Tag 15 – 23.7.2019
Heute war eine sehr lange Strecke zurückzulegen, vor allem auch, weil der Abschnitt zwischen Shakawe und Maun einem Hindernisparcours gleicht und aussieht wie ein Emmentaler-Käse, überall unterschiedlich große Löcher…
Aus diesem Grund entschieden wir uns, Drotzky’s Cabins bereits um 06:30 Uhr zu verlassen – die Dämmerung brach eben an, als wir auf die Teerstraße nach Süden abbogen. Wenigstens war um diese Zeit nur mit mäßigem Verkehr zu rechnen, selbst die omnipräsenten Esel am Straßenrand schienen noch zu schlafen. Wir hatten noch etwas Biltong in einer unserer Vorratskisten, dazu gab es Äpfel und Wasser führen wir ohnehin immer genug mit. Zügig ging es Richtung Veterinärzaun, den wir bei Tsau um nach knapp dreistündiger Fahrt querten. Wie bisher auch immer, gab es hier niemanden, der sich um uns kümmerte. Ab Sehithwa, also auf der A3, wurde der Untergrund merklich besser, wir konnten noch einen Zahn zulegen und erreichten nach unspektakulären und ereignislosen 365 km Maun nach exakt 4 stündiger Fahrt.
Hier gab es erstmal ein Frühstück, der Cafe war dringend nötig geworden. Wir fuhren Richtung Flughafen und ließen uns im „Dusty Donkey“ nieder, einem mMn sehr netten Lokal mit etwas rustikalen Möbeln im Freien. Wir genossen einen kleinen Snack und vor allem die wärmenden Sonnenstrahlen. Inzwischen war in der Stadt schon mächtig Betrieb, Maun scheint unglaublich zu wachsen. Wir füllten natürlich auch den Tank unseres Hilux und stockten im nahen Spar auch die eigenen Getränkereserven auf. Bereits knapp vor Mittag waren wir bereit zur Weiterfahrt ins Mogothlo Tented Camp. Wir waren deshalb etwas in Eile, weil wir am heutigen Tag auch noch einen kleinen Gamedrive im Konzessionsgebiet der Lodge unternehmen wollten – so war gewährleistet, dass dieser Tag nicht als reiner Fahrtag dienen musste. Die Fahrt zwischen Maun und Sankuyo war extrem mühsam, der Staub ist inzwischen so fein, dass er durch alle Fugen ins Auto eintritt. Wie auf rohen Eiern ging es über die üble Rumpelpiste, zudem hatte ein Transporter für Pflastersteine einen guten Teil seiner Ladung vor uns verteilt. Für die etwas mehr als 100 km bis nach Mogothlo benötigten wir knappe zwei Stunden. Dabei entstanden auch nur zwei Bilder, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Um 14:15 Uhr trafen wir – im wahrsten Sinn des Wortes – ziemlich gerädert in der Mogothlo Safari Lodge ein. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „Tented Camp“ in der Mababe Konzession. Die fix aufgebauten Wohnzelte sind gut ausgestattet, alle haben Dusche und WC integriert. Wir wurden „Zelt“ Nummer 2 zugeteilt, das doch etwas von der Gemeinschaftslounge, dem Restaurant und der Bar entfernt direkt oberhalb des Khwai-Flusses liegt. Bereits beim Check-in und dem Willkommensdrink war uns aufgefallen, dass der Khwai entsetzlich wenig Wasser führt, kein Vergleich zu unserer Anwesenheit vor zwei Jahren. Der Fluss bestand im Bereich der Lodge vielmehr aus kleineren Seen, nur ein Rinnsal verband diese Tümpel miteinander. Dennoch waren überall Elefanten zu bestaunen, selbst direkt vor unserer Unterkunft. Von der Terrasse der Lounge aus bewunderten wir auch eine Lechwe-Antilope, die das saftige Grün entlang des Flusses bearbeitete.
Nach einer angenehmen Pause und einer Erfrischung im Zelt wurde uns von der Lodge ein Gamedrive durch das Konzessions-Gebiet angeboten, dafür mussten wir keinen Aufpreis bezahlen. So fuhren wir gemeinsam mit unserem Fahrer, dessen Namen ich leider nicht notiert hatte – sorry, pünktlich um 16:00 los. Ich weiß, dass das Programm des heutigen Tages durchaus als ambitioniert bezeichnet werden kann, auf der anderen Seite wollten wir uns aber keine Möglichkeit entgehen lassen, dieses für mich schönste Safari-Gebiet zu durchstreifen…
Wir folgten dem Flusslauf des Khwai von der Lodge aus in nordwestlicher Richtung, also praktisch in Richtung Moremi-North Gate. Unser Fahrer erkannte bald, dass er auch für Vögel stoppen musste… Das Licht am Nachmittag entlang des Flusses war unglaublich sanft, die Farben mit den verschiedenen Gelbtönen teilweise fast schon surreal – so liebe ich es, durch die Landschaft gekarrt zu werden, zumal auch zwei weitere scharfe Augen mithalfen, lohnende Objekte vor die Linse zu bekommen. Für uns war es eine tolle Gelegenheit eines weiteren Gamedrives, die wir eben unbedingt nutzen wollten. Hier einige der Tiere, die uns an diesem Spätnachmittag vor die Linse liefen oder flogen…
Ganz begeistert waren wir, als uns der Guide eröffnete, dass am heutigen Morgen in der Nähe ein Löwenrudel eine Giraffe gerissen hätte und dass wir dort vorbeischauen könnten – wenn wir wollten… Welche Frage? Er wäre fast schon spannend, darauf mit „nein“ zu antworten…
Nach einiger Kurverei sahen wir den stark riechenden Kadaver vor uns liegen. Wir hielten etwas Abstand, eine weitere Annäherung wäre ohne Maske ohnehin schwer denkbar gewesen. Es dauerte nicht lange und ein blutverschmierter Löwe und eine Löwin betraten die Szene – wie in einem Film spazierten sie auf uns zu… während die Löwin sich neben den Kadaver in das Gras legte, begann das Männchen vor uns die Knochen zu brechen… allein die Geräusche, die entstanden, wenn er versuchte noch etwas Fleisch herauszureißen, waren gewöhnungsbedürftig… Ich hatte so gespannt auf die Szenerie gestarrt, dass mir völlig entgangen war, dass sich eine weitere Löwin genähert haben musste – schließlich vergruben sich drei Raubtiere im Rest der Giraffe.
Die Zeit war schon fortgeschritten, als wir uns losrissen, um nahe der Lodge an einem stimmungsvollen Ort den Sonnenuntergang bei einem Gin-Tonic zu erleben. Was für ein Tag – spätestens jetzt wussten wir, dass es absolut Sinn gemacht hatte, morgens früh aufzubrechen um nachmittags einen Gamedrive am Khwai-River zu genießen. Eines war aber auch klar, ohne Guide hätten wir den Ort des Löwenrisses heute nie gefunden, das musste natürlich honoriert werden…
Um 18:30 trafen wir todmüde aber glücklich im Camp ein, wo inzwischen Elefanten die Wassertanks derartig ramponiert hatten, dass an Fließwasser in den Zelten nicht mehr zu denken war… Katzenwäsche war angesagt, dann schlichen wir bewaffnet mit Taschenlampen von unserem Zelt zur Gemeinschaftslounge, wo das Abendessen eingenommen wurde. Irgendwie schmeckte uns das Fleisch heute weniger, wir hatten wohl noch den Geruch der verwesenden Giraffe in der Nase…
Morgen geht es weiter, es wartet ein ganzer Tag am Khwai-Fluss und im Moremi Naturreservat! Bis bald!