15.3.2017: Addo Elefant Nationalpark
Diesmal war die Nacht sehr ruhig gewesen. Der Wind hatte sich gelegt, und so hatten wir ohne Unterbrechung schlafen können.
Gegen 6.00 Uhr wurden wir wach. Schnell raus aus den Federn. Wir hatten 8 Stunden am Stück geschlafen, das sollte ja wohl reichen
. Das Wetter war bereits jetzt schon mehr als perfekt: strahlend blauer Himmel, keine Wolke zu sehen. Unsere Kommunikation mit Petrus funktionierte wie fast immer hervorragend.
Eigentlich hatte ich mich auf ein gemütliches Frühstück mit meinem Mann gefreut, der hatte aber nichts Besseres zu tun, als ständig nach draußen zu rennen, um, wie er sagte, das „allerletzte“ Foto dieser wunderschönen Landschaft zu schießen
. Na, ja, wer´s glaubt
!
Selbst die Heide leuchtete bei dem Wetter mehr als bei unserer Ankunft. Was für eine schöne Landschaft! Im Vordergrund sind wohl schon die Ausläufer von Baviaanskloof zu sehen.
Heute hatten wir eine etwas längere Strecke zurückzulegen. Unser Ziel war der Addo Elefant Nationalpark, und 260 Km, gut 3 Stunden Fahrzeit lagen vor uns.
Als wir die N2 in Port Elizabeth in Richtung Addo Elefant Nationalpark (R335) verließen, kamen wir an einem Township namens „Motherwell“ vorbei. Pure Tristesse. Ich habe hier keine Fotos gemacht, irgendwie war mir nicht danach, aber diesen Ort habe ich als ganz besonders erbärmlich in Erinnerung, wozu mit Sicherheit auch die Steinbrüche, die unglaubliche Staubwolken zu den Bewohnern hinüber wehten, beitrugen. Kinder spielten zwischen den Müllhaufen im Staub mit Autoreifen (einfach fürchterlich das Müllproblem in Südafrika: man entsorgt ihn häufig einfach in der Landschaft, und im Umkreis dieser Townships sieht es durchgängig so aus wie bei unseren Autobahnausfahrten
), Männer und Frauen saßen vor ihren „Behausungen“, die Türen sperrangelweit auf, damit der Staub auch schön hineinwehen konnte. Ob sie wohl alle Arbeit hatten? Eher nicht, aber wenn, so ging mir irgendwann durch den Kopf, dann sind das die Männer und Frauen, die auf den Plantagen und in den zahlreichen Lodges am Randes des Addo Elefant Nationalparks arbeiten, und dort bekommen sie bestimmt einen Hungerlohn für die schwere Arbeit, die anfällt. Ich werde das jetzt nicht weiter vertiefen, so nach dem Motto: reiche Welt - arme Welt, gerecht - ungerecht, das kennen und wissen wir alles schon, und das wird auch nichts ändern, und noch eine Betroffenheitsbekundung mehr braucht diese Welt schon mal gar nicht, und mit dem Reisen kann man deswegen ja auch nicht aufhören, dann würde ein großer Wirtschaftszweig wegfallen, und es würde sich dadurch ja verschlimmern. Es mag für den einen oder anderen schon leicht zynisch klingen angesichts der Tatsache, dass wir überwiegend in eher hochpreisigen Unterkünften gewohnt haben, aber beim Nachdenken darüber wird man nicht gerade froher, und ich habe es mehr und mehr verstanden, warum viele der Unterkünfte sicherheitstechnisch Festungen glichen. Das haben wir in Namibia so nicht gesehen oder vielleicht übersehen
. Diese Diskrepanz kann schon dazu verleiten, auch mal zuzulangen, wobei das natürlich keine Entschuldigung sein kann. Einzig und allein Bildung – Analphabetismus ist da ein großes Thema - wird ihnen die Chance geben, dieser Trostlosigkeit zu entkommen, eine gute Möglichkeit für unsere jungen Menschen, sich nach dem Schulabschluss für ein FSJ oder ähnlichem dort eine Zeit zu engagieren. Auch kleine Schritte helfen. Wenn ich die Möglichkeit nach dem Schulabschluss damals gehabt hätte, ich hätte es gemacht, aber da war Afrika insgesamt (und es gibt auf diesem Kontinent mit Sicherheit Ecken wo Hilfe nötiger ist als in Südafrika!!!) ein mehr oder weniger „weißer Fleck“ auf der Landkarte. Man ging damals eben in die USA oder nach Australien
, für was auch immer!
Typisches Straßenbild unterwegs: Menschen warten. Auf was, wissen wir nicht!
So, jetzt die knallharte Überleitung
zu unserem nächsten Quartier, denn dies ist ja ein Reisebericht und keine Reportage über das Elend auf dieser Welt, aber manchmal dürfen ein paar nachdenkliche Worte wohl erlaubt sein
.
Unser Quartier für die nächsten 3 Nächte war das „Woodall Country House“
www.woodall-addo.co.za/, welches mitten in einer großen Zitrusplantage liegt. Sehr herzlich, wenn gleich auch etwas reservierter, geschäftsmäßiger als in Wilderness, wurden wir empfangen. Erst wurden wir herumgeführt und uns die Örtlichkeiten erklärt, und dann versorgte man uns bei einem Begrüßungsgetränk mit allen notwendigen Informationen, die man für ein angenehmes Leben in dieser Lodge benötigte: Essenszeiten, die Möglichkeit der Buchung von verschiedenen Game Drives oder Ganztagesausflügen in Private Game Resorts, Massageangebot etc. Dass man am Abend nicht a la carte speisen konnte, sondern dass es „nur“ ein festes Menü gab, störte uns absolut nicht. Hunger hatten wir immer
. Wir inspizierten die Speisekarte und entschieden uns, jeden Abend hier zu essen. Preis-Leistung schien in Ordnung und um vorzugreifen, war es auch. Zwar hätte die Hauptspeise zweimal etwas besser gebraten sein können, aber schlimm war das jetzt auch nicht, alles absolut noch im grünen Bereich. Die einzelnen Gänge waren immer sehr abwechslungsreich und schön angerichtet, und es hat jeden Abend erneut viel Spaß gemacht, dort zu essen, warum sollen wir da noch großartig etwas anderes suchen. Wir haben aber einige Gäste getroffen, die nicht sehr erfreut waren, dass sie „nur“ Menü essen konnten und die Küche in diesem Punkt nicht sehr flexibel war. Na ja, ich würde mal sagen: meckern auf sehr hohem Niveau.
Das Gepäck war mittlerweile schon auf unser Zimmer gebracht worden. Sehr groß, mit allem erdenklichen Komfort ausgestattet, inklusive eigenem separatem Außenbereich mit Regendusche. Auch Aircon war vorhanden, und die sollten wir auch die nächsten Tage brauchen, denn es wurde immer heißer
. Hier konnte man es wohl aushalten, und da wir ja gekommen waren, um mein „Elefantentrauma“
zu therapieren, wollte ich mir gleich die Liste mit den entspannenden Massageangeboten durchlesen und natürlich dann auch Anwendungen buchen
. Das würde meinem vor Angst
total verkrampften Körper bestimmt gut tun
. Na, haste gedacht. Da hatte mein Göttergatte jedoch andere Vorstellungen. „Was, du willst Massage, och, ne, dass kannst du doch auch zu Hause machen. Da haben wir gar keine Zeit dazu. Wir sind den ganzen Tag von morgens bis abends im Park, das wäre dann blöd, wenn wir so hetzen müssten.“ Das war ja mal wieder typisch Mann, also
ich hätte schon Zeit gehabt und hätte das auch nicht als Hetze empfunden, aber Frau gibt dann mal lieber nach
. Im Nachhinein habe ich mich allerdings gefragt, warum
?
Vor unserem Zimmer!
Der eigene private Außenbereich mit Außendusche!