THEMA: Namibia und Botswana
04 Sep 2019 13:33 #566695
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Namibia und Botswana - Sommer 2019

PROLOG
Bisher war ich interessierter Leser und passiver Konsument dieses Forums. Viele Namen von den Verfassern der unzähligen Reiseberichte sind mir längst geläufig. Ich habe mehr als nur hilfreiche Informationen aus diesem Forum ab- und aufgesaugt, meine Reiserouten durch das Südliche Afrika wurden enorm durch den aufwändigen Input anderer aufgewertet und verbessert. Wir als Familie – oder teilweise auch nur ich als „Einzelreisender“ (wenn die anderen der Ansicht waren, dass eine Afrika-Pause nötig ist) haben inzwischen zahllose Reisen durch das Südliche Afrika unternommen, vor allem Südafrika ist so zu einer „zweiten Heimat“ geworden…
Meine erste Reise durch Namibia unternahm ich 1994 – damals noch in einem Toyota Corolla – und ziemlich unvorbereitet… Dieses Unternehmen gipfelte darin, dass das Auto im Sand steckte und wir von einem hilfsbereiten Straßenarbeiter, der in einem kleinen Zelt neben seinem Greder nächtigte, herausgezogen werden mussten. Auf dieser ersten Reise vernichtete ich im Köcherbaumwald zudem ein 300mm Teleobjektiv, das mir aus der Hand glitt, als plötzlich eine Kobra neben mir stand. Da passte auch noch dazu, dass ein Koffer verspätet sein Ziel erreichte und dann nicht geöffnet werden konnte, weil ich den Schlüssel zu Hause vergessen hatte…
Erstaunlich ist, wir haben das Südliche Afrika trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb ?!) so sehr ins Herz geschlossen, dass wir heuer im Sommer unsere 25. Reise in eben diese Gegend angetreten haben. Nachdem wir im Vorjahr in Südafrika unterwegs waren, stand sehr bald fest, dass im Sommer 2019 wieder Namibia und Teile Botswanas bereist werden würden. Zudem muss natürlich bei jeder Reise einerseits bekanntes, andererseits aber auch neues Territorium betreten werden – trotz fortgeschrittenem Alter gibt es ja immer noch so etwas wie „Pioniergeist“…
Da meine spärliche Freizeit als Lehrer miteinbezogen werden muss, kommen überwiegend unsere Sommermonate als Reisezeit in Betracht – nicht unbedingt die schlechtesten Voraussetzungen für Reisen in den südlichen Teil Afrikas. Da wir in den letzten Jahren fast ausschließlich Touren auf Campingbasis im Dachzelt unternommen hatten, wollten wir heuer bewusst wieder einmal den Komfort in Lodges genießen – es war ja schließlich auch so etwas wie eine kleine „Jubiläumsreise“. Zudem war relativ bald klar, dass uns unsere Töchter heuer nicht begleiten würden, eine zumindest in budgetärer Hinsicht erfreuliche Tatsache.
Das waren also die Rahmenbedingungen – einer Detail-Planung stand damit nichts mehr im Weg. Als Reisezeitraum legten wir den 7. bis 29. Juli 2019 fest, drei Wochen würden ausreichen, um die ambitionierte Runde nicht zu stressig werden zu lassen – Zeit für die Fotografie spielt zumindest bei mir eine nicht unwesentliche Rolle. Als fahrbarer Untersatz wurde diesmal wieder ein Toyota Hilux Double Cab 4x4 gewählt, den wir im Internet über AVIS buchten.
Folgende Reiseroute legten wir fest:

  • 10. Juli 2019: Windhoek - Casa Piccolo
  • 11. Juli 2019: Spitzkoppe - Spitzkoppen Lodge
  • 12. Juli 2019: Spitzkoppe - Spitzkoppen Lodge
  • 13. Juli 2019: Cape Cross - Cape Cross Lodge
    14. Juli 2019: Skelettküste - Shipwreck Lodge
    15. Juli 2019: Skelettküste - Shipwreck Lodge
    16. Juli 2019: Palmwag - Grootberg Lodge
    17. Juli 2019: Etosha NP - Okaukuejo
    18. Juli 2019: Etosha NP - Halali
    19. Juli 2019: Etosha NP - Namutoni
    20. Juli 2019: Etosha NP - Namutoni
    21. Juli 2019: Rundu - Hakusembe River Lodge
    22. Juli 2019: Shakawe - Drotzky's Cabins
    23. Juli 2019: Shakawe - Drotzky's Cabins
    24. Juli 2019: Shakawe - Drotzky's Cabins
    25. Juli 2019: Shaleshanto - Mogothlo Safari Lodge
    26. Juli 2019: Shaleshanto - Mogothlo Safari Lodge
    27. Juli 2019: Maun - Queness Inn
    28. Juli 2019: Buitepos - Kalahari Bush Breaks

    In der Hoffnung, dass diese Reiseroute auch bei anderen Afrikafreunden und -freundinnen auf Interesse stößt, werde ich in den kommenden Wochen einige unserer Eindrücke mit - hoffentlich vielen - Mitreisenden teilen
    Beste Grüße
    Peter
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    05 Sep 2019 12:56 #566800
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    Tag 0 – 7. Juli 2019

    Es ist früher Nachmittag, die Koffer stehen seit gestern zu Hause bereit – Afrika ist schon sehr nahe, praktisch in Griffweite. Während des Jahres schmökere ich gerne in den Reiseberichten dieses Forums, sehe mir die schönen Bilder an, schwelge in Erinnerungen oder plane eigene, neue Routen. Seelenhygiene… Die letzten Wochen mit Schulschluss waren stressig genug, es tut gut, endlich den Alltag hinter sich lassen zu können. Afrika ruft, ich höre den Ruf und folge.
    Es ist überhaupt das erste Mal, dass ich zuhause unsere Koffer fotografiere – im Nachhinein betrachtet mache ich mir durchaus Gedanken darüber… Dazu aber später mehr.
    Unsere Tochter, seit wenigen Wochen stolze Besitzerin einer Fahrerlaubnis, bringt uns zum Flughafen Wien-Schwechat, von wo es mit Austrian zunächst nach München und von dort mit South African über Johannesburg nach Windhoek gehen soll. Diese Route ist zwar vielleicht etwas umständlich, aber meine bisherigen Erfahrungen mit Air Namibia waren nicht die besten und aus Österreich gibt es ohnehin keine direkte Verbindung nach Namibia.
    Am Flughafen bringen wir rasch den Check-in und die Sicherheitskontrolle hinter uns, wobei diesmal meine gesamte Fotoausrüstung einem Sprengstofftest unterzogen wird – Sicherheit über den Wolken ist ein hohes Gut, deshalb lasse ich die aufwändige Prozedur still über mich ergehen. Leidtragende ist da eher meine Frau, weil sie auf mich warten muss, während ich meine Objektive wieder in die dafür vorgesehenen Fächer des Fotorucksacks schlichte.
    Anschließend lassen wir uns gemütlich in der Lounge nieder, essen eine Kleinigkeit und trinken ein erstes Glas Rotwein – Afrika wir kommen.
    Unser Flug wird zum Boarding aufgerufen, wir marschieren zum vermeintlichen Abfluggate, wo bereits hektische Betriebsamkeit herrscht. Die Uhr tickt – keine Durchsagen, keine Hinweise, dass eine Flugverspätung möglich sein könnte. Das (ein?) Flugzeug steht angedockt an der Brücke, keine Reaktion seitens des Personals. Die Passagiere haben sich inzwischen pflichtbewusst wie Lemminge hintereinander aufgestellt und halten Boardkarten und Reisepässe in der Hand – allzeit bereit…
    Die beiden Angestellten auf der anderen Seite des Tresens beginnen zu telefonieren und tuscheln miteinander – sehr eigenartiges Verhalten, denn Kundeninformation sieht anders aus. Da wir in München einen Aufenthalt von etwas mehr als zwei Stunden haben, mache ich mir noch keine Gedanken, dass etwas nicht funktionieren könnte.
    Die Uhr tickt weiter – inzwischen sollten wir bereits etwa zwanzig Minuten in der Luft sein, immer noch keine Informationen. Mir reicht es – ich fordere Infos ein, die anderen Passagiere sind da offenbar geduldiger, wiewohl der Lärmpegel inzwischen angewachsen ist. Mir wird mitgeteilt, dass zeitnah eine allgemeine Information folgen wird – Geduld ist angesagt. Es vergehen weitere Minuten bis sich endlich jemand zu einer Durchsage durchringt: „Aufgrund eines Gewitters ist der Luftraum über München derzeit geschlossen, es werden keine Flüge dorthin abgefertigt“.
    Aha – was ist der Plan? Da ich immer noch fast direkt vor dem Tresen stehe, frage ich nach einer Alternative. Der Angestellt der AUA erklärt mir höflich, dass er uns auf den Folgeflug, der Wien in zwei Stunden verlassen wird, umbuchen kann. Ich versuche ihm zu erklären, dass diese Alternative nicht wirklich hilfreich ist, denn dann wäre unser Anschlussflug Richtung Johannesburg zumindest schon über den Alpen… Da es aber dazwischen ohnehin keine Möglichkeit gibt, aus Wien wegzukommen, nehmen wir zähneknirschend den nächsten AUA Flug nach München, wo sich dann das dortige Bodenpersonal um den Weiterflug kümmern wird – Afrika, wir kommen – etwas später.
    Wir schlendern die schmalen, endlosen Gänge von Terminal 3 auf und ab und schlagen die Zeit tot. Inzwischen habe ich auch schon eine Mail an Claudia von Casa Piccolo geschrieben, dass die Übernachtung in Windhoek storniert werden kann. Eigentlich eine Zumutung, denke ich mir, aber was soll ich tun?
    Der Flug mit der folgenden Maschine nach München, der selbstredend ausgebucht ist, wird von einer (!!) Person abgefertigt, was zur Folge hat, dass er sich um weitere dreißig Minuten verzögert. Der Pilot entschuldigt sich kurz vor Abflug für diesen Lapsus – Personalmangel wird als Grund angeführt. Nicht aufregen – wir sind im Urlaubsmodus… Austrian – the charming way to fly!... Inzwischen hatte ich auch die Wetter app hinsichtlich Flugwetter über München bemüht – es erschien ein Sonnensymbol…
    Um 20:28 bewegt sich die Fluggastbrücke vom Airbus weg, in zwei Minuten startet das Boarding in München. Das wird knapp…

    Als wir um 21:25 Uhr in München landen, ist der Flughafen bereits ziemlich leer. Das Service-Center im Terminal K ist bereits geschlossen, wir fahren, mit zahlreichen anderen „Gestrandeten“, zu Terminal G weiter, wo uns eine lange Menschenschlange erwartet. Es geht dennoch recht schnell, wir warten nicht allzu lange, obwohl Warten inzwischen ein Spezialgebiet von uns ist. Die freundliche Dame im Lufthansa-Outfit nimmt unsere Dokumente entgegen und lächelt uns an. Wir wären nicht die einzigen – was für eine Wohltat… Sie schlägt uns als Alternative den Direktflug mit Air Namibia von Frankfurt aus vor, das würde die ehestmögliche Flugverbindung darstellen. Nach unserer Einwilligung – zum Diskutieren war ich ohnehin schon zu müde – werden rasch Gutscheine für die Fahrt mit einem Taxi zum Hotel und morgen wieder retour zum Flughafen gedruckt, außerdem ein Übernachtungsvoucher für das Best Western Hotel in Erding inklusive Abendessen und Frühstück. Ohne Gepäck, denn dieses wird durchgecheckt, geht es die wenigen Kilometer zum Hotel, wo wir knapp vor Mitternacht eintreffen.
    Nach etwas mehr als 11 Stunden Anreise ab unserer Haustüre sind wir glücklich in München/Erding eingetroffen – wenn wir den Schnitt unserer Reisegeschwindigkeit nicht schleunigst heben, dauert es noch etwas, ehe wir unser geliebtes Afrika erreichen.
    Gute Nacht – bis morgen!
    Letzte Änderung: 10 Sep 2019 20:25 von Luigi15.
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    06 Sep 2019 12:17 #566884
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    Tag 0 – Fortsetzung

    Den 8. Juli 2019 verbrachten wir also wieder mit Warten – nach dem Aufstehen gings zunächst zum nahen Lidl, wo wir uns mit den nötigsten Hygieneartikeln eindeckten, denn im Hotel war nicht einmal eine Zahnbürste zu ergattern. Anschließend machten wir einen ausgedehnten Spaziergang durch die Maisfelder rund um Erding, vorbei an der riesigen Therme. Diesen Spaziergang könnten wir – bei etwas gutem Willen – schon als Gamewalk durchgehen lassen, denn neben einigen Hasen lief auch ein Reh (Springbock – Made in Bayern) über den Weg, verschwand aber sofort im Mais. Gegen Mittag ging es wieder zurück zum Flughafen, schließlich mussten wir ja von München nach Frankfurt fliegen, von wo abends der Flieger nach Windhoek starten sollte.

    Ich will hier niemanden langweilen, daher in aller Kürze: Alles ging glatt, wir erreichten Frankfurt und auch der Flug mit Air Namibia von Frankfurt nach Windhoek verlief ohne Zwischenfälle. Es ist richtig, dass inzwischen ein Teil des Unterhaltungsprogrammes in den in die Jahre gekommenen Maschinen den Dienst quittiert hat, dazu wurden aber Router im Flugzeug verteilt, um über WLAN zumindest die eigenen Smartphones oder Tabletts betreiben zu können. Da ich gewöhnlich nach einem Glas Wein mit einer Schlaftablette etwas nachhelfe, ist mir das Unterhaltungsprogramm in Flugzeugen aber ohnehin nicht wirklich wichtig.

    Überpünktlich landeten wir um 06:20 in der namibischen Hauptstadt – der Morgen dämmerte, als wir bei rund 4 Grad über das Flugfeld zum Terminal liefen. Wir konnten es überhaupt nicht fassen, wir hatten es endlich nach Namibia geschafft. Nun konnte eine grandiose Reise beginnen, die so viele überragende Sichtungen für uns bereithalten würde.
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    08 Sep 2019 17:46 #567065
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    Tag 1 – 9. Juli 2019

    Die Einreise verlief überraschend zügig – die in dicke Mäntel gehüllten Damen hinter den Tresen schienen noch zu schlafen, denn mechanisch wurde der Einreisestempel in den Pass gedrückt, eine Kontrolle, ob alle Felder am Einreiseformular ausgefüllt waren, wie ich sie zuvor schon so oft erlebt hatte, entfiel diesmal. Innerhalb kürzester Zeit standen wir vor dem Gepäcksband, das sich einfach nicht in Bewegung setzen wollte. Langsam füllte sich der Platz rundum, wir hätten uns wirklich nicht beeilen müssen, denn der Vorsprung, den wir uns ergattert hatten, schmolz mehr und mehr dahin. Fazit: Es ist nicht nötig, die Strecke zwischen Flugzeug und Ankunftshallte im Stechschritt zurückzulegen, spätestens am Gepäckband trifft man alle Mitreisenden wieder…
    In unserem Fall kam erschwerend hinzu, dass sich die Zeit vor dem Band, das sich inzwischen zu drehen begonnen hatte, als schier endlos herausstellen würde. Während die übrigen Passagiere nach und nach ihre Koffer vom Förderband hoben, hatte es bei uns nur ein Gepäckstück nach Namibia geschafft. Dass nur zwei weitere Passagiere ihre Koffer nicht ausgeliefert bekamen, hatte den Vorteil, dass die Prozedur beim Lost & Found relativ rasch abgewickelt werden konnte. Anhand der Tag-Nummer des Gepäcks konnte uns die Dame im Büro auch gleich mitteilen, dass sich unser Koffer noch in München befinden würde.
    Um den weiteren Verlauf des Reiseberichtes nicht mit unnötigen Verweisen zum werten Befinden unseres Koffers zu stören, an dieser Stelle: Ja, wir erhielten unser Gepäck nach drei Tagen und vielen Telefonaten mitten in der Nacht in die Cape Cross Lodge zugestellt – unbeschädigt und voll mit diversen Tags…
    Nun ging es für uns weiter zum AVIS Counter, wo wir zügig die Formalitäten für die Automiete abwickelten. Schnell noch Geld aus dem ATM gezogen und schon verließen wir das inzwischen nahezu leere Terminal. Am Parkplatz die freudige Überraschung: Uns erwartete ein völlig neuer Toyota Hilux mit exakt 13 km am Tacho. Das Auto roch noch ganz neu, der Beifahrersitz war noch in Plastikfolie gewickelt. Auch die Reifen waren, wie der Ersatzreifen, absolut neuwertig. Der Schlüssel wird übergeben, einige Worte hinsichtlich Zuschaltung des 4WD gewechselt, denn es war dies für mich der erste Wagen mit Allrad-Automatikbetriebe.
    Der große Nachteil unserer Flug-Odyssee war, dass wir heute, am Ankunftstag in Namibia, noch bis zur Spitzkoppen Lodge weiterfahren mussten. Wir hatten ja unfreiwillig die Casa Piccolo in Klein-Windhoek gegen das Best Western Hotel in München-Erding getauscht (ganz abgesehen davon, dass die Reservierung im „The Stellenbosch“ verfallen musste). Ich schätze es überhaupt nicht, nach einem Langstreckenflug gleich ins Auto zu steigen, aber diesmal blieb keine Wahl, schließlich wollten wir unsere vorgebuchte Reiseroute möglichst rasch wieder einhalten.
    Aus diesem Grund fuhren wir vom Flughafen direkt zur Maerua Mall, wo wir uns mit Getränken und Obst eindeckten. Anschließend ging es weiter über den Western Bypass nach Okahandja. Wir hatten ohnedies nicht vor, uns länger in der Stadt aufzuhalten, sodass die Verzögerung während der Anreise diesbezüglich keine Auswirkungen auf unsere Reise hatte.
    Gegen Mittag erreichten wir Okahandja, wo wir uns neben der Shell-Tankstelle (gegenüber der Verkaufsstände der Holzschnitzer) immer mit Biltong eindecken. Ich finde die Qualität des hier angebotenen Trockenfleisches sehr ansprechend. Direkt daneben befindet sich zudem ein kleines Cafe, in dem wir uns einen Espresso und ein Stück Schoko-Kuchen kauften. Dieses Kuchenstück führte uns auch wieder vor Augen, dass wir in Namibia angekommen waren – es schmeckte ausgezeichnet und war für zumindest drei Personen bemessen.
    Diese kurze Pause war eine Wohltat – jetzt waren wir wirklich angekommen. Über die B2 fuhren wir weiter nach Karibib. Immer wieder stellten wir fassungslos fest, was wir bisher nur aus den Medien wussten: Dieses Land ist ausgedörrt – auf vielen Weiden tummeln sich Rinder, wir können uns nicht erklären, was die dort fressen sollten. Gelegentlich sehen wir Transporter mit Heuballen, dennoch ist es schwer vorstellbar, dass die Tiere so die lange Zeit bis zum nächsten Regen (wenn er denn fällt) überdauern können. Wir sind wirklich sprachlos und können uns nicht vorstellen, dass es Landesteile geben kann, in denen die Situation noch dramatischer ist…
    In Karibib beschließen wir spontan, uns den Marmorbergbau etwas näher anzusehen. Schon bisher war ich fasziniert von den riesigen weißen Blöcken, die hier aus dem Berg geschnitten werden. Ein freundlicher Mann am Gate zum Abbaugebiet lässt uns passieren, über eine schmale Schotterpiste rumpeln wir den Berghang hinauf. Oben angekommen, erklärt uns ein anwesender Arbeiter, in welchem Bereich wir uns bewegen könnten. Es war absolut interessant, zwischen den Marmorblöcken zu stehen und den schönen Stein aus nächster Nähe zu begutachten.



    Über Usakos führte uns die Fahrt schließlich weiter zu unserem ersten Ziel, der Spitzkoppe. Kurz hinter der Stadt, die wirklich interessante Gebäude im Zentrum aufweist, die mir bei dieser Reise erstmals aufgefallen sind, biegen wir auf die Pad D1918 ab, die sich in einem ausgezeichneten Zustand präsentiert.



    Schon von weitem erblickt man die grandiose Felsformation von Namibias zweithöchstem Berg, wie sie abrupt aus der Landschaft aufsteigt.



    Irgendwie eigenartig und befremdlich mutet das Wirrwarr aus Verkaufsständen an, das sich unmittelbar am Eingang zum Spitzkoppen-Camp immer mehr ausbreitet. Vor allem auch die Zahl der bettelnden Kinder ist meiner Meinung nach stark im Steigen begriffen. Einige der Hütten sind zumindest sehr originell erbaut.



    Wir fahren diesmal nicht zum Camp, sondern direkt weiter zur Spitzkoppenlodge. Dazu ist es notwendig, dass man das gesamte Areal praktisch umfährt, da die Zufahrt nur aus nördlicher Richtung möglich ist. Endlich haben wir unsere erste Unterkunft in Namibia erreicht, nach dem langen Flug doch eine einigermaßen strapaziöse Angelegenheit.



    Wir nehmen zunächst im Restaurant einen Cafe zu uns, den haben wir uns redlich verdient. Die Architekten dieser Lodge haben wirklich Großartiges geleistet, das umliegende Gelände wurde perfekt genutzt, die Gebäude, die überwiegend in Zeltform gestaltet sind, gliedern sich meiner Meinung nach perfekt in die umliegenden Felsformationen ein. Wir erhalten Zelt Nr. 13 – an schlechtes Omen denke ich nach der holprigen Anreise überhaupt nicht.















    Nach einer kurzen Pause beschließen wir, die Umgebung der Lodge etwas zu erkunden. Die grandiose Landschaft, die sich um uns ausbreitet, vertreibt die Müdigkeit aus den Knochen.
    Von unserem Zimmer gehen wir in einem weiten Bogen durch das Gelände der Lodge und bestaunen die bizarren Felsformationen. Sogar einen kleinen Felsbogen gibt es zu bestaunen. Im Hintergrund ragt immer wieder der Gipfel der Spitzkoppe auf - einfach atemberaubend schön... Die Zeit vergeht wie im Flug.











    Wenn man in der Spitzkoppen-Lodge nächtigt, erhält man den Schlüssel für ein Gate, um vom Lodgegelände direkt weiter zur Spitzkoppe fahren zu können. Wir entschieden uns dazu noch kurz einen Abstecher zur Bridge zu unternehmen. Der spätere Nachmittag eignet sich hervorragend, um dort etwas herumzustreifen.









    Ich spielte dort etwas mit dem 15 mm -30 mm Objektiv herum, das sich für Fotografien unter dem Felsbogen mMn sehr gut eignet. Den Abend wollten wir jedoch heute im Bereich der Lodge genießen, denn dort sind die Sonnenuntergänge besonders schön... Dazu setzen wir uns auf eine der Liegen am kleinen Pool und beobachten, wie sich die Granitfelsen der Spitzkoppe langsam verfärbten.








    Unseren ersten wirklichen Reisetag ließen wir schließlich bei marinierten Hühnerflügeln auf Glasnudeln, Springbockschenkel und einem mit Granola verfeinerten Cheesecake ausklingen - dazu gab es ein gutes Glas Wein. Die Küche der Spitzkoppen-Lodge ist ausgezeichnet und lässt wirklich keine Wünsche offen - wie überhaupt der Service in dieser Lodge außerordentlich zuvorkommend ist!
    Letzte Änderung: 10 Sep 2019 20:26 von Luigi15.
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    10 Sep 2019 19:12 #567275
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    Tag 2 – 10. Juli 2019

    Der Morgen war bitter kalt, die Temperatur lag nur geringfügig über dem Gefrierpunkt. Gott sei Dank hatten wir gestern abgelehnt, dass man uns zum Frühstück abholt. Eine Fahrt mit dem offenen E-Buggy der Lodge von unserem kuschelig warmen Zelt zum Restaurant wäre sicher keine Hilfe gewesen. Der Fußmarsch hält uns nicht nur fit (immer wieder stellen wir nach einer Reise fest, dass mehr Bewegung nicht geschadet hätte), er hält auch die Körpertemperatur im erträglichen Bereich. Nun rächt es sich, dass meine Winterjacke in dem Koffer liegt, der bestenfalls gerade im Landeanflug auf Windhoek ist…

    Im wohltemperierten Restaurantzelt nehmen wir ein leichtes, aber ausgezeichnetes Frühstück zu uns. Heute wollen wir zunächst zum Bushman Paradise aufbrechen, um dort möglichst früh den tollen Sonnenaufgang zu erleben. Bereits gestern hatten wir uns den Schlüssel zum Gate organisiert, sodass wir heute geradewegs zu den Pontok-Bergen aufbrechen können. Die Fahrt ist kurz und wir stapfen bald den steilen Anstieg empor. Die Kette, die Halt geben sollte, ist bitterkalt, bald werden die Hände klamm. Im Hintergrund beginnt sich der Horizont zu verfärben, bald wird die Sonne die Umgebung in herrlichstes Licht tauchen.
    Oben angekommen, beobachten wir, wie sich die Felsen langsam verfärben, um schließlich fast orange zu leuchten. Diese Landschaft rund um die Spitzkoppe ist wirklich atemberaubend und vor allem so vielfältig, dass ständig Neues entdeckt werden kann.











    Natürlich besuchen wir auch die Felszeichnungen wieder, die leider schon sehr verblasst sind und nur mehr schemenhaft erahnen lassen, wen oder was die San vor tausenden Jahren hier verewigt hatten. Obwohl inzwischen mehr darauf geachtet wird, dass die Malereien nicht weiter zerstört werden, gelingt es offenbar immer noch einigen Idioten, ihre Namen zwischen Löwen, Antilopen oder Nashörnern einzuritzen…



    Auf den umliegenden Felsen haben sich die Klippschliefer eingerichtet, auch sie genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. Dazwischen sehen wir auch einige Bergstare. Eines der Tiere mutiert gar zu einem Flug-Schliefer...









    Beim Abstieg merkt man erst die Steilheit des Geländes. Dennoch ist es unbedingt lohnenswert, die Strapazen des Aufstiegs auf sich zu nehmen. Einige Stellen entlang der Kette erweisen sich als durchaus rutschig, hier ist Vorsicht geboten.





    Unten angekommen, beschließen wir, langsam wieder zur Lodge zurückzufahren, wobei natürlich die Schönheit der Landschaft ausgiebig aufgesogen wird. Immer wieder sehen wir auch Vögel im schönen Morgenlicht, vor allem ein Monteiro-Toko hat es uns angetan.





    In der Lodge legen wir eine Pause ein, nehmen einen Cafe zu uns und genießen es, in diesem schönen Land sein zu dürfen.

    Heute ist definitiv kein Stress geboten, denn wir haben ja noch den gesamten Tag hier an der Spitzkoppe. Obwohl bereits am Vormittag die Temperatur mit dem strahlenden Sonnenschein rasch zugelegt hat, ist es nicht heiß, auch die geringe Luftfeuchtigkeit trägt dazu bei, dass das Klima von uns mehr als angenehm empfunden wird.
    Wir wandern zu einzelnen Felskuppen, die überall aus der Ebene aufragen. Ständig gibt es Neues zu entdecken, die Zeit verstreicht wie im Flug. Neben einigen gefiederten Freunden (Mausvogel, Fahlflügelstar oder Maskenbülbül) sehen wir auch Felsenagamen und die ersten Zebras unserer diesjährigen Reise.















    Zu Mittag ziehen wir uns in unser Zelt zurück und genießen den Blick auf die Spitzkoppe vom Balkon aus.



    Am Nachmittag sind wir wieder mit dem Auto unterwegs, wobei wir zwischendurch aber immer wieder stoppen und kürzere Spaziergänge unternehmen. Dabei sehen wir weitere Felsmalereien, auch die des Small Bushman Paradise.











    Viel zu rasch bricht der Abend an, die eineinhalb Tage, die wir hier in dieser grandiosen Umgebung verbracht haben, neigen sich dem Ende zu. Noch einmal dürfen wir den Sonnenuntergang mit den sich laufend ändernden Farben der Felswände genießen, ein Schauspiel der Sonderklasse... Die letzten Sonnenstrahlen auf die Spitzkoppe genießen wir wieder von unserem Zimmer aus - mit einem Glas Gin Tonic...







    Zum Abendessen gab es Kudu-Carpaccio auf Blattsalat, als Hauptgang Hühnerroulade mit diversem Gemüse, Röstkartoffeln und Pasta - auf den Caramel-Vulkan als Dessert habe zumindest ich verzichtet - die Kalorien nahm ich lieber in Form eines guten Rotweins zu mir...

    Morgen geht es weiter an die Küste, wo wir in der Cape Cross Lodge nächtigen werden!
    Letzte Änderung: 15 Sep 2019 17:02 von Luigi15.
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    12 Sep 2019 19:52 #567519
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    Tag 3 – 11. Juli 2019

    Auch heute war der Morgen wieder sehr kalt, doch diesmal mussten wir nicht so früh unser Chalet verlassen, denn vor uns lag nur die relativ kurze Fahrstrecke zur Cape Cross Lodge. Also ließen wir den Tag gemütlicher angehen. Wir packten unsere Sachen zusammen und machten uns gegen neun Uhr auf den Weg zum Restaurant, um dort ein köstliches Frühstück einzunehmen. Für mich ist es inzwischen zur Gewohnheit geworden, meinen schweren Fotorucksack überall hin mitzuschleppen. Dafür werde ich zwar gelegentlich belächelt, denn es ist oft gar nicht so leicht, dafür einen geeigneten Abstellplatz zu finden…
    Diesmal erwies sich die Schlepperei als Glücksfall, denn an einem dürren Baumstamm nahe der Rezeption der Lodge turnte eine Höhlenweihe akrobatisch auf und ab. Also rasch Rucksack auf den Boden, Kamera raus und los geht’s.







    Für mich war es eine Premieren-Sichtung, aus derartig geringer Distanz habe ich diesen stattlichen Vogel bisher noch nie betrachten dürfen. Wir beobachteten den Greifvogel eine ganze Weile, er ließ sich durch uns nicht stören und bohrte mit dem Schnabel im Holz herum. Ein Grünschwanz-Glanzstar war ebenso interessierter Beobachter, was umso bemerkenswerter ist, als sein übliches Verbreitungsgebiet etwas nördlicher liegt…




    Irgendwann konnten wir uns dennoch losreißen und marschierten zum Chalet zurück, um uns reisefertig zu machen. Etwas wehmütig verließen wir das Gelände der Lodge, nicht ohne uns vorher einzugestehen, dass dies nicht der letzte Besuch hier gewesen war.






    Auf dem Weg zurück zur Pad D1918, der wir Richtung Henties Bay folgen wollten, konnten wir erkennen, dass es heute wesentlich dunstiger war als in den vergangenen Tagen. Zudem hing eine Bank des Küstennebels hartnäckig rund um einige der Inselberge, die die Spitzkoppe umgeben. Auch auf diesem Bild kann man erkennen, wie ausgedörrt sich die Landschaft in diesem Jahr präsentiert, kaum ein Grashalm ist zwischen den wenigen Bäumen und Büschen auszumachen.

    Während der Weiterfahrt Richtung Küste lichtete sich der Nebel immer mehr, sodass wir einen Gelbschnabel-Toko, der sich auf einem dürren Ast niedergelassen hatte, beobachten konnten. Immer wieder erhob er sich kurz, flog eine kleine Runde und ließ sich schließlich genau am gleichen Ast wieder nieder. Im Gegensatz zu einigen seiner Artgenossen, denen ich teilweise ein großes Stück hinterherlaufen musste um ein einigermaßen brauchbares Foto zu schießen, kannte dieses Tier wenig Scheu.

    In Henties Bay beschlossen wir spontan einen kurzen Abstecher nach Süden zu unternehmen, um dem Schiffswrack der Zeila einen Besuch abzustatten. Ich hatte auf diese Reise extra ND-Filter mitgenommen, weil ich der Meinung war, dass ich sie entlang der Skelettküste sinnvoll einsetzen könnte. Im Nachhinein weiß ich, dass das nur beschränkt möglich war, beziehungsweise, dass der Effekt nicht unbedingt meinen Vorstellungen entsprach. Hier dennoch ein Bild der Zeila, aufgenommen mit dem einem ND-1000 Filter – darunter eine Aufnahme ohne Filter.





    Etwas genervt durch die Mineralien-Verkauf-Gang, die sich bei der Zeila eingenistet hat und offenbar das Wort „Nein“ in keiner Sprache im Wortschatz aufweist, fuhren wir zurück nach Henties Bay, wo wir uns einen Cafe gönnten und den Wagen volltankten. Da ich nicht sicher war, ob die Tankstelle in Terrace Bay Diesel haben würde – dieser Zweifel war übrigens völlig unbegründet – und wieviel Treibstoff wir nach Möve Bay benötigen würden, war mir der Stopp hier einfach sehr wichtig.
    Von Henties Bay gelangten wir auf der gut ausgebauten Küstenstraße C34 rasch zu unserem heutigen Etappenziel, der Cape Cross Lodge, die sich unmittelbar nördlich der bekannten Robbenkolonie direkt am Atlantik ausbreitet. Wir stoppten am Weg dorthin an einem der zahlreichen Becken, an denen Salzwasser abgepumpt wird. Immer wieder ist es faszinierend zu sehen, wie rasch entlang der Ränder der künstlich geschaffenen Seen Salzkristalle entstehen. Auf einem der Schläuche, mit denen das Salzwasser in Tankwägen gepumpt wird, hatten es sich ein Dreibandregenpfeifer und kurz darauf ein Fahlregenpfeifer bequem gemacht.









    Wir fuhren zunächst zur Lodge, um unser Zimmer zu beziehen. Nach einer kurzen Pause besuchten wir auch diesmal die Robbenkolonie, die ich als Namibias herausragendsten Luftkurort bezeichne. Es ist immer wieder spannend, was hier auf engstem Raum los ist. An diesem späteren Nachmittag erstrahlt der historische Ort in schönstem Sonnenlicht, die Nebelbank, die hier zum Spielverderber werden kann, ist weit draußen am Atlantik auszumachen. Dennoch weht eine kühle Brise als wir aus dem Auto neben den beiden Padraos aussteigen, die an Diego Cao und seine Entdeckungsfahrt erinnern.



    Der Gestank der nahen Robbenkolonie ist anfangs besonders gewöhnungsbedürftig. Laut tönen die Rufe der tausenden Ohrenrobben zu uns herüber. Es ist teilweise schon schwierig, sich den Weg durch die Tiere auf die in die Jahre gekommene Aussichtsplattform zu bahnen. Von hier weg sieht man das Ausmaß dieser Robbenkolonie. Die Südafrikanischen Seebären, so werden die Tiere eigentlich korrekt bezeichnet, nehmen das gesamte Kap ein und tummeln sich im kalten Meer. Irgendwie erinnert mich dieses Bild etwas an die aus diversen Medien bekannten Aufnahmen aus chinesischen Schwimmbädern...





    Wohin man hier schaut, alles ist voller Robben. Es ist sehr interessant die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten, ihr Sozialverhalten zu studieren. Um diese Jahreszeit sind überwiegend nur Weibchen und Jungtiere in der Kolonie anzutreffen. Hier poste ich einige Portraits, wobei es mir offenbar sichtlich schwer fällt, eine Auswahl zu treffen…



















    In dieser Kolonie sieht man aber nicht nur Robben, immer wieder tauchen auch Schabrackenschakale auf, um nach leichter Beute Ausschau zu halten. Die Schakale haben es überwiegend auf Jungtiere abgesehen, die alleine in der Kolonie zurückbleiben, während die Muttertiere im Atlantik nach Nahrung tauchen. Auch diesmal sehen wir wieder einen Schakal, der im Schatten eines großen Steins Fleischstücke aus seinem Opfer reißt.





    Die Reste, die die Schakale übriglassen, werden schließlich von den Dominikanermöwen verzehrt. Dadurch ist gewährleistet, dass von den toten Robben innerhalb kürzester Zeit nur noch einige Knochen herumliegen.





    Wir bleiben mehr als eine Stunde vor Ort und beobachten die Tiere aus nächster Nähe, die Zeit vergeht wie im Flug. Anschließend fahren wir die kurze Strecke zur Cape Cross Lodge zurück, die inzwischen von der Abendsonne schön angestrahlt wird.



    Unmittelbar vor der Lodge unternehmen wir noch einen Spaziergang entlang des Strandes, der Wind hat deutlich nachgelassen. Nur noch selten gibt es eine größere Welle, die sich an den wenigen größeren Steinen dieses Strandabschnitts bricht. Eine Dominikanermöwe blickt auf das Meer hinaus und erhebt sich, nachdem wir offensichtlich die Fluchtdistanz unterschritten hatten.







    Hier im südlichen Afrika dauert die Dämmerung nicht allzu lang, relativ rasch verschwindet die Sonne am Horizont und taucht das Meer und die umgebende Küste in ein magisches Licht. Am Rückweg zur Lodge treffen wir auch noch auf einen einheimischen Fischer, der hoffentlich nicht für das heutige Abendessen verantwortlich zeichnet.







    Zurück in der Lodge machen wir uns frisch, ehe wir in das Restaurant gehen, in dem bereits ein Feuer im offenen Kamin entfacht wurde. Wieder durften wir einen herrlichen Tag mit vielen tollen Sichtungen erleben. Zum Abendessen gibt es heute Rollmops, eine gut gewürzte Bohnensuppe und als Haupttisch ein leckeres, perfekt gegrilltes Oryx-Steak. Das Dessert, eine Vanille-Creme, wird von mir wieder verschmäht, ich trinke dafür wieder ein zweites Glas Rotwein…
    Morgen müssen wir früh aus den Federn, denn um 11:00 Uhr müssen wir in Möve Bay sein, um den Transfer zur Shipwreck Lodge nicht zu versäumen – gute Nacht!
    Letzte Änderung: 06 Apr 2022 22:32 von Luigi15.
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