KarstenB schrieb:
Hallo Guko,
auch von mir ein dickes Danke für Deinen plastischen RB einer spannenden Reise. Für mich war natürlich der Unterschied zu meinen Reisen früher besonders interessant. Nicht nur so spektakuläre wie die Existenz privater Zimmervermietungen (das habe ich natürlich durch die Medien mitbekommen), sondern auch die kleinen Veränderungen. Besonders entsetzt war ich über die Abholzung des Parque Céspedes in Bayamo. Ich habe, obwohl inzwischen 31 Jahre her, eine so positive Erinnerung daran, unter den schattigen Bäumen Erholung von der schwül-heißen Luft gefunden zu haben. Unglaublich, was sich die Verantwortlichen gedacht haben?
[...]
LG aus HH,
Karsten
Hallo Karsten,
auch zwischen meinem ersten und meinem letzten Kubabesuch liegen rund 20 Jahre. Daher habe ich Einblick in die Entwicklungen, bzw. Veränderungen der letzten zwei Jahrzehnte bekommen. Es geht zwar langsam voran in Kuba, aber vieles ist deutlich besser geworden.
Das fängt bei der Lebensmittelversorgung an, geht weiter beim Transport, also den ÖPV, bis hin zu den Cuentapropistas, den legalen Kleinunternehmern, die es seit ein paar Jahren gibt. Ich habe auch den Eindruck, dass sich in Kuba eine Art Mittelschicht entwickelt hat, die doch recht gut leben, sei es durch Zuwendungen aus dem Ausland, oder durch eigene Geschäftstätigkeiten.
Bei meinem ersten Besuch im Jahre 2001, gab es in dem Stadtviertel, in dem ich wohnte nur ein einziges Telefon (Telefono Publico) und wenn jemand angerufen wurde, kam ein Bote (Mensajero) ins Haus und teilte dem Angerufenen mit, dass jemand ihn sprechen wollte. Heute haben viele Kubaner Handy und Internet über die Wifi-Parks.
Oder in den kleineren Dörfern oder Stadvierteln gab es im Parque einen Holzkasten mit einem Fernseher drinn, der wurde abends aufgeschlossen und die Leute versammelten sich davor um die abendliche Telenovela anzuschauen. Heute ist ein TV-Gerät fast Standard in kubanischen Häusern.
Inzwischen gibt es auch neue, aus China importierte Züge auf der Strecke Havanna - Santiago/Guantanamo, ich bin die noch nicht gefahren, aber laut Berichten soll es eine deutliche Verbesserung sein. (Wenn auch nicht mehr so romantisch, wie die alten Bummelzüge)
Trotzdem gibt es immer noch viele Menschen, die keinen Zugang Devisen oder größeren Extraeinnahmen haben und die in ziemlicher Armut leben. Auch wenn die Armut in Kuba nicht vergleichbar mit dem lebensbedrohlichen Elend in manchen Teilen Afrikas ist. Es gibt keine ausgedehnten Slums, Zugang zu sauberem Wasser und eine gewisse medizinische Grundversorgung sind gegeben, niemand verhungert in Kuba.
All das ist sehr weit entfernt von "ideal", aber doch besser als nichts.
Grüße
Gu-Ko