne Inseln mit Schilf, Palmen usw.) und mit dem Obias und Ganamub gibts genug Rundkurse.



Kurz vor der Okambonde Plains befindet sich dann ein Posten der Palwag Konzession. Man verlangt Gebühren. Ausgehend von meinen Recherchen ist dies eigentlich nicht berechtigt, da das Konzessionsgebiet am Honaib endet. Wir protestieren unter Verweis auf die bereits gekaufte Permit in Palwag und der Posten lässt uns ohne weitere Diskussionen passieren. Wir erkundigen uns noch, wie der Wegzustand ist, denn vor Sesfontein soll es Powder Dust geben – uns wird geraten uns immer links zu halten (also die nördlichen Spuren zu nehmen). In der Okambonde Plains weht ein recht starker Wind, durch den trockene Staub wird es eher ungemütlich.



Wir halten uns dann immer schön nördlich. Die „schlimmsten“ Powder Dust Stücke sind in der T4A Karte eingezeichnet – der Beifahrer sagt das stets an. Als Fahrer haben wir keine Zeit, viel auf das Handy zu schauen. Um nicht unnötig im Sand stehen zu bleiben, heißt es dann oft, sich an Gabelungen schnell zu entscheiden und es dann zu nehmen, wie es kommt. Wir kommen ohne nennenswerte Zwischenfälle nach Sesfontein.

Sesfotein ist eher trostlos, aber gibt vermutlich ein ziemlich realistisches Bilder der Lebensbedingungen in diesem Teil Namibias ab. Wenn ich mich richtig erinnere, schlägt der Bradt Reiseführer vor, hier auch einmal zu übernachten und ins Dorfleben einzutauchen – das wäre mit Sicherheit spannend. Wir sind aber primär auf der Suche nach Diesel, Wasser und Grillgut.

An der Tankstelle heißt es „only cahs“ und nur lokale Währung. Wir tanken mit unserem letzten Geld rund 40 Liter Diesel – den beiden Souvenierverkäufern müssen wir daher wirklich sagen: sorry, no money.
Die Bar vor Ort hat einen kleinen Shop aber gerade kein Wasser vorrätig. Man weist uns auf einen weiteren Supermarkt hin. Es handelt sich um eine vielleicht 50m² große, fensterlose Halle. Es ist staubig, die Regale spärlich befüllt. Es gibt Softdrinks, Kekse, jede Menge Shampoo, ein paar Konserven, Reis in großen Säcken. Frische Produkte gibt es nicht. Da wir einiges an Wasser auffüllen wollen, packe ich mehr als 10 1,5 Liter Flaschen Wasser ein – Kanister gibt es nicht. Die Zahlung per Kreditkarte geht unproblematisch. Da Werbung aushängt, man könne auch Geld abheben (eine Automaten gibt es nicht in Sesfontein), frage ich nach. Man erklärt mir, dass dies mit einer App und einem lokalen Konto gehe. Wir unterhalten uns und ich schildere unsere Situation, das wir gerne noch etwas tanken würden und ob sie mir nicht über meine Kreditkarte etwas Bargeld geben könnten. Ich könne mir so 5.000 $ gut vorstellen. Die Kassiererin grinst, „no sir, thats all that I have in my cash register“ – ich schlucke, gucke auf meine Sportuhr, auf der gerade eine Nachricht meiner Frau aufleuchtet, die im Auto wartet. „Nice watch!“ meint ein Mädel, was die ganze Zeit bereits beim Übersetzen und Reden hilft. Ich habe mich also nun komplett als reicher und planloser Europäer geoutet. Wir einigen uns dann auf 1.000 $. Ob ich nicht dann noch etwas kaufen wolle, fragen sie. Ich denke, es geht darum, dass die Kasse wieder aufgeht und hole eine weitere Wasserflasche und eine Cola. Mich blicken enttäuschte Augen an – nun kapiere ich, dass sie gerne etwas mehr Umsatz machen wollen. Also landen noch Schokokekse, Cracker und zwei gefrorenen Ziegenbeinscheiben im Einkaufskorb (gute Qualität, direkt vor Ort geschlachtet). Dann werde ich noch gefragt, ob sich die beiden Kassiererinnen eine Limo aussuchen dürfen für ihre Hilfe. Auch das bejahe ich mehr als gerne. Beim Bezahlen sehe ich sehr genau, dass es in Summe knapp 1.300 $ war – man rundet großzügig auf 1.500 $ auf. Ich sage nichts, bin aber etwas enttäuscht, hätten sie gefragt – ich hätte mich durchaus auf einen Deal eingelassen. Aber was sind 200 $ für uns, im Vergleich zu den Menschen vor Ort. In unserer Unterhaltung hatte ich noch vom o.g. Löwenproblem erfahren und dass es seit über einem Jahr nicht geregnet hat. Befasst man sich dann noch ein wenig mit der einschränkenden Wirkung des nahen Tierzauns, wird vollends klar, was für ein hartes Leben hier geführt wird.
Wir besuchen dann die Tankstelle ein zweites Mal und tanken für das gerade errungenen Bargeld. Ich habe den Tankvorgang nicht beobachtet und auf dem weiteren Weg zur Khowarib Schlucht glaube ich schon an „Beschiss“: Die Tanknadel ist weit entfernt von voll – dabei sollte der originäre Tank randvoll sein – für den Zusatztank wird es nicht ganz gereicht haben. Mit der Zeit „ruckelt“ sich das aber, merke: der Diesel muss erst einmal ankommen. Ich hab ein wenig ein schlechtes Gewissen, der Tankwartin Abzocke unterstellt zu haben. Insgesamt war es auch in Sesfontein wie bisher überall: alle Menschen warn sehr nett und hilfsbereit.
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23 Aug 2023 23:42 #672533
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In der Khowarib Schlucht wird es dann „ernst“. An diesem Tag sollten dann alle unsere bisher neu gelernten Fahrkünste gefordert werden und noch mehr. Herausfordernd ist z.B. dass sich sehr steinige Passagen, die auch steil und kurvig sind, mit Tiefsand/Powder Dust abwechseln. Wir sind daher bei niedrigem Reifendruck geblieben. Mehrfach sind wir verschiedene Wegoptionen auch vorab gelaufen. Tritt man in eine Spurrinne mit Powder Dust, legt sich dieser wie Zimtpulver sofort um den Fuß, der mit einem schmatzenden Geräusch versinkt. An der geringen Anzahl an Fotos sieht man auch im Nachhinein, dass wir konzentriert bei der Fahrerei waren und auch der Beifahrer fest eingespannt ist mit Ansangen der nächsten Herausforderungen.



Eine Szene bleibt mir im Kopf: wir entscheiden uns für Abzweig a, ich bleibe bei immer gut 20km/h, der Powder Dust wird schlimmer, eine Kurve, das rechte Vorderrad sinkt mit einem Schlag in ein tieferes Loch, das ganze Auto ist in Staub gehüllt, Sicht quasi Null. Plötzlich kommt – wie im Agentenfilm – feiner Staub aus der Lüftung, wir haben uns also bis zum Rüssel außen in Staub gehüllt.

Und dann kommt es, wie es kommen muss: wir stehen unverhofft an einer Stelle, an der offenbar der Honaib zu queren ist und es gibt Wasser! Ganz am Anfang der Schlucht war bereits einmal eine Querung dabei, hier handelte es sich aber um ein Rinnsal. Nun blicken wir auf 20m. Zunächst geht es einen Stufen von einem halben Meter herunter, dann kommt das Wasser – vielleicht 20cm. Der Untergrund ist fest.



Wir überlegen: sollen wir durchwaten, um ganz sicher zu sein? Einen alternativen Weg, der in der Karte eingezeichnet ist, existiert nicht (auch hier wäre übrigens der Fluss zu queren). Vor Schlamm haben wir – mangels Erfahrung – Respekt. Unsere Optionen sind also umdrehen (und der Weg war nun auch kein Pappenstiel) oder durchfahren – das Schlimmstmögliche wäre dabei ein Festfahren und ein teurer Abschleppdienst (mehr Gefahr droht realistischerweise nicht).
Wir wagen es also und nach anfänglicher Entspannung – geht ja ganz easy – kippt die Nase runter, der zweite Teil ist also tiefer… Augen zu und durch. Vor meinem inneren Auge waren wir quasi bis zum Fenster im Fluss – ein Gang ums Auto relativiert das deutlich: vielleicht bis zur Radnabe (oder es ist sofort alles weg-getrocknet)...

Der Weg führt nun sehr bald eigentlich nur noch durch das trockene, (tief)sandige Flussbett. Leider wird der Wind immer stärker, gleicht teilweise einem kleinen Sandsturm. An Aussteigen und Fotos machen ist nicht zu denken.



Wir halten uns meist auf der Spur, die nicht permanent im Flussbett führt. Nach dem Mittag wird der Wind besser, man sieht dann auch mal wieder ein paar Tiere (Giraffen, Springböcke usw.).

Da wir wild campen müssen, sind wir ab ca. 15h auf Ausschau nach einem Platz. Auf der Karte ist nichts passendes eingezeichnet. Angeboten hätten sich vermutlich breitere Flussstellen in Biegungen, mit genug Abstand zur Böschungsvegetation und abseits der Elefantenlaufwege – wir sind aber insgesamt – mangels Erfahrung – unsicher mit dem Campen im Fluss.
Auch ein Abstecher auf den Abzweig nach Klein Serengeti hilft nicht. Hier finden wir eine trockene Graslandschaft vor – im Gras wollen wir auf keine Fall stehen. Per Drohne schauen wir, ob wir noch etwas besseres erwarten können. Von oben sieht man dann ganz deutlich, dass überall Wildpfade verlaufen.



Wir fahren also zurück in das Flussbett und fahren noch bis zu einem in der T4A Karte eingezeichnetem wilden Camp, welches an einem Abzweig Richtung Wildzaun liegt. Das Camp finden wir nicht, der Abzweig führt aber auf eine ebene Fläche, ohne Gras o.ä., wo wir dann auch campen wollen – die Sonne steht schon tief. Zu allem Überfluss ist die Konzentration nun so niedrig, dass ich uns beim Wenden festfahre.



Mit mehreren Anläufen unter Zuhilfenahme der Sandmatten, sind wir nach 15-20 Min raus und am Endpunkt der heutigen Fahrt, denn nun dämmert es langsam. Die Landschaft sieht bewirtschaftet aus, 200m weiter befindet sich eine eingezäunte Fläche, auf der OpenStreetmap sind Gehöfte in der Nähe eingezeichnet. Wir verzichten daher auf ein Feuer (macht man ja nicht in einem fremden Vorgarten). Nachdem wir gegessen haben, kommt tatsächlich ein Mann mit einem Eselskarren vorbei. Wir halten ihn an und fragen ob wir hier campen dürfen – er spricht nur gebrochen Englisch, signalisiert aber, dass es kein Problem sei. Dann fragt er direkt, ob wir hungrig seien, er habe Brot. Wir lehnen dankbar ab (sind tatsächlich pappsatt).

Die Tage zuvor hatte ich ja sehr auf den Wasserversuch geachtet, nachdem Schuhe ausziehen sehe nun aber auch ich ein, dass knappes Wasser auch zum Waschen verwendet werden darf. Somit gehts mit frischen Füßen ins Dachzelt.
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