THEMA: Namibia 2022 - Camping-Premiere unterm Sternenzelt
07 Nov 2022 15:33 #654891
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  • Beatnick am 07 Nov 2022 15:33
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peter 08 schrieb:
Werde auch mal Zusteigen.
Der Wagen ist ja erprobt, insbesondere für morgendliche Turnübungen am langen Seil :laugh:

So kann man es auch sehen B). Ich warne dich aber vor: Man kann nicht behaupten, dass ich über besonderes turnerisches Talent verfüge... Andere sind da sicher weiter vorn. ;)
Letzte Änderung: 07 Nov 2022 15:33 von Beatnick.
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07 Nov 2022 15:53 #654894
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4./5. September: Auf in den Süden

Am 4. September steige ich mit steifen Gliedern aus dem Flieger und blinzle in die gerade aufgehende namibische Sonne. Der Flug mit Eurowings Discovery war mäßig komfortabel, aber immerhin direkt und ohne Turbulenzen, trotzdem habe ich wohl nicht mehr als zwei Stunden Schlaf abbekommen. Unten auf dem Rollfeld nimmt mich Sandra in die Arme, die deutlich frischer aussieht. Sie und Christoph haben Meilen investiert und sind Business geflogen, wir waren mit diesem Kniff etwas zu spät dran und gescheitert. Egal. Mir kommen fast die Tränen. Wir sind tatsächlich da. Vor allem in Corona- und überhaupt Krisenzeiten haben wir schmerzlich lernen müssen, dass das alles andere als selbstverständlich ist.

Wir haben als Neu-Camper mehr Gepäck als sonst, umso blöder, dass ein Teil unserer Taschen nicht mitgekommen zu sein scheint. Zumindest offenbart die freundliche Dame am Gepäckband auf Nachfrage, dass jetzt Sense sei. Das ist nun echt nervig. Wir überlegen noch, wie wir das wohl am nächsten Tag regeln können, wenn wir eigentlich schon unterwegs zum Namibrand sein wollen. Doch dann läuft das Gepäckband unverhofft erneut an und bringt unsere Siebensachen. Uff, Glück gehabt! Mehr jedenfalls als ein junges Paar, das ebenso wie wir von Bushlore abgeholt wird. Ihr Gepäck fehlt tatsächlich und sie tun mir leid, machen sie sich doch ebensolche Gedanken wie wir noch kurz zuvor.

Bei Bushlore auf dem Hof in Windhoek herrscht rege Betriebsamkeit. Die Flotte an Dach- und Bushcampern ist beeindruckend groß, unsere beiden Autos stehen direkt vorne - ein Landcruiser für Sandra und Christoph und ein Hilux Double Cab für uns, den ich deshalb ausgesucht hatte, weil er mir in seinen Dimensionen zum Fahren sympathischer erschien; wohlwissend, dass der Landcruiser größer und entsprechend zum "Wohnen" komfortabler sein würde.

Der Landcruiser von Sandra und Christoph, hier in Mirabib.


Dem ganzen Papierkram folgt die Einweisung ins Auto, für uns alles Neuland und mindestens am Rande einer Überforderung. Ich versuche die Dinge herauszufiltern, die keine Rolle für uns spielen dürften. Wie das Handling des furchteinflößenden Highjacks oder die Handhabung der Borddusche, die schwer an Gardena erinnert, denn so richtig offroad werden wir ja nicht unterwegs sein. Aber auch mit den restlichen Informationen haben wir nach einer beinahe schlaflosen Nacht noch mehr als genug zu kämpfen. Wir filmen vorsorglich häppchenweise mit dem Handy mit, im Grundsatz eine gute Idee, doch als wir später tatsächlich einmal etwas nachschauen wollen, finden wir das entsprechende Video in dem Wust kaum wieder.

Immerhin: Auf den ersten Blick kann ich mich mit meinem neuen Teilzeit-Zuhause durchaus anfreunden, es scheint alles da und durchdacht zu sein. Umständlich kommt mir nur die Heckklappe vor, mit ihren vielen merkwürdigen Schließmechanismen, für die Leiter, für die Halterung des Reserverads, für sie selbst. Als ich versuche, sie von innen zuzuziehen, kippe ich fast nach vorne heraus, denn trotz meiner langen Arme kann ich den weit vor und über mir schwebenden Griff kaum erreichen und auch die Strippe nicht, an der ein Metallstab baumelt, der zum Verschließen von innen in ein Loch am Boden bugsiert werden muss. Die Klappe ist zudem nicht nur schwer, sondern auch schwergängig. Kurzum: Wir werden keine Freunde, dieses hydraulische Monstrum und ich, das ahne ich schon jetzt.

Die Heckklappe, ein ungelöstes Rätsel der Menschheit. Thomas ist am Waterberg trotzdem guter Dinge.


Schließlich rollen wir dennoch guten Mutes vom Hof und zur Casa Piccolo, die auch deswegen empfehlenswert ist, weil wir auf dem großen, umzäunten Gelände problemlos hin- und herpacken können. Ganze Wagenladungen müssen nach unserem Besuch in der Maerua Mall, die sonntags erfreulich lange geöffnet hat, verstaut werden. Als extrem praktisch entpuppt sich dabei eine große Ikea-Tasche, in der wir das Feuerholz lagern, ein weiterer guter Tipp von Ingrid. Wir haben einen Kühlschrank zur Verfügung, die anderen beiden zwei, und ich versuche zumindest, die Dinge insgesamt so zu ordnen, dass sie ein System ergeben. Was vor allem in den ersten Tagen nur leidlich gelingt, in denen wir bedauerlich viel Zeit mit Suchen verbringen.

In der Casa Piccolo bekommen wir das vakuumierte Fleisch, das wir vor der Abreise bei der Klein Windhoek Schlachterei vorbestellt hatten. Sehr praktisch! Die nette Dame an der Rezeption drückt mir außerdem einen Voucher in die Hand, die lokale Agentur hatte darum gebeten. Er hinterlässt bei mir Fragezeichen, ich ahne aber, dass er für Mirabib gedacht ist - wenn auch nur für ein Auto und explizit ohne Übernachtung. Auf Nachfrage rät die Agentur, in Sesriem noch einmal abzuklären, wie weit wir mit diesem Permit wohl kommen.

Am Abend gehen wir bei Joe's Beerhouse essen, das über einen eigenen Taxiservice verfügt und - obwohl ein beliebter Klassiker - für uns beim vierten Besuch in Windhoek eine Premiere ist. Viel falsch macht man hier wohl nicht, die Auswahl ist groß und auch geschmacklich akzeptabel. Das Interieur des verschachtelten Areals dagegen verknüpfe ich weniger mit Attributen wie "urig", "rustikal" oder "originell", sondern vielmehr mit dem Impuls, hier mal richtig auszumisten. Es ist eben wie bei allem im Leben: Die Geschmäcker sind verschieden.

Satt und vom Flug geschlaucht kippen wir schließlich relativ früh ins Bett, denn es geht auch früh wieder raus. Immerhin haben wir am nächsten Tag eine rund 470 Kilometer lange Fahrt zum Namibrand vor uns, spätestens gegen 8.30 Uhr wollen wir los.

Destination Namibrand Nature Reserve - eine Landschaft zum Niederknien




Nach dem guten Frühstück klettern wir in die Autos, und ich bin aufgeregt - endlich geht es richtig los! Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss und ... Nichts! Kein Mucks. Die erste Enttäuschung ist grenzenlos.

Also wieder raus aus dem Auto. Eine erste Analyse ergibt: Wir haben nichts falsch gemacht, auch kein Licht angelassen oder etwas in der Art (was die Mitarbeiter der Casa Piccolo übrigens abends auch noch einmal abschließend überprüfen). Wir überlegen hin und her und Thomas hat die Eingebung, für den Start auf die zweite Batterie umzuswitchen, die unter anderem den Kühlschrank füttert. Der Wagen springt problemlos an. Ich möchte allerdings nicht schon am ersten Tag mit einer unbrauchbaren Batterie durch die Gegend eiern, und so rufen wir Bushlore an. Die reagieren prompt und schicken einen Mitarbeiter vorbei, der die Batterie austauscht. Fortan werden wir keinerlei Probleme mehr haben.

Gegen Zehn starten wir den zweiten Anlauf und düsen über die B1 nach Kalkrand und dann nach Maltahöhe. Als wir von Asphalt auf Gravel wechseln, reduzieren wir den Reifendruck, immer beeindruckender werden Landschaft und Fahrt.

Christoph bei der Arbeit :)






Unverhofft schön ist die Gegend beim Tsarispass, die wir so gar nicht auf der Rechnung hatten.



Immer wieder legen wir Stopps ein und bleiben dabei allein auf weiter Flur. Kein anderes Auto begegnet uns auf dieser uns bis dato noch unbekannten Strecke.





Die Sonne steht schon tief, als wir ins Namibrand Nature Reserve abbiegen.





Auf dem Weg zum Farmhaus, wo wir 2015 die grandiose Tok-Tokkie-Wanderung begonnen hatten, sehen wir schon Zebras, Strauße und Löffelhunde. Mein Herz schlägt Purzelbäume.





Am Farmhaus checken wir ein und buchen direkt für den nächsten Nachmittag einen rund vierstündigen Scenic Drive, und es ist ein Glücksfall, dass uns der Guide vorsorglich ein kleines Stück in Richtung unserer Campsite begleitet. Denn - und das ist mir aufrichtig peinlich - ich schaffe es, mich im einzigen etwas größeren Sandhaufen festzufahren, den es auf dem Weg zur Campsite gibt (weshalb 4x4 für das Erreichen von Venus und Jupiter auch empfohlen ist). Traurig, aber wahr: Ich bin eine versierte Fahrerin, aber ich kann einfach keinen Sand. :pinch:

Mit ein paar Handgriffen bugsiert der Guide das Auto aus der Verwehung (ich schaue genau hin und lerne!), dann sind wir da. Wie schön es hier ist! Ein herrlich ruhiger, einsamer Platz inmitten der roten Sanddünen.

Bild vom nächsten Tag


Wir sind spät dran und so geht leider schon kurz nach unserer Ankunft die Sonne unter. Thomas und ich nehmen uns fest vor, am nächsten Morgen dabei zu sein, wenn sie wieder auftaucht. Nach einem üppigen BBQ krabble ich erstmals nach oben in unser Dachzelt. Sind erst einmal alle Gliedmaßen sortiert, liegt es sich gar nicht so schlecht, und so bellen mich die Geckos vielstimmig und früh in den Schlaf.

Letzte Änderung: 07 Nov 2022 16:02 von Beatnick.
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07 Nov 2022 16:08 #654897
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  • Champagner am 07 Nov 2022 16:08
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:laugh: :laugh: :laugh: :silly: :silly: :silly:
Beatnick schrieb:
Umständlich kommt mir nur die Heckklappe vor, mit ihren vielen merkwürdigen Schließmechanismen, für die Leiter, für die Halterung des Reserverads, für sie selbst. Als ich versuche, sie von innen zuzuziehen, kippe ich fast nach vorne heraus, denn trotz meiner langen Arme kann ich den weit vor und über mir schwebenden Griff kaum erreichen und auch die Strippe nicht, an der ein Metallstab baumelt, der zum Verschließen von innen in ein Loch am Boden bugsiert werden muss. Die Klappe ist zudem nicht nur schwer, sondern auch schwergängig. Kurzum: Wir werden keine Freunde, dieses hydraulische Monstrum und ich, das ahne ich schon jetzt.
:laugh: :silly: :laugh: :silly: :laugh: :silly:


BERTI :woohoo: , quasi seit Stunden warte ich auf dieses Kapitel (hast du wirklich soooo lange Sport gemacht? :whistle: ) und nun ist mein Tag (oder soll ich sagen, mein gesamtes Camperleben ? :dry: ) gerettet (auch wenn ich nicht ahnen konnte, dass die Erlösung bereits im ersten Kapitel kommt)! :woohoo:

Bis heute hatte ich nämlich ein paar heimlich Zweifel, ob nicht vielleicht doch ICH und nicht etwa diese dämliche Tür das Problem war :blink: :blush: , mit der bzw. mit dem ich mich ja täglich alleine rumschlagen musste. Aber nun ist meine (Camper)Welt wieder in Ordnung, ich danke dir von tiefstem Herzen dafür :kiss: !

Mit der Batterie hatten wir übrigens keinerlei Probleme - ich schwöre B) !

Danke auch für die schönen Fotos - draußen wird es langsam aber sicher ziemlich farblos (zumindest hier vor meinem Fenster im Büro, könnte aber auch daran liegen, dass ich auf die weißgraue Garagenwand meiner Nachbarin schaue :whistle: :P ), da tun die satten Farben der Namib besonders gut!

Ich freu mich schon auf die Fortsetzung(en), gerne mit weiteren abfälligen Bemerkungen über die besagte Tür ;) !

Liebe Grüße von Bele
Letzte Änderung: 07 Nov 2022 16:09 von Champagner.
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07 Nov 2022 16:41 #654900
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Nach drei Tagen Abstinenz vom Forum, den Einstieg verpasst, springe aber jetzt auf den fahrenden Zug auf.
Viele Grüße
Peter mit
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07 Nov 2022 16:43 #654901
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Geisterhände haben noch ein Wort hinzugefügt :woohoo:
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07 Nov 2022 17:14 #654905
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  • peter 08 am 07 Nov 2022 17:14
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Beatnick schrieb:
peter 08 schrieb:
Werde auch mal Zusteigen.
Der Wagen ist ja erprobt, insbesondere für morgendliche Turnübungen am langen Seil :laugh:

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Ich dachte an ein bestimmtes Foto, mehr, eigentlich an ein legendäres Dokument vom körperbetonten Kampf einer schwäbischen Pädagogin gegen zwei afrikanische Gasdruckfedern ;)

Schöne Grüße
Peter
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