THEMA: #safaribrothers on Tour Vol. VII - «Kalahari»
18 Apr 2020 15:44 #586642
  • TinuHH
  • TinuHHs Avatar
  • Beiträge: 689
  • Dank erhalten: 1160
  • TinuHH am 18 Apr 2020 15:44
  • TinuHHs Avatar
Moin Ihr Beiden,

da springe ich doch schnell noch mit auf. Die Gegend interessiert mich brennend, da wollten wir eigentlich dieses Jahr hin, haben uns dann aber anders entschieden. Naja, wird aber wohl auch nichts.

Also, freue mich auf Bilder und Berichte!

Liebe Grüße
Martin
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: kalachee
18 Apr 2020 16:04 #586644
  • kalachee
  • kalachees Avatar
  • Beiträge: 1044
  • Dank erhalten: 2009
  • kalachee am 18 Apr 2020 16:04
  • kalachees Avatar
Kapitel 3
Durch das Auobtal und die «sighting of a lifetime»


Freitag, 11. Januar 2019
Kalahari Transfrontier Park (Mata Mata Restcamp - Rooiputs Campsite)

Es ist Transfertag und eigentlich haben wir keine Eile, trotzdem sind wir wieder mit Beginn der Dämmerung auf und fangen gemütlich an, unser Lager abzubauen. Nebenher schlürfen wir eine Tasse Kaffee und wie ich grad so zu einem Schluck ansetze, gewahre ich im Augenwinkel, dass sich einige der Camp-Nachbarn aufgeregt zum Wasserloch drüben am Zaun begeben. Beenie merkt es gleichzeitig, wir gucken hin und es präsentiert sich uns eine schöne Braune Hyäne. Ich fische meine Kamera aus dem Auto, aber es ist schon zu spät. Sie zottelt gerade wieder ab und ist schon zu weit weg, trinkt nochmals vom zweiten Wasserloch etwas weiter weg und ist dann bald in den Dünen verschwunden.

Gegen 7 Uhr fahren wir los und natürlich nehmen wir die lange Fahrt dem ganzen Auobtal entlang als ausgedehnten Gamedrive. Wir lassen uns Zeit und halten, wo es etwas zu sehen oder auch nur vermeintlich zu sehen gibt, bestimmen ein paar Vögel und versichern uns gegenseitig, wie ausgesprochen «leergefegt» die Gegend heuer ist.

So kommen wir am Wasserloch «Veertiende Boorgat» vorbei, wo ein paar Gnus und Oryx gerade ihren Durst stillen. Im abgestorbenen Geäst eines Kameldornbaumes entdecke ich einen Perlkauz (Pearl-spotted Owlet), welchen wir länger beobachten und ein paar Fotos und ein Video aus bester Position schiessen können.


Pearl-spotted Owlet / Perlkauz - was ein schöner, kleiner Vogel! Kann man sich die auch als Haustier halten? ;)



Wir wollen gerade weiter fahren, als uns der Fahrer eines aus unserer Richtung kommenden Wagens bedeutet, anzuhalten. Die drei netten Südafrikaner melden uns die Sichtung zweier Geparde, nur ein paar hundert Meter weiter hinten, wo wir sie vorher grad überholt hätten. Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen und fahren zurück. Zwei andere Autos stehen schon dort und bald darauf sehen wir die zwei Katzen auch schon links von uns langsam durchs Gebüsch streifen.



Die sind also in Bewegung, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Zuerst entfernen sie sich etwas, laufen über eine Düne und sind dann kurzzeitig aus unserem Blickfeld verschwunden. Wir nehmen natürlich an, dass sie zum Wasserloch wollen und wir wollen grad in die Richtung vorfahren, als sie auch schon wieder auftauchen, über eine Fläche marschieren und dann wenige Meter vor dem Auto vor uns die Piste queren.



Nun merke ich, dass sich ihr Verhalten verändert. Sie werden angespannter und schauen immerzu über die weite Ebene des ausgetrockneten Flussbetts. Da stehen tatsächlich zwei- oder dreihundert Meter weiter weg ein paar Springböcke rum. Aber die Geparde stehen auf der offenen Fläche und sind von weit her sichtbar, machen noch ein paar Schritte und setzen sich dann hin. Sie schauen zwar weiterhin konzentriert in die Richtung der Springböcke, aber ich denke nicht mal daran, dass die etwa gleich… Und ob sie das tun! Die vordere der beiden Katzen steht auf, geht ein paar Schritte, setzt zum Trab und dann wie aus dem Nichts zum Vollsprint an und ist in wenigen Sekunden über die ganze Ebene gezischt, Staub wirbelt auf und während ich nur «Boaaah» abzusondern vermag, ruft Beenie ganz aufgeregt; «der hat einen, der hat einen!». Meine Kamera lag die ganze Zeit auf meinem Schoss, es ging so unfassbar schnell, dass ich gar nicht erst reagieren konnte. Wir haben gerade Geparde bei der (erfolgreichen!) Jagd beobachtet!

Das Adrenalin pumpt, wir gucken uns an, grinsen breit und jubeln richtiggehend, so schön und faszinierend war das. Erwischt haben sie das Kitz gerade neben einer Gruppe von Büschen, so dass wir nicht allzu viel davon sehen, wie sie es mit einem Kehlbiss erlegen. Sie beginnen aber noch nicht zu fressen, sondern legen sich erst hin, kommen zu Atem. Wir reden gerade darüber, dann langsam weiter zu fahren, weil eben, viel sehen können wir nicht, es ist ziemlich weit entfernt und so lohnt sich auch ein Foto nicht wirklich.

Aber was ist denn das? Plötzlich kommt wieder Bewegung in die Sache und das Springbockkitz lebt tatsächlich noch! Es scheint, als hätte es sich aus den Fängen der Raubkatze befreien können und versucht mit letzter Kraft, davon zu springen.



Nach ein paar Metern bleibt es aber erschöpft und paralysiert stehen, einer der Geparde fängt nun an, dem Böckchen hinterherzujagen. Noch einmal kommt es davon, doch dann wird es endgültig geschnappt und zu Boden gedrückt. Dieses Mal rattert aber meine Kamera im Schnellfeuer und der Chip glüht (leider sitzt der Fokus nicht immer so ganz...).


Der junge Gepard setzt dem Kitz nach...


... das mit Zickzacklaufen zuerst noch davon kommt.


Eine schnelle Kehrtwende...


... und wieder hinterher


Zum Sprung ansetzen ...


... und dann sollte es endlich klappen, Mama eilt schon zu Hilfe.


Schau, hier musst du feste zubeissen!


Geschafft!


Jetzt noch die Beute in Sicherheit bringen und dann können wir essen.

Wir haben es hier wohl mit einer Unterrichtslektion in Jagdtechnik einer Mutter mit ihrem Jungen zu tun gehabt. Die erste Jagd wurde von der Mutter gemacht, das Kitz aber ganz bewusst nicht getötet, damit nachher das Junge «üben» konnte.

Grandios! Wir freuen uns natürlich riesig und sind uns der absoluten Einmaligkeit eines solchen Ereignisses bewusst - wahrhaftig eine «sighting of a lifetime».

Nun fahren wir weiter und treffen, weil sie gerade bei einer Vogelsichtung halten, nach ein paar Kilometern wieder auf die netten Südafrikaner. Als sie uns fragen, ob wir die Geparde gesehen hätten, trauen wir uns fast nicht zu erzählen, was wir gerade erlebt haben. Sie finden das aber riesig und gratulieren uns, man merkt, dass es ehrlich gemeint ist. Wir lassen sie wieder vor und nur wenig später stehen sie schon wieder am Rand der Piste. Aber dieses Mal mit einem Plattfuss, zum Glück nur zwei, drei Kilometer vom «Kamqua»-Picknickplatz entfernt. Wir vereinbaren, uns dort zu treffen, damit wir Ihnen mit unserem Kompressor aushelfen können.

Sie schaffen es dann auch und so können wir den Reifen wieder aufpumpen, damit sie mit dem Wagenheber ihr Auto anheben und dann das Rad wechseln können. Die beiden Rentner aus Hermanus sind mit ihrem Sohn aus Kapstadt unterwegs, die Mama kocht, während die Männer am Auto fuhrwerken, Frühstück, und wir quasseln ein bisschen. Sie sind uns unendlich dankbar und als wir ihnen erklären, dass das für absolut selbstverständlich sei, weil schliesslich helfe man sich im Busch ja gegenseitig, sind sie glaub ich richtiggehend beeindruckt. Es ist eine Haltung, die von den Südafrikanern (und Namibiern) vorgelebt wird und es freut die drei wohl ehrlich, dass auch wir Touristen das so handhaben.


Ein kleiner Erdmännchen-Clan ist sehr beschäftigt auf Futtersuche

Um die Mittagszeit erreichen wir dann Twee Rivieren, erledigen im Nu die Grenzformalitäten für Botswana, checken beim Wildlife Department für unsere Campsites auf der botswanischen Seite ein, füllen den Tank auf und gehen dann im Shop noch ein paar Kleinigkeiten besorgen. Nun nehmen wir noch die letzten 24km bis zur Rooiputs Campsite unter die Räder, um dann, bei Ankunft kurz nach halb 3 Uhr, unseren gebuchten Stellplatz Nr. 1 schon besetzt vorzufinden. Kaum auf einer botswanischen Campsite angekommen, geht das schon wieder los, ist man geneigt zu sagen… Wie uns versichert wird, haben die Südafrikaner tatsächlich auch die Nr. 1 gebucht bekommen. Ihre mitreisenden Freunde seien auf der Nr. 2 gebucht, würden dann, wenn sie nachher nachkommen, aber mit ihnen auf der 1 campen. Diese hätten die Buchung auch gemacht und darum könne sie das grad leider auch nicht beweisen. Aha. Wir sollen uns doch einfach auf die Nr. 2 stellen, sie bleiben zwei Nächte und von daher passe das ja. Ich habe keinen Bock auf Diskussionen und stimme etwas in das Klagelied über das Buchungschaos beim DWNP ein, bin aber nicht so sicher, ob die sich nicht einfach die Campsite geschnappt haben, die ihnen am besten gefallen hat. Egal, die Nr. 2 ist in unseren Augen noch etwas schöner und so richten wir uns dort häuslich ein.

Am Abend geht es noch auf eine kleine Runde zum Wasserloch mit dem gleichen Namen wie das Camp gleich unten im Tal und nordwärts hoch bis «Kji Kji». Es ist aber ziemlich tote Hose, auch der kleine Tümpel, der sich grad beim Wasserloch dort in der Regenzeit meistens bildet, ist dieses Jahr komplett ausgetrocknet.


Eine weitere, gut versteckte Spotted Eagle-Owl finden wir in einem Kameldornbaum.


Und ein PCG präsentiert sich, leider ebenfalls im Schatten, für einmal auf guter Höhe für ein Foto.

Wir fahren auf dem für Gäste von Rooiputs reservierten 4x4-Piste zurück und erspähen immerhin noch zwei Kapfüchse.


Einer davon muss grad mal :cheer:


Und zurück auf der Campsite dürfen wir die herrliche Abendstimmung geniessen.

So, wie üblich noch zum letzten Punkt auf der Tagesordnung, dem Abendessen: heute kommt ein butterzartes, herrvorragend schmeckendes Kudulendensteak auf den Grill, dazu backen wir in Alufolie einen grandiosen Kartoffelgratin* und es gibt gedünstete Grüne Bohnen.

Tipps aus dem Camperleben für zwischendurch:
* Rezept Kartoffelgratin:
Alufolie auslegen und mit Butter einfetten, fein geschnittene Kartoffelscheiben als erste Schicht darüber verteilen zusammen mit Zwiebelringen und geraffeltem Käse (wer keine Raffel dabei hat wie wir, kann einen Block Cheddar oder Gouda, wie man ihn im südlichen Afrika ja überall bekommt, einfach in kleine Würfelchen schneiden), mit Salz, und Pfeffer (und wer hat, auch Muskatnuss!) würzen und dann die nächste Schicht «bauen». Zwei, drei Schichten gehen gut und am Schluss noch einmal etwas Butter obendrauf legen und die Alufolie dann zu einem Packet verschliessen. 30 - 40 Minuten in die Glut legen. Baie Lekker!


Tageshöchsttemperatur: 39° C
Etappe: 145,1km
Gamedrive #5: 28,6km
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, Tanja, Eulenmuckel, tigris, aos, Topobär, fotomatte, marimari, speed66, Cruiser und weitere 14
18 Apr 2020 16:27 #586649
  • fotomatte
  • fotomattes Avatar
  • Beiträge: 2397
  • Dank erhalten: 9264
  • fotomatte am 18 Apr 2020 16:27
  • fotomattes Avatar
Hoi Sam und Beenie,

der Fiscal Shrike ist richtig, soviel vorweg. B)

Wenn ich nicht wisst, was anstellen in der trockenen Schweiz, und euch der kleine Perlkauz so gefällt, dann geht doch abends mal in den (Berg-)Wald und versucht, den europäischen Vetter zu finden-- den Sperlingskauz. Die singen im Moment gerade, in der Dämmerung solltet ihr Erfolg haben.
Ansonsten würde mir noch eine ganze Menge einfallen, was man gerade in den Bergen machen könnte, etwa sonnende Aspisvipern fotografieren, balzende Birkhühner beobachten, aber das Alles wird wohl dieses Jahr für mich tabu sein.

Liebe Grüße,
Matthias
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: aos
18 Apr 2020 16:30 #586653
  • BMW
  • BMWs Avatar
  • Beiträge: 1429
  • Dank erhalten: 846
  • BMW am 18 Apr 2020 16:30
  • BMWs Avatar
Das gönne ich Euch..........ist wirklich seeeeehr speziell..........Lehrstunde für

den jungen Gepard......... :) right time right place :)

was Rooiputs angeht, habe ich so ein komisches Gefühl......es gibt leider immer

mehr "Campräuber " die das gezielt praktizieren............wenn es dann einmal

funktioniert....probieren sie es gleich wieder.......etc

LG..........................BMW
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
18 Apr 2020 16:54 #586660
  • Beenie
  • Beenies Avatar
  • Kudu ist das beste Fleisch
  • Beiträge: 26
  • Dank erhalten: 33
  • Beenie am 18 Apr 2020 16:54
  • Beenies Avatar
fotomatte schrieb:
Hoi Sam und Beenie,

der Fiscal Shrike ist richtig, soviel vorweg. B)

Wenn ich nicht wisst, was anstellen in der trockenen Schweiz, und euch der kleine Perlkauz so gefällt, dann geht doch abends mal in den (Berg-)Wald und versucht, den europäischen Vetter zu finden-- den Sperlingskauz. Die singen im Moment gerade, in der Dämmerung solltet ihr Erfolg haben.
Ansonsten würde mir noch eine ganze Menge einfallen, was man gerade in den Bergen machen könnte, etwa sonnende Aspisvipern fotografieren, balzende Birkhühner beobachten, aber das Alles wird wohl dieses Jahr für mich tabu sein.

Liebe Grüße,
Matthias

da hast du volkommen recht! Aber jetzt kommen die vielen abers:
1. Muss ich auf geheiss meines Arbeitsgebers jegliche benutzung des ÖV unterlassen (ausser geschäftsreisen)
2. habe ich kein Auto ( punkt 1.)
3. Sollten wir in der Schweiz alles unnötige sein lassen und brav zuhause bleiben.
4. habe ich zum GLÜCK einen Balkon mit direktem Blick in den Wald mit Vogelkonzert am Abend ( Buntspecht, Grünspecht, Singdrossel, Rotkelchen und co höre ich regelmässig :) )
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: fotomatte
18 Apr 2020 17:20 #586662
  • Dandelion
  • Dandelions Avatar
  • Beiträge: 432
  • Dank erhalten: 474
  • Dandelion am 18 Apr 2020 17:20
  • Dandelions Avatar
Hallo Sam und Beenie,

jetzt muss ich mich auch mal aus der Deckung wagen, mich erneut als eifrige Mitleserin outen und euch zu dieser ganz besonderen Sichtung gratulieren :woohoo: Es freut mich für euch, dass ihr diese Lehrstunde erleben durftet und somit für die bisher etwas „mauen“ Sichtungen entschädigt wurdet.
Wobei mir eure Eulenfotos auch super gut gefallen und einen Kapfuchs konnten wir letzten August im KTP leider auch nicht erspähen. Naja, hoffentlich dürfen wir irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wieder einmal in den KTP reisen und dann heisst es „neues Spiel, neues Glück“. In der Zwischenzeit erfreue ich mich an den wunderbaren Reiseberichten anderer Fomis.

Ich bin natürlich gerne weiter mit dabei bei euch.

Schönes Wochenende und liebe Grüße
Kordula :)
Letzte Änderung: 18 Apr 2020 17:21 von Dandelion.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Sadie