Fortsetzung KUTI - 2
Ich bin eigentlich nur auf „KUTI“ gestoßen, weil ich anfangs eine lange Fahrt nach Norden bis an die tanzanische Grenze plante (wo wir ursprünglich unser zweites Auto, durch „Be Forward“ gebraucht aus Japan importiert, abholen wollten), und ich auf der Strecke „Blantyre-Chinteche“ noch einen Etappenstop mit einfacher Unterkunft suchte. Da stolperte ich über einige unscheinbare Zeilen in meinem
Hupe-Reiseführer, die auf dieses Kleinod hinwiesen. Das erwies sich als Segen für unsere gesamten Malawi-Zeit, in der wir etliche Male dort waren – meist als Zwischenstop auf Reisen nach Norden. Und jedes Mal fanden wir, dass sich diese kleine Unterbrechung (i.d.R. nur 1 Nacht) gelohnt hatte!
Im Oktober führt das KUTI immer einen „Game Count“ durch und ist froh um Helfer. Einmal haben wir das mit gemacht. Aber es war schlecht organisiert und insgesamt nicht wirklich prickelnd. Wir sollten um 4:30 antreten – was wir denn auch taten. Unsere Kinder (und uns selbst natürlich auch) warfen wir rechtzeitig brutal aus den Zelten
, um uns mit anderen Besuchern, die mit ebenso dünnschlitzigen Augen eine Tasse Kaffee umklammerten, auf Befehle zu warten. Die Sonne geht zu dieser Jahreszeit etwa um 5 Uhr auf, so dass wir dachten, das wäre gut durchdacht. Aber es wurde viel palavert, und am Ende ging das Ganze erst um 6:30 los!!!!!
(die Organisatoren waren KEINE Malawier gewesen. Aber eben auch keine Deutschen oder Schweizer…..
).
Gruppenweise durchstreiften wir das Gelände – jede Gruppe bekam einen Park-Teil zugewiesen, und dort spazierte dann jeder einzeln möglichst geradlinig (das ist schwieriger als man denkt) durch das Gebüsch, immer den Nachbarn noch im Blick behaltend. So sollte sicher gestellt werden, dass keine Tiere doppelt gezählt und gleichzeitig alle erfaßt wurden. Meint man zumindest. Ich habe da so meine Zweifel….
Also, es war zumindest mal eine Erfahrung wert, aber ich würde es nicht wiederholen.
Das KUTI-Team arbeitet ständig an Verbesserungen. Tiere werden neu angesiedelt oder an andere Parks gegeben (Zebras z.B., da sie davon zu viele haben). Ein neues Restaurant wurde gebaut, und weitere kleine Hütten errichtet. Das Angebot für Unterkünfte ist somit inzwischen sehr vielfältig:
Geboten werden ein vom Platz unbegrenzter Campingplatz (Camper dürfen das ehemalige Restaurant nutzen zum Kochen, Essen und Abhängen, leider finde ich davon kein Bild), A-Frames (2 bis 4 Personen)
oder die neueren kleinen 2-Bett-Hütten sowie die bereits erwähnten größeren Selbstversorger-Häuschen.
Manchmal - bei Regenzeit, oder wenn wir wegen der Hitze nur die Innenzelte aufbauten, stellten wir sie auch unter das Vordach dieser kleinen neuen 2-Bett-Häuschen, von denen nie alle belegt sind.
Und der Fahrradverleih ist (nachdem ich eine deutliche email zu den völlig überzogenen Preisen geschrieben hatte!) inzwischen auch in ein vernünftiges Preisniveau gesunken.
An den Hauswänden sitzen öfter mal diese faszinierenden Frösche, die mit ihren Saugnäpfen in der Senkrechten kleben! Manchmal sieht man sie auch direkt vor sich an der Tür, wenn man auf der Toilette sitzt
Eigentlich ein idealer Ort, um sie näher zu studieren, da man nicht eben mal wegrennen kann.
Das Frühstück ist nicht selten von Tierbesuch begleitet – und ich finde es sehr viel schöner, wenn es (wie hier) Zebras sind, als (wie beim Campen meist üblich) freche Affen!
Der Vogelstrauß kommt einem oft auch SEHR nahe, und ich habe immer ziemlichen Respekt vor ihm und traue ihm nicht so ganz…. Immerhin können diese Gigantenvögel, wie alles Gefiederte, böse picken, und schlimmer noch, einem mit ihren Klauen den Bauch aufschlitzen! Aber er (besser gesagt „sie“) hat sich bei unseren Aufenthalten immer vorbildlich benommen!
Irgendwo in den Bäumen baumelt auch noch eine alte Hängematte,
doch die bescherte uns mal einen ziemlich
großen Schrecken :
Juli/August 2016 machte ich mich mit unseren 4 Kindern und einem Freund aus Deutschland auf, um in ca. 10 Tagen von Blantyre durch Tanzania nach Nairobi zu fahren. Wir wollten/sollten in Kenya eine mögliche Berufsperspektive näher abklopfen, doch mein Mann hatte nicht genug Urlaub, um die Hin-und Rückfahrt entspannt zu fahren. So fanden wir die Lösung, dass unser Freund Clix (Name von der Redaktion geändert), der uns schon 2 mal in Tanzania besucht hatte, und von dem ich wußte, dass es mit ihm, mir und den Kindern auf einer Campingtour in Afrika harmonieren würde, mit uns hoch fuhr und mein Mann später nach Nairobi nach flog. In Kenya brachten wir Clix später wieder auf den Flieger nach Deutschland und bestritten die Heimfahrt als komplette Familie.
Da wir nicht ewig Zeit hatten, und gleichzeitig nicht jeden Tag nur im Auto sitzen wollten, hatte ich eine Route mit max. 2 Fahrtagen hintereinander und einzelnen Tagen Unterbrechung an schönen Orten zusammengestellt. Unser erster Tag brachte uns nur von Blantyre bis Kuti, was nur etwa 3 bis 3 ½ h Fahrt sind. Man kann dann entspannt morgens noch Auto packen, mittags losfahren, und kommt doch noch rechtzeitig, um eine kleine Runde vor Sonnenuntergang drehen zu können.
Am Tag darauf hatten wir dann auch nur eine ca. 3 ½-h Etappe bis Chinteche an den See vor uns, und so dehnten wir unseren friedlichen Morgen im Kuti-Camp aus. Die Kinder tobten sich nochmal etwas von ihrer Energie weg, bevor wir sie wieder ins Auto sperren würden, und Clix und ich genossen es, ohne Hektik noch unseren Kaffee zu trinken. Wir lauschten auf die Stille, als plötzlich ein
markdurchbohrender Schrei zu hören war. Tabea (damals 7) war aus der Hängematte gefallen!
Nun, Kinder fallen immer wieder mal aus Hängematten, und so hoch ist das ja nun auch wieder nicht. Sie hörte jedoch gar nicht auf,
wie am Spieß zu brüllen. Immerhin –
"solange sie noch schreit ist alles gut", denkt der Mediziner in mir. Sie hatte auch nichts gebrochen - aber später stellte sich heraus, dass sie wohl eine ordentliche Gehirnerschütterung davon getragen hatte!
Nach einer Weile hatte sie sich doch beruhigt und ging mit den anderen wieder spielen. Bald aber kam sie schwankend angelaufen und meinte, ihr Schädel würde so brummen, und ihr wäre so schwindelig….
Als wir ca. ½ h später los fuhren, fing sie wieder an zu
schreien wie verrückt, und sie habe so Kopfschmerzen…. Da ging mir dann doch etwas die Düse – immerhin war das gerade mal der Anfang einer 1o-tägigen Campingreise in der nur „halb zivilisierten Welt“! Ich war froh, in Clix ebenfalls einen Mediziner mit einer zweiten Einschätzung bei mir zu haben. Wir waren uns einig, dass das nicht kritisch ist, und wir es mal mit einer Schmerztablette versuchen könnten. Doch Tabea und Tabletten schlucken war bis dahin noch ein Drama für sich!
Clix brachte es aber immerhin fertig, ihr mit Hilfe einiger deutscher Mandeln eine Ibuprofen-Tablette runter zu tricksen.
Damit beruhigte sie sich zunehmend. Erbrach auf der Fahrt dann noch zweimal ein wenig
, und in der nächsten Nacht schlief ich sehr schlecht, da ich immer wieder auf das Kind neben mir im Zelt achtete, ob denn wirklich alles in Ordnung wart. Aber sie erholte sich am folgenden Tag schnell, so dass wir uns keine weiteren Sorgen machen mussten.
Dennoch – der
Schrecken dieses Tages sitzt mir noch heute im Nacken! Und - war damit leider noch nicht zuende. Dieser Tag würde mich noch sehr viel mehr Nerven kosten und sich tief in mein Reise-Gedächtnis brennen! Doch was es damit auf sich hatte, das wird erst im Kapitel „Lake Malawi-Chinteche“ fortgesetzt.
Immerhin ein Gutes hatte dieses Unglück: seit diesem Tag kann Tabea problemlos Tabletten schlucken…