8. August 2019 : Vom mittleren in den östlichen Teil des Hartmannstal
Gleich vorab: entschuldigt den langen Text und den einen oder anderen „Insider“ – aber es war sonst einfach nicht viel losauf dieser Etappe
.
Also gut – die Vier Verrückten
machen sich auf den Weg runter ins Verbotene Tal (und wer jetzt die tollen Fotos aus dem Hartmannstal erwartet, den muss ich gleich im Vorfeld enttäuschen – die paar Bilder heute sind mir fast peinlich, am liebsten würde ich gar keine zeigen
.)
Immerhin sehen wir zwei Falken, wenn auch kaum fotografierbar und einer fliegt eh weg. Aber man freut sich hier über jedes Lebenszeichen.
Ziemlich bald treffen wir auf die erwähnten Schilder – zu blöd, dass ich sie nicht fotografiert habe, aber der Inhalt ist klar: Weiterfahrt verboten für uns!
Tja, beinahe, aber eben nur beinahe hätten die Schilder ja gar nicht für uns gegolten
. Irgendwann in der Planungsphase kam zwischen uns vier nämlich der running gag auf, dass ich „meine“ Reisegruppe ins Serra Cafema Camp einladen würde. Ehrlich gesagt habe ich es nicht mehr auf dem Schirm, wie es dazu kam (Ruth, Matte, Uwe – wisst Ihr es noch?) – aber es hätte perfekt zu meinem nächsten Plan gepasst. Meine Idee war nämlich folgende: um die unbequeme Fahrt über den Shortcut ins Marienflusstal zu vermeiden und auch um weitere lange Strecken zwischen Camp Syncro, Epupa Falls Camp und Kunene River Lodge zu reduzieren, hätte ich gerne ein Floß gebaut und unsere Toyotas ab Serra Cafema auf dem Kunene nach Osten (Osten stimmt jetzt aber, gell
) verschifft. Genial, oder
? DAS wäre eine richtige Flusskreuzfahrt geworden!!! Leider sind meine Mitreisenden nicht verrückt genug – um nicht zu sagen: sie sind spießig
und verfügen über keinerlei Abenteuergeist, geschweige denn Fantasie - und so wurde mein Plan bereits frühzeitig mit so lächerlichen Einwürfen wie „Wo nimmst du das Holz für das Floß denn her?“,„Dann darfst aber du paddeln“, „Das ist gegen die Fließrichtung“ und „Da gibt’s Stromschnellen und Krokodile“ abgeschmettert.
Mensch Leute, wir hätten DEN Sensationsreisebericht hier publiziert, mit Millionen von Klicks
– und vielleicht hätten wir sogar mal einen Vortrag drüber auf einem Forumstreffen halten dürfen
. Aber okay, mit manchen Leuten kann man einfach keine Visionen haben....
Also zurück auf Los – wir stehen vor den Verbotsschildern. Nun sind wir nicht nur verrückt, sondern auch noch frech und setzen uns über dieses Verbot einfach hinweg. Allerdings sind wir auch ein bisschen spießig (wie das Beispiel mit der Floßfahrt zeigt
) und spielen leicht verunsichert in Gedanken und Gesprächen durch, wie wir denn nun argumentieren würden, falls uns jemand anspricht
.
Tatsächlich sehen wir nämlich ein Lodge-Fahrzeug in weiter Ferne fahren – aber auch als wir etwas näher auffahren, interessiert sich niemand für uns und so wird es auch bleiben. Also umsonst nach Argumenten gesucht und viele Gedanken gemacht….
Vermutlich sind die Gäste gerade vom Airstrip abgeholt worden, um an den Kunene verfrachtet zu werden. Offensichtlich wird das Ganze mit einem Game-Drive verbunden, wobei das Wort „Game“ hier nicht wirklich passt (Beef-Drive wäre schon besser). Wir fahren nämlich immer wieder durch Kuhherden – nur ab und zu sieht man mal sensationellerweise einen Oryx in weiter Ferne. Das Ganze durch eine Landschaft, die ich mit bestem Willen nicht als spannend bezeichnen kann. Dazu kommt, dass wir heute kein schönes Licht haben und ja sowieso alles abgefressen ist hier.
Ich stelle mir vor, wie sich die Leute fühlen müssen: für hunderte von Euro sind sie per Fly-In hier angekommen, fahren durch eine öde Sandlandschaft, sehen KÜHE und sonst nicht viel (außer uns natürlich
). Da würde mir auch die tollste Massage und das leckerste Dinner in der Lodge nicht helfen – das bekomme ich in Deutschland nämlich billiger. Die Lage der Lodge am Kunene mag ja ganz nett sein, aber unsere Stellplätze später am Kunene waren das auch! So what?
Langsam aber sicher komme ich zur Erkenntnis, dass es vielleicht doch die richtige Entscheidung war, meine drei Spießer NICHT in die Nobelherberge eingeladen zu haben – mal wieder alles richtig gemacht
.
Nun aber ernsthaft: ich bin wirklich nicht geflashed von diesem Teil des Hartmannstal. Vermutlich haben wir nicht die richtigen Aussichtspunkte angefahren und das Wetter hat auch nicht gepasst (Ruth fragt zwischendurch mal sinngemäß „Gibt es das hier auch in Farbe?“), aber diese Erkenntnis macht es für uns jetzt auch nicht besser.
Wir fotografieren zwar pflichtbewusst rüber nach Angola,
mit viel positiver Energie kann man den Kunene erkennen, auch den Old Himbakral der auf der Karte eingezeichnet ist, lichten wir ab,
und den neuen auch gleich,
aber mehr Spaß haben wir mal wieder bei einer der kreativen Fotoideen von Uwe, bei denen wir immer gerne mitspielen. Noch kenne ich nicht alle Ergebnisse (aber eines schon – und das ist genial, da könnt Ihr euch schon drauf freuen wenn Muckels dann in zwei Jahren mit ihrem Bericht loslegen). Ich bin auf jeden Fall gespannt, was die Inszenierung hier ergeben hat.
Wir erfreuen uns noch an einer wirklich schönen Kuh-Sichtung – das Bunteste was es heute zu sehen gibt
und einem Gecko (ist es ein Gecko?), dessen Füßchen ich ja sowas von cool finde!
Ziemlich schnell sind wir uns dann einig, dass wir keine weiteren Aussichtspunkte weiter nördlich mehr anfahren wollen – schließlich wollen wir die armen Lodgegäste nicht mit unserer Anwesenheit von den ganzen sensationellen Sichtungen hier ablenken und verlassen somit unsere Anhöhe.
Unser Weg führt uns nun grob nach Südsüdosten (richtig Matthias?), wir wollen ( die einen mehr, die anderen weniger, da ist es eher ein „müssen“
) morgen den Shortcut rüber ins Marienflusstal fahren. In diesem Zusammenhang wollen wir uns einen Übernachtungsplatz möglichst kurz vor diesem Streckenabschnitt suchen.
Wir fahren nun wieder durch steiniges Gebiet und es gibt hier sehr viele Himbasiedlungen. Manchmal sehen wir nur Krals, manchmal Hütten, ab und zu auch Menschen.
und manchmal Ludwigstrappen
Die Fahrt ist durch die vielen Siedlungen (von denen ich erst morgen Fotos habe) auf der einen Seite sehr interessant, auf der anderen Seite macht es uns die Platzwahl nicht einfacher.
Wir wollen nicht aus Versehen auf Himbaland campen und uns somit unbeliebt machen. Irgendwann entscheiden wir uns für dieses Trockenflussbett (endlich mal wieder eines), auch wenn wir später feststellen, dass es ganz in der Nähe wohl eine Himbasiedlung gibt, da zwei junge Männer offensichtlich auf dem Heimweg „unser“ Flussbett auf ihren Eseln queren. Sie interessieren sich aber nicht für uns.
Zwischendurch malen wir uns aus, was wohl passiert, wenn die dunklen Wolken, die wir am Horizont auf der anderen Seite sehen (kein Foto), sich abregnen. Das wäre der Klassiker – vom abkommenden Rivier überrascht zu werden
! Wer von uns wird zuerst weggeschwemmt? Wo retten wir uns am besten hin? Blödes Gequatsche von vier Verrückten eben…..
Nebenher legen Ruth und Uwe ihren Bodenteppich zum Trocknen aus und Matthias geht seinem Kletter-Hobby nach (wer sieht ihn auf dem ersten Foto?).
Anschließend suchen wir alle mehr oder weniger erfolgreich nach einer Bildidee für den Sonnenuntergang – gar nicht so einfach, wenn es so viele Wolken gibt.
Als es schon dunkel ist, hören wir noch ein Auto Richtung Himbasiedlung fahren – schon irgendwie unheimlich und auch befremdlich hier so mitten in der Einsamkeit. Trotzdem schlafen wir hier sehr gut und ohne jede Störung! Morgen wird’s dann steil und steinig….