Sandsturm
Noch nie hat es uns im Etosha weiter westlich als bis kurz hinter Okondeka verschlagen. Irgendwie sind wir immer vorher irgendwo hängengeblieben. Diesmal wollen wir es unbedingt einmal bis Ozonjuitji m’Bari schaffen, dem Wasserloch mit dem unaussprechlichen Namen, von dem wir viel Gutes gehört und gelesen haben.
Unser erster Weg führt allerdings pünktlich mit Toröffnung (die Zeiten variieren während unseres Aufenthalts an den unterschiedlichen Punkten im Park) erst einmal in Richtung Nebrownii.
An der Strecke führt noch weit vor dem Wasserloch auf der linken Seite ein holpriger kleiner Weg in Richtung Pfanne, der uns bislang unbekannt war und auch nicht beschildert ist. Niemals wären wir darauf gekommen, dort hineinzufahren, doch wir haben beim Abendessen von anderen Gästen einen Tipp erhalten: Bei einem geführten Gamedrive haben sie dort ein schlafendes Rudel Löwen entdeckt. Immerhin dafür war der Besuch im Katastrophen-Restaurant gut...
Das Rudel hat in der Nacht zugeschlagen und weil es ziemlich groß ist, von dem Riss auch schon nicht mehr viel übrig gelassen. Außer uns ist nur ein anderes Auto da, der Weg liegt nicht auf den gängigen Gamedrive-Routen und noch hat sich die Sichtung nicht herumgesprochen.
Langsam setzt sich die Sonne durch und es wird wärmer, wir beobachten die Löwen bei ihrem makabren Frühstück, genießen die Ruhe und die Savannen-Stimmung, die wir so sehr lieben. Ich vermute, es ist das Okondeka-Rudel, bei unserem nächsten Halt Okondeka jedenfalls ist bis auf spärliches Restwasser weit und breit nichts zu sehen.
Rund 50 Kilometer sind es von Okaukuejo zum abgelegenen Ozonjuitji m’Bari. Die Landschaft ist karg und einsam, kein Auto begegnet uns.
Wir orakeln, ob sich diese Wüste wohl jemals wieder von der Dürre erholen kann (sie kann, wie wir ja mittlerweile zum Glück wissen
).
Dann schließlich das: Auf einer weiten, sandigen Ebene, mitten im Nichts, wimmelt es von Tieren.
Hunderte von Huftieren ziehen einträchtig in langen Karawanen am Parkplatz vorbei zum Wasserloch. Eine idyllische, aber auch unwirkliche Szenerie, als würde immer derselbe Film in Endlos-Schleife ablaufen.
Nur die schreckhaften Zebras durchbrechen von Zeit zu Zeit die Harmonie und die sanfte Stille. Doch schnell hat sich wieder alles sortiert und der Film beginnt von vorn.
Dann ein Sandsturm. Plötzlich und heftig. Das Autoinnere - zum Glück nicht auch die Karosserie - erhält ein Facelifting. Wir auch. Alles grau gepudert. Draußen verstärkt sich die ohnehin bizarre Atmosphäre - es ist geradezu gespenstisch!
Nach rund eineinhalb Stunden verlassen wir den fremden Planeten und kehren voller Eindrücke in gewohnte Sphären zurück.
Das Flair dieses Wasserlochs ist speziell und war uns den weiten Weg wert, doch es hat Spuren hinterlassen: Die Mittagspause verbringen wir mit der intensiven Reinigung unserer Kameras.