THEMA: Namibia 2019: Zwischen Spitzkoppe und Sambesi
02 Mär 2020 19:03 #581505
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  • Beatnick am 02 Mär 2020 19:03
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Sturköpfe

Ich verfüge leider über eine ganze Reihe schlechter Eigenschaften. Sie alle zu benennen, führt sicher zu weit. Habe ich mir einmal ein Urteil gebildet, bin ich schwer umzustimmen. Meinungsstark, könnte man im besten Fall sagen. Halsstarrig, lautet wohl die Alternative. Klingt nicht so toll. Kommt der Wahrheit aber mindestens genauso nah. An diesem Nachmittag lasse ich mich allerdings eines Besseren belehren. Was selten genug geschieht.

Wir starten die zweite Hälfte des Tages mit einem Rundgang übers Campgelände. Bei unseren ersten beiden Besuchen in Okaukuejo war die Suche nach Vögeln sehr ergiebig, doch diesmal ist die Ausbeute bescheiden.





Wäre ich ein Vogel, ich würde auch vor der Trockenheit fliehen. Andere haben die Möglichkeit nicht, wie diese beiden Oryxe, die ihre recht mageren Körper im Wasserloch kühlen.



Hinter dem Tor führt unser erster Weg zu den Löwen, die wir am Morgen in der kleinen Straße in Richtung Pfanne gefunden haben. Sie sind noch da, aber in den spärlichen Schatten geflohen. Nur eine einzelne Löwin wacht in der Hitze des Tages eifersüchtig über die kümmerlichen Reste des Risses.



Ihre Artgenossen rühren sich wenig, und wenn, geht das auch noch ins Auge: Eins der Tiere tritt sich einen langen Dorn in die Pfote. Autsch, das tut schon beim Zuschauen weh!





Die Sichtung ist längst kein Geheimtipp mehr und durch die Nähe zum Camp auch für viele andere der erste Anlaufpunkt. Wir haben keinen schlechten Platz, doch Atmosphäre wie Action waren am Morgen besser. Als dann noch ein dicker Safari-Truck auf dem für seine Ausmaße viel zu schmalen Weg rangiert, treten wir den Rückzug an.

Ich hege eine ausgesprochene Abneigung gegen diese lauten, staubaufwirbelnden Ungetüme, die ich mit einem Gefängnistransport assoziiere. Kaum kommt der Koloss schnaufend zum Stehen, schieben sich die Kameras durch die winzigen Luken, die wohl eigentlich Fenster sein sollen. Nein, ich kann sie nicht leiden, diese Dinger, die zum Glück eher selten unsere Wege kreuzen. Das steht fest und daran ist auch nicht zu rütteln.



Bei Nebrownii ist es herrlich ruhig. Allerdings auch, was Tiere angeht :( . Der Monstertruck kommt angefahren, nix zu sehen, schon sind sie weg und wir wieder allein. Wir überlegen, wohin jetzt, da registriere ich in der Ferne einen Fleck. Er ist dick, bewegt sich und läuft schließlich an unserem Auto vorbei ins Erdgeschoss der Nebrownii-Wellness-Oase.





Dem Peeling folgt ein Drink oben an der Bar, mit Blick auf das wohl knackigste Hinterteil, das sich mir je präsentiert hat (sorry, Thomas B)).





Wir steuern Gemsbokvlakte an, ...



... unterwegs begegnen wir endlich Vögeln und natürlich dem Monstertruck, der uns fast zu verfolgen scheint. Er rollt in Richtung Olifantsbad, wir nicht, uns wird die Zeit zu knapp.





Wir sind außerdem beschäftigt: Wieder stehen wir allein am Wasserloch, wieder erscheint ein Fleck am Horizont; das nächste Spitzmaul, deutlich magerer als sein Artgenosse zuvor in Nebrownii, aber wieder so schön!





Zufrieden kehren wir um, voller Eindrücke und mit ausreichend Zeit. Denken wir. Doch dann ist Sense. Ich habe oft davon gehört, jetzt stecken wir mittendrin: Ein Elefant blockiert die Straße und in wenigen Minuten ist in Okaukuejo Toreschluss - was nun? Im Auto vor uns herrscht Ratlosigkeit, bei uns auch. Thomas guckt nervös auf die Uhr und dann auf mich, doch es nutzt nichts: rien ne va plus! Eine große Elefantengruppe hat mittlerweile die Straße überquert und ist weitergezogen, der Riese hat seine Aufgabe mit Bravour erfüllt. Doch er macht keine Anstalten, das Feld zu räumen. Keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich, weil er es kann. Ein sturer Hund, dieser Elefant - er ist mir irgendwie sympathisch.

Weitere Wagen sind mittlerweile hinter uns und wir damit immerhin nicht allein mit der Misere. Innerlich arbeite ich bereits an meiner (Aus-)Rede zur Verspätung am Tor. Dann ein vertraut unangenehmes Brummen: Die "Knackis" kommen! Checken kurz die Lage, überholen uns und setzen sich an die Spitze der Bewegung. Der Truck rollt vor und zurück, es geht Gigant gegen Gigant, doch der Elefant bleibt cool: Du kannst nicht vorbei!



Der Fahrer lässt den Motor aufheulen. Ein tiefer, bedrohlicher Ton, und er wirkt - kurz, aber immerhin lang genug. Der Elefant dreht widerwillig ab, der Truck fährt los und Thomas bellt: "Bleib dran!" Lasse ich mir nicht zweimal sagen und klemme mich an die Stoßstange meines Vordermannes. Wir schaffen es gerade noch, hinter unserer kleinen Karawane schließt das Tor. Ich bin erleichtert und dankbar. Wer hat eigentlich jemals etwas gegen Monstertrucks gesagt? Ich jedenfalls bin Fan. Naja, zumindest für ein paar Stunden ;)

Wir boykottieren das Chaos-Restaurant und behelfen uns mit Stullen und Knabbereien aus dem campeigenen Shop. Chips zum Abendbrot, ich könnte mich glatt dran gewöhnen. Am Wasserloch schmeckt sowieso alles dreimal so gut.



Den Schlusspunkt setzen - wie könnte es anders sein - mehr Spitzmäuler.





Mein Liebling ist an diesem Tag nicht nur der dicke Laster, sondern auch ein Spitzmaul, das neugierig bis zum Zaun tapert, der Camp und Wasserloch voneinander trennt. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, als das Tier minutenlang direkt vor uns verharrt. So stark, so verletzlich, so kostbar. Uns geht es wie wohl allen in diesem besonderen Moment: Was den Schutz dieser Tiere betrifft, können wir nicht halsstarrig genug sein.

Letzte Änderung: 02 Mär 2020 22:49 von Beatnick.
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02 Mär 2020 19:15 #581507
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Vielen Dank! Sehr schön geschrieben und fotografiert.
Liebe Grüße, Uwe
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02 Mär 2020 19:39 #581511
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Hallo Betti,
Dem Peeling folgt ein Drink oben an der Bar, mit Blick auf das wohl knackigste Hinterteil, das sich mir je präsentiert hat (sorry, Thomas B)).

Da musste ich jetzt herzhaft lachen, Bettina. Wunderbar frech geschrieben :woohoo: , genau so mag ich es.
Die Tierfotos, eins schöner als das andere, geben einen guten Überblick über diesen Nachmittag im Etosha Nationalpark. Love it!!! :kiss:
Mein Bild des Tages ist die abendliche Stimmung am Wasserloch von Okaukuejo. Spätestens jetzt will jeder, der noch nicht in Afrika war, genau diesen Anblick haben, den ihr dort gehabt habt. Ich habe auch Dutzende von diesen Fotos, jedoch nicht annähernd so schön getroffen, wie Thomas es geschafft hat, und dabei ist es doch eigentlich ganz einfach, denn die Sonnenuntergänge dort sind
einfach wunderschön, und wenn sich dann später noch die Nashörner im Wasser spiegeln.......Ich darf da gar nicht weiter drüber nachdenken :dry: .


Herzliche Grüße
Beate
Reiseberichte:
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02 Mär 2020 19:39 #581512
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Text, Fotos, Video – ganz großes Kino!

Gruß
Bea
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02 Mär 2020 20:24 #581523
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Mein Liebling ist an diesem Tag nicht nur der dicke Laster, sondern auch ein Spitzmaul, das neugierig bis zum Zaun tapert, der Camp und Wasserloch voneinander trennt. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, als das Tier minutenlang direkt vor uns verharrt. So stark, so verletzlich, so kostbar. Uns geht es wie wohl allen in diesem besonderen Moment: Was den Schutz dieser Tiere betrifft, können wir nicht halsstarrig genug sein.
Schluck, Seufz

Ich glaube, ich muss einfach jetzt bald nach Afrika :unsure: Und Euer Bericht macht es nicht besser :kiss:

Liebe Grüße
Carsten
Letzte Änderung: 02 Mär 2020 20:26 von casimodo.
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02 Mär 2020 20:38 #581525
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  • CoM am 02 Mär 2020 20:38
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Oh wie schön ist Afrika !!!!!!!
Lese schon die ganze Zeit begeistert mit und freue mich immer mehr auf unsere Reise im April.
Spitzkoppe und Etosha haben wir auch wieder auf dem Plan - dazwischen das Kaokoveld . Ich hoffe nur , daß alles befahrbar ist und der blöde Coronavirus nicht alles über den Haufen schmeißt .
Mir schweben schon bestimmte Bilder im Kopf , die ich machen möchte - aber die werden nie so grandios werden wie eure Fotos - man kann ja fast neidisch werden . Auch dein Schreibstil ist sehr schön zu lesen .
Danke und schnell weiterschreiben .
LG Conny
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