Tag 16 – 24.7.2019
Auf den heutigen Tag hatte ich mich schon von Anfang der Reise an gefreut – eine Fahrt durch das Moremi Naturreservat und dann auch noch am Khwai Fluss – da hatte ich vor zwei Jahren wohl die eindrucksvollsten Sichtungen. Ich liebe diese Landschaft. Meine Erwartungen für den heutigen Gamedrive waren nur insofern etwas gedämpft, als es einfach sehr sehr trocken war. Während beim letzten Besuch manche Strecken nur schwer befahrbar, andere komplett gesperrt waren, würde es diesmal wesentlich einfacher werden, überall hin vorzudringen – andererseits war natürlich abzuwarten, wie sich das auf den Wildbestand auswirken würde. Ich war vorsichtig optimistisch, denn wir hatten erfahren, dass der südliche Teil des Reservats überhaupt staubtrocken wäre. Die Tiere sollten also – so die Hoffnung – hier konzentriert anzutreffen sein.
Bilder von der Querung des Khwai Flusses beziehungsweise von der Situation bei Fourth Bridge aus dem Jahr 2017 dokumentieren, dass wir heuer praktisch in einer völlig anderen Landschaft unterwegs waren. Beim letzten Besuch nächtigten wir zudem im Dachzelt und allein im Moremi Bereich hatten wir uns für acht Tage einquartiert – der Blitzbesuch im heurigen Jahr mit unseren zwei Besuchstagen (dafür in einer Zelt-Lodge) würde natürlich nicht so ausgedehnte Fahrten zulassen. Der Gamedrive am Vortag mit den tollen Sichtungen hatte aber unser Jagdfieber wieder geweckt.
Vor 7:00 saßen wir bereits mit gepacktem Fotorucksack beim Frühstück, um ja möglichst keine wertvolle Zeit zu versäumen. Der Plan war, auf schnellstem Weg zum Moremi North-Gate zu fahren und von dort aus durch das Camp auf dem Khwai-River-Loop unser Glück zu versuchen. Die Pad – wenn man die überhaupt so bezeichnen kann, war bis zur Abzweigung nach Savuti eine einzige Zumutung. Das feine Sandpulver war extrem schmierig, speziell in den Kurven musste ich ordentlich Geschwindigkeit rausnehmen. Kurz vor 8:30 Uhr standen wir am Gate bei der Khwai-Brücke. Was folgte war Schockstarre: Der Ranger im Büro wollte mein Permit sehen… Um es kurz zu machen, es gab kein Permit und sein Vorschlag, am South-Gate eines zu lösen, ließ mich nicht in Jubel ausbrechen…
Ich hatte bei meinen an sich akribischen Vorbereitungen doch tatsächlich etwas vergessen! Die Korruption im südlichen Afrika ist absolut abzulehnen, doch in diesem Fall stand ich vor einem wirklichen Dilemma. Letztendlich rang ich mich doch dazu durch, eine kleine Zuwendung für die Instandhaltung der Brücke über den Tresen zu schieben…
Wir vereinbarten die Zeit, zu der wir den Park wieder verlassen würden und zwanzig Minuten später war der Schranken im Rückspiegel zu sehen…
Die Floodplains am Khwai-Loop sind eine sehr lohnende Gegend, hier gibt es praktisch immer etwas zu sehen. Ein Hornrabe thronte im schönen Morgenlicht auf einem abgestorbenen Baum – unsere erste Sichtung an diesem Tag.
Etwas später trafen wir auf ein paar Wasserböcke und ganz oben auf einem Busch balzten einige Marabus – wir konnten die genaue Zahl der Vögel nicht ausmachen. Auch einige Witwenpfeifgänse schwammen vorbei und ein Nimmersatt gab seinem Namen alle Ehre. Die kläglichen Reste eines Kudu ließen auf mehr hoffen…
Ein Klaffschnabel schien noch tief und fest zu schlafen. Giraffen, Streifengnu, Elefant und Letchwe waren dagegen schon mit Vormittagssnack beschäftigt.
Eine wirklich wunderschöne Sichtung war eine Wasserbock-Mama, die sich liebevoll um ihren Nachwuchs kümmerte! Wir schauten den beiden eine ganze Weile zu, bis plötzlich ein Elefant um die Ecke bog. Er kam uns so nahe, dass wir es vorzogen, das Feld zu räumen…
Der Ausblick aus dem Auto auf eine nahestehende Giraffe führte uns vor Augen, wie hoch diese Tiere tatsächlich sind. Ich habe versucht die Kamera aus dem Fenster möglichst waagrecht zu halten und hatte plötzlich Knie vor der Linse… Während unserer Fahrt Richtung Osten waren auch noch andere Tiere zu sehen, von denen ich ein Tier bisher noch nie gesehen hatte… Ist es möglich, dass es sich hier um einen Streifenschakal handelt?? Der Genosse war jedenfalls sehr schnell wieder von der Bildfläche verschwunden…
Das Ziel unserer Fahrt war eine Baumgruppe, wo wir schon bei unserer letzten Reise einen Leopard beobachten durften. Diese Baumgruppe, die damals schwer erreichbar war, liegt ziemlich genau gegenüber der Belmond Khwai River Lodge. Ein Guide dieser Lodge hatte uns damals über den Leo erzählt, der hier sein Revier hätte und immer wieder in den Bäumen gesichtet würde. Ich weiß, welches Sichtungsglück wir während dieser Tour bereits hatten, aber….
Wir trauten unseren Augen kaum, als wir direkt über uns stattlichen Leopard mit frischem Kill sahen – mir schossen fast Tränen in die Augen. Das Problem, das sich uns stellte war es nun nur noch, das Auto möglichst günstig zu parken, denn die Sonne stand bereits relativ hoch und eine Zufahrt von der anderen Seite war unmöglich… Mehrere Büsche mussten weichen, unser neues Auto bekam einige Kratzer ab und nach mehreren Positionswechseln entstanden die folgenden Bilder:
Das Schönste an dieser Sichtung war – wir waren fast die ganze Zeit über die einzigen Bewunderer dieser Szene. Über uns brachen Knochen, Blut tropfte zu Boden… einfach unglaublich, das sehen zu dürfen!
Letztendlich tauchte ein Safarifahrzeug auf und bog in unsere Richtung ab – Zeit, die Szenerie zu verlassen, denn der Platz, den wir eingenommen hatten, war vermutlich der, den jetzt andere beanspruchten. Wir fuhren ein Stück weiter in östliche Richtung und sahen eine ganze Gruppe von Impala. Vermutlich hatte ein Tier aus dieser Gruppe keinen guten Morgen…
Wir kurvten ziemlich planlos herum, immer noch überwältigt von der Sichtung. An einer gut einsehbaren Stelle am Fluss machten wir eine Pause, aßen Äpfel, Karotten und Cracker – die Brösel wurden von einer Taube dankend angenommen… Dann machten wir uns langsam auf den Rückweg, ich hatte etwas Panik, sofort die richtige Piste zu finden. Wir kamen aber nochmals am „Leopardenbaum“ vorbei und es standen bereits drei Autos darunter. Der Leo hatte inzwischen den Baum gewechselt und ließ alle Viere herunterbaumeln… Es war offensichtlich ein Verdauungsschlaf angesagt…
Das ist das richtige Stichwort – ich brauche jetzt zwar keinen Verdauungsschlaf, aber eine Pause – Fortsetzung folgt!